Internationale Politik Alte Menschen leben zu lange

olga64
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Mitglied

RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 01.01.2021, 15:59:51
 


Ich vertrete die Ansicht, dass die heute Alten in ihrer wirtschaftlich aktiven Zeit, 'investiert' haben, nicht zuletzt in die Zukunft durch die Aufzucht von Kindern, wozu auch die nicht entlohne Arbeit von Müttern zuhause gehört (früher galt:  Kosten für 1 Kind bis 25 Jahre entspricht einem Kleinfamilienhaus) und dass ihnen deshalb ein 'return on investment' im Alter zusteht.



Auch sollte nicht vergessen werden, dass die Kosten des einen, das Einkommen des anderen sind und dass 1/3 der Aufwendungen für die unproduktiven Alten über Steuern in die Staatskasse fliesst.

 
Sie sollten aber nie vergessen, dass sich diesen "Luxus"  sich ausschliesslich als Frauen auf "die Aufzucht" der Kinder zu konzentrieren, grossenteils nur in Westdeutschland praktiziert wurde (Vati sagt, meine Frau muss nicht arbeiten!).
Das wurde dann oft so missverstanden, dass frau sich bis nach der Volljährigkeit der Kinder dafür veranwortlich fühlte und keine Zeit und kein Raum verblieb, b erufstätig zu sein, um u.a. eigene Rentenansprüche zu verwirklichen.
Die Rechnung zahlen bis heute die davon betroffenen Frauen, zumal wenn sie von ihren sie ernährenden Männern verlassen wurden und auch die Kinder, denen so ein Mutterleben vergönnt war, sich aus der Verantwortung stehlen.
Seit vielen Jahren ist dies nicht mehr praktikabel, weil sich auch die Menschen geändert haben ,bzw. Frauen eine bessere Ausbildung haben und ihre Rolle nicht nur in Küche und Kinderzimmer definieren.
Sie tragen mehr zum Familieneinkommen bei als frühere Frauengenerationen, zahlen in Sozialkassen und auch Steuern und erwerben auch eigene Rentenansprüche, bzw. andere Vorsorgemodelle.
DAfür gibt es heute vielfältige Modelle für Familien, angefangen vom Kindergeld, bis zu Steuerermässigungen, ERziehungsgeld und -urlaub, Mütterrente  und vieles mehr. Olga
RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 01.01.2021, 17:57:30

Ihren Ausführungen kann ich nicht zustimmen. 1985 hatten wir ein Klassentreffen bei dem auch ich teilnehmen konnte. Alle Frauen aus meiner Klasse waren berufstätig, alle hatten eine gute Ausbildung genossen, hatten auch Kinder, einige hatten studiert, aber keine ließ sich Vorschriften bezüglich ihrer beruflichen Perspektiven machen. 
Bruny

olga64
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RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.01.2021, 18:09:45

1985 war das auch schon etwas anders. Vieles änderte sich z.B. mit der Pille, die es in Deutschland seit ca 1963 gibt. Da änderten auch Frauen ihre Pläne für ihr Leben und stellten Ansprüche, bzw. liessen sich auch scheiden, wenn ER zu sehr Pascha und alleinbestimmend war.
Aber eine Schulklasse b ildet keine Gesellschaft ab, bzw. ganze Frauengenerationen.

Aber vorher und nach dem Krieg wurde oft noch nach dem Vorbild der Müttergeneration gelebt. Frauen wurde erklärt, es lohne sich nicht für sie, zu studieren oder einen Beruf zu erlernen, weil sie doch heiraten und Kinder bekommen würden. Das glaubten viele, versuchten bald zu heiraten und ergaben sich diesem Schicksal. Olga


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aixois
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RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 01.01.2021, 17:57:30

b erufstätig zu sein, um u.a. eigene Rentenansprüche zu verwirklichen.

das ist eben der ethische Aspekt. 'Arbeitet' nur der, der seine Arbeitskraft gegen Entlohnung 'verkauft' ?
Welchen Wert misst man der unentgeltlichen , aber doch unentbehrlichen (meist Frauen-) Arbeit zu ?

Ich schrieb früher mal, wenn man diese  so 'umsonst' erbrachte Leistung 'kaufen' müsste, durch die Anstellung von Haushalts-/Ernte-/Gartenhilfen, Nachhilfelehrer*innen, dann stiege zwar die Wirtschaftsleistung (und all die  entlohnten Frauen bekämen Rentenansprüche), aber es würde nicht weniger erzeugt .

Den Fehler im System hat man ja erkannt durch die (im Einzelfall lächerlich geringe) Aufstockung von Hungerrenten für Kinderaufzuchtsleistungen.

Es bedarf in der Tat vielfältiger neuer Modelle (der Trend zum 'home office', d.h. die Wiedervereinigung von Arbeit und Wohnen) könnte da neue Perspektiven bieten, wenn es 'nach Corona' zu einer ehrlichen _Schwachstellenanalyse und einem Nachdenkprozess kommt, ob es nur mit einem "weiter so", so weiter in die Zukunft gehen kann. 
 
RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 01.01.2021, 18:17:49

Ich war 1985 bei einem Klassentreffen. Ich bin Jahrgang 1947 und meine Mitschüler ebenso, höchstens 1948. Nach dem Krieg waren die meisten Frauen maßgeblich daran beteiligt das Land wieder aufzubauen und sie mussten meistens die Kinder alleine groß ziehen weil ihre Männer nicht aus dem Krieg zurückkehrten oder wenn doch dann oft als Krüppel an Leib und Seele. 
Gerade dieser Aufbaugeneration gebührt ein großer Dank in Form eines großzügigen Grundgehalts ohne dabei als Bittsteller dastehen zu müssen. Sie jetzt als Flaschensammler sehen zu müssen ist beschämend und tut mir in der Seele weh.
 

olga64
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RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 01.01.2021, 18:26:33

Ich sehe dies aus FRauensicht schon differenzierter:
Mir war es nach Studium mit ca 30 Jahren z.B. möglich, meinen eigenen Lebensplan aufzustellen, das hiess bei mir, ich entschied mich gegen Kinder für den Beruf.
Einer der Gründe war auch ,dass ich mich für einen Mutterrolle nicht sehr geeignet sah, Hausarbeiten mir ein Greuel waren und auch der passende Partner, der mich so unterstützt hätte, wie dies manche Männer heute machen (die anders sozialisiert und erzogen wurden), nicht vorhanden war.
Und ich habe das nie bereut - ich habe Chancen ergriffen, war in diese Strukturen gut eingebettet und wenn es mal nicht klappte, habe ich es erneut versucht. Das wäre bei Kindererziehung nicht so gut möglich, weil es ja viel komplizierter ist, welches "Produkt" dann rauskommt, bzw. sein weiteres Leben darunter zu leiden hat, weil meine mütterlichen Experimente zum Scheitern verurteilt sind.
Und ökonomisch sehe ich das schon so, wenn ich als Frau ca 40 Jahre lang in gutbezahlten Jobs meinen finanziellen Anteil an den Steuer- und Sozialkassen leistete (teilweise bis heute) habe auch ich dazu beigetragen, dass manche Menschen, denen es nicht so gut ging und geht, Zuschüsse erhielten, bzw. familiäre Projekte wie SChulen für Kinder usw. ebenfalls finanziert werden konnten.
Ein Rückblick auf die Entwicklung der Geburtenraten seit ca 1968 zeigt mir auch, dass sich vermutlich viele Frauen dieser und meiner Generation für ein anderes Lebensmodell entschieden haben als die Müttergeneration vor uns. Olga


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arno
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Mitglied

RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von arno
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.01.2021, 18:42:22

Moin, Bruny,

nichts ist so ungerecht wie die Entlohnung. Trotzdem wollen die EU- Politiker und auch die
deutschen Politiker diese Ungerechtigkeit bestehen lassen. Sozialpolitik ist nicht ihr Ding!
Bei der Rentenzumessung gibt es sehr viele Privilegierte. Ein Umbau dieses Rentensystems
steht nicht im Interesse der Politiker,  Diese sind mit dem jährlich festzulegenden Infationsausgleich
total ausgelastet.

Gruß arno

olga64
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Mitglied

RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.01.2021, 18:42:22

Ich weiss ja nicht ,was Sie unter einem "grosszügigen Grundgehalt" verstehen und wen Sie hier als BEzahler bestimmen wollen.
In Deutschland ist es wenigstens so, dass diese Personengruppen monatlich ca 1.000 Euro erhalten. Das ist vermutlich zu wenig, wenn man eine teure Wohnung in München hat, dürfte aber schon ausreichen, wenn man in infrastrukturärmeren Gegenden wohnt. Das nennt man Grundsicherung; ausserdem gibt es jetzt ab diesem Jahr die Grundrente in ähnlicher Höhe,  auch für diejenigen, die nicht so lange in die Rentenversicherung einbezahlten.
Flaschensammeln ist seit ca einem Jahr keine Alternative mehr. Hier darf im Freien nichts mehr konsumiert werden und es fehlen also die Nebeneinnahmen dieser Pfandsammler; ebenso finden keine Fussballspiele oder Veranstaltungen mehr statt, wo diese mit Handkarren hinzogen, um sich diese Pfandflaschen zu sichern.
Die Aufbaugeneration nach dem Krieg stirbt allmählich aus; wenn diese nach Kriegsende Anfang 20 waren, wären sie heute vermutlich 100 Jahre alt.
Was bezahlt eigentlich Spanien an diese Menschen? Wie ich hörte, steigen dort die Arbeitslosenzahlen, insbesondere bei jungen Menschen sehr stark an und ich befürchte, für Grosszügigekeiten, wie sie in Deutschland seit Jahren üblich sind, bleibt dort immer weniger Geld. Das ist sicherlich insbesondere für eine sozialistische Regierung ein grosses Problem. Olga

RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 01.01.2021, 18:59:42

Ein Umbau des Rentensystems wird nicht stattfinden, das sehe ich ebenso. Ich bin aus dem Verein ausgestiegen sobald ich irgendwie konnte. Aber generell auf Freiwilligkeit zu bauen, dass sich jeder Berufstätige selbst absichert wäre auch kein gangbarer Weg. Also wird eine Säule das derzeitige Rentensystem bleiben, zumindest so lange bis sich neue Alternativen aufdrängen müssen.
Bruny

olga64
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RE: Alte Menschen leben zu lange
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.01.2021, 19:32:07

DAs deutsche Rentensystem hat schon vieles durchgestanden; zwei Weltkriege, eine sog. Wiedervereinigung usw. Und sie ist a uch in der Seuchenzeit stabil und zahlungsfähig.
Aber aufgrund des demographischen Faktors, d.h. mehr RentnerInnen als EinzahlerInnen muss eine zusätzliche Säule installiert werden. Also mehr eigene Vorsorge, die allerdings nachprüfbar und bezahlbar  sein muss.
Und Einbeziehung in diese Systeme für alle Selbstständigen; sonst liegen die hinterher nur den Steuerkassen zur Last, wenn sie Fürsorgeleistungen benötigen. Das ist auch keine Alternative.
Früher zahlten erfolgreichere Kleinunternehmer in Lebensversicherungen, die ihrerseits diese Gelder international zu hohen Zinsen anlegten und deshalb gute Auszahlungen möglich waren. Das gibt es seit Jahren auch nicht mehr ,weil nirgendwo hohe Zinsen für Anlagen bezahlt werden ausser auf dem Aktienmarkt,der natürlich naturgemäss auch riskant sein kann.
Wie wir auch aus dieser Seuche lernen, muss es auch eine Möglichkeit geben, diese Kleinunternehmer in die ARbeitslosenversicherung einzubeziehen. Denn diese (also Arbeitnehmer und Arbeitgeber als Einzahler) bezahlen jetzt das Kurzarbeitergeld. Wenn also Selbstständige dieses auch für sich beanspruchen, sollten sie vorher in dieses erfolgreiche System integriert werden.
Ich denke, da wird sich einiges ändern müssen, dann vermutlich unter der Flagge Schwarz-Grün, weil die SPD an der nächsten Regierung sicher nicht mehr beteiligt sein wird. Olga


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