Forum Kunst und Literatur Literatur Bis die Börse wieder lächelt...?

Literatur Bis die Börse wieder lächelt...?

pelagia
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Re: Börsenspiel
geschrieben von pelagia
als Antwort auf miriam vom 21.10.2008, 13:26:59
Zum Artikel in der Zeitung verweise ich auf die Internet-Seite www.planspiel-boerse.com.
Monopoly war in dem Artikel nicht gemeint.
Herzlichen Gruß
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pelagia
longtime
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Re: Börsenspiel
geschrieben von longtime
als Antwort auf miriam vom 21.10.2008, 13:26:59
Das "Planspiel Börse" wird in Schulen gespielt - mit hohen Geld-Einsatz:

Neu gibt es das auch für Studenten.


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longtime
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Re: Börsenspiel
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 21.10.2008, 13:38:12
Die website von "Planspiel Börse":

Es gibt kein sinvolles Gesellschaftsspiel, das mit so hohem Einsatz, Ernst und für Lebenschancen gespielt werden kann in Schulen oder Gruppen.

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longtime

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longtime
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Re: Börsenspiel
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 21.10.2008, 13:41:22
Herbst des Kapitals

Dies ist ein Markttag, wie ich keinen sah –
das Volk guckt zu; es atmet kaum -
und rauschend fall’n von fern und nah
Fantastilliarden ab vom Wirtschaftsbaum.

Ach stört es nicht, das Fest der Bankatur.
Dies ist die Hoch-Zeit, die sie selber hält.
Von den Kontentrieben löst sich nur,
was in wilder Brunst geDAXelt fällt.

*

(Nach einem bekannten Herbstgedicht von Friedrich Hebbel)

*
F
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longtime
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Re: Börsenspiel
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 25.10.2008, 23:29:40
Dieses Gedicht geistert durchs Netz - und es soll von Kurt Tucholsky sein.

Höhere Finanzmathematik

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen – echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft’s hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken –
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und – das ist das Feine ja –
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen –
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.

**

Wer kann, ob am Stil, ob an der Ausage - oder durch andere Netz-Informationen belegen, dass das Gedicht nicht von K.T. stammt?

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longtime
enigma
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Re: Börsenspiel
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 06.11.2008, 12:02:39
Richard G. Kerschhofer (der auch Pannonicus)?

Das war nicht so sehr schwer herauszufinden. - Linktipp!







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miriam
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Re: Börsenspiel
geschrieben von miriam
als Antwort auf enigma vom 06.11.2008, 12:52:41
Danke dir Enigma, kann nun meine Suche in den "Gesammelten Werke" (Herausgeber Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz) aufgeben. War aber doch sehr schön durch Tucholskys Werk wieder mal herumzuwandern - und dabei festzustellen, wie aktuell er ist.

Nur die Sprache des hier von Longtime vorgeschlagenem Gedichtes, passte nicht so ganz ins Jahr 1930.

Liebe Grüße

Miriam
enigma
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Re: Börsenspiel
geschrieben von enigma
als Antwort auf miriam vom 06.11.2008, 13:05:44
Hallo Miriam,

ja, sich mit K.T. zu beschäftigen macht immer Freude.
Ich hoffe nur, dass es der richtige "Nachahmer" ist, der da benannt wurde.

Aber dieses Gedicht hier müßte dann das Original sein:

Die freie Wirtschaft

Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.
Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen.
Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen.
Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen.
Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein,
wir wollen freie Wirtschaftler sein!
Fort die Gruppen – sei unser Panier!
Na, ihr nicht.
Aber wir.

Ihr braucht keine Heime für eure Lungen,
keine Renten und keine Versicherungen.
Ihr solltet euch allesamt was schämen,
von dem armen Staat noch Geld zu nehmen!
Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn –
wollt ihr wohl auseinandergehn!
Keine Kartelle in unserm Revier!
Ihr nicht.
Aber wir.

Wir bilden bis in die weiteste Ferne
Trusts, Kartelle, Verbände, Konzerne.
Wir stehen neben den Hochofenflammen
in Interessengemeinschaften fest zusammen.
Wir diktieren die Preise und die Verträge –
kein Schutzgesetz sei uns im Wege.
Gut organisiert sitzen wir hier ...
Ihr nicht.
Aber wir.

Was ihr macht, ist Marxismus.
Nieder damit!
Wir erobern die Macht, Schritt für Schritt.
Niemand stört uns. In guter Ruh
sehn Regierungssozialisten zu.
Wir wollen euch einzeln. An die Gewehre!
Das ist die neuste Wirtschaftslehre.
Die Forderung ist noch nicht verkündet,
die ein deutscher Professor uns nicht begründet.
In Betrieben wirken für unsere Idee
die Offiziere der alten Armee,
die Stahlhelmleute, Hitlergarden ...

Ihr, in Kellern und in Mansarden,
merkt ihr nicht, was mit euch gespielt wird?
mit wessen Schweiß der Gewinn erzielt wird?
Komme, was da kommen mag.
Es kommt der Tag,
da ruft der Arbeitspionier:
»Ihr nicht.
Aber Wir. Wir. Wir.«


Theobald Tiger
Die Weltbühne, 04.03.1930, Nr. 10, S. 351.

Denn unter dieser Adresse habe ich schon mehrfach gelesen.

Na, Longtime wird uns ja Bescheid geben, ob wir richtig oder daneben liegen. )

Gruß

http://www.
enigma
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Re: Börsenspiel
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 06.11.2008, 13:15:10
Ja, toll. Stimmt!
Den stilistichen Unterschied zwischen den Autoren kann man ersüpren.

Von einem anderen Autor habe ich hier im ST schon mal vor Jahren das "Börsenspiel" eingestellt.

Aber auch er ist eine Klasse unter K.T.:

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Re: Börsenspiel
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 06.11.2008, 13:28:10
Zur Unterhaltung, zur Ablenkung was Satirisches:

über goldige Bänker-Spezialitäten vom stern-Haderer:

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longtime

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