Literatur Ich lese gerade

RE: Ich lese gerade
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Schon die Biografie von Arye Sharuz Shalicar, die man bei Wikipedia nachlesen kann, liest sich wie ein Abenteuerroman und ist wohl eine der interessantesten Migrantengeschichten -

Eine Lebensgeschichte, die nur das Leben selbst erzählen und das man sich nicht ausdenken kann. Als Sohn jüdischer Eltern aus dem Iran wurde er 1977 in Göttingen geboren, seine Eltern flohen 1970 vor dem Antisemitismus in ihrem Heimatland. Er wuchs in Berlin auf, zunächst ohne seine jüdischen Wurzeln zu kennen. Er war Mitglied einer kurdisch-libanesischen Gang, er war in der Graffiti-Szene und später Mitglied einer Türkengang und Rapper. Alles, was ein Junge in bestimmten Gegenden dieser Stadt so mitmacht .. aber er liess Schule und Studium als Ziel nie aus den Augen.

Nach seinem Abitur 1997 verließ Shalicar die Graffitiszene und leistete seinen Grundwehrdienst als Sanitäter ab. Im Anschluss daran begann er ein Studium der Politikwissenschaft, der Jüdischen Studien und des Islam an der Freien Universität Berlin.

2001 wanderte er nach Israel aus, um „ein Leben der Zugehörigkeit zu führen, ein Leben ohne schiefe Blicke, ein Leben als Jude“. In Israel setzte er sein politikwissenschaftliches Studium an der Hebräischen Universität Jerusalem fort, das er 2006 mit einem Bachelor abschloss. Anschließend erwarb er 2009 einen Master in European Studies. Bereits seit 2006 war er für die Jewish Agency tätig und arbeitete auch für das Nahoststudio der ARD in Tel Aviv.

Shalicar begann seinen Wehrdienst bei den Israelischen Streitkräfte im Jahr 2001 bei einer Unterstützungseinheit der Fallschirmjäger. Von Oktober 2009 bis Anfang 2017 war er einer von vier Pressesprechern der israelischen Armee. Seit 2017 arbeitet er im Ministerium für Nachrichtendienst in Jerusalem. Dort ist er Abteilungsleiter des Bereichs internationale Beziehungen-
Shalicar ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und wohnt bei Jerusalem.
(Quelle: Wikipedia)

Ich verfolge seinen Facebook Account schon einige Jahre sehr aufmerksam, auch als er noch Pressesprecher der Armee war. Der "neue Antisemitismus" in Deutschland beschäftigt ihn sehr und im September erscheint sein neues Buch mit dem Titel "Der neu-Deutsche Antisemit" , das ich mir bereits vorbestellt habe. In dem Buch geht es um Muslimischer Antisemitismus ,  Linksintellektueller Antisemitismus, rechtsradikalen und christlichen Antisemitismus und darum, was Israel-Kritik und Antiusemitismus gemein haben. 

Jetzt aber lese ich sein erst erschienenes Buch mit dem Titel, der einem iranischen Sprichwort angeleht ist:


Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude

Klappentext:

" Die Geschichte eines Deutsch-Iraners, der Israeli wurde
Seine Familie kam aus dem Iran. Er wuchs in Berlin auf. Er interessierte sich überhaupt nicht für seine Herkunft. Auch regelmäßige Besuche bei Verwandten in Israel änderten daran nichts. Nach dem Umzug in den von muslimischen Zuwanderern geprägten Berliner Stadtteil Wedding änderte sich jedoch alles. Hass auf Israel und die Juden ist an der Tagesordnung. An den Häuserwänden stehen entsprechende Parolen. Als sich herausstellt, dass Arye Jude ist, wird er zur Zielscheibe dieses Hasses. Da ist er 15 Jahre alt. Mithilfe eines befreundeten muslimischarabischen Kurden gelingt es ihm, sich in der Welt der Jugendgangs "hochzuarbeiten". Nur mühsam kann er sich aus dieser Welt wieder lösen. Er beginnt, sich mit seiner jüdischen Herkunft auseinanderzusetzen. Er erfährt von seinen Eltern, welchen Verfolgungen die Juden im Iran ausgesetzt waren, wo "ein nasser Hund" besser war "als ein trockener Jude". Das Gefühl der Nichtzugehörigkeit wächst. Schließlich wandert Arye nach Israel aus, wo er ein anderes Leben führen will: ein Leben der Zugehörigkeit, ein Leben ohne schiefe Blicke, ein Leben als Jude.

"Für die Deutschen war ich ein Kanake, für die Moslems ein Jude, für die Juden ein krimineller Jugendlicher aus dem Wedding."







 

RE: Ich lese gerade
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.08.2018, 09:45:40

Na, das sind ja Klöpse!
Diese Beschreibung ist bestens geeignet, um mich davon abzuhalten, jemals dieses Buch zu lesen. Was ist denn mit dem israelischen Rassismus den Palästinensern und Muslimen gegenüber? Gibt es den nicht genauso wie den Antisemitismus der anderen Seite?
Ich empfehle zum Ausgleich das Buch der Gruppe „Breaking the Silence“, das sind israelische Soldaten, die nicht mehr länger schweigen wollten über die Verbrechen ihrer Armee. Sie werden natürlich in ihrem Land als Nestbeschmutzer gebrandmarkt, wie könnte es anders sein?

Hier der Auszug einer Rezension vom Spiegel:

Israelische Soldaten in besetzten Gebieten "Wie im Wilden Westen"

Sie verhängen Ausgangssperren, riegeln Dörfer ab, nehmen Zivilisten fest. Israelische Soldaten berichten in einem Buch der Menschenrechtsorganisation Breaking the Silence vom Einsatz in den besetzten Gebieten. Der Vorwurf der Aktivisten: Armee und jüdische Siedler haben ein Willkürregime errichtet.
[. . . ]
Die in der israelischen Gesellschaft verbreitete Vorstellung, die Kontrolle der besetzten Gebiete diene einzig und allein dem Schutz der Bürger, stimmt nicht mit dem überein, was Hunderte Soldaten zu berichten haben", konstatiert Breaking the Silence. Regierung und Militärführung zeichneten demnach ein "unvollständiges, wenn nicht verfälschtes Bild der Politik" gegenüber den Palästinensern.
"Man konnte tun, was einem gerade einfiel"
Das liege auch daran, dass die Armee und die Regierungsstellen ihre Politik mit vier harmlos klingenden Schlagwörtern verschleierten: Vorbeugung, Trennung, Lebensstruktur sowie Durchsetzung von Recht und Ordnung. So diene die Vorbeugung offiziell dem Schutz vor Anschlägen. Konkret sehe das jedoch so aus, dass so gut wie jede militärische Gewaltanwendung in den besetzten Gebieten als vorbeugend gelte.
So gesehen lassen sich die Misshandlung von Palästinensern an Kontrollpunkten, die Beschlagnahme von Eigentum, das Auferlegen kollektiver Strafen, das stetige Ändern von Vorschriften oder auch die Unterbindung freier Fortbewegung durch provisorische Kontrollposten als vorbeugende Maßnahmen rechtfertigen," erklärt Breaking the Silence. Ein Soldat beschreibt seinen Einsatz in Nablus 2002 so: "Das war eine Zeit … wie im Wilden Westen. Man konnte tun, was einem gerade einfiel - kein Mensch hat Fragen gestellt, nie."


Hier die vollständige Rezension:  "Wie im Wilden Westen"

Und hier noch ein Link zu dieser mutigen Gruppe: Breaking the Silence

RE: Ich lese gerade
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.08.2018, 10:38:00

Marina, wie jeder andere stelle ich hier Bücher vor, die ich gerade lese und möchte an dieser Stelle nicht Dein ewiges Israel-Bashing lesen und diskutieren, Nimm die Meinung und den Geschmack anderer einfach mal hin, das musst auch DU abstinenze Person aushalten.


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RE: Ich lese gerade
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.08.2018, 10:40:36

Ja, siehst du, und genauso stelle ich hier Bücher vor, die ich gelesen habe. Nimm die Meinung und den Geschmack anderer einfach mal hin, das musst auch DU aushalten.

Ach ja, da fällt mir gerade noch ein anderes tolles Buch ein, das ganz neu ist und das ich gerade gelesen habe:

"Oliven und Asche": Schriftstellerinnen und Schriftsteller berichten über die israelische Besatzung, hier der Link:  Oliven und Asche

Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Eva Menasse, Dave Eggers, Colum McCann und Arnon Grünberg machen sich selbst vor Ort ein Bild von der Lage in den besetzten Gebieten. Entstanden sind eindrucksvolle, lebendige Geschichten und Reportagen, die uns den Alltag in Palästina erschreckend klar vor Augen treten lassen. Der Leser reist z.B. mit Rachel Kushner in ein palästinensisches Flüchtlingscamp mitten in Jerusalem, lernt mit Taiye Selasi etwas über die verbotene Liebe zwischen Israelis und Palästinensern oder lässt sich von Helon Habila die verblüffende Genese der Israelischen Sperranlage erzählen.
Oliven und Asche



 

RE: Ich lese gerade
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.08.2018, 10:43:25
Ja, siehst du, und genauso stelle ich hier Bücher vor, die ich gelesen habe. Nimm die Meinung und den Geschmack anderer einfach mal hin, das musst auch DU aushalten.
 
das tue ich - und ich würde mich nie so abwertend und beleidigend zum Geschmack oder Ansichten anderer  äussern wie Du. Das ist mit nichts zu entschuldigen!
RE: Ich lese gerade
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.08.2018, 10:47:28

Ich äußere mich nur zu dem Text des von dir eingestellten Buches, nicht zu deiner Person,  und das musst du leider auch aushalten.

Ach ja, und ich habe noch ein anderes Buch empfohlen, lies es mal, es ist toll, weil sehr verschiedene Schriftsteller berichten, darunter tolle Leute wie Eva Menasse


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rehse
rehse
Mitglied

RE: Ich lese gerade
geschrieben von rehse

Leseempfehlung für den Roman

"Unbestechlich" von Dick Francis
aus dem Verlag Diogenes.

Ladouce46
Ladouce46
Mitglied

RE: Ich lese gerade
geschrieben von Ladouce46

Das Genie“ von Klaus Cäsar Zehrer

Ein Roman über das Leben des  William James Sidis, der seinerzeit (1898 – 1944) als der „intelligenteste Mensch aller Zeiten“ galt. Sein Vater Boris, ein bekannter Psychologe mit dem brennenden Ehrgeiz, die Welt durch Bildung zu verbessern, triumphiert.  Er hat William von Geburt an mit einem speziellen Lernprogramm trainiert. Durch Anwendung der Sidis-Methode könnten alle Kinder die gleichen Fähigkeiten entwickeln wie sein Sohn, behauptet er. Doch als William erwachsen wird, bricht er mit seinen Eltern und seiner Vergangenheit. Er weigert sich, seine Intelligenz einer Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, die von Ausbeutung, Profitsucht und Militärgewalt beherrscht wird. Stattdessen versucht er, sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten – mit aller Konsequenz.
Ein sehr spannendes und interessantes Buch.
LG Ladouce

olga64
olga64
Mitglied

RE: Ich lese gerade
geschrieben von olga64
als Antwort auf Ladouce46 vom 27.08.2018, 17:00:25

ERfreulicherweise habe ich noch ein Buch von T.C. Boyle entdeckt ,das ich bisher nicht kannte: Talk TAlk. Es handelt von einer Frau,die taub ist und durch ein kleines Verkehrsvergehen in die Fänge des Justiz-Wahnsinns in den USA gerät.
Wie man es von Boyle gewöhnt ist: gut recherchiert, spannend aber auch detailreich geschrieben. Freue mich darüber, weil ich zuletzt ein wenig Probleme hatte, ein spannendes Buch für mich zu entdecken.
Meine Bücherei kauft erst jetzt wieder Neuheiten ein und nach meinem Mammutwerk war ich wohl doch so anspruchsvoll geworden,dass mir vieles nicht gefiel. Olga

Ladouce46
Ladouce46
Mitglied

RE: Ich lese gerade
geschrieben von Ladouce46

Oh, das kenne ich gut, liebe Olga. So geht es mir auch nach besonders guten Büchern, darum hatte ich in letzter Zeit auch soviel Pech. Talk, talk habe ich auch sehr gern gelesen.

Nun hab ich mir das neue Buch von Maxim Biller "6 Koffer" vorgenommen. Bin gespannt. LG Ladouce


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