Internationale Politik Russland -Hoffnungsland europäischer Bauern und Handwerkern
Aber diese Geschichte hat mich überrascht und nachdenklich gemacht....
Vor einigen Tagen bin ich in eine Diskusssion in der Nachbarschaft geraten, in der von einem uns bekannten Bauern berichtet wurde, dass dieser mit der Familie nach Russland auswandern wolle, wie dies vor ihm schon einige Schweizer Bauernfamilien gemacht haben, die kaum mehr wussten, wie sie ihre Höfe erhalten sollten, ohne in Massenproduktionen zu verfallen.
Ich war ziemlich baff und habe daraufhin das Internet durchsucht, bin dann u.a. bei Youtube fündig geworden. Nicht nur aus der Schweiz wandern Bauern und auch Handwerker nach Russland aus, auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Auf Youtube habe ich auch einige Videos gefunden, auf denen die Auswanderer schildern, was sie vorgefunden haben, vor welchen Herausforderungen sie stehen. wie ihr Leben heute aussieht und was sie erreicht haben. Mit dem Geld, das sie beim Verkauf ihrer Höfe und die Vermietung von Ackerland erzielt hatten, gehören sie in Russland teilweise schon fast zu den "Vermögenden", werden aber vor allem deswegen geachtet, weil sie ihr Geld voll und ganz in den Aufbau ihrer neuen Existenz als Bauern stecken und vor allem Beschäftigung für die Einheimischen bieten. Manche sind schon seit langer Zeit dort heimisch geworden und wollen nicht mehr zurück.
Sie bekommen zudem Fördergelder vom russischen Staat und weitgehende Hilfe bei der Suche nach geeigneten Orten für ihre Vorhaben.
Ihre Milchprodukte und auch anderes finden sehr guten Absatz, aber teilweise konnten einige Bauern zusätzlich auf Pferdehaltung in großem Stil umsteigen, Platz haben sie mehr als genug. Und zurückkehren will auch keiner-weder in die Schweiz noch nach Deutschland oder andere Länder - denn sie fühlen sich willkommen und wohl bei den Menschen dort, von denen sie viel Unterstützung bekommen durch Mithilfe beim Aufbau.
Zäh sei nur der russische Beamtenapparat, aber jedes Scheinchen wirke Wunder, das Abläufe enorm antreibt, erzählte der Bauer, der sich schon in seiner zukünftigen Heimat umgesehen und umgehört hat.
Trotzdem scheint alles, was wir offiziell aus Russland erfahren, bei vielen Menschen auf taube Ohren zu stoßen -und die machen dabei anscheinend auch noch ihr Glück in dem verpönten Land, das ihnen zwar keinen Luxus, aber Zufriedenheit und Anerkennung bietet.
Auch Russlanddeutsche kehren anscheinend jetzt vermehrt nach Russland zurück- enttäuscht vom Land ihrer Sehnsucht, in dem sie sich lediglich noch von Rechtspopulisten unterstützt und verstanden fühlten, wie sie erklärten.
Sicher hätte ich alle diese Videos und Berichte misstrauisch beiseite geschoben, hätte dieser Bauer aus meiner Wohnregion nicht diesen Weg beschritten, nachdem er sich an Ort und Stelle bei seinen Landsleuten umgesehen hatte.
Luchs35
Ich denke Luchs - es kommt immer drauf an, was man vom Leben und von seiner Umwelt erwartet, und was man selber bereit ist an Einsatz, an Kraft, an Verzicht usw., zu investieren, und gerade Bauern, die die mit Leib und Seele Bauern sind, die haben hier fast keine Entfaltungsmöglichkeiten mehr, sie kümmern sich nicht um Politik und Dax-Konzerne, sie haben es am liebsten, wenn sie sich um das Land und die Tiere kümmern können und sich zum größten Teil selber versorgen können. Die russische Seele ist freundlich, gut, hilfsbereit, herzlich und geduldig, die Menschen, die so weit verzweigt in diesen russischen Weiten leben, kennen unter sich keinen Neid und keine Macht, das gibt es nur in den Städten, in denen der gleiche Konkurrenzkampf herrscht wie bei uns!
Wenn man keine Stadt mit all ihren Verführungskünsten braucht - warum nicht? Ich habe schon ein paar solcher Berichte gesehen, aus Sibirien, vom Baikalsee usw., die Menschen sind wirklich glücklich, ich mag diese Menschen, hab ja auch ein bißchen russische Seele in mir, aber ..... meine Tochter wäre dort wahrscheinlich schon nicht mehr am Leben, und das ist die andere Seite!
Und ..... was Putin betrifft, was interssiert einen Bauern, einen Fischer, einen Holzfäller oder einen Bärenjäger in der russischen Pampa was Putin macht und treibt - nada! Gefährlich wird er ja nur für die, die ihn kritisieren oder ihm sonst wie ans Leder wollen, Bauern haben für so Schnickschnack kein Interesse und keine Zeit, ihnen geht die große Politik sonstwo vorbei!
Edita
Auch die Wolgadeutschen haben mal glücklich in Russland gelebt. Gelandet sind sie dann in Kasachstan. Klar, Putin ist nicht Stalin, aber wer wird sein Nachfolger?
Die Wolgadeutschen mußten die ersten Repressalien hinnehmen, und zwar vom Zaren Alexander II, da war Stalin noch nicht mal geboren!
Edita
Ja, das Leben hat viele Facetten...
Clematis
Genau so dachte ich das auch, Edita, aber andererseits sind doch die Meldungen , die bei uns veröffentlich werden, alles andere als Russland-freundlich sondern eher bedrohlich. Die Sorge vor einer Auseinandersetzung mit dem Westen/USA wird uns doch täglich vor Augen geführt, ganz zu schweigen vom Zangengriff, mit dem die russische Regierung die Menschen zu unterwerfen versucht.
Wie können Menschen also auf die Idee kommen, ausgerechnet in dieses Land auszuwandern? Es sind ja nicht nur die Bauern, sondern auch Handwerker und andere Berufe, die mit ihren Familien nach Russland ziehen. Auch das Schicksal der Wolgadeutschen dürfte noch nicht aus dem Gedächtnis verschwunden sein.
Und vor allem irritieren mich auch die Russlanddeutschen, die doch so viel dransetzten, um nach Deutschland ausreisen zu können und nun zurück wollen in ein Land, von dem bei uns kaum mal etwas Positives zu lesen ist.
Also zumindest nachdenklich kann man da schon werden., selbst wenn Putin so bedrohlich in unseren Köpfen steckt.
Luchs35
Luchsi - was Leute denken, was in ihren Köpfen vorgeht, was sie unter " innerer Zufriedenheit " unter Glück verstehen, was sie dazu brauchen, das kann " man " sich nicht vorstellen, man müßte in ihrer Haut stecken, nimm nur unsere " Auswanderin " nach Marocco, erst gestern hat unser Bundesrat abgelehnt, Marocco zu einem sicheren Herkunftsstaat zu deklarieren, also dürfen Flüchtlinge nicht dorthin zurückgeschickt werden, aber ..... es gibt Menschen, die waren in einem "sicheren" Land und sind ohne Not dorthin ausgewandert und sind glücklich.
Edita
Unsere marokkaischen Dealer vom Bahnhofviertel sind auch der Ansicht,dass Marokko ein sehr unsicheres Land ist.
Ich denke auch, dass die Bauern von der Weite Russlands angezogen werden, die ihnen viele Möglichkeiten mit einem guten Auskommen bietet. Aber dass gerade die in der Politik überwiegend gut bewanderten Schweizer mit ihrem fast angeborenen Freiheitsdrang und ihrer Heimatverbundenheit mit Kind und Kegel in ein Land auswandern, das all dem konträr gegenüber steht, überrascht doch sehr. Gut, wir können niemanden ins Gehirn blicken, aber vielleicht doch so manches hinterfragen.
Vielleicht sehen wir vieles verzerrt durch das fast tägliche politische Bombardement der meist nur negativen politischen Meinungen?
Es gab ja auch eine Zeit, da man von den "russischen Untermenschen" sprach- was uns die Russen zu Recht nie verziehen haben - und trotzdem gibt es kulturelle und zwischenmenschliche Verbindungen, die das Land offenbar gerade für heimatverbundene Menchen attraktiv zu machen scheint.
Ich möchte jetzt nicht die politische Seite in den Vordergrund ziehen, aber ich denke, dass unsere europäischen Regierungen gut daran täten, das Verbindende mehr zu betonen , um einen Konsens im Umgang miteinander zu finden.
Luchs35
Das - ist der springende Punkt, der mich schon lange auch ärgert, wenn hier von Politikern "von Russland" gesprochen wird, dann meinen sie Putin und seine Politik und ignorieren, daß sie das gesamte Volk der Russen damit verunglimpfen, wenn jedoch von USA gesprochen wird und wurde, waren jeweils nur die Präsidenten gemeint!
Ich möchte jetzt nicht die politische Seite in den Vordergrund ziehen, aber ich denke, dass unsere europäischen Regierungen gut daran täten, das Verbindende mehr zu betonen , um einen Konsens im Umgang miteinander zu finden.
Luchs35
geschrieben von luchs35
Edita