Forum Kunst und Literatur Literatur Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945

Literatur Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945

Rutger
Rutger
Mitglied

Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von Rutger
Jörg Friedrich hat viel über den Zweiten Weltkrieg veröffentlicht, auch über die Vergangenheitsbewältigung der Deutschen. Nach "Freispruch für die Nazi-Justiz" (1983) und "Das Gesetz des Krieges" (1993) erschien 2002 "Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945", und 2003 ein dazu gehörendes Bildband. In der Erinnerung sind vor allem die infernalische Vernichtungen von Dresden und Hamburg hängengeblieben. Das Los anderer Städte, die auch eingeäschert wurden, ist weniger bekannt.

Das Buch fängt an mit einer ausführlichen Darstellung der Luftwaffe der Alliierten, wie die US-Flying Fortress, Mosquito und Mustang. In dieser Abteilung wird auch eine Vorstellung gemacht von den Entwicklungen (neue Entdeckungen wie z.B. der Radar). Jörg widmet auch den Brandingenieuren einige Seiten. Wie brandempfindlich waren die deutsche Städte, mit all ihren alten, mittelalterlichen Gebäuden ?

Weiter wird die Strategie ausfürhlich erklärt. Und dann werden alle Ziele eins für eins beschrieben. Über die Wüstlegung der Einmarschgebiete, von Norden nach Süden, von Osten nach Westen. Wichtige Ziele waren u.a. Hamburg, Dresden, der Möhnedamm.

Wie die Deutsche sich vor den Angriffen geschutzt haben im Gewölbe, welche Emotionen (oder Emotionslähmung) wird in den nächsten Abschnitte weiter erklärt.

Ich werde jetzt nicht behaupten, dieses Buch sei immer objektiv, ich verfüge nicht über alle Daten um darüber zu urteilen. Was ich wohl hinzufügen möchte, ist dass ich mich ein doch bisschen schäme für die Alliierte. Im Kriege gibt es keine Sieger und Verlierer. Nur verlierer. Einen Angriff wie auf Dresden oder auf Rotterdam kann ich nur als ein Kriegsverbrechen sehen.

Der Angriff ist u.a. beschrieben in einem flämischen Roman von Harry Mülisch, 'Het stenen bruidsbed', und in einem amerikanischen Roman von Kurt Vonnegut, 'Slaughterhouse-Five'.

Roger
Medea
Medea
Mitglied

Re: Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von Medea
als Antwort auf Rutger vom 19.02.2010, 13:42:18
Danke Rutger, daß du dieses Buch wieder ins Gespräch bringst.
Vor einigen Jahren ist dieses Thema hier im ST gestreift, aber dann
nicht vertieft worden. Ich schwankte damals, mir das Buch von Jörg Friedrich zu kaufen, ich hatte einfach Angst davor, was dort zu lesen
stand. Freudenstadt ist ja ebenfalls unbarmherzig bombardierd worden,
obwohl nur Zivilbevölkerung in der Stadt war. Ich weiß aber im großen und ganzen, was in Hamburg und Dresden geschehen ist, von den Menschen als
lebende Fackeln, den Eingeschlossenen und Verschütteten und elend zugrundegegangenen in den Kellern der Häuser.
Ich wurde von diesem Luftkrieg als Kind verschont, dafür aber dann den
Russeneinmarsch erlebt und ein Jahr später mit Mutter und Schwester von
den Polen vertrieben worden. Ich werde mir nächste Woche "Der Brand"
von Jörg Friedrich besorgen.

Medea
Re: Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 19.02.2010, 14:55:58
Medea,

ich stelle einmal den Link von Wikipedia für Dich und für alle, die sich vorab informieren wollen über dieses Buch hier noch einmal ein - in den Blogs habe ich das schon getan.

Meli

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eko
eko
Mitglied

Re: Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von eko
als Antwort auf Rutger vom 19.02.2010, 13:42:18
Ich hab nix gegen Bücher, die die Bombardierung deutscher Städte durch alliierte Bomberverbände beschreiben, sofern sie sachlich dargestellt sind.

Es darf dabei aber nicht vergessen werden, dass es die Göring'sche deutsche Luftwaffe war, die mit diesem Bombardement überhaupt begonnen hat. Coventry ist dabei das bekannteste Beispiel. Was die Briten und die Amis dann taten, war Vergeltung dafür!

Die Alliierten gingen davon aus, dass sie damit die Einstellung der deutschen Bevölkerung gegenüber dem Nazi-Regime ändern könnten. Doch der Schuss ging nach hinten los, denn die Zivilbevölkerung wurde dadurch nur noch mehr zusammengeschweisst, dafür tat der hinkende Goebbels alles und die Nazi-Propaganda lief auf Hochtouren.
Re: Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eko vom 19.02.2010, 15:18:35
Eko, da stimme ich Dir zu.

Aber ich möchte auf etwas anderes aufmerksam machen.

Dresden und Conventry haben vor 50 Jahren ein Abkommen über die Städtepartnerschaft geschlossen.


Meli
hugo
hugo
Mitglied

Re: Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von hugo
als Antwort auf Medea vom 19.02.2010, 14:55:58
hallo medea,,,,ich weiss nicht, wie ichs am "gefühlvollsten" ausdrücken soll,,aber immer wieder hab ich ein ungutes Gefühl wenn ich solche in den Raum gestellten Sätze lese wie:
"den Russeneinmarsch erlebt,, und ein Jahr später mit Mutter und Schwester von den Polen vertrieben worden"

jeder unbedarfte Mitleser, jeder der nicht in der Materie steht, kann somit leicht (um nicht zu sagen leichtfertig) zu völlig falschen, ja total auf den Kopf gestellten Erkenntnissen gelangen.

Klar, wirst Du nun sagen, das müsste doch schließlich Jeder wissen das die Ursache von Seiten Hitler-Deutschlands gelegt wurde,

das daraufhin die Alliierten in Teheran in Jalta und Potsdam die Entscheidung trafen,

das durch die Wehrmacht und durch die Rote Armee massenhaft Polen entwurzelt wurden und später gezwungen waren ihre Heimat dauerhaft zu verlassen und weiterhin gezwungen waren sich gen Westen auf den Weg zu machen um Befehlsgemäß ehemalige deutsche Städte und Dörfer zu besiedeln und dabei sicher nicht in die Scheunen und Ställe sondern in die vorher freizumachenden Wohnungen einzuziehen.

Dein Satz klingt mir so in den Ohren, als ob irgendwo hunderttausende Polen nur darauf gewartet hätten mit Sack und Pack eine Völkerwanderung mit vergnüglichem Vertreiben unschuldiger Deutscher zu unternehmen und wir armen Deutschen den polnischen Gelüsten und polnischer Willkür ausgesetzt waren.

(übrigens wurden über Himmler schon 1939 die Befehle ausgearbeitet, das Millionen Volksdeutsche und Auslandsdeutsche zur rassenhuygienischen Reinigung der zukünftig zu bewirtschaftenden Gebiete vorzubereiten sind.)

ps tut mir Leid das auch Du und Deine Mutter Eure damalige Heimat eingebüßt habt (kann ich gut nachfühlen, mir gings ja ebenso) aber ich werde stets alles unternehmen und mich hüten,die -wechselnden Täter die, wechselnden Opfer einfach als Nur Opfer oder Nur Täter hinzustellen,,aber die Hauptschuldigen sollten auch als solche immer erkennbar bleiben.

so verlockend es auch ist uns Deutsche etwas aus der Generalschuldlinie zu ziehen aber unabsichtlich oder gar absichtlich die Polen in den Vordergrund zu schieben,, neee das dürfen wir niemals zulassen, es wird schon genug Geschichtsverfälschendes -oft auch so ganz nebenbei- in viele Tasten gekloppt.

hm eko, meinst du tatsächlich zusammengeschweißt und voll hinter Hitler stehend? war es nicht viel mehr die Verzweiflung die zunehmende Hoffnungslosigkeit und die pure Angst die beidseitige Angst,,erstens vor den feindlichen Angriffen und gleichzeitig die Angst vor Repressalien durch die eigenen nazistischen Landsleute ?

hugo


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Medea
Medea
Mitglied

Re: Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von Medea
als Antwort auf hugo vom 19.02.2010, 17:01:49
Hallo Hugo -
ich habe keine dieser fürchterlichen Bombardierungen
erlebt, in Niederschlesien war es in dieser Hinsicht
ruhig, dafür dann eben auch kriegsbedingte andere
Gräueltaten. Es ist eine Randerwähnung von mir, die ich
mir erlaube. Damit schmälere ich keinesfalls die grausame
Zerstörung der westdeutschen Städte.

M.


Re: Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 19.02.2010, 17:01:49
[quote=hugo]hallo medea,,,,ich weiss nicht, wie ichs am "gefühlvollsten" ausdrücken soll,,aber immer wieder hab ich ein ungutes Gefühl wenn ich solche in den Raum gestellten Sätze lese wie:
"den Russeneinmarsch erlebt,, und ein Jahr später mit Mutter und Schwester von den Polen vertrieben worden"


Hallo Medea, der Hugo hat natürlich recht.
Die richtige formulierung muß lauten:
ich bin von der ruhmreichen sowjetarmee befreit worden und zu meinem besten zur erholung nach westen geschickt worden.
Bei mir war das etwas anders, ich habe erst den einmarsch der amerikaner über mich ergehen lassen müssen.
Aber glücklicherweise haben mich dann auch die russen befreit.
Und wie haben sich die tausenden von frauen gefreut, die von den amerikanern links liegen gelassenn wurden und sich dann endlich den befreiern mit freuden hingegeben haben.
hugo
hugo
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Re: Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.02.2010, 18:43:28
hallo slice,, siehste, nun haben wir schon drei verschiedene Meinungen,,die Deine ist mir die unbekannteste und ich fürchte, die von der Wahrheit entfernteste. abr immerhin, besser als nix *g*

hoffentlich nimmt roger uns diesen Abstecher nicht all zu übel.

hugo
miriam
miriam
Mitglied

Re: Jörg Friedrich - Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.02.2010, 18:43:28
Nun - ich möchte dies nicht ohne einen Kommentar stehen lassen: meine Familie und ich, bzw. die gesamte jüdische Bevölkerung Rumäniens wurde tatsächlich von den Russen gerettet, anders wären die anscheinend schon bereitgestellten Waggons, mit uns Richtung Auschwitz gerollt.

Es folgten keine tollen Zeiten - doch wir sind am Leben geblieben.

Miriam

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