Forum Kunst und Literatur Literatur Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n

Literatur Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n

longtime
longtime
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter : das Bikel
geschrieben von longtime
als Antwort auf clara vom 18.05.2010, 12:09:03
Ich verweise auf die Diskussion bei arte.tv, die nach der Sendung des Films als Kommentare eingetragen wurde und zitiere eine Stimme:

Bienen sterben, Menschen sterben | mellifera sandino

18.05.2010 - 23:17

Wer sich mit ernsthaft Bienen befasst, dem ist schon lange klar, worum es bei diesen kleinen Lehrmeisterinnen geht: Um den Einblick in unser gemeinsames Leben und nicht um Profit jedweder Art, um Lernen miteinander und um die Achtung der Kreatur, des Lebens schlechthin und dem kommen auch noch genügend ungeklärte Fragen, die beantwortet werden wollen. Denn nur so haben wir die Möglichkeit einer Zukunft. Das menschlich Messbare ist eben nicht alles und zumeist der profitgebundenen Effektivität unterworfen, die den Blick verengt und von vorn herein selektiert. Die Auffassungen des schottischen Imker-Kollegen sind hier Weg weisend. Die Fragen, die er aufwirft, sind zu beantworten und mit Konsequenz auszustatten. Wir bemühen uns der mellifera-mellifera wieder Lebensraum zu geben, sie wieder bei uns anzusiedeln, den sie gehört hier her und sie zeigt uns eher den Weg, den wir gemeinsam zu gehen haben. Danke an Mark Daniels und die anderen Mitwirkenden
clara
clara
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter : das Bikel
geschrieben von clara
als Antwort auf longtime vom 19.05.2010, 08:23:48
Hallo longtime, ich verweile noch ein wenig beim Thema Bienen, weil ich irgendwie darauf geprägt bin.
Der gestrige Film auf arte war sehr interessant. Der im Link angesprochene schottische Imker hat mir imponiert, denn er äußerte eine tiefe Einsicht in natürliche Vorgänge und sieht Bienen nicht nur als willfährige Nutztiere. Seine Kritik an der Massenimkerei fiel dabei sehr schonend und klug aus.
Wenn man damit die kalifornischen Mandelbaum-Plantagen vergleicht und den durch den ständigen Transport auf die Bienen ausgeübten Stress bedenkt, kommt man schon ins Grübeln. Zumal ja das geschwächte Immunsystem ein Grund für das bislang rätselhafte Sterben sein soll.
Kleine Ansätze für die Aufklärung und das Stoppen des Bienensterbens sind vorhanden und geben Anlass zur Hoffnung.

Clara
enigma
enigma
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n : 18 Neuwörter der "Wortwarte":.
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 18.05.2010, 15:25:18
Ich picke mir mal zwei Begriffe raus:

Glückskeksmarkt
Die Glückskekse kenne ich bisher tatsächlich nur aus den Chinarestaurants.
Dort sind es die kleinen Zettelchen mit Sprüchen verschiedener Art, die eben in die Kekse eingebacken wurden.
Sowas braucht man natürlich nicht zum Leben, aber wenn wir mit einer kleineren Gruppe dort zum Essen waren, haben wir uns beim Vorlesen der Zettelchen doch oft amüsiert und etwas Jux gemacht. Es gibt Schlimmeres!
Von mir aus kann es sie weiter geben, die Glückskekse, aber dann sollten sie auch ihrem Namen alle Ehre machen.
Vielleicht noch ein Glückskeks-Text, der fast auf alle passt:

„Gleichgewicht halten ist die erfolgreichste Bewegung im Leben„.


Windelimperium
P&G hat aber nicht nur ein “Pampers-Imperium”, sondern mischt auch gut mit in anderen Produktbereichen, überwiegend denen der Körperpflege, Kosmetik und Gesundheit/Hygiene.
Auch bei der Windelei gibt es nicht nur solche für Babys, sondern auch die sogenannten Inkontinenzslips für Erwachsene. Da ist ja auch ein ziemlich großer Bedarf.
Und auch einiges andere der Produktpalette kann man tatsächlich gebrauchen und hat es nicht nur gekauft....


Enigma

Anzeige

rumpelstilzchen
rumpelstilzchen
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n
geschrieben von rumpelstilzchen
als Antwort auf longtime vom 18.03.2010, 14:36:48
Es gibt ab jetzt ein neues Memo-Legespiel:
Wuchtbrumme, Hechtsuppe & Schürzenjäger

Das ist bestimmt sehr nett und erinnert an viele Wörter, die man heute kaum noch kennt.
Man mus jeweils das geschrieben Wort zu einem sehr hübsch illustrierten Bild aufdecken. Mal schauen, ob es sich, wie ich glaube, vor allem auch für ältere Mitbürger eignet.

BG
Claudine


longtime
longtime
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n
geschrieben von longtime
als Antwort auf rumpelstilzchen vom 23.05.2010, 12:18:39
Mein Danke gilt besonders enigma, die fleißig und kreativ hier durchgehalten hat!

Und ein Gruß an rumpelstilzchen. - Danke für die Bereicherung der Worttafel!


Heutige, nachpfingstliche Neuwörter (nach einer unfreiwilligen Pause…):


„Zauberschön“ (wohl als Adjektiv gedacht)



*

“… und so vergebe ich mir deine Sünden - Amen!”
– Woher stammt diese nur scheinbar paradoxe Devise?

*

„Begierig wird der Rest getrunken
Und froh auf einem Bein gehunken.“

Ja, das ist vom humorvollen und sprachkundigen Wilhelm Busch. – Aber was ist das für eine Sprachfirm, pardon: -form?

*

Herr Erwin war ein großer König,
der konnte rückwärts dichten:
… nethcizrev tsnuK eseid fua
Re etßuw sad, nnak redej nneD.

Wo gibt es noch mehr Kunde von diesem kuriosen Herrn Erwin und seines Spleens, dessen (oder: den) er angeblich „pflag“?

*

P.S.:

Ja, pardon!
Ich weiß, ich muss noch einiges nachtragen! (Dummerweise ich mir was an Text verloren gegangen!)
enigma
enigma
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 25.05.2010, 15:41:17
Hallo Longtime,

so toll war es aber nicht mit meinem Fleiß, andere haben ja auch mitgemacht.
Aber danke für die Blumen.

zauberschön - adjektivisch gebraucht - habe ich schon öfter gelesen.

Und Janosch hat wieder eine schöne Zeichnung gemacht, hier:


Gruß von Enigma

Anzeige

enigma
enigma
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 25.05.2010, 18:12:02
Zu Wilhelm Busch:

Schrieb er “ bummlige Verse” , d.h. gereimte Zweiteiler pro Bild??

Hier ein Beispiel:



Bär Erwin
Erwin war ein großer Bär,
der konnte rückwärts dichten.
Keiner kann, das wußte er,
auf diese Kunst verzichten.

Daneben pflag er noch den Spleen
der Senfessortenkunde.
Und so berirch er zwiefach Wien,
die Stadt der bunten Hunde.

amarillo

Erwin der Bär


Ich wünsche einen “zauberschönen” Tag.



Enigma



longtime
longtime
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n: meine oder "deine Sünden"
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 25.05.2010, 18:12:02
Ich gebe hier erst einige Ergänzungen zu den vorangestellten Stichwörtern ein, bevor ich wieder neue Fragen stelle:

“… und so vergebe ich mir deine Sünden - Amen” – Woher stammt diese nur scheinbar paradoxe Devise? Welche Schuld soll hier aufgedeckt werden?


Enigma hat den Urheber dieser kritischen Entlarvung von moralischen Ausreden schon entdeckt.

Ja, der Zeichen- und Sprach-Kobold Janosch hat mit einer wunderschönen und simpel brutalen Karikatur, die wie eine seiner vielen Kinderzeichnung daher kommt, aber eine Satire ist, Stellung bezogen zu der Missbrauchs-Debatte, die unsere öffentliche Moral-Debatte (egal ob von vermeintlichen Reform-Pädagogen oder von kirchlichen Pädagogen und Theologen) noch einige Zeit bestimmen wird.


Hier anzuclicken:
der skrupellose, farbenprächtig austaffierte "Prälat", der sein Sexualbegehren vertuschen will!

Janoschs perfider Prälat


*


Als Ergänzung zum Schuldproblem der Pädophilie oder sexuellen Gewalt eine TV GLOSSE von Oliver Kalkofe, der sich nicht scheut, solche Widersprüche zwischen moralgesättigter Theorie und übel-krimineller, jahrhundertalter Praxis aufzudecken, ohne auf Empfindlichkeiten Rücksicht zu nehmen:

*

(Aus der Serie: KALKOFES LETZTE WORTE)
Alles meine SCHULD

Die katholische Kirche hat uns vieles gelehrt. Zum Beispiel wie man jahrtausendelang wildsaumäßig gegen die eigenen Prinzipien verstoßen kann, ohne dass der selbst angenagelte Heiligenschein von der Rübe rutscht oder sich der moralisch erhobene Zeigefinger auch nur um ein halbes Grad zu krümmen droht. Wie schafft man das? Ganz einfach durch offensive Empörung über jeden noch so berechtigten Vorwurf seitens der irdischen Welt plus geschickter Zurückweisung jeglicher Schuld an den eigentlichen Ankläger. Kreuzzüge, Hexenverbrennung?
Na ja, schon verdammt lange her, und die haben auch ganz schön provoziert mit ihrer Haarfarbe und der ganzen Gegenwehr. Unzählige Fälle von sexuellem Missbrauch? Stimmt, ist grenzwertig, aber meist schon verjährt, und Schuld haben vor allem diese wollüstigen Alt-68er und die Schwulen! Dazu ganz wichtig: sich nie wirklich entschuldigen, immer nur so halb und keine weltlichen Gesetze anerkennen, sondern alles intern regeln vor dem großen Schwamm-drüber-und-Amen-Tribunal. Keine schlechte Strategie!
Wodurch uns langsam bewusst werden sollte: Im Grunde haben wir selbst schuld! An allem. Irgendwie. So wie das Vergewaltigungsopfer es laut Täter ja auch immer selbst so gewollt hat, das kennt man ja. Hohe Arbeitslosigkeit? Wir sind ja auch alle stinkfaul und wollen uns nur von Hartz IV die Rosette vergolden lassen. Finanzkrise? Mea culpa, ich hätte ja auch mal fragen können, was die Bank eigentlich so alles mit meinem Sparbuch anstellt. Gammelfleisch? Wer hat denn immer ganz billig ganz viel lecker Schnitzel fressen wollen, da muss man ja betrügen, um wettbewerbsfähig zu bleiben! Terroranschläge? Ja wenn wir doch alle Ungläubige sind! Korruption? Ich lasse mich doch nicht für den Geiz der anderen bestrafen! Gebrochene Wahlversprechen? Selbst schuld, wenn wir denen glauben, dann haben wir es auch nicht besser verdient! Beschissenes Fernsehprogramm? Hab ich laut Quote als Zuschauer ja genau so gewollt und die Macher durch meine Doofheit quasi dazu gezwungen, nur noch Schrott zu produzieren! Aschewolke über Europa? Okay, das waren dann doch die blöden Isländer, die hat nun wirklich kein Mensch um ihre dämlichen Vulkane gebeten, sollen die mal schön selbst sehen, wie sie da wieder rauskommen!
Aber für den ganzen Rest bitte ich für uns alle bei den Schuldigen in aller Form um Entschuldigung.“

(Aus: tv-Spielfim Heft 10/2010. S. 222)

clara
clara
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n
geschrieben von clara
als Antwort auf enigma vom 25.05.2010, 18:12:02
Enigma, die Zeichnung von Janosch ist s u p e r !

Longtime, Wilhelm Buschs Hauptwerke sind ja fast so häufig in den Häusern anzutreffen wie die Bibel!

Zum Spruch noch eine Ergänzung:

„Begierig wird der Rest getrunken
Und froh auf einem Bein gehunken.“

Doch nicht ein Gott war’s, der mich lenkte,
ich im Geheimen bei mir denkte.

Gruß, Clara


longtime
longtime
Mitglied

Re: Neu- und Altwörter als S p r a c h f r a g e n
geschrieben von longtime
als Antwort auf clara vom 26.05.2010, 13:48:50
Ja, Clara, genau, das - nein: der - nämlich der Wilhelm Busch - war - hier noch meine Ergänzung, auch weil ich auf die merkwürdige „Gesellschaft zur Stärkung Gesellschaft zur Stärkung der Verben“

hinweisen will:


Zum Reim:

„Begierig wird der Rest getrunken
Und froh auf einem Bein gehunken.“

Ja, vom sprachkundigen Wilhelm Busch. – Aber wie heißt das Gedichtlein? Und was für eine Wortform ist denn „gehunken“?

„Begierig wird der Rest getrunken
Und froh auf einem Bein gehunken.“

Ja, das ist vom sprachkundigen Wilhelm Busch. – Aber was ist das für eine Sprachfarm, -firm, - pardon: -form?

In der Bildgeschichte „Vierhändig“ nachzulesen:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Busch,+Wilhelm/Bildergeschichten/Die+Haarbeutel/Vierh%C3%A4ndig

Zitiert werden hier zwei Zeilen wegen der verwegenen Form des Reims:
„getrunken“ – „gehunken“

Diese auffällig-komische Verbform (hinken, hunk, gehunken…) hat es natürlich nie gegeben; er ist entsprechend dem Verb „trinken“ nachempfunden: (trinken, trank, getrunken).

*

Es gibt eine Gesellschaft, der die Stärkung der deutschen Sprache am Herzen und im Hinterkopf liegt: Sie nennt sich komischerweise „Gesellschaft zur Stärkung Gesellschaft zur Stärkung der Verben“.

Und sie schreiben dort über ein besonders lustiges Kapitelchen des deutschen Sprachwandels:

„Das Verbenstärken steht auch in der Tradition Wilhelm Buschs, eines Dichters, Zeichners, lebensklugen Philosophen und ein Meisters der deutschen Sprache par excellence. Der Schlawiner wandelte manches schwächliche eingeklemmt zu einem mächtigen eingeklommen, verwandte die Alternative blus zu blies, schrak aber auch nicht davor zurück, aus einem starken brät mal ein schwaches bratete zu machen. Sein Treiben auf diesem Gebiet dokumentiert die Gesellschaft zur Stärkung der Verben auf Anregung und Zusammenstellung der VerbOrg in dieser Sonderausstellung ‚Wilhelm Busch und sein Umgang mit starken und schwachen Verben’“.

Da gibt es ein Sonderkapitel mit alten, komisch wirkenden Imperfektformen aus vielen Gedichten des Sprachmeisters Busch:

Busch: Der Antonius von Padua


Auf der Startseite stellen sie sich die Sprachbastler so vor:

Komisches über schwache und starken Verben

*

Noch ein Beispiel?

Der Ganter Günter schwamm im Teich
der Verben und der Nomen,
nohr dort sich von der Frösche Laich,
das barg ein schrecklich Omen.

Wenn's dormm, so wolnd die Gans ihr Bild,
dem Tweed wich's Federkleid,
glutrote Augen schieen wild,
tags Ganter, nächtens Hyde.


Weitere Spässchen:


Herr Erwin war ein großer König,
der konnte rückwärts dichten:
… nethcizrev tsnuK eseid fua
Re etßuw sad, nnak reniek nneD.
*
Wo gibt es noch mehr Kunde von Herrn Erwin und des Spleens, dessen (oder: den) er angeblich „pflag“?

S. die Gesellschaft:


Anzeige