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Literatur Frühlingsgedichte

Blaustrumpf
Blaustrumpf
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von Blaustrumpf
Erich Mühsam

Wollte nicht der Frühling kommen?



Wollte nicht der Frühling kommen?
War nicht schon die weiße Decke
von dem Rasenplatz genommen
gegenüber an der Ecke?
Nebenan die schwarze Linde
ließ sogar schon (sollt ich denken)
von besonntem Märzenwinde
kleine, grüne Knospen schwenken.
In die Herzen kam ein Hoffen,
in die Augen kam ein Flüstern –
und man ließ den Mantel offen,
und man blähte weit die Nüstern ...

Ja, es waren schöne Tage.
Doch sie haben uns betrogen.
Frost und Sturm und Schnupfenplage
sind schon wieder eingezogen.
Zugeknöpft bis an den Kiefer
flieht der Mensch die Gottesfluren,
wo ein gelblichweißer, tiefer
Schnee versteckt die Frühlingsspuren.
Sturmwind pfeift um nackte Zweige,
und der Rasenplatz ist schlammig.
In mein Los ergeben neige
ich das Auge. Gottverdammich!


Auch wenn ich ihn sehr verehre, den Herrn Mühsam - ich hoffe, dass wir von weiteren Wintereinbrüchen verschont bleiben...
chris
chris
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von chris
als Antwort auf Blaustrumpf vom 25.02.2012, 05:52:05




Ludwig Heinrich Christoph Hölty

Frühlingslied

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter;
der Wiesengrund ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.

Drum komme, wem der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte.


Pan
Pan
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von Pan
Florealis(Pan)




Frühlingsmorgen

Finken schlagen
Frühlingstakte
in den silberhellen Morgen.
Haselzweige säumen alle Pfade.
Kätzchen, noch verborgen,
liebkosen mein Gesicht.
Ich liebe diese Stunden,
wenn Krokusse verschämt
mit Bellis tanzen
und Forsythius selber
die Geige spielt
am hinteren Gartenzaun.


(©by H.C.G.Lux)

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chris
chris
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von chris
als Antwort auf Pan vom 25.02.2012, 06:27:57
Eduard Mörike

Im Frühling


Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag mir, alleinzige Liebe,
Wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,
Sehnend,
Sich dehnend
In Lieben und Hoffen.
Frühling, was bist du gewillt?
Wann werd ich gestillt?

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss,
Es dringt der Sonne goldener Kuss
Mir tief ins Geblüt hinein; levrai.de
Die Augen, wunderbar berauschet,
Tun, als schliefen sie ein,
Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.

Ich denke dies und denke das,
Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich und weiß nicht recht, nach was.
Halb ist es Lust, halb ist es Klage.
Mein Herz, o sage,


Was webst du für Erinnerung
In golden grüner Zweige Dämmerung?
Alte unnennbare Tage.





liz
liz
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von liz




Die Kinder haben die Veilchen gepflückt,
all, all die da blühten am Mühlengraben.
Der Lenz ist da, sie wollten ihn fest
in ihren keinen Fäusten haben.


Theodor Storm


enigma
enigma
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von enigma
Der Lenz ist da!

Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde,
dann im Kalender und dann in der Luft,
und endlich hüllt auch Fräulein Adelgunde
sich in die frischgewaschene Frühlingskluft.
 
Ach ja, der Mensch! Was will er nur vom Lenze?
Ist er denn nicht das ganze Jahr in Brunst?
Doch seine Triebe kennen keine Grenze –
dies Uhrwerk hat der liebe Gott verhunzt.
 
Der Vorgang ist in jedem Jahr derselbe:
man schwelgt, wo man nur züchtig beten sollt,
und man zerdrückt dem Heiligtum das gelbe
geblümte Kleid – ja, hat das Gott gewollt?
 
Die ganze Fauna treibt es immer wieder:
Da ist ein Spitz und eine Pudelmaid –
die feine Dame senkt die Augenlider,
der Arbeitsmann hingegen scheint voll Neid.
 
Durch rauh Gebrüll läßt sich das Paar nicht stören,
ein Fußtritt trifft den armen Romeo –
mich deucht, hier sollten zwei sich nicht gehören ...
Und das geht alle, alle Jahre so.
 
Komm, Mutter, reich mir meine Mandoline,
stell mir den Kaffee auf den Küchentritt. –
Schon dröhnt mein Baß: Sabine, bine, bine ...
Was will man tun? Man macht es schließlich mit.
 
Theobald Tiger
(eines der Pseudonyme von Kurt Tucholsky)


Enigma


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chris
chris
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von chris
als Antwort auf enigma vom 25.02.2012, 09:02:43


Im Frühling

Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.

Immmer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.

Balde an verfallener Mauer blühen
Die Veilchen,
Ergrünt so stille die Schläfe des Einsamen.

Georg Trakl

chris
chris
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von chris
als Antwort auf chris vom 25.02.2012, 10:23:11




Hoffmann von Fallersleben

Alle Vögel sind schon da


Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle.

Welch ein Singen, Musizieren,Pfeifen,Zwitschern,Tiriliern!

Frühling will nun einmarschieren,kommt mit Sang und Schalle.

Wie sie alle lustig sind,flink und froh sich regen!

Amsel,Drossel,Fink und Star und die ganze Vogelschar

wünschen dir ein frohes Jahr,lauter Heil und Segen.


Was sie uns verkünden nun, nehmen wir zu Herzen

Wir auch wollen lustig sein, lustig wie die Vögelein,

hier und dort, feldaus, feldein,singen, springen,scherzen.


chris
chris
Mitglied

Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von chris
als Antwort auf chris vom 25.02.2012, 11:24:59



Schneeglöckchen


Der Schnee, der gestern noch in Flöckchen
Vom Himmel fiel
Hängt nun geronnen heut als Glöckchen
Am zarten Stiel.
Schneeglöckchen läutet, was bedeutet's
Im stillen Hain?
O komm geschwind! Im Haine läutet's
Den Frühling ein.
O kommt, ihr Blätter, Blüt' und Blume,
Die ihr noch träumt,
All zu des Frühlings Heiligtume!
Kommt ungesäumt!

Friedrich Rückert



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pippa
pippa
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Re: Frühlingsgedichte
geschrieben von pippa
als Antwort auf chris vom 25.02.2012, 11:24:59
Osterspaziergang

Alle Jahre wieder, wenn der erste Frühlingshauch mir in die Nase steigt, probiere ich aus, ob ich ihn wohl noch auswendig kann.

Bis jetzt klappt es noch.

Ganz viel Frühlingsgefühle wünscht Pippa

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