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Literatur RIP Margarete Mitscherlich

olga64
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RIP Margarete Mitscherlich
geschrieben von olga64
Eine wunderbare Frau ist gestorben. Sicher hat sie nicht nur mich und mein Leben als Frau im 20./21. Jahrhundert geprägt. Ihr Buch "die friedfertige Frau" las ich erstmals in den 80er Jahren und dann immer wieder.
Auch das Gemeinschaftswerk mit ihrem Mann "die Unfähigkeit zu trauern" ist insbesondere für uns Deutsche und unsere historische Aufarbeitung sehr, sehr wichtig und verliert nie an Aktualität.
Frau Mitscherlich war eine anerkannt hervorragende Analytikerin; ihr Mann weniger. Aber zusammen schafften sie viel und sich auch Anerkennung.
Auch in der Frauenbewegung engagierte sich Frau Mitscherlich in hohem Masse.
Traurig fand ich, dass ihr Sohn zuletzt Schlagzeilen damit machte, dass er in einen Korruptionsskandal bei Ferrostal verwickelt war oder ist - aber den Werdegang seiner Kinder kann frau sich nicht raussuchen. Olga
Medea
Medea
Mitglied

Re: RIP Margarete Mitscherlich
geschrieben von Medea
als Antwort auf olga64 vom 14.06.2012, 16:25:12
Genau dieses Buch "Die friedfertige Frau"
schenkte mir ein lieber Kollege im Jahre 1987
mit einem kleinen Augenzwinkern.

Margarete Mitscherlichs Schlußwort lautet:

Meine Damen und Herren, darin werden Sie,
glaube ich, mit mir übereinstimmen, daß es
gilt, die Energie des Zorns zu nutzen
und in Einsicht zu verwandeln, die Denk-
und Verhaltensweisen zu ändern und die
Erstarrung in einen blinden Haß zu verhindern,
der nur noch den Drang nach Zerstörung kennt.



Medea.



clara
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Re: RIP Margarete Mitscherlich
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 14.06.2012, 16:25:12

Auch das Gemeinschaftswerk mit ihrem Mann "die Unfähigkeit zu trauern" ist insbesondere für uns Deutsche und unsere historische Aufarbeitung sehr, sehr wichtig und verliert nie an Aktualität.
Olga

Das ist richtig. Ich benutze dieses Buch als Nachschlagewerk, um auch heutige Abläufe in der Weltpolitik zu verstehen. Die beiden Mitscherlichs brachten die Bedeutung der Psychoanalyse nach dem Krieg zum ersten Mal in das Bewusstsein der Deutschen.
Die bis ins hohe Alter geistig rege Frau in einem Interview, daraus:

"Ich glaube, dass die Krise heute viel mit Gier zu tun hat. Das Über-Ich ist ziemlich zurückgedrängt, die Sexualität völlig befreit, die doppelte Moral der Nachkriegsjahre längst aufgegeben. Das wollten wir alle, das haben wir mithilfe der Psychoanalyse sehr unterstützt. Aber die so genannte Spaßgesellschaft, die ihrer Gier freien Lauf lässt, kann doch auch nicht das Richtige sein. Ein Großteil der Menschen ist interessenlos. Da lauert die Gefahr! Das tägliche Brot soll jeder haben, aber auch das tägliche Brot der Bildung, sonst werden immer wieder Kriege entstehen, die alles zerstören."

http://www.journal-frankfurt.de/?src=journal_news_einzel&rubrik=9&id=16061

Im Video sagt sie Vernünftiges über Politik und Demokratie.

Clara




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