Internationale Politik Senioreninitiative in Japan

hafel
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Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von hafel
als Antwort auf marianne vom 17.05.2011, 17:37:19
@ Marianne:

Darum ging es Olga nicht. In Japan war mit Sicherheit nicht nur Karl und Margit auf Besuch. Geschäftlich hatten dort mit Sicherheit mehrere User zu tun. Ich weiß selber, dass Karl und Margit in Japan waren.

Olga ging es darum (bitte nachlesen), dass man nur urteilen kann, wenn man Sprache versteht und dort gewohnt und gelebt hat.

Ich bleibe bei meiner Einschätzung: auf 99,99% der ST-User trifft das nicht zu.

Hafel
Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 17.05.2011, 18:01:28
Nein, ich widerspreche dir: Auf 100% trifft das nicht zu.
Im übrigen hat kein Mensch kapiert, dass wir nicht die Japaner kritisiert haben, sondern die Tatsache, dass solche für Volk und Vaterland geopferten Senioren (deren Handeln auch 100% der großartigen ST-Befürworter niemals nacheifern würden, da bin ich mir ganz sicher) als nachahmenswerte Vorbilder und deren Selbstmorde (und das sind sie letztlich) hier als Heldentum hingestellt wurden. Aber so langsam ist mir wurscht, ob das Geschriebene verstanden wird oder nicht!
hafel
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Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.05.2011, 18:43:20
Okay, marina:

Ich lasse mich da gerne korrigieren. Ich glaube nur nicht, dass hier im St eine nennenswerte Anzahl Menschen in Japan gelebt und gearbeitet haben und die Sprache sprechen. Auf Besuch waren dort jede Menge.

Das war ja genau die Forderung von Olga, hier mitreden zu dürfen. Sie steht natürlich wie gewohnt über den Dingen.

Aber ich nehme gerne jede andere Prozentzahl an.

Hafel

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enigma
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Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von enigma
Inzwischen habe ich auch - mit viel Interesse übrigens - die vielfältigen Äußerungen zu dem von Margit initiierten Thema gelesen.
Also, um die letzte Frage - so habe ich sie jedenfalls aufgefasst - des Eingangsbeitrags von Margit zu beantworten: Nein, ich glaube nicht, dass in unseren westlichen Kulturen und mit unserem heutigen Verständnis von Demokratie so eine Gruppe von “freiwilligen Selbstmördern” zustande kommen würde.
Es wäre für mich eine sehr große Überraschung, wenn das doch passieren könnte.

Und da ich gesellschaftlich weit überwiegend auch auf “Ich” und nicht auf “Wir” geprägt bin, kann ich mir einen solchen “Opfergang” auch bei mir nicht vorstellen.
Das heißt aber nicht, dass ich es nicht wertschätze, wenn das in anderen Kulturkreisen geschehen kann.

Was auch japanische Intellektuelle - wie z.B. zwei bedeutende zeitgenössische japanische Schriftsteller wie Ryô Murakami und Kenzaburo Ôe von der japanischen Regierungspolitik und von ihrem Volk halten, weicht auch voneinander ab (ähnlich wie die Meinungen in diesem Thread).

Ich erlaube mir, einen Link zu dem Artikel „Japans Regierung ist glücklos, das Volk großartig“ im Linktipp einzustellen.
Interessant auch m.E. die Einlassung von Nicholas Kristof, dem Amerikaner und fünfjährigen Bürochef der „New York Times“ in Tokio, gerichtet an seine Landsleute:

(...) „Ich war oft kritisch gegenüber der Inkompetenz und Doppelzüngigkeit japanischer Regierungen. Aber die Wahrheit ist, dass ich lernte, die Zivilität und Selbstlosigkeit der Japaner zu schätzen. Nach dem Beben war die Regierung wieder glücklos. Das Volk war großartig, während es unglaubliche Härten mit Würde und Anmut ertrug.“

Ich habe jedenfalls die Frage von Margit in ihrem ersten Beitrag nicht als Aufforderung zum Gleichtun aufgefasst, sondern eher als eine Art von Betroffenheit über die augenfälligen Unterschiede in den unterschiedlichen Kulturen.

Enigma

Karl
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Administrator

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaligesMitglied23 vom 17.05.2011, 17:52:12
Fakt ist
in der verstrahlten Region müssen dringend Arbeiten ausgeführt werden

nun kann man
1.) gar nichts tun, weil es gefährlich ist und abwarten was passiert
2.) Leute zwingen die Arbeiten auszuführen ( z. B. Soldaten oder Angestellte des Unternehmens)
oder
3. ) Freiwillige finden, die bereit sind die Arbeiten zu machen. Wie hier die Senioren, die sich gemeldet haben.

und solche Freiwilligen sind für mich eindeutig Helden.
geschrieben von stellamaris
Danke stellamaris,

es tut einfach gut zwischendurch auch einmal wieder gesunden Menschenverstand zu lesen.


Karl
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Administrator

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von Karl
als Antwort auf enigma vom 17.05.2011, 20:25:04
Ich habe jedenfalls die Frage von Margit in ihrem ersten Beitrag nicht als Aufforderung zum Gleichtun aufgefasst, sondern eher als eine Art von Betroffenheit über die augenfälligen Unterschiede in den unterschiedlichen Kulturen.
Auch Dir ein Danke. Genauso haben Margit und ich dies unter uns diskutiert. Ich bin ziemlich aufgewühlt, wenn ich dann lese, wie hier damit umgegangen wird.

Karl

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hafel
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Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von hafel
@ Karl: „Ich bin ziemlich aufgewühlt, wenn ich dann lese, wie hier damit umgegangen wird.


Leider hast Du den Umgang selber inszeniert. Du wirst es zur Kenntnis nehmen müssen – auch wenn Du es als "ungesunden Menschenverstand" bezeichnest, dass es Menschen in Deinem Forum gibt, die nicht so schnell mit dem "Heldentum" um sich werfen. Im Gegensatz zu Dir habe ich den letzten Krieg erlebt und weiß wie damit Schindluder getrieben wurde.

Es ist immer so wie in diesem Sprichwort, lieber Karl: "wie man sich bettet, so tönt es heraus (oder so ähnlich)". Solange Du hier auf Augenhöhe mit anderen Usern diskutieren möchtest, wirst auch Du akzeptieren müssen, dass es andere Meinungen gibt und Dir nicht alle "Hurra hinterher rufen". Du hast es hier mit gestandenen Senioren zu tun, die zum großen Teil auch eine eigene Meinung haben und diese auch vertreten. Es ist einfach provozierend, wenn Du hier Menschen, die nicht Deiner Meinung sind, damit abqualifizierst, dass sie das Thema nicht verstanden haben. Denke mal darüber nach und sei dann gerne etwas aufgewühlt.

Hafel
Karl
Karl
Administrator

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von Karl
als Antwort auf hafel vom 17.05.2011, 21:04:48
Lieber hafel,

ich weiß, dass mit dem Begriff "Heldentum" sehr großer Schindluder betrieben worden ist und vielerorts noch immer getrieben wird. Ich teile doch mit Dir voll die Empörung darüber.

Ich würde Dir vollständig Recht geben, wenn jetzt in Japan von Tepco und von der Regierung Menschen per Propaganda in den "Heldentod" getrieben würden. Dem ist aber doch nicht so. So weit wenigstens wie ich die Quellen verstanden habe, haben diese Senioren ohne Zwang, von innen heraus entschieden, dass sie handeln wollen, um das Leben für die junge Generation in dieser Region wieder zu ermöglichen.

Mir geht es nicht um die Durchsetzung des Begriffs "Held". Finde ein besseres Wort für diese Menschen. Aber hältst Du diese Menschen wirklich einfach nur für dumm und blöd oder verspürst Du nicht doch auch Hochachtung vor einer solchen Haltung?

Karl
hafel
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Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von hafel
als Antwort auf Karl vom 17.05.2011, 21:14:44
Lieber Karl;

Danke für Deine Rückäußerung. Schön, wenn wir in Sachen "Heldentum" da ähnlich denken.

Auch ich habe hier mitbekommen, dass die Senioren nicht gezwungen werden und es ein freiwilliges Tun ist. Aber eben nicht alles was freiwillig ist, findet auch meine Billigung.

Ich halte diesen Schritt für falsch. Und ich denke nach meiner eigenen Lebenssituation, einer freien liberalen Gesellschaft, wo das "ich" mehr betont wird. Japan lebt in einer "Wir-Gesellschaft" und ich habe in diesem Thread auch erklärt, dass das "Wir" nicht japanisch, sondern aus der "unfreien" Gesellschaft kommt. Auch die Nazis und die Kommunisten kannten nur das "wir", der einzelne Mensch zählte nichts. Damit will ich NICHT die Nazis und Kommunisten mit der Japanischen Gesellschaft 1 : 1 vergleichen, sind sie jedoch ebenso in sich selber (in ihrer Kultur/Politik) gefesselt.

Okay, hier galt es nur, ob man das gut oder schlecht findet. Ich finde es nicht gut. Deshalb bezeichne ich diese Menschen weder blöd noch dumm (habe ich nirgends geschrieben) sondern nach meinem Maßstäben nur unaufgeklärt. Und eine Regierung dürfte dem freiwilligen Massentod nicht zustimmen und müsste das verhindern.

Sie sind für mich keine "Helden" sondern Opferlämmer, die freiwillig zur Schlachtbank gehen. Was sie mit ihrem Selbstmord erreichen ist im Umfang des Gesamtschadens kaum nennbar. Es ist eine symbolische Tat und wie sollte ich Selbstmord als symbolische Tat gut heißen. Deshalb auch keine Hochachtung, sondern nur unverständiges Staunen.

hafel
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Senioreninitiative in Japan
geschrieben von rolf †
als Antwort auf hafel vom 17.05.2011, 22:06:12
Der Gedanke ans WIR ist einigen bei uns aber auch nicht fremd, gäbe es sonst die Vielzahl der freiwilligen Helfer in Feuerwehr und den anderen Hilfsorganisationen?
Damit meine ich nicht die, die durch den Ersatzdienst den Dienst beim Bund vermieden, sondern vor allem diejenigen, die ohne eigen Vorteil bereit sind, Arbeitsplatz, Gesundheit und in Ausnahmesituationen auch ihr Leben für ihre Mitmenschen zu riskieren.
Denen gebührt die gleiche Hochachtung, wie den freiwilligen Senioren in Japan, ob man sie jetzt Helden nennt oder nicht ist dabei nebensächlich.

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