Internationale Politik Ein Zeichen der Hoffnung

miriam
miriam
Mitglied

Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von miriam
als Antwort auf hafel vom 27.01.2008, 13:03:09
Hafel, fast hätte ich mit mir wetten können, dass du diesen Bericht gesehen hast. Vielleicht findet schon so eine selektive Vorahnung bei manchen Diskutanten statt, was man sich wohl ansehen sollte und wo man lieber wegschauen soll...

Ja, du hast eigentlich Recht: die Diskussion ist auch für mich abgeschloßen. Wir drehen uns langsam im Kreis.

Gruß von Miriam

hafel
hafel
Mitglied

Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von hafel
als Antwort auf miriam vom 27.01.2008, 13:17:52
Miriam...... und wenn wir uns schon "im Kreis drehen" dann doch bitte im Walzertakt.
Noch einen schönen Sonntag
--
hafel
Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 27.01.2008, 13:17:52
Ich frage mich wirklich, warum die Kritiker israelischer Politik, die sich aktiv einbringen, indem sie Appelle schreiben und mit Friedenskämpfern zusammenarbeiten, mit solch böswilligen Unterstellungen überzogen werden. Schade!
Meine Sympathie gehört voll und ganz den israelischen Friedensbewegungen, auf die ich schon früher einmal innerhalb dieser Diskussionen vor ca. 1-2 Jahren aufmerksam gemacht habe. Damals hatte ich sie alle mit asuführlichen Erklärungen aufgeführt. Und wenn diese Diskussionen jetzt noch weiter gegangen wären, hätte ich es vielleicht noch einmal getan.
Diesmal ging es allerdings um die Politik von Regierungs- und Militärseite, die ich ganz und gar ablehne und trenne von denen, die in Israel all das genauso ablehnen wie ich.
Hier noch ein Link zu einem Interview mit einer israelischen Menschenrechtsaktivistin von "Machsom Watch", einer Organisation von Jüdinnen, die an den Checkpoints "Wache schieben", um die schlimmsten Übergriffe der Soldaten zu verhindern bzw. zu dokumentieren und Berichte darüber zu veröffentlichen.
Ich habe sie persönlich kennengelernt und mit ihr Gespräche geführt und festgestellt, dass ihr Urteil über diese Politik viel härter ist als meins.
--
marina

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Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.01.2008, 14:01:00
Da dieser Thread eigentlich mit „Ein Zeichen der Hoffnung“ überschrieben ist und auf Barenboim und seine Friedensinitiatve aufmerksam macht, hier noch ein Auszug aus einem Interview mit diesem großartigen Musiker und Menschen:

Barenboim: Der Junge kommt aus Ramallah. Ein Palästinenser, viele Kids sind so wie er. Aufgeweckt, neugierig, voller Kraft. Man muss sich das vorstellen: 85 Prozent der Bevölkerung in den besetzten Gebieten sind unter 33 Jahre alt. 22 Prozent der Bevölkerung in Israel sind Palästinenser, und die Zahl steigt und steigt. Wie Israel mit diesen Menschen umgeht, ist so unendlich dumm, das macht mich wahnsinnig. Erst seit wenigen Jahren ist es für die Palästinenser innerhalb Israels erlaubt, arabische Literatur zu lesen. Bis dahin durften sie sich nur mit dem Judentum beschäftigen. Warum? Sie sind keine Juden. Das Argument, Israel sei ein Staat für die Juden, ist kein Argument. Denn die Palästinenser sind nun mal da. Was will man tun? Will man sie vertreiben? Will man sie töten? Jeder, der ein bisschen denken kann, weiß: Diese riesige Bevölkerungsgruppe muss integriert werden. Es gibt eine Eigenschaft des jüdischen Volkes, die von allen anerkannt wird, von den Antisemiten und von Philosemiten, das ist die Intelligenz. Ich kann nur fragen: Wo ist sie geblieben? Die Intelligenz der Israelis ist auf eine schreckliche Art betäubt.
--
marina
Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.01.2008, 14:45:21
Ein anderer Auszug:

Barenboim:
Ja, aber hätten wir in den letzten 60 Jahren nicht mehr versuchen müssen, die Palästinenser zu überzeugen? Haben wir nicht auch uns selbst gegenüber die Pflicht, die Lebensbedingungen der Palästinenser zu verbessern? Israel ist 1948 eine Nation geworden, für die Palästinenser gilt das nicht. Wir müssen ihnen doch aus einer Situation helfen, in der sie nichts mehr zu verlieren haben. In einer solchen Situation greifen sie natürlich zu Gewalt.
[. . . ]
Den Konflikt mit Iran kann Israel nicht lösen. Aber es wäre viel stärker, wenn der Konflikt mit den Palästinensern gelöst wäre. Doch wenn nur abgewartet wird, wenn nur furchtbare Kriege geführt werden und alles zerstört wird, können wir weder den einen noch den anderen Konflikt lösen. Eigentlich ist es schon jetzt fast zu spät. Wir brauchten einen dritten Weg: bei den Palästinensern weder Hamas noch Fatah und bei uns weder Likud noch Arbeitspartei. Denn die Mehrheit der Palästinenser will genau das Gleiche wie die Mehrheit der Israelis, nämlich eine friedliche Lösung.
ZEIT : Wer soll denn dann in Israel diese treibende Kraft sein?
Barenboim : Ich sehe niemanden. Ich meine, dieser Mensch in Israel ist noch nicht geboren. In Palästina gibt es eine solche Bewegung. In Israel fehlt der Wille dazu. Das ist wie in der Musik. Ich kann jedem Instrumentalisten im Orchester zeigen, dass er hier oder dort Crescendo spielen, also steigern muss. Wenn er den musikalischen Willen hat, diese Steigerung wirklich bis zum Ende zu führen, dann wird das geschehen. – Ein solcher Wille ist in der israelischen Politik nicht da.
ZEIT: Wie erklären Sie sich das?
Barenboim: Zwanzig Jahrhunderte lang waren wir überall auf der ganzen Welt eine Minderheit. Manchmal waren wir sehr gut aufgehoben, manchmal gab es unmenschliche Grausamkeiten. Nach zwanzig Jahrhunderten haben wir es geschafft, eine Nation zu bauen. Wir haben nach 1948 eine unglaubliche Übergangsphase geschaffen. Wir haben das Land aufgebaut und progressiv und positiv gedacht. Wir waren eine wirklich tolle Nation. Ich war damals – 1952, als ich nach Israel gekommen bin – sehr jung, zehn Jahre. Ich habe sehr viel von dieser positiven Art des Denkens mitgenommen. Es ging damals wirklich nur um das Wesentliche. Aber 1967, nur 19 Jahre nachdem wir selbst eine Nation geworden waren, haben wir plötzlich selbst eine Minderheit kontrolliert. Diesen zweiten Übergang haben wir nicht geschafft, wir haben es nicht einmal wirklich versucht.
[. . . ]
Wir dürfen nicht vergessen, dass das größte Kapital des jüdischen Volkes seine moralische Haltung und seine moralische Kraft sind. Darin waren wir so stark, weil wir eine Minderheit waren und weil wir unter uns gelebt haben. Aber wir haben nicht gewusst, wie das auf unser Land zu übertragen war. Deswegen sind die moralische Kraft und die ganze positive Art zu denken und zu leben nach 1967 langsam schwächer geworden. Die letzten sechs Wochen waren nur ein Accelerando in diesem Abbau unserer moralischen Kraft.
--
marina
miriam
miriam
Mitglied

Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.01.2008, 14:52:01
Eine arg verstümmelte Wiedergabe des Interviews dadurch, dass der sehr wichtige Anteil von Joschka Fischer komplett ausgelassen wurde.

Entweder man gibt verkürzt beide politische Stellungnahmen bzw. Erklärungen zur Lage wieder - denn es besteht eine Absicht darin warum beide befragt werden in einem Interview, oder man weist nur auf diesem Link.

Nur in der Art in der sich Fischer und Barenboim ergänzen, bekommt man einen Eindruck dessen was die damalige Lage in Israel war.

--
miriam

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Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 27.01.2008, 16:01:13
Ja, sicher, das war natürlich wieder pure Absicht von mir, um tendenziös und einseitig berichten zu können, wie es so meine Art ist.
Die Idee, dass es hier um Barenboim ging und ich nicht das ganze Interview einstellen konnte, ist sicher sehr abwegig, das sehe ich ein.

Ich geb's auf.
--
marina
Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.01.2008, 16:16:06
@marina,
"Ja, sicher, das war natürlich wieder pure Absicht von mir, um tendenziös und einseitig berichten zu können, wie es so meine Art ist."

Das hat doch nun Miriam wirklich nicht behauptet.

Mit ihrer Bemerkung: "Nur in der Art in der sich Fischer und Barenboim ergänzen, bekommt man einen Eindruck dessen was die damalige Lage in Israel war. " hat Miriam völlig Recht.

Es war übrigens richtig von dir, auf dieses Interview hinzuweisen, weil es ziemlich gut die Lage im Krisengebiet widerspiegelt und beide Interviewpartner sind vielleicht auch wegen ihrer recht unterschiedlichen "Lebensläufe" gute Kenner der Lage im Krisengebiet.
Der eine wegen seiner starken Bemühungen um eine Annäherung der verfeindeten Volksgruppen im Nahostkonflikt, der andere auch wegen seiner guten Kenntnisse besonders über die Palästinenser.
Ich bin nicht gerade ein "Verehrer" von Fischer, aber in Bezug auf Nah-Ost-Probleme war und ist er sicher ein Experte.
Es war schon richtig, darauf zu verweisen, dass man das ganze Interview lesen sollte.

Hier steckt nun wirklich kein echtes Streitpotential - schon gar nicht Potential zur "Aufgabe".

--
klaus
Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.01.2008, 16:54:41
Du hast die Kritik zwischen den Zeilen offenichtlich nicht wahrgenommen oder nicht wahrnehmen wollen. Ich bin sehr gut in der Lage, Texte zu verstehen.

marina
adam
adam
Mitglied

Re: Ein Zeichen der Hoffnung
geschrieben von adam
als Antwort auf miriam vom 27.01.2008, 16:01:13
@miriam,

wichtig fand ich Deine Information, daß Israelis an der Grenze zu Gaza demonstriert und Versorgungsgüter für die Palästinenser abgelegt haben. Das ist ein wirkliches Zeichen, daß hoffen läßt und ein wirkliches Argument in der Diskussion um den Frieden in Nahost.


@mart

Den Vergleich mit Ghandi finde ich toll. Zwischen dem Salzmarsch und dem verzweifeltem Druchbruch der ägyptischen Grenze durch die palästinensische Bevölkerung braucht man Parallelen nicht zu konstruieren.

--

adam

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