Forum Kunst und Literatur Musik Bob Dylan - aelter und immer besser

Musik Bob Dylan - aelter und immer besser

enigma
enigma
Mitglied

Re: Bob Dylan - aelter und immer arroganter
geschrieben von enigma
als Antwort auf dutchweepee vom 02.10.2008, 12:50:14
Ich möchte mich weitgehend der Meinung von Wolfgang über Dylan anschließen.
Ich mochte ihn in der Vergangenheit und mag ihn immer noch.
Allerdings hat mich meine Sucht , mehr über Personen zu erfahren, die ich in irgendeiner Weise schätze, im Falle Dylan dazu gebracht nachzulesen, was er selbst über sich, seinen künstlerischen Werdegang, über die Zeit, als er sich auf dem Gipfel seiner Berühmtheit befand, aber auch über die Probleme, die damit verbunden waren, wie die Versuche einer totalen Vereinnahmung, über den Belagerungszustand, dem er sich zeitweise durch Fans ausgesetzt fühlte usw. usw. , aussagt.

Es schien ihm nur die Wahl zu bleiben, selbst Distanz herzustellen, um so den Nachstellungen zu entgehen.
Hier ein Auszug aus einer Rezension von Günter Amendt zu dem ersten Teil der dreiteiligen Dylan-Autobiografie “Chronicles“, in Deutschland unter demselben Titel veröffentlicht, übersetzt von Gerhard Henschel und Kathrin Passig (Hoffmann und Campe 2004):

....„Es wäre jedoch zu einfach, das oftmals gestörte Verhältnis Dylans zu seinem Publikum auf jenen Teil der Fans zu reduzieren, der ihm bedingungslos folgt und mit fanatischem Eifer zusetzt. Das Problem liegt tiefer und ist von grundsätzlicher Art. Wie legitim sind die Erwartungen eines Publikums an einen Künstler? Wie legitim ist die Entscheidung eines Künstlers, sich diesen Erwartungen zu verweigern? Darum geht es. Die Antwort Brechts: «Wer immer es ist, den ihr hier sucht, ich bin es nicht», deckt sich mit der Antwort Dylans: It ain’t me, babe„. Wie Brecht fühlt sich auch Dylan als einer, der «aus den schwarzen Wäldern» kommt und sein Publikum wissen lässt: «In mir habt ihr einen, auf den könnt ihr nicht bauen.» Wer so vor das Publikum tritt, muss mit Liebesentzug rechnen. Dylan hat damit reichlich Erfahrung....“

Wen es interessiert, darüber mehr zu lesen, der kann das z.B. tun - Linktipp!



@cécile und dutchweepee
Wenn die Verweigerungshaltung von D. zu Verhaltensweisen geführt hat wie von Euch beschrieben, ist das sicher nicht die richtige Art der Distanz gewesen, das muss ich wohl auch sagen, denn die Distanz, die ein Künstler vielleicht notwendigerweise sucht, hat m.E. nichts mit einer Brüskierung des Publikums zu tun.

Hier einer seiner alten Songs, den ich besonders mag und noch immer auf einer alten LP namens “Self Portrait” (nach eigenen Angaben von D. ein Produkt seiner Distanzierungsstrategie) verewigt habe und auch hin und wieder höre - hier





--
enigma
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Bob Dylan - aelter und immer arroganter
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 02.10.2008, 13:35:21
- Jedenfalls hat sich Bob Dylan bis heute allen Vereinnahmungsversuchen entzogen. Gottseidank, sage ich. Vor allem die Friedensbewegten schauten dumm aus der Waesche, als sie merkten, dass ihm seine Musik wichtiger war als deren 'Message' (wobei mir immer noch nicht klar ist, was fuer eine das denn gewesen sein sollte). Verziehen haben sie ihm seine Fahnenflucht nicht. Sei's drum... Sie haben ja noch Joan Baez, die seit nunmehr fast 50 Jahren mit dem damals schon abgeschmackten Love-and-Peace-Kram (der kleinste gemeinsame politische Nenner) durch die Welt tourt.

Etwas Nostalgisches... 'Mr Tambourine Man' ist eines seiner bekanntesten Stuecke (besonders bekannt geworden durch die Gruppe 'The Byrds'). Hier ist eine Aufnahme vom Newport Folk Festival 1964. Man beachte den bescheidenen Rahmen und die geradezu spartanische technische Ausstattung. Der Musik hat das gutgetan.

--
Gruss... Wolfgang

Anzeige