Internationale Politik Macron "En Marche"

ingo
ingo
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Re: Macron "En Marche"
geschrieben von ingo
Mir fallen nicht zuerst Prognosen für Macrons Zukunft ein. Ich stehe einigermaßen fassungslos vor der politischen Entwicklung Frankreichs in den letzten paar Monaten da. Ich versuche, mir vorzustellen, dass CDU/CSU und die SPD von einem Tag zum anderen in der Bedeutungslosigkeit versinken würden und eine neue Partei die absolute Mehrheit hätte und dass man in dieser neuen Partei sowohl bisherige Mitglieder der Etablierten, als auch politisch völlig unbefleckte Abgeordnete vorfinden würde. In Frankreich wird gerade das politische Establishment aus den Angeln gehoben und diese Runderneuerung löst in den deutschen Medien und auch im ST weniger Beachtung/Überraschung/Entrüstung/Beiträge aus, als z.B. die Besetzung der Krim oder der Ukraine. Unfassbar!
Meine Gedanken dazu: Macron beginnt schon mal (taktisch) richtig damit, dass er mit Gewerkschaftern 50 Einzelgespräche führt; denn ohne die Gewerkschaften geht in Frankreich keine Erneuerung. Außerdem wünsche ich ihm den Schulterschluss mit Frau Merkel, damit nicht länger nur Deutschland, sondern wieder die deutsch-französische "Achse" im Mittelpunkt des politischen Geschehens steht. Das ist besonders wichtig, weil die Briten sich aus Europa verabschiedet haben.
pippa
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Re: Macron "En Marche"
geschrieben von pippa
als Antwort auf ingo vom 19.06.2017, 10:12:43
Wenn das riesige Heer der Nichtwähler stattdessen bei jedem Reformversuch auf die Straße geht, dann sieht es ziemlich düster aus.

Herr Macron hat zwar eine riesige Mehrheit im Rücken, aber die „Straße“ hat Frankreich schon oft lahmgelegt. Die Franzosen sind eben nicht so pflegeleicht wie die Deutschen.

Ich hoffe, vor allem für Europa, dass dieser Präsident tatsächlich „übers Wasser gehen kann“.
Pippa
sittingbull
sittingbull
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Re: Macron "En Marche"
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf Karl vom 18.06.2017, 22:23:08
Ich sehe die Gefahr, dass in Frankreich sich die Opposition außerparlamentarisch organisiert.
geschrieben von karl


ich sehe eher die Gefahr , dass sie es nicht tut und Macron seinen neoliberalen Ausverkauf a la Agenda 2010 durchzieht .

Andererseits haben Frankreich und die EU nun die Chance auf einen wirklichen Neustart.
geschrieben von karl


dein "wirklicher Neustart" , bedeutet faktisch die revision erkämpfter rechte der lohnabhängigen Klassen .

eigentlich müsste dir doch schlecht werden , wenn du die eckpfeiler der Macron Politik liest : Flexibilisierung , Deregulierung , Privatisierung .

das ist mitnichten ein "Neustart" , dass ist praktisch das alte , neoliberal/reaktionäre Thatcher und Schröder gequatsche , dass der europäischen Arbeiterklasse das leben zur hölle macht .

"Zum Glück zeigt uns das sehr gute Ergebnis von Jean-Luc Mélenchon bei der Präsidentenwahl und der seiner „La France insoumise“-Bewegung von unten entgegengebrachte Enthusiasmus, dass auch ein anderer Weg möglich ist, der einer Bürger-Revolution."
(Chantal Mouffe ; belgische Politologin , in der Pariser Tageszeitung
Le Monde)

ich hoffe , dass sich die linke Opposition in Frankreich machtvoll ausserparlamentarisch organisiert und diesem Rothschild Banker seine Grenzen zeigt .

sitting bull

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olga64
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Re: Macron "En Marche"
geschrieben von olga64
als Antwort auf pippa vom 19.06.2017, 14:07:47
xxxx Herr Macron hat zwar eine riesige Mehrheit im Rücken, aber die „Straße“ hat Frankreich schon oft lahmgelegt. Die Franzosen sind eben nicht so pflegeleicht wie die Deutschen.

Pippa
[/quote]

Pflegeleichte Deutsche? Meinen Sie dies am Streikverhalten unserer GEwerkschaften, festmachen zu können?
Es ist nicht immer Ausdruck von Stärke einer 'Gewerkschaft, wenn diese als Ultima RAtio sehr schnell ihre Mitglieder auf die Strasse ruft, Firmen Manager als Geisel nimmt und verprügelt usw.
Ein jahrelanger Vorteil in Deutschland ist es gerade, dass die ARbeitgeber und die Gewerkschaften letztendlich zu einem 'Ergebnis kommen. Manchmal dauert es länger wie z.B. bei den Lokführern (wochenlanger Streik bei der Bahn) manchmal geht es geräuschloser wie z.B. seit Jahren in der Chemieindustrie.
Macron muss jetzt versuchen, die 'Gewerkschaften für seine Reformvorhaben zu gewinnen; die wirklichen Widersacher auf der Strasse dürften aber die unterlegenen Oppositionsparteien wie die Sozialisten, die LInken und auch der FN sein, die ihm das Leben schwer machen werden. Sie kündigten es ja bereits an. Diese Parteien müssen sich bemühen, im Gedächtnis des Wahlvolkes zu bleiben und das werden sie auch machen. Olga
luchs35
luchs35
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Re: Macron "En Marche"
geschrieben von luchs35
Ich will nicht unken und nichts verschreien, aber ganz wohl ist mir bei dieser Machtfülle für Macron nun doch nicht, auch wenn ich berücksichtige, dass die Uhren in Frankreich etwas anders gehen als in Rest-Europa. Was sich in den letzten Wochen in Frankreich in rasendem Tempo abgespielt hat, grenzt schon ans Unglaubliche.
Nun wird das Land von einem erst 39jährigen Präsidenten regiert, den bis vor kurzem niemand kannte. Und nun zogen eine Menge unerfahrene Abgeordnete ins Parlament ein. Kann es Macron mit dieser jungen Mannschaft gelingen, das Land völlig zu erneuern? Wünschenswert wäre es.
Immerhin verlangt er von den Abgeordneten absoluten Gehorsam, mit denen sie die Regierungsbeschlüsse vorbehaltlos annehmen sollen.
Natürlich ist dies für Macrons Reformvorhaben sehr günstig, aber es verzerrt die Machtverhältnisse, da es praktisch keine nennenswerte Opposition mehr gibt. Oder formiert sich nun die Opposition der Straße?
Es dürfte eine spannende Zeit werden, vor allem mit dem Hinblick auf die EU, die ohnehin vor einer Zerreißprobe steht.
Heute haben die Brexit-Verhandlungen begonnen, auch das dürfte sich auf die neue französische Regierung auswirken.

Luchs35
sammy
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Re: Macron "En Marche"
geschrieben von sammy
als Antwort auf pippa vom 19.06.2017, 14:07:47
Wenn das riesige Heer der Nichtwähler stattdessen bei jedem Reformversuch auf die Straße geht, dann sieht es ziemlich düster aus.

....richtig, erst wenn auf den Worten Taten folgen, wird man sehen was das "Regierungsteam" "wert" ist
Eine Reform, die von ALLEN getragen werden kann, wird bestimmt in Frankreich schwierig werden.

sammy

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olga64
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Re: Macron "En Marche"
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 19.06.2017, 17:25:36
Heute haben die Brexit-Verhandlungen begonnen und es wird nun monatelang darüber verhandelt werden, wie diese "Scheidung" ausgesgtaltet sein wird. Dann (im nächsten Jahr) wird darüber verhandelt, wie es nach der SCheidung aussehen wird.
Ich denke nicht, dass diese Details die Menschen in Frankreich (oder Deutschland) mehrheitlich interessieren wird; die 'Ergebnisse werden es dann sein, die die Menschen wissen wollen.
Macron umgibt sich mit einer Mannschaft, die aus völligen Politik-Neulingen besteht. Dies scheint der Wähler so gewünscht zu haben, aber ob es erfolgreicher sein wird, wird die Zukunft zeigen. In Demokratien bedeutet dies, dass dann jemand wieder gewählt oder abgewählt wird.
Reformen mögen die Leute nie (auch in Deutschland nicht), weil naturgemäss die Menschen gerne an dem festhalten, was sie kennen. Und besser wird es für den 'Durchschnitts-Franzosen wohl erst dann werden, wenn die Resultate aus Reformen vorliegen und das kann dauern.

Ich denke auch nicht , dass derzeit die "Zerreissprobe" für die EU noch so gross ist. Wäre das so, hätten die Wähler z.B. in 'Frankreich und den Niederlanden anders entschieden. Auch unsere AfD wäre dann noch stärker, was sie seit einiger Zeit nicht mehr ist.
Seit der Wahl des Mr Trump überlegten sicher viele, ob sie solch unsichere Strukturen mit einem Egomanen ander Spitze auch für Europa wollen und verneinten dies.
Witzig finde ich zur Zeit von deutschen Politikern (Schultz, Gabriel und auch Merkel), wie sie darum kämpfen, "der Freund" von Macron zu sein. Gabriel holte ihn medienwirksam bei seinem Besuch am Flughafen ab; Schultz erklärt laufend, wann er ausführlich zuletzt "mit seinem Freund" gesprochen hatte und Merkel liefert die wirklich guten Bilder an seiner Seite.
Das sind alles Leute über 60 Jahre alt, die jetzt versuchen, sich in die Sonnenstrahlen eines 39-jährigen zu stellen.... schon amüsant, wie ich finde und es würde mich mal interessieren, ob auch Monsieur Macron und seine Frau herzlich darüber lachen können. Olga
luchs35
luchs35
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Re: Macron "En Marche"
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 19.06.2017, 18:03:01
Es bleibt nach der ersten Euphorie sowieso nicht anderes übrig als abzuwarten, wie es in unserem Nachbarland Frankreich weitergeht - und wie sich Deutschland und das übrige Europa in die Pläne Macrons einfügen können - oder auch umgekehrt, denn auch einem "Sonnenkönig" werden Grenzen gesetzt werden, wenn die Interessen sich kreuzen.
Sicher ist nur eines: Es wird spannend werden!

Luchs35
Re: Macron "En Marche"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 20.06.2017, 07:31:29
Guten Morgen, allzu überrascht müssen wir allerdings nicht sein, denn er hat ja in seinem WahlThema (Kampf war es ja keiner ) bereits angedeutet wie er sich ein Europa vorstellt. Wenn er bei den Franzosen punkten möchte, dann muss er anderen abfordern. Ein übermächtiges Deutschland will er nicht und ehrlich gesagt, ich auch nicht.
Bruny
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Macron "En Marche"
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.06.2017, 09:14:53
Emmanuel Macron ein entschiedener Befürworter der Europäischen Union. Er wirbt für eine bessere Zusammenarbeit in der Verteidigungspolitik sowie für einen Ausbau der europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache Frontex.
Zudem ist Emmanuel Macron für die geheimen Abkommen TTIP und CETA.
geschrieben von Tagblatt:


Bruny, Deutschlands Regierung hatte sicher nicht vor, in die im Moment übermächtige Rolle zu schlüpfen, es war die europäische Entwicklung, die es in diese Rolle hineindrängte und ihm auch die entsprechenden Verantwortung aufdrückte. Mit einem starken Frankreich könnte es sich diese Rolle teilen. Es ist nun einmal so, dass gerade diese beiden Länder auch das "Herz Europas" bilden und die Verantwortung gemeinsam tragen sollten. Beide Seiten werden aber Abstriche machen müssen.

Luchs35

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