Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Eric Hobsbawm: "Es wird Blut fließen, viel Blut"

Internationale Politik Eric Hobsbawm: "Es wird Blut fließen, viel Blut"

dutchweepee
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Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von dutchweepee
Gestern las ich einen erstaunlichen Artikel eines der führenden Historiker der Gegenwart im STERN. Ich bin geneigt beinahe jedes Wort zu unterschreiben.

zitat: "Tja, ich könnte nun fragen, warum hält der Mensch an einem System fest, das regelmäßig die fürchterlichsten Katastrophen produziert? Das die Umwelt ausbeutet und zerstört, den Ast also absägt, auf dem er sitzt? Und jetzt brechen und knacken überall die Äste. Vielleicht wird die Menschheit noch bedauern, dass sie nicht auf Rosa Luxemburg gehört hat: Sozialismus oder Barbarei."
ehemaligesMitglied451
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Re: Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von ehemaligesMitglied451
als Antwort auf dutchweepee vom 19.05.2009, 12:37:21
dieser "führende Historiker" ist ein ErzMarxist, was er auch nicht bestreitet:

daher sollte auch die nächste Frage im Interview und die Anwort darauf nicht fehlen:

Ich bitte Sie: Es waren Ihre politischen Freunde, die Erben Lenins, die den Gegenentwurf zum Kapitalismus zertrümmert, den Gedanken an die Utopie zerstört haben.
Ja, das stimmt. Und das rächt sich nun. Denn nun, wo wir es wirklich brauchten, gibt es kein Gegenprojekt für die Menschheit! Das ist fatal.


Durch den von Lenin, Stalin ff "umgesetzte" Marxismus ist schon viel Blutgeflossen.


Ich glaube nicht, dass Träume eines Alt-Marxisten aus der Krise führen. Er selbst, sieht man das ganze Interview, übrigens auch nicht.

donaldd



senhora
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Re: Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von senhora
als Antwort auf dutchweepee vom 19.05.2009, 12:37:21
Ein sehr kluger, alter und weiser Mann, ein Wissenschaftler, der übrigens aus einem jüdischen Elternhaus stammt.

Mitglied der British Academy und der American Academy of Arts and Sciences. Er hat zahlreiche Ehrendoktortitel erhalten.
1998: Order of the Companions of Honour
1999: Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (Hauptpreis)
2000: Ernst-Bloch-Preis
2003: Balzan-Preis
2008: Ehrenbürger von Wien
2008: Ehrendoktor der Universität Wien
2008: Ehrendoktor der Universität Prag
2008: Bochumer Historikerpreis

Aber auch seine Mahnungen werden im alltäglichen Gewäsch unter gehen.

senhora

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dutchweepee
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Re: Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 19.05.2009, 13:26:45
@donaldd

Entgegen allen verzweifelten Gesundbetereien, zeigt dieser Weise auf, daß es nichts nützt dem krankenden Kapitalismus eine Milliardenpille nach der anderen zu geben. Das System muss verändert werden.

zitat: "Auch Karl Marx hat ja nie gegen gierige Kapitalisten argumentiert, er war gegen ein System, das notwendigerweise Habgier schafft. Der Mensch, mein fester Glaube, kann anders sein. Aber im Kapitalismus sucht jeder seinen Vorteil, jeder ist dazu verdammt, sonst geht er unter."
fritz_the_cat
fritz_the_cat
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Re: Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von fritz_the_cat
als Antwort auf dutchweepee vom 19.05.2009, 12:37:21
Gestern gingen wir um einen uns bis dahin unbekannten kleinen See, wir wollten die Hunde schwimmen lassen. Es war alles eingezäunt. Dahinter schöne Holzhäuser, Boote etc. Zutritt zum See war nicht gestattet, außer für Mitglieder. Hier ist die Zukunft bereits vorweggenommen. Die Kapitalisten, die die Menschen ausbeuten, werden eingezäunt leben müssen, sie müssen das Militär bezahlen, das sie beschützt, damit sie nicht vom armen Volk angegriffen wird. Hatten wir das nicht schon einmal?
--
fritz_the_cat
ehemaligesMitglied451
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Re: Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von ehemaligesMitglied451
als Antwort auf dutchweepee vom 19.05.2009, 14:03:53
ich glaube nicht, dass eine Marxismusdebatte das Problem löst.

Im übrigen sehe ich kein ideologisch geprägtes "System" sondern eine extreme Fehlentwicklung:

Der Hauptmangel der Marktwirtschaft ist, dass es den Hang zur Selbstabschabffung hat und keine soziale Komponente kennt. Daher haben sich nach und nach seit den Urzeiten des regiden Manchester-Kapitalismus nationale Volkswirtschaften entwickelt, die mit entsprechenden Steuerrungsmechanismen und regulierenden Rahmenbedingungen versuchen, diese Nachteile auszugleichen.

Zu dieser Entwicklung hat sicher u.a. die Arbeiterbewegung entscheidend beigetragen. In der BRD lief das ganze dann unter den Begriff "Soziale Marktwirtschaft"

Diese Frage schneidet nun eines meiner "Liebingsthemen" an: Die Globalisierung.
In der globaliserten Weltwirtschaft herrscht eben genau das wieder, was man glaubte überwunden zu haben: Ein neoliberaler Manchesterkapitalismus bei fehlenden internationalen Steuerungs- und Kontrollinstrumenten.

Erst jetzt, nach dem das Kind in den Brunnen gefallen ist, beginnt die sich auf glanzvoll inszenierten G8 Gipfeln sich selbst abgefeiernden Politik zu begreifen, was da abgelaufen ist. Sie haben sich über die Globalisierungsschiene aller Machtmittel und Steuerungsmöglichkeiten freiwillig selbst enthoben. Auch die Gewerkschaften wurden so ausgebremst.
Also neue Rezepte müssen her. Wir wissen doch, wie man dem manchester Kapitalismus an den kragen gehen kann.

Ein Hohn, dass gerade die F.D.P von der durch einen regiden Neoliberalismus in Form ungemmter Spekulation an unkontrollierten, globalisierten Finanzmärkten entstandenen Krise wahltechnisch profitiert.
Donaldd

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf fritz_the_cat vom 19.05.2009, 14:21:22
Na fritz, mal schön auf dem teppich bleiben und nicht gleich die weltrevolution ausrufen, nur weil deine hunde nicht überall baden können.
Du wirst sicher auch nicht erfreut sein, wenn alle welt durch deinen kleingarten und über Deine beete rennt.
Unser sportverein und seine anlagen, die wir mit beiträgen bauten und mit unseren beiträgen und arbeitsleistungen erhalten dürfen auch nicht von jedem hergelaufenen, der sich da mal austoben will mal so nebenbei zertrampelt werden.
Nicht überall wo nur für mitglieder dransteht sind gleich kapitalisten dahinter und wenn ich mit meinem hund an einem hundesportverein vorbeikomme und da nicht rauf kann, ruf ich auch nicht gleich den kommunismus aus.
--
gram
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 19.05.2009, 14:34:26
zitat donaldd: "...Ein Hohn, dass gerade die F.D.P von der durch einen regiden Neoliberalismus in Form ungemmter Spekulation an unkontrollierten, globalisierten Finanzmärkten entstandenen Krise wahltechnisch profitiert."

Da gebe ich dir ungeteilt recht. Ich finde es fast widerwärtig, wie sich die Neoliberalen auf ihrem Parteitag gefeiert haben. Ihr Konzept des unkontrollierten "freien" Marktes ist auf ganzer Linie gescheitert und nun erhoffen sie sich sogar einen Platz an der Regierungssonne.

Soooooo blöde können die deutschen Wähler doch gar nicht sein?
rolf †
rolf †
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Re: Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von rolf †
als Antwort auf dutchweepee vom 19.05.2009, 14:53:22

Wir werden es erleben, sie sind es
--
rolf
ehemaligesMitglied65
ehemaligesMitglied65
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Re: Eric Hobsbawm: Es wird Blut fließen, viel Blut
geschrieben von ehemaligesMitglied65
als Antwort auf dutchweepee vom 19.05.2009, 14:03:53

]"Auch Karl Marx hat ja nie gegen gierige Kapitalisten argumentiert, er war gegen ein System, das notwendigerweise Habgier schafft. Der Mensch, mein fester Glaube, kann anders sein. Aber im Kapitalismus sucht jeder seinen Vorteil, jeder ist dazu verdammt, sonst geht er unter."[/i][/quote]

--

Der Mensch, mein fester Glaube, kann NICHT anders sein. Er ist so.

Warum ist der Marxismus in allen seinen Abarten gescheitert? Weil in jedem System versucht wird, die Nase vor den anderen zu haben, machtmäßig und geldmäßig.
Und weil genau die, die es von unten nach oben geschafft haben, gleich wo, als erstes, statt Solidarität mit den Unterdrückten zu zeigen, die eigene Position zu festigen suchen, indem sie den Daumen auf die ehemaligen Leidensgenossen halten.
Der Mensch ist nur so lange sozial als es ihm persönlich nützt!

Es gilt also für die Mehrheit, im Interesse aller Riegel vor die Gier des einzelnen zu legen.

Das, denke ich, ist bei der Diktatur des Proletariats schon mal gründlich daneben gegangen. Also schließe ich, dass Diktatur bei diesem Vorhaben eher hinderlich ist. Weil dort das "Proletariat" ganz schnell von neuen Eliten ausgeschaltet werden konnte.

Wie Donaldd an anderer Stelle so nachvollziehbar sagte, bedarf es einer effizienten Kontrolle jeglicher Elite, die bei der sozialen Marktwirtschaft offenbar am Besten funktionierte. Vielleicht weil dort, anders als z. B. beim Sozialismus, ein gewisser Erfolg bei erbrachter Leistung zugestanden wird. Also zu selbiger anspornt. Andererseits durch die gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dem übermäßigen Profitstreben entgegengewirkt wird (Art. 14 GG mit dem Satz: "Eigentum verpflichtet").

Genau das wurde in den letzten Jahren mit dem nicht unberechtigten Hinweis auf die Globalisierung (die Arbeit vagabundiert um den Globus, immer dahin, wo sie am Billigsten ist) Schritt für Schritt abgebaut. Und damit all den Verwerfungen Tür und Tor geöffnet. Gezwungenermaßen, will ich betonen, denn in einer globalen Marktwirtschaft bestimmen eben nicht wir die Regeln.



meritaton

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