Internationale Politik Gadhafi und die Rolle Afrikas

luchs35
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Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von luchs35
Während sich die NATO langsam mit Bombardierungen von Sirte und und die Region um Bani Walid an Gadhafi herantastet, ist Afrika in einer schwierigen Situation und schweigt sich erst mal über das Ende der Aera Gadhafi aus.

Immerhin war Libyens Ex-Diktator ein generöser Spender und Investor für Länder südlich der Sahara , wo er auch seine militärische Mannschaft zur Verstärkung seine Elite rekrutierte und ihnen mit einem guten Sold ihre Treue/Abhängigkeit abkaufte und vergoldete.

Im Prinzip ist Afrika an den Zuständen in den arabischen Ländern relativ wenig interessiert, aber einige der afrikanischen Despoten stehen bei Gadhafi heftig in der Kreide, denn er hat es sich einiges kosten lassen, um sich in Afrika "einzukaufen". In Kenia allein schon gehören dem Gadhafi-Regime Luxushotels und Anteile an deren Ölraffinerien. So beeilt sich Kenias Vizeaußenminster Richard Onyonko dem Gönner Gadhafi zu bestätigen, dass er viel Gutes für sein Land getan habe und bekundet Trauer über dessen Sturz. Auch im Kampf gegen die Apartheid habe sich Gadhafi hohe Verdienste für Schwarzafrika erworben. Die Verflechtungen sind unübersehbar.

Dass Gadhafi im Prinzip die Schwarzen verachtete und sich auch an Bürgerkriegen beteiligte (Westsudan,Tschad, Zentralafrika) wird geflissentlich übersehen - als ob es Gadhafi dabei nicht ausschließlich um die Araberisierung, sondern um Völkerrrechte gegangen sei. Fast alle afrikanischen Staatschef haben vor einiger Zeit Gadhafis Vorsitz bei der Afrikanischen Union (AU) zugestimmt, obwohl sie über dessen operettenhaftes Auftreten insgeheim amüsiert waren.

In diesem ganzen Zusammenhang frage ich mich, wer wird nun die Steuerung der afrikanischen Länder übernehmen, evtl. wieder als Geldgeber die Finger auf Afrikas Bodenschätze legen? China? die Westmächte? die wirtschaftliche Großmacht Südafrika? Wird Afrika nach dem Sturz Gadhafis eine neue Linie finden- und wie wird sie aussehen? Immerhin stehen diese Despoten Gadhafi in nichts nach,auch sie müssen befürchten, dass das Exembel Libyen hier Nachahmer findet, was ihre Herrschaft gefährdet.

Afrika ist ingesamt ein unruhiger und berunruhigender Kontinent. Er könnte die nächste schwerwiegende Herausforderung für die Weltgemeinschaft werden.

Luchs
Mitglied_bed8151
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Re: Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von ehemaliges Mitglied
diesem geschundenen kontinent würde es gut tun, wenn sich amerikaner, asiaten und europäer bedingungslos zurückziehen würden. afrika den afrikanern!

the great game

ich bin nicht blauäugig... die welt lebt von afrika (vor allem von afrikanischem erdöl). deshalb gehe ich davon aus, dass die nutznießer der aktuellen weltordnung und ihre afrikanischen quislinge (wie immer sie auch heißen mögen) weiterhin afrika unterdrücken und ausbeuten werden.

eu + usa zeigen gerade was passiert, wenn sie ihre interessen gefährdet sehen. flugs haben sie ihren einstigen quisling al-gaddafi aus dem amt gebombt. sie versuchen jetzt, libyen dauerhaft militärisch zu besetzen.

die koloniale herrschaft soll erhalten bleiben. der krieg um die freiheit der afrikaner, oder, von hier aus gesehen, um die unfreiheit der afrikaner, ist noch lange nicht vorbei - er hat gerade angefangen.

--
Wolfgang
luchs35
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Re: Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2011, 16:00:46
Hast du dabei die Rolle Chinas und Indiens in Schwarzafrika vergessen, Wolfgang? Sie gelten längst als die großen Kolonialherren auf dem schwarzen Kontinent- und sie kümmern sich einen Deut darum, was mit den Menschen dort passiert.

Wirtschaftliche Interessen haben alle. Aber solange die korrupten Machthaber hemmungslos trotz ihrer Verbrechen gegen die Menschenrechte unterstützt werden wird Afrika lediglich zum Spielball diverser, gar nicht menschenfreundlicher Interessenten.

Dass dort Menschen einfach verrecken, nimmt man einfach zur Kenntnis. Das war es aber auch schon.


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Mitglied_bed8151
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Re: Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 31.08.2011, 19:38:59
mir ist die unselige koloniale rolle chinas durchaus bewusst. lies bitte, was ich zuvor schrieb: "diesem geschundenen kontinent würde es gut tun, wenn sich amerikaner, asiaten und europäer bedingungslos zurückziehen würden. afrika den afrikanern!"

der run auf die fast schon erschöpften ressourcen dort und anderswo birgt die gefahr eines großen krieges.

von außerhalb haben kolonisierte nichts gutes zu erwarten. die afrikaner werden sich wehren (müssen) gegen fremde kolonisatoren.

--
Wolfgang
luchs35
luchs35
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Re: Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2011, 20:55:46
Stimmt, Wolfgang, die Asiaten hatte ich tatsächlich überlesen.
Aber es ist auch illusorisch, das Rad zurückdrehen und den Afrikanern ihren Kontinent allein überlassen zu wollen. Doch nun fließt aus Libyen kein Geld mehr in die schwarzafrikanischen Länder, neue Geldgeber werden gesucht -vor allem von den Despoten, die ihre eigenen Taschen füllen wollen und die von Europäern, Amerikanern und Asiaten gleichermaßen gehätschelt werden.

Die Lücke, die das Regime Gadhafi und mit ihm die AU dort hinterlässt, ist nicht gerade gering, und es ist zu befürchten , dass viele dieser Ländern mit reichen Bodenschätzen (nicht nur Erdöl) zu einem reinen Objekt der Gier werden, ohne dass auch nur der geringste Ansatz zur Durchsetzung von Menschenrechten ins Spiel gebracht wird.

Es ist doch immer wieder das gleiche Spiel: an Bodenschätzen reiche Länder, aber blutarme, rechtlose und ausgebeutete Menschen, denen gerade diese Bodenschätze zum Fluch werden.

Luchs
silhouette
silhouette
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Re: Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von silhouette
als Antwort auf luchs35 vom 01.09.2011, 10:55:49
es ist zu befürchten , dass viele dieser Ländern mit reichen Bodenschätzen (nicht nur Erdöl) zu einem reinen Objekt der Gier werden,

Luchs

Luchs, das sind sie schon geworden. Der Prozess dauert schon mindestens 10 Jahre an. Unsere Medien hielten ihn nicht für erwähnenswert, darum ist davon kaum etwas bekannt geworden. Was sich heute als Neokolonialismus in Afrika abspielt, dagegen war der Kolonialismus um das Jahr 1900 ein ganz niedliches Biedermeier.

Und die korrupten afrikanischen Regierungen leisten dabei kräftig Schützenhilfe.

Neokolonialismus in Afrika

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Mitglied_bed8151
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Re: Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 01.09.2011, 10:55:49
es ist nicht illusorisch, das rad zurückzudrehen. nichts ist alternativlos. es gibt alternativen. diese alternativen sind allerdings nur GEGEN die kolonisatoren zu machen - nicht etwa MIT ihnen. da die kolonisaroren und ihre quislinge bis an die zähne bewaffnet sind und auf krieg setzen, werden die kolonisierten ebenfalls auf krieg setzen. langandauernde kämpfe, u.u. jahrzehnte andauernde kämpfe, sind zu erwarten.

--
Wolfgang
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2011, 20:55:46

von außerhalb haben kolonisierte nichts gutes zu erwarten. die afrikaner werden sich wehren (müssen) gegen fremde kolonisatoren.
Wolfgang [/quote]


Wolfgang, die Afrikaner werden sich erst mal wehren gegen ihre eigenen Diktatoeren und sich diese vom halse schaffen müssen.
Die Afrikanischen länder sind überwiegend derzeit nicht in der lage ihre bodenschätze zu heben und zu nutzen, ihre infrastruktur und wirtschaft zu modernisieren.
Was ist daran schlecht, wenn sich ausländische investoren daran beteiligen?
Schlecht ist nur, daß die gewinne daraus bisher ins ausland und in die taschen der Afrikanischen herrscher flossen.
Das muß sich ändern und dann wird es auch keine "neue kolonisation" geben.
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 01.09.2011, 11:52:20
richtig. kolonisierte wehren sich - gegen die kolonisatoren UND gegen deren quislinge (das sind immer "eigene" leute, benannt nach dem norweger vidkun quisling, der sich den deutschen faschisten bei der besetzung und unterdrückung norwegens zur verfügung stellte).

--
Wolfgang
luchs35
luchs35
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Re: Gadhafi und die Rolle Afrikas
geschrieben von luchs35
Der Vergleich mit der Biedermeierzeit ist zwar nicht schlecht, Silhouette, aber dabei darf man nicht übersehen, dass das heutige Elend in erster Linie schon zuvor seinen Ausgang hatte. Afrikas Ausbeutung und Unterwerfung ging nicht nur mit der Ausbeutung der Bodenschätze einher, sondern dass den Menschen dort schon früh eine Landwirtschaft aufgezwungen wurde, die auf die Bedürfnisse der Eroberer des Kontinents ausgerichtet war und die als wertvoller Rohstoff in die eigenen Länder ausgeliefert wurde. Die Afrikaner hatten zu miesesten Bedingungen und Hungerlöhnen zu produzieren. Und heute gehört dieser Boden internationalen Agrar- Multis, was zur Folge hat, dass nur noch wenige für sich selbst etwas anbauen können.

Die darauf ausgerichtetet Monokultur , die durch die einseitige Landwirtschaft entsteht, tut noch ein Übriges, das die Länder Afrikas vom Weltmarkt und seinen stets steigenden Preisen abhängig macht. Die Rechtlosigkeit der afrikanischen Menschen wird durch die korrupte Oberschicht und die diktatorischen Regime der meisten Länder Afrikas noch unterstützt. Setzt sich schon mal ein bisschen Demokratie mit der Frage nach Menschenrechten in einem der Länder durch, kann man damit rechnen, dass diese Regierung alsbald gestürzt wird. Sie "stören" das "Recht der Stärkeren", das heißt jener, die in Wirklichkeit im Ausland die Fäden ziehen und mächtig profitieren.

Diese Vorgeschichte bringt mich wieder zu Gadhafi, der wiederum einst mit einem Militär-Putsch König Sidris stürzte, der mit den Kolonialmächten England und Italien kungelte. Dass Gadhafi später selbst zu einem grausamen Despoten wurde, steht außer Frage. Aber er hat versucht, mit der AU die afrikanischen Länder zu einigen. Sicher auch zu seinem eigenen Nutzen, aber es war immerhin ein Weg, diese aus der Umklammerung der puren Ausbeutung etwas zu lösen.

Und wenn man bedenkt, wie schnell manche Regenten der afrikanischen Länder verschwanden, die sich den Vorgaben nicht beugten, frage ich mich, ob hier auch der als reiner Freiheitskampf deklarierte "arabische Frühling" Strippenzieher hatte, die wir gar nicht auf der Rechnung haben, weil wir europäisch "vordergründig" denken.

Das ist es, was mich in der Frage des Zusammenhangs Gadhafi/Afrika beschäftigt.

Luchs

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