Forum Kunst und Literatur Literatur Für Rätselfreunde. Runde XVI

Literatur Für Rätselfreunde. Runde XVI

enigma
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Monika Marorn
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 29.03.2009, 17:39:14
Ich bin doch noch einmal da und möchte gerne einen Textauszug aus dem Buch von Laure Wyss , das ich gelesen habe, einstellen, da ich die Aussagen für sehr wichtig halte.

Da geht es um einen Brief, den der Sohn (der später die Eltern auslöschte) an seinen Vater schrieb.
Dieser Brief wurde in dem Buch abgedruckt.
Da heißt es:
“Lieber Vater!

Gestern hattest Du mich angerufen und von mir verlangt, dass ich Dir meine Probleme erzähle. Für einen Außenstehenden wie Dich ist es sehr schwer, meine Probleme zu verstehen. Du weißt zum Beispiel nie, wie ich auf etwas reagiere! Du weißt nicht, was ich liebe, was ich hasse, was ich möchte, was ich fühle.
Ich mache Dir deswegen keinen Vorwurf, denn Du kannst nichts dafür. Wir haben uns seit etwa 3 bis 4 Jahren auseinandergelebt, und das einzige, was uns noch zusammenhält, ist die Vater-Sohn-Liebe und unser gemeinsamer Name. Gemeinsame Interessen oder Kohäsionen haben wir nicht.
Ich schreibe Dir dies alles nur deshalb, damit Du das kommende besser verstehst. Du mußt versuchen, aus Deiner Haut rauszukommen und alles aus meiner Sicht zu betrachten. “(...)

Und dann kommt eine Erklärung, dass er im letzten Schuljahr durch ein Gerücht, das sich dann hartnäckig hielt, verleumdet wurde. Er wurde rehabilitiert, verlor aber durch die ganze Situation seine Freundin, weil deren Eltern ihr den Umgang mit ihm verboten hatten.
Dann geht es noch weiter mit interessanten Informationen, die ich hier aber nicht alle hier einstellen kann.

Das braucht man nicht weiter zu kommentieren, das spricht für sich.

Gruß









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enigma
welling
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Monika Marorn
geschrieben von welling
als Antwort auf enigma vom 29.03.2009, 19:51:00
Hallo, liebe Rätselfreunde und -freundinnen,

ich werde ein neues Rätsel nach Ostern einstellen, schaffe das vor dem Urlaub nicht mehr in Ruhe. (den Autor und ein Riesenwerk, in nahezu jeder Hinsicht, habe ich bereits gelesen). Euch eine angenehme Zeit!

Gruß

welling
longtime
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: x
geschrieben von longtime
als Antwort auf welling vom 02.04.2009, 10:08:59
Pardon - gelöscht!
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Longtime

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longtime
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Brief an s e i n e Frau
geschrieben von longtime
als Antwort auf welling vom 02.04.2009, 10:08:59
Hier mein Rätseltext (… da Welling sich bis Ostern abgemeldet hat. Eine schöne Zeit dir und den anderen Literaturinteressierten..!):

Hier schreibt ein Mann - der zu Beginn des vorigen Jh.s als Jude in Österreich geboren wurde, aber durch einige Länder wandern musste, bis er in Frankreich seinen Lebensmittelpunkt fand - für seine Frau eine Kurzform des gemeinsamen Lebens in der Geschichte seiner Liebe.


Du hast nicht aufgehört, mich zum Schreiben zu ermuntern. Im Laufe der dreiundzwanzig Jahre, die wir in unserem Haus verbrachten, habe ich sechs Bücher und Hunderte von Aufsätzen und Gesprächen veröffentlicht.
Wir haben Dutzende von Besuchern aus aller Herren Ländern empfangen, und ich habe Dutzende von Interviews gegeben. Bestimmt bin ich nicht immer auf der Höhe der vor dreißig Jahren getroffenen Entscheidung gewesen: mitten in der Gegenwart zu leben, vor allem auf den Reichtum unseres gemeinsamen Lebens zu achten. Jetzt durchlebe ich noch einmal mit einem Gefühl der Dringlichkeit die Augenblicke, in denen ich diese Entscheidung getroffen hatte.
Ich habe kein größeres Werk in Arbeit. Ich will nicht mehr »das Leben auf später verschieben«, wie Georges Bataille geschrieben hat. Ich möchte Dir meine ganze Aufmerksamkeit schenken und die Deine zu gewinnen suchen wie in unseren Anfängen. Du hast mir Dein ganzes Leben und alles, was du bist, geschenkt; ich möchte Dir in der Zeit, die uns noch bleibt, alles von mir schenken können.

Soeben bist Du zweiundachtzig geworden. Und immer noch bist Du schon, anmutig und begehrenswert. Seit achtundfünfzig Jahren leben wir nun zusammen, und ich liebe Dich mehr denn je. Kürzlich habe ich mich von neuem in Dich verliebt, und wieder trage ich in meiner Brust diese zehrende Leere, die einzig die Wärme Deines Körpers an dem meinen auszufüllen vermag. Nachts sehe ich manchmal die Gestalt eines Mannes, der auf einer leeren Straße in einer öden Landschaft hinter einem Leichenwagen hergeht.
Dieser Mann bin ich. Und Du bist es, die der Leichenwagen wegbringt. Ich will nicht bei Deiner Einäscherung dabei sein; ich will kein Gefäß mit Deiner Asche bekommen.
Ich höre die Stimme von Kathleen Ferrier, die singt: »Die Welt ist leer, ich will nicht leben mehr«, und ich wache auf.

Ich lausche auf Deinen Atem, meine Hand berührt Dich. Jeder von uns möchte den anderen nicht überleben müssen.
Oft haben wir uns gesagt, dass wir, sollten wir wundersamerweise ein zweites Leben haben, es zusammen verbringen möchten.


*
(Ein Auszug aus dem Text; geschrieben 2006)

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longtime
enigma
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Brief an s e i n e Frau
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 02.04.2009, 11:08:26
Hello Longtime,

eine der tollsten Liebeserklärungen, die ich kenne, hast Du da eingestellt.

Ich glaube, dass ich den Schreiber und die Frau, an die sie gerichtet ist, kenne.

Ich tippe auf André Gorz, den Philosophen, der nicht ohne seine unheilbar erkrankte Frau Dorine weiterleben wollte. Beide begingen 2007 Selbstmord. Die Meldung ging damals auch durch die deutsche Presse.

Ein schönerer Satz als der, dass, wenn es ein zweites Leben gäbe, sie dieses auch miteinander verbringen möchten, ist für mich überhaupt nicht denkbar.

Es ist sicher auch noch etwas in deutscher Sprache zu finden, aber ich habe den Artikel aus der Times gewählt und eingestellt, weil da ein Altersbild des Ehepaares auf Seite 1 zu sehen ist und vermutlich auf Seite 2 eines aus jungen Jahren? Könnte ich mir jedenfalls denken - Linktipp!
Vielleicht liege ich ja richtig mit meiner Vermutung?


PS
Schönen Urlaub, Welling.

Gruß

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enigma
longtime
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Brief an s e i n e Frau
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 02.04.2009, 15:58:30
Ja, ja.. - sie waren gemeint:

Das Ehepaar Dorine und André Gorz (er geboren als Gerhard Hirsch) starb "vereint" am 22.09.07 in Vosnon, Département Aube, Frankreich.

Zum Werk und Leben s. TIPP.

*

Ein Zitat von D. Gorz:

„Das Ziel einer Gesellschaft, in der ein(e) jede(r) weniger arbeitet, damit alle Arbeit finden und besser leben können, wird somit heute zu einem der wichtigsten Faktoren des Zusammenhalts der Gewerkschaft und der Erneuerung sozialer Freiheitsbewegungen.“

*

Ein deutscher Nachruf:

http://www.tagesspiegel.de/kultur/And%E9-Gorz;art772,2387436

*

Gorz’ Grab in einem Internet-Friedhof:

http://www.internet-friedhof.de/modules/news/index.php?start=40&storytopic=24

*

Danke für die eindrucksvollen Bilder aus der 'Times'!

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longtime
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Ein Roman zu Ostern...
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 02.04.2009, 18:39:03
Ich warte zwar noch auf das Rätsel von enigma - aber hier ist eine Zwischenüberraschung, die mich z. Zt. beschäftigt.

Ein seltsam wunderbarer Oster-Roman?
Ja, etwas rätselhaft für mich, wie er sich nach dem Blitzschlag in der Einleitung entwickelt.

Diese quasi autobiografische Romanvorlage eines Religionswissenschaftlers, der fast das ganze vorige Jahrhundert durchlebte, gab vor zwei die Grundlage für einen Film, der aber international beim Publikum und in der Kritik nicht gut abschnitt.



Hier der Romananfang:

Erst als er die Glocke der Metropolitankirche hörte, fiel ihm ein, daß sie die Auferstehung einläutete. Und plötzlich wurde ihm der Regen, der ihn beim Verlassen des Bahnhofs überrascht hatte und nun zu einem Wolkenbruch auszuarten drohte, unheimlich. Vornübergebeugt, schritt er eilig und den Blick aufs Straßenpflaster geheftet unter seinem Schirm voran, bedacht, nicht in die Pfützen zu treten. Ohne sich dessen bewußt zu sein, fing er zu laufen an, den Schirm wie einen Schild schützend vor die Brust gespannt. Nach etwa zwanzig Metern sah er jedoch die Ampel rot aufleuchten und mußte stehen bleiben. Er wartete nervös und zappelig, starrte entsetzt auf die Wasserlachen, die wenige Meter vor ihm den Boulevard fast gänzlich bedeckten, stellte sich auf die Fußspitzen und hüpfte von einer kleinen Insel zur anderen. Das rote Auge erlosch, und im nächsten Augenblick wurde er von der Explosion des grellen, weißglühenden Lichtes, das ihn blendete, durch und durchgeschüttelt. Ein heißer Zyklon schien in unbegreiflicher Weise aus seiner eigenen Schädeldecke ausgebrochen zu sein und ihn vom Scheitel bis zur Sohle aufzusaugen.
‚Der Blitz muß ganz nahe eingeschlagen haben’, sagte er sich und hatte Mühe, seine verklebten Lider aufzutun. Er begriff nicht, weshalb er den Schirmgriff so fest umklammerte. Der Regen prasselte wie wild von allen Seiten auf ihn nieder, und dennoch machte es ihm nichts aus.
Da vernahm er von neuem die Glocke der Metropolitankirche und auch das Läuten aller anderen Kirchen.
In seiner unmittelbaren Nähe schlug eine einsam und verzweifelt. Er fing zu zittern an.
'Der Schreck ist mir in die Glieder gefahren', sagte er sich.
Als er sich jedoch einige Augenblicke später darüber klar wurde, daß er in einer Wasserlache am Rande des Gehsteigs lag, sah er ein, daß es ihn einfach fröstelte.
»Ich hab's gesehen, wie ihn der Blitz getroffen hat«, hörte er eine keuchende, erschrockene Männerstimme. »Ich weiß nicht, ob er noch lebt. Ich blickte gerade hin, als er unter der Ampel stand. Da sah ich ihn plötzlich von oben bis unten lichterloh brennen: Sein Schirm, sein Hut, seine Kleider standen im Nu in Flammen. Hätte es nicht so in Strömen gegossen, er wäre wie eine Fackel verbrannt. Ich weiß gar nicht, ob er noch lebt.«
»Und selbst wenn er noch lebt, was fangen wir mit ihm an?«
Es war eine ferne, müde Stimme und sie klang bitter. »Wer weiß, was er für Sünden begangen hat, daß Gott ihn in der Nacht der Auferstehung mit dem Blitz geschlagen hat und dazu noch hinter der Kirche. Wir wollen schein, was der diensthabende Arzt sagen wird«, fügte die Stimme nach einer Weile hinzu. Es kam ihm merkwürdig vor, daß er keinen Schmerz empfand, daß er seinen Körper eigentlich nicht mehr spürte. Aus den Gesprächen der Leute um ihn folgerte er, daß er abtransportiert worden war. Doch wie hatten sie ihn fortgeschafft? Auf den Armen? Auf einer Tragbahre? In einem Ambulanzwagen?
»Ich glaube kaum, daß er aufkommt«, hörte er schließlich eine andere, ebenso fernklingende Stimme. »Es ist kein Zentimeter keile Haut mehr an ihm übrig. Ich begreife nicht, wie er noch lebt. Normalerweise ...«
'Freilich, das weiß doch ein jeder: Wenn man mehr als fünfzig Prozent der Epidermis verloren hat, erstickt man - ...'


*

Wie heißen Verfasser und Titel des Romans?


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enigma
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Ein Roman zu Ostern...
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 07.04.2009, 18:44:55
Hallo Longtime,

ich erinnere mich, dass ich vor ca. 2 Jahren über einen Film von Francis Ford Coppola gelesen habe, der auf Deutsch “Jugend ohne Jugend” hieß.
Der Film wurde dem Buch “Youth without Youth” von Mircea Eliade nachgedreht, war aber trotz guter Schauspieler ziemlich umstritten.
Deshalb habe ich ihn mir nicht angesehen.

Das Buch habe ich nicht gelesen.

Könnten das Verfasser und Buch sein, die Du meinst?

Gruß

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enigma
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Ein Roman zu Ostern...
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 07.04.2009, 20:38:18
Ja, enigma, du hast den Mann und das Buch gefunden:

Mircea Eliade: Jugend ohne Jugend.
Der Roman war schon 1979 unter dem Titel "Der Hundertjährige" in Deutsch erschienen.
Nach der Coppola-Verfilmung 2007, die als schwülstig und esoterisch kritisiert wurde, hat man vom Suhrkamp Verlag noch den amerikanischen Titel genutzt, um am erwarteten Erfolg mitzumischen.

Ich werde noch von dem Roman berichten.

TIPP: Zu Coppolas 70.!

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longtime
enigma
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Ein Roman zu Ostern...
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 08.04.2009, 12:04:49
Danke Longtime,

ich denke mir auch ein Rätsel aus, spätestens in den nächsten Tagen.....

Gruß
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enigma

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