Forum Kunst und Literatur Literatur Bis die Börse wieder lächelt...?

Literatur Bis die Börse wieder lächelt...?

longtime
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Re: Pleitegeier, DAX und...
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 12.10.2008, 10:58:28
Der DAX - von Heiko Sakurai:

TIPP:
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Re: Pleitegeier, DAX und...
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 12.10.2008, 11:25:34
Schon vor zwei Jahren informierte
"weltwurst":

über katholische "Pleitegeister oder -engel" im Ruhrpott:

Da wird nicht spekuliert, sondern exsakralisiert, wenn die Prolls und die Akademis nicht mehr KiSteu zahlen und die Popen sich nicht legal vermehren.


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Re: Pleitegeier, DAX und...
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 12.10.2008, 11:45:53
Ein Neuwort?
Daxokratie

Der Münsteraner Autor Burkhard Spinnen erklärt sich und uns und denen, die es nicht lesen oder hören wollen (weil die Regierung als Filiale des Kapitals alles Spekulantenungemach bezahlen und vergessen machen will), die noble Kratie des DAXes; s. TIPP:

Spinnen ist ein stilistischer und erzählerischer Fex.

Von ihm erschien in diesem kapitalen Wunderherbst:

“Gut aufgestellt: Kleiner Phrasenführer durch die Wirtschaftssprache”.
(In dem Religons&Wellness-Verlag Herder, Freiburg; zum Nacherlebens- oder Wohlfühlpreis von 14 Mark oder 7 €.)

Google vermeldet den neuen Begriff für die WELT zweimal; zusätzlich einmal in einem Leserbrief des SZ.

Heiße Erkenntnis:
also nicht Dämokratie, nicht Demokratie, sondern DAXokratie.

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enigma
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Re: Pleitegeier, DAX und...
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 13.10.2008, 08:53:09
Aha, also auf zum Aufstand gegen die Daxokratie!

Aber ich habe auch noch jemanden gefunden, einen Schriftsteller, der sich zum Thema “ Finanzkrise” geäußert hat.
Tom Wolfe, Autor des Romans “Fegefeuer der Eitelheiten” zum Niedergang der Investmentbanken:

Sein Fazit: Sie sind ein Anachronismus.

Besonders geht er in dem Artikel mit Lehman Brothers ins Gericht. Hier ist sein Urteil vernichtend:

....”Welcher aufgeweckte Typ will schon Führungskraft in einer Firma wie Lehman Brothers werden, wo man missmutigen Angestellten das Händchen halten und vor missmutigen Direktoren einen Bückling machen muss? Wo man andauernd nett und korrekt angezogen sein muss? Das ist so was von zweitklassig. In diesen Firmen ist wirklich nur der Bodensatz übrig. Vielleicht könnte man sagen, Investment Banking ist heute so was wie vor 20 Jahren das Eisenbahngeschäft. Ein Anachronismus. Als ich «Fege­feuer der Eitelkeiten» schrieb, war es natürlich das ganz grosse Ding.“....

Dies und mehr zu lesen - Linktipp!






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enigma
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Re: Pleitegeier, DAX und...
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 13.10.2008, 10:03:37
Danke für Tom Wolfesche Worte! Aber, wer hört da noch hin aus der verbalen oder kapitalen Fauna, wo die Staaten mit ihren Filial-Regierungen das Geld vergießen wie Pandora das Unglück aus ihrer Glück versprechenden Büchse?

Ach, von wem stammt denn die Formulierung, unsere demokratischen Regierungen seien Filialen des Kapitals - oder so ähnlich, aber ernsthaft-kritisch gemeint?

- Ja, die Frage soll meinetwegen ein kleines Namens-Rätsel sein, hier im Börsen-Themen-Strich!


**
P.S.:

Ich selber stelle mich hier nicht auf eine literarische Stufe des noblen Gesuchten, sondern nur mit einem ergänzenden Hinweis auf ein Nebentreppchen, zu meinem Stichwort "Dackel-", pardon: "DAXokratie" im Wortistik-Blog der taz:


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Re: Pleitegeier, DAX und...
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 13.10.2008, 13:50:46
Aufklärung gefragt:

Grass hatte 2005 das Wort geprägt, unser Parlament sei eine Filiale der Borse.

S. hier den TIPP zum neuen, alten Thema:

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K u r s f e u e r w e r k
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 13.10.2008, 17:37:47
Kursfeuerwerk?
Oder: Kurzfeuerwerk?

Sicherlich kein Neuwort, aber das Wort des Tages?

Duden.de verneint in allen Kategorien, das Wort zu kennen:

http://www.duden.de/suche/index.php?begriff=Kursfeuerwerk&bereich=mixed&pneu=

Huch, wie hell! Aber fremd nachschauen lohnt:

'Die Börse leuchtet (nicht nur in München)', hätte TM geschrieben:

http://www.google.de/search?client=firefox-a&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&channel=s&hl=de&q=Kursfeuerwerk&meta=lr%3Dlang_de|lang_nl&btnG=Google-Suche

TIPP:
Wie die Boerse.ard sich aufmotzt:


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Re: K u r s f e u e r w e r k
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 14.10.2008, 12:30:18
Kursfeuerwerk in unserm Land
ist leider ziemlich abgebrannt.
Und wer sich nun die Frage stellt:
Wer profitiert vom letzten Geld
und wer bleibt draußen vor zum Schluss
und kommt mitnichten in Genuss
der staatlichen Verteilungsplanung ?
Genau - es trügt uns nicht die Ahnung....
)

Es geht nicht anders, ich lasse mal wieder den Herrn K.T. zu Wort kommen, der schon vor fast 80 Jahren wusste, wie so eine Finanzkrise wahrscheinlich endet.

Kurt Tucholsky
HANDELSTEIL

Da lesen wir nun so viel über Bankkrachs, zerplatzte Versicherungsgesellschaften, Geschäfte, die ihre Zahlungen eingestellt haben ...viel Geld ist da verloren gegangen, viel Geld der andern ja. Und was, glauben Sie, wird da beschrieben? Die letzte Verzweiflung der kleinen Leute, die ihre Spargroschen nicht mehr wiedersehen? zerstörtes Alter? zerstörtes Leben? Ach nein, das nicht. Es werden uns die Bankiers beschrieben. Was tun die Banken - ? Sie brechen zusammen.

Jeder Bankier, der etwas ausgefressen hat, bricht zusammen. Er erleidet einen Nervenzusammenbruch. Und zwar bricht er entweder in einem Sanatorium zusammen oder auch zu Hause, aber das ist nicht so fein. Er "Na hören Sie mal, Sie sind aber komisch: Meinen Sie, das ist ein Spaß, Machen Sie das mal mit, ehe Sie mitreden ..." Nein, danke: ich verdiene ja auch nicht so viel; ich brauche das nicht. Und ein Spaß ist es gewiss nicht meine nur... "Was? Was soll der Bankier denn tun, wenn er Pleite macht? Auf einem Bein tanzen?" Nein, das sähe nicht hübsch aus. Ich meine nur … wenn sie einen Lokomotivführer herunterholen, weil er nach zehn Stunden Dienst ein Signal überfahren hat, und es hat ein Unglück gegeben, dann sperren sie ihn ein. Fertig. "Und? Na und? Sperren sie den Bankier vielleicht nicht ein?" Nicht so lange. Es finden sich zwei Hausärzte und ein Professor, die die ganze Strenge ihrer militärärztlichen Dienstzeit vergessen, die gar nicht mehr "k.v.!" brüllen, sondern ellenlange Atteste schreiben: die Haftfähigkeit ... das Herz ... und es finden sich fast immer Kautionen, und es finden sich fast immer Gerichtsbehörden, die den Mann herauslassen, den Herren Verantwortlichen. "Damit er draußen behilflich sein kann, sein Geschäft zu ordnen." Sicher. Aber der verhaftete Arbeiter hat auch ein Geschäft: nämlich seine Familie, die durch die Bestrafung, die ihm zugedacht ist, fast allemal zu grunde geht ...aber darauf kommt es wohl nicht so sehr an. Er ist ja nicht verantwortlich. "Was wollen Sie damit sagen?" Dass dieses Wort im Deutschen überhaupt nichts mehr bedeutet. Verantwortlich? Ich habe eine verantwortliche Stellung... deine Verantwortlichkeit ... er ist mir dafür verantwortlich … neulich habe ich in einer Tierschutz Zeitschrift gelesen: "Wenn die Schafe eingerückt sind, ist für die Herde der Hund verantwortlich." Ich sage ihnen: das Wort hat seine Bedeutung verloren. Ist im Weltkrieg jemand verantwortlich gewesen? Wer ist überhaupt verantwortlich? Ich werde es Ihnen sagen: kleine, untergeordnete, meist proletarische Einzelne der Rest verkriecht sich hinter die Gruppe, hinter eine Vorschrift, hinter das Reglement, hinter einen Befehl in Wahrheit trägt kein Mensch die Verantwortung für das, was er macht. Sie decken sich gegenseitig, und zum Schluss ist es niemand gewesen. Die Geschichte wird richten, wissen Sie? Das ist eine schöne Geschichte – „Aber die armen Bankiers ... " Mir bricht das Herz. Ich sehe sie vor mir: schluchzende Devisenhändler, taschentuchauswringende Fondsmakler, zusammengebrochene Kommerzienräte ... nach bestem Wissen und Gewissen … es muss furchtbar sein. Da gibt's nur ein Mittel.

Sich auch weiterhin der Rechtlosen anzunehmen: jener kleinen Leute, die in die Klauen der Justiz fallen, und die sich nicht wehren können. "Das Gesetz in seiner erhabenen Gleichheit verbietet Armen und Reichen, unter den Brücken zu schlafen“ – sagt Anatole France.

[1929]

Kann man es besser beschreiben?

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enigma
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Re: K u r s f e u e r w e r k
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 14.10.2008, 17:08:49
Ja, danke - enigma!

Die intelligenten Gesellschaftskritiker haben es immer gewusst: Die Geld-Gangster bleiben stets dieselben; sie haben nur andere Namen und andere Gelegenheiten.


*

Ein Intermezzo für K.T.:

Kurt Tucholsky:
Ideal und Wirklichkeit


Vortrag und Text s. TIPP:


Geschäft und Demokratie
(Kleine Fortsetzung)


Ja, man möchte immer eine große,
lange Zeit der edlen Demokratie;
und dann bekommt man eine kleine, kurze,
gekanzlert vom Bundesdummchen Angie -
Und wer cancelt die?
C'est la vie -!

K.T.: Text von „Theobald Tiger“. In: Die Weltbühne, 05.11.1929, Nr. 45, S. 710.


Zum TIPP:
Ein Clip mit scheenen Bilder:

Bonnard, Pierre -- Im Bade
O'Keefe, Georgia -- Akt I
Ernst, Max -- Es lebe die Liebe
O'Keefe, Georgia -- Akt II
Schlote, Wilhelm - Glück
O'Keefe, Georgia -- Akt III

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longtime
pharaox
pharaox
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Re: Pleitegeier, DAX und...
geschrieben von pharaox
als Antwort auf longtime vom 13.10.2008, 17:37:47
Ja Longtime,

wie es scheint hat da Grass noch ein wenig untertrieben! Lafontaine, den ich wegen seiner Demagogie nicht leiden kann, hat gestern im Parlament aber sehr Richtiges von sich gegeben. Einem armen Schlucker, oder den Familien mal ein paar Euro zukommen zu lassen, ist in dieser Demokratie nicht möglich, aber den Banken, die hochrisikovolle Geschäfte tätigen, Milliarden verzocken, denen will man fast 500 Milliarden in den Rachen stecken, um weiter das Geld des Steuerzahlers zu verzocken!!! Das verstehe wer will, ich nicht!

pharaox

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