Forum Allgemeine Themen Plaudereien Club der Nightwriter und Nightreader

Plaudereien Club der Nightwriter und Nightreader

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Ich war wieder mal einige tage nicht hier......flog übers Kyffhäuser Land und möchte Euch von einem Besuch dort berichten:

Eine heisse Frau

Wohltätig ist des Feuers Macht
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht;
und was er bildet, was er schafft
das dankt er dieser Himmelsmacht.

Bei Renovierungsarbeiten muss man auch Pausen einlegen. Also beschloss Uwe das Wochenende dafür zu nutzen. Im Raum stand der Besuch eines Restaurators und Sammlers von gußeisernen Öfen. Uwe meldete sich telefonisch zu einem Besuch in diesem kleinen Privatmuseum an und wir fuhren am Sonnabend morgen ins Kyffhäuser Land.
Pünktlich standen wir vor dem großen hölzernen Tor. Der Besitzer öffnete und führte uns nach der Begrüßung gleich in seine Werkstatt.
Hier standen verschiedene schöne Öfen, die noch auf die Restaurierung warteten – Öfen, die er gerade in Arbeit hatte. Gusseiserne Schönheiten wie sie früher in hochherrschaftlichen Häusern gang und gäbe waren. Wunderschöne fein gegossene Bildmotive oder aber auch Sprüche über den Heizklappen, wie die obigen Worte aus Schillers Glocke. Jedes Stück ein Unikat – von klein über mittelgross bis mehrstufig. Je nach Fehler, Ausbesserung und Reparatur kann eine Wiederherstellung mehrere Monate bis zu zwei Jahre dauern. Es müssen teilweise neue Gießformen für fehlende Teile hergestellt werden. Die Kundschaft kommt von überall her, europaweit – denn mittlerweile hat sich dieser Restaurator mit den Jahren einen sehr guten Namen in seiner Sparte gemacht. Diese extreme Spezialisierung, die von Liebhabern der gusseisernen Öfen gesucht wird gibt es nicht häufig.
Jeder Ofen der seine Werkstatt verlässt ist mit einem Zertifikat ausgestattet, welches den Betrieb als Heizofen erlaubt. Denn mit den ganzen Abgasnormen, Vorschriften und Gesetzen ist es nicht einfach, dieses Einverständnis für den Betrieb eines solchen Ofens zu erhalten. Dieses Zertifikat welches jedem seiner Öfen mitgegeben wird, kann nur in Recklinghausen ausgestellt werden. Dort findet auch die Prüfung der restaurierten Öfen statt – demzufolge ist das Ganze nicht billig. Jeder Schornsteinfeger kann ohne dieses Zertifikat den Gebrauch verweigern. Nur wenn man keine andere Kochmöglichkeit hat, erlaubt der Gesetzgeber einen Kohleherd – gusseisern oder nicht. Denn Niemand kann einem Menschen verwehren, dass er sich seine Nahrung wärmt/kocht.

In seinem Wintergarten und in seinem Wohnzimmer zeigte uns der Restaurator seine gesammelten Schätze. Gusseiserne Öfen, bei denen die Seiten mit bunten Emaillebildern gestaltet sind. Gußeiserne Öfen die bunt bemalt waren – die Originalfarben sind gut erhalten. Ein Ofen der vollkommen in weisse „Farbe“ getaucht war. Ein besonderer Ofen stach uns sofort ins Auge: Eine junge Frau, gegossen und unbemalt – graublau und wunderschön. Sie steht lebensgroß auf einem kleinen Sockel, der dem Feuer machen dient. Ofenklappen/Öffnungen zum Nachlegen, Klappe zum Heizen bzw. für den Aschekasten sind im Sockel untergebracht. Dieses Stück ist unverkäuflich – denn auch der Restaurator hat so einen Ofen kein zweites Mal irgendwo gesehen. Auch alle anderen Öfen sind wahre Kunstschätze nach denen sich jedes Museum die Finger lecken würde.
Der Einrichtungsstil des Wohnzimmers war genau auf die "ausgestellten" Öfen abgestimmt – alles war mit grosser Liebe und Kunstverständnis zusammengestellt. Ein grosser gußeiserner Kandelaber hängt über einem schweren Tisch mit sehr dicker rustikaler Tischplatte. Darum herum Holzstühle mit geschnitzten Rückenlehnen. Dicke schwere Holzdeckenbalken – und die Öfen, kleine Schätze! Alles sehr stimmig verbreitete es eine wohltuende Athmosphäre.
Bei diesem Mann hat man auch gleich den Eindruck, dass er keine andere Arbeit machen möchte. Er zeigte uns seine ersten restaurierten und gesammelten Öfen – runde, die wie Kanonenöfen aussehen aber schon im neunzehnten Jahrhundert ihren Dienst verrichteten. Ein gußeiserner Küchenherd mit Schiffchen stand in der Scheune und wartete auch auf seine „Wiederbelebung“ . Eine grosse Kaminplatte hing neben einigen kleineren an der Wand, die grosse zeigte eine Jagd zu Pferde.
Die vielen kleinen Fotografien die auf einer grossen Pinnwand in seiner Werkstatt befestigt waren gaben einen kleinen Überblick über die Öfen, die hier bereits restauriert und ausgeliefert wurden.
Solche Kostbarkeiten bekommt man nicht mehr oft zu Gesicht, denn der Beruf der Kunstgußgiesserei ist auf dem absterbenden Ast, was ich persönlich sehr bedaure.

Ich durfte gegen Abend dann noch Falken beobachten, die ihre Beute in den Horst trugen - von unten konnte man trotz Fernglas nicht sehen ob bereits Junge im Nest waren.
http://up.picr.de/32346316ef.gif

 

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Die Sixtina des Nordens

Am Wochenende – 07. und 08.04. haben wir natürlich nicht nur den Restaurator und Sammler der gusseisernen Öfen besucht, sondern wir waren auch in Bad Frankenhausen. Thüringen hat so viel an Kultur zu bieten, das muss man einfach „mitnehmen“.
Das Panorama-Museum ist ein beeindruckender Bau. Groß, mächtig auf einer Anhöhe ist das Gebäude schon von weitem zu sehen. Die Rotunde hat eine beeindruckende Höhe, denn sie muss ein Gemälde von 14 m Höhe und 123 Metern Umfang aufnehmen. Und nur dafür wurde das Museum gebaut.
Bei strahlendem Sonnenschein betraten wir die grosse Terrasse vor dem Eingang. Hier sind Säulen, auf denen schwarze plastische Steinfiguren zu sehen sind. Diese Figuren haben jeweils eine andere Körperhaltung – mal knieend, fast liegend mal stehend.
Wir betraten den großzügigen Eingang, gingen zur Kasse und hatten Glück. Eine Führung begann kurz nach unserem Eintritt, bei der wir teilnehmen konnten. Wir erhielten Audio-Geräte und dann erklommen wir die vielen Treppenstufen. Bereits vom breiten Treppenaufgang konnte man einen Teil des monumentalen Gemäldes sehen. In der Mitte von dieser „Kuppel“ befinden sich Sitzpolster. Der Guide erklärte erst einiges zum Bau des Gebäudes, erwähnte dass über 3000 Einzelfiguren auf diesem Gemälde festgehalten sind. Werner Tübke bekam den Auftrag für dieses Gemälde bereits 1976. Er liess sich schriftlich seine künstlerische Freiheit bestätigen, damit er wirklich auch freie Hand bei der Gestaltung hat. Die Schlachten des Deutschen Bauernkrieges – angeführt von dem wortgewaltigen Prediger Müntzer waren der Grundgedanke der Auftraggeber für dieses Gemälde. Eröffnet wurde das Museum aber erst 1989 – kurz vor der Wende. Man wird zuerst erschlagen von der Fülle der einzelnen Motive, die doch immer wieder einen Zusammenhang herstellen. Ein Zeitbild mit Menschen die teilweise die Welt veränderten. Jeder auf seine Weise.
Da ist der Brunnen der Unsterblichkeit, um den sich berühmte Personen wie z.B. Dürer, Paracelsus, Riemenschneider, Luther, Kopernikus, Melanchton oder Erasmus von Rotterdam gesellen. Eine Zusammenkunft, die es so nie gegeben hat. Über allen ist Thomas Müntzer zu sehen, der bereits die am Boden liegende Bundschuhfahne in Händen hält. Der dudelsackspielende Tod neben ihm deutet die blutigen Verluste dieses Krieges an. Ein anderes Bild zeigt eine Winterlandschaft – auch hier tumultartige Szenen. Unter einer zerfallenen Kulisse einer Stadtanlage lauert der Tod nicht nur durch den ungleichen Kampf zwischen Rittern und Bauern, sondern auch durch die Pest. Man sieht liegende Personen in einer Vertiefung, die mit einer gitterartigen Seilkonstruktion bedeckt sind – Und wer zieht die Fäden? Beelzebub persönlich! Unter dem Horizont sieht man die Züge des Kyffhäusers – die Stadt davor: Frankenhausen. Um 1525 waren hier etwa 1900 Einwohner. Am ersten Tag des Bauernaufstandes und der Schlacht siegten die Aufständischen. Aber danach begann das Blutbad und das Gemetzel. Denn die Heere der Fürsten und Söldner waren den Bauern waffentechnisch weit überlegen. Und bei diesem Bildausschnitt verdeutlicht der blutrote Harlekin die Ströme von Blut die vergossen wurden.
Auf der anderen Seite fallen die Trompeten von Jericho ins Auge – Symbol des Untergangs. Darunter sind die reichgedeckten Tafeln der Priester festgehalten – die zwar immer wieder Wasser predigten, aber selbst Wein tranken. Bauern, die ihre obligate Steuerabgabe in Form von Naturalien bezahlen, ärmlich gekleidet und demütig gebückt neben der Tafel der Reichen – alles ist sinnbildhaft dargestellt. Und dann fällt eine grosse blauschimmernde Kugel auf die in ihrem Innern die Erde als Scheibe zeigt. Doch nicht nur diese damals vorherrschende Ansicht, dass die Erde eine Scheibe ist wird hier gezeigt, sondern auch die Kreuzigung Christi. Davor ein Mann der sich die Ohren zuhält, weil er nichts hören will – auch nicht die Mission die ihm ein Engel überreichen will. Und über allem wacht das Auge Gottes – dargestellt durch ein blaues Dreieck – die Symbolfigur für die Dreifaltigkeit. Es gäbe noch so viel darüber zu erzählen, meine Eindrücke zu schildern über die Darstellung des Alltagslebens, oder den Tanz unter dem Galgen, den Ablasshandel – bei dem ein undefinierbares Geschöpf an einem abgestorbenen Ast hängt. Ziege oder Mensch und oben ist ein rotes Rechteck – erkennbar als Ablassbrief mit Siegeln des Papstes. Dieses Geschäft welches dem Klerus jede Menge Geld in die Kassen spülte, nahm zu der Zeit exorbitante wirtschaftliche Züge an. Der Neubau der Peterskirche zu Rom z.B. wurde damit finanziert. Durch Gutenberg der die Buchdruckerkunst durch seine Erfindung der beweglichen Buchstaben reformierte wurde die massenhafte Verbreitung dieser Ablassbriefe sehr gefördert.
Auch die Verbrennung der Bannandrohungsbulle des Papstes durch Luther wird in einer anderen Szene dargestellt und jede Szene findet immer wieder Entsprechungen in anderen Teilen dieses monumentalen Gemäldes.
Zum Abschluss gönnten wir uns im museumsinternen Kaffee eine Pause, auch um das Gesehene zu verarbeiten. Der Raum in welchem Dokumentarfilme über den Bau, Maler Tübke und Auftraggeber gezeigt werden hat 76 Plätze. Allerdings wurde diesmal wegen mangelnder Beteiligung kein Film gezeigt. Dafür haben wir zwei kleine Hefte mit Beschreibungen über den Zauberberg der Geschichte gekauft um jederzeit noch einmal alles genau nachlesen zu können. Denn man kann sich wirklich nicht alles merken – es sind viel zu viele Stationen der Geschichte aufgezeigt.
Für die Rückfahrt zum Caravan wählten wir eine Strecke die uns an den Stausee Kelbra vorbeiführte. Dieser Stausee liegt sehr zentral. Man erreicht Sondershausen, Sangershausen, Bad Frankenhausen, die Arche Nebra innerhalb kurzer Zeit. Es waren Surfer unterwegs – der Platz ist sehr gross und ruhig. Deswegen gibt es hier auch am Rand einen Hochstand von dem aus man Vögel und andere Tiere beobachten kann.

Johanna_1.gif
 
RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf johanna vom 10.04.2018, 17:07:04

Gespannt habe ich deinen neuerlichen Reisebericht gelesen. Ein Stückchen bin ich auch mitgereist. Nun schüttet es bei mir wie aus Eimern und ich muss schnell die Fenster schließen, komme aber später wieder und lese zu Ende.
Schön, dass du das Eulennest immer wieder aufsuchst, liebe Johanna.
Bruny


Anzeige

Gillian
Gillian
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Gillian
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.04.2018, 17:49:23

Oh bitte, bitte bitte - puste die Regenwolken nach Osten, liebe Bruny!
Hier ist es zu trocken und die Bäume vor meinem Balkon zeigen noch nicht mal grüne Blattspitzen wie sonst um diese Jahreszeit.
WIR WARTEN SEHNSÜCHTIG AUF WAS NASSES VON OBEN!
Mit lieben Grüßen,
Gi.

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Gillian vom 10.04.2018, 18:54:05

Liebe Gillian, ja sogar das Wetter spielt verrückt. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so viel Grün um uns herum hatten wie dieses Jahr. Da stimmt das Lied: Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühen. Gillian, ich glaube du darfst dich auf Regen freuen, denn am Montag fliege ich nach Deutschland und ab Montag soll das Wetter in Spanien schön werden. Mit meinem Glück regnet es dann in meiner alten Heimat Tränen lachen. Schau, so blüht mein Flaschenputzerbaum Errötet. Ich sende dir liebe Grüße, Bruny
8D834C5B-EA40-43ED-941F-4CD0AB568216.jpeg

Gillian
Gillian
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von Gillian
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.04.2018, 19:36:50

Danke für den wunderschönen Flaschenputzerbaum, Bruny!
Der ist ja eine richtige Pracht!
 Lachen
Liebe Grüße und gute Nacht,
Gi.


Anzeige

johanna
johanna
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von johanna

Schloss Sondershausen

wir wünschten uns mehr Besucher

Sonntag morgen – wir haben einen Superstellplatz – vollkommen ruhig. Die Falken, die wir gestern gegen Abend beobachten konnten sind schon wieder kreisend auf Futtersuche – Vögel zwitschern – Ruhe und Natur, einfach nur schön!
Gegen 11 Uhr fahren wir nach Sondershausen. Man kann fast bis zum Schloss hoch fahren – der Parkplatz ist fast leer – dabei herrscht wunderbares warmes Frühlingswetter. Das zum Schloss gehörende Parkgelände ist sehr gross. Wir schauen uns um – es gibt einen Marstall – geschlossen – ein grosses Hofkaffee ist zwar ausgeschrieben – aber es existiert nicht mehr. Wie wir später erfahren hat sich der Betrieb wegen mangelnder Besucherzahlen nicht mehr rentiert. Wir betreten den Eingang durch ein grosses Tor – der Gang und der Hof ist Katzenkopfpflaster. Kaum betreten wir die mit einem roten Teppich ausgelegte breite Treppe, die uns in den ersten Stock bringen soll, gehen die Lampen an – hochherrschaftliche Beleuchtung – nur für uns? Im ersten Stock der Empfang – keine Besucher – wir sind die einzigen die sich hier Karten für den Besuch des Museums kaufen und sich für eine Führung interessieren. Um 14:00 Uhr soll eine Führung stattfinden. Also gehen wir erst hinauf in den zweiten Stock. Das Schlossmuseum interessiert uns.
Exquisite Möbel, herrliche Tapisserien bis zu einer vollständigen Einrichtung einer alten Drogerie, die erst im letzten Jahrhundert vor der Zerstörung durch einen Abrissbagger gerettet wurde. Man sieht eine Sammlung von Schmetterlingen, Grabungsfunde - Körperschmuck und sieht in diversen Schaukästen Tiere der heimischen Welt. Unter den Waffen sind Teile aus merowingischer Zeit zu bewundern – ausserdem gibt es auch hier Daumenschrauben und andere Gegenstände die zu Strafen genutzt wurden. Kopfsteine, die um den Hals mit schweren Eisenringen getragen werden mussten usw.
Die Ausstellungsstücke sind zeitlich geordnet von der Frühgeschichte bis hin zu der Zeit des zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt steht aber immer die Residenzstadt und das Territorium der Schwarzburg-Sondershäuser. Die Musikabteilung hat von grossen Flöten über ein Harfenklavier bis zu Flügel und Cembalo fast alles was ein Musikerherz erfreut. Geigen sind ausgestellt – man kann über Kopfhörer Klassik geniessen. Dirigenten des neunzehnten Jahrhunderts sind aufgelistet. Historische Musikinstrumente aus der fürstlichen Hofkapelle und auch handschriftliche Kompositionen für verschiedene Anlässe. Im übrigen gibt es einige Exponate in altdeutscher Schrift, die gerade die ältere Generation zum lesen animieren sollte. Nach dem Besuch des Museums, welches wir wiederum ganz allein mit einem ehrenamtlichen Führer geniessen konnten, gingen wir in das Erdgeschoss – in die Remise.
Hier steht die goldene Kutsche. Eine repräsentative Kutsche, die nur zu grossen Anlässen und keinesfalls zum reisen benutzt wurde. Wir lernten dass die Anzahl der Gespanne den Stand der Besitzer anzeigte.
Wer das Märchen Cinderella kennt der hat eine ziemlich genaue Vorstellung von diesem edlen Gefährt. Die Kutsche selbst ist goldbeschlagen, sie hängt frei und benötigte 3 Personen zur Bedienung. Eine Person, die das vordere 5. Pferd dieser Staatskarosse reitet, eine weitere Person die auf dem Kutschbock sitzt und die Zügel in der Hand hält. Die letzte Person, die hinten auf dem Gestell hinter der Kutsche steht um die Bewegungen, das Gewicht auszugleichen. Die Kutsche wiegt einige Tonnen – die Anzahl der Pferde bedeutete, dass hier ein Fürst die Berechtigung für das führen von 6 Pferden hatte. Die Kutsche eines Königs hatte 8 und Kaiser 10 Pferde vorgespannt – Geringere Adlige mussten sich mit weniger Pferden zufrieden geben.
Von diesen Kutschen gibt es auf der Welt nur noch weitere 3 Stück – und zwar in Stockholm, Lissabon und St. Petersburg. Ich finde ein absolut sehenswertes Stück! Leider wird dafür viel zu wenig Werbung gemacht – aber Werbung kostet Geld und das ist gerade bei Museen und Schlössern Mangelware…..
Nach dem Besuch des Museums fuhren wir in das Städtchen um einen Kaffee zu trinken, fanden aber nur eine geöffnete Pizzeria am Marktplatz mit einem unmöglich unhöflichen Ober. Uwe bestellte im Gastraum eine Tasse Kaffee und eine Limonade und erbot sich dies mit nach draussen an unseren Tisch zu nehmen. Denn der Ober polierte Gläser und meinte er wäre allein – ausserdem würde er die Bestellung draussen aufnehmen und wenn es uns zu lange dauern würde könnten wir ja gehen. Das ist ein Verhalten, welches nicht gerade kundenorientiert ist und nicht zu einem weiteren Besuch einlädt.
Als er dann noch mit einem sehr mürrischen Gesicht die Getränke brachte haben wir auch keinen Cent Trinkgeld gegeben. Obwohl wir sonst in dieser Beziehung eigentlich immer sehr großzügig sind.
Pünktlich um 14 Uhr waren wir wieder im Schloss – ein junger Mann stand auf, stellte sich vor und wir bekamen unsere „Privat“führung. Traurig wenn solche Kunstschätze so wenig geschätzt werden. Viele Gebäudeteile sind sehr baufällig und hätten dringende Erhaltungsmaßnahmen bzw. Restaurierung bitter nötig. Aber wo keine Gäste, keine Eintrittsgelder fliessen ist auch für Werbung nichts vorhanden – und keine Werbung bringt auch keine Gäste - so beisst sich die Katze in den Schwanz. Als wir bereits einige Räume durchschritten hatten kam noch ein Ehepaar zu der Führung dazu – wir waren also 4 Personen, eine sehr kleine Gruppe. Zwischenfragen waren erwünscht und wurden auch gestellt.
Wir erfuhren die Geschichte der Grafen von Schwarzburg – Tradition war der ständig gleiche Vorname und das Vererben jeweils an den Erstgeborenen, damit das Gebiet nicht zersplittert wurde.
Erst 1599 spaltete sich die Linie auf und es gab dann die Schwarzburg–Rudolstädter und Schwarzburg-Sondershausener. Die Geschichte der Familie war durch grosse Porträts in den einzelnen Räumen untermauert. Wir erfuhren von der letzten Fürstin die durch Intervention der Bevölkerung bis zu ihrem Tod im Schloss leben durfte, obwohl die Besatzer nach dem zweiten Weltkrieg das untersagten. Die einzelnen Räume waren mit wunderschönen Mosaikböden ausgelegt. Jeder Raum hatte ein anderes Muster. Die Stuckarbeiten in dem grossen blauen Saal der auch als „Trausaal“ genutzt wird waren vom feinsten. Von Max Reger dem Komponisten, Organist, Pianist und Dirigenten ist eine Büste in diesem Saal. Hier werden auch Konzerte und andere Aufführungen veranstaltet. Und weil wir eine kleine Besuchergruppe waren wurde uns noch ein weiterer Saal gezeigt, der eigentlich nicht für Führungen/Besichtigungen geöffnet wird. Wenn man diesen Saal betritt, dann sieht man wunderschöne Deckengemälde, grosse Götterskulpturen an den Wänden neben den hohen Fenstern. Herrliche Stuckarbeiten von Engeln, Putten usw. die den Raum aufs trefflichste verzierten. Der Herrscher hatte sich hier einen Thron gegenüber der Eingangstür errichten lassen und sich mit den Göttern umgeben, so fühlte er sich göttergleich! Die schmalen Wände waren mit Spiegeln versehen – die aber nicht mehr vorhanden waren.
Eine Besichtigung die sich wirklich gelohnt hat und der minimale Betrag für die Führung war wirklich sehr gut angelegt! Wir haben diesen Besuch keine Sekunde bereut.
 
Mitglied_69e81d4
Mitglied_69e81d4
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.04.2018, 19:36:50

Liebe Bruny, pass uff, sagt die Hessin. Wenn du verreist, passieren dir merkwürdige Dinge. Darfst gerne Regen mitbringen, aber bitte nicht verunglücken. Viel Glück von der Tineeule und die freut sich auch, dass du wieder manchmal hier bist. Alles Liebe, 
Euletine.jpg

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.04.2018, 22:22:18

Jetzt komme ich mal wieder ins Eulennest geflogen
unterwegs hat es mir die Flügel ganz schön verbogen,
denn es bläst ein übler Wind
so bin ich gelandet hier geschwind.
Tine ich werde mich redlich bemühen,
meine Glieder nicht zu verbiegen.
In etwas mehr als einer Woche bin ich wieder hier
ich freue mich darauf, glaub es mir.
4176187C-FDAC-4499-95B2-72B272C85861.jpeg

Mitglied_69e81d4
Mitglied_69e81d4
Mitglied

RE: Club der Nightwriter und Nightreader
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.04.2018, 23:20:58

Also gut, Bruny, pass gut uff auf deutschen Strassen
die dir sicher besser, als die in Benelux passen,
es wird nicht gestürzt und auf alle Wege geschaut,
denn im Eulennest wird auf deine weitere Rückkehr gebaut.

Und allen Nachteulen, die sich oft versammeln hier
Ihr Lieben, ihr seid des Eulenhorstes Zier,
Johanna mit interessanten Berichten,
aber auch auf die anderen Gäste hier ist nicht zu verzichten. 

Kuckt doch immer mal wieder hier rein
Ich gesteh, ich kann auch nicht immer allhier sein,
aber es ist Männermangel im Wald und wäre schön,
hier die EulerICHE öfter wiederzusehn.

Sams Humor und Justus' Wein, 
 das brauchts im Eulenschrein.
Als neugierige und schreibreudige Eulenfrau
Schlag ich vor eine Erlebnisschau.

Was erlebt ihr am Tag und in der Nacht?
Was ists, das euch auf Schreiben mal Lust gemacht?
Geschichten aus dem Leben,
so hat Johanna das Beispiel gegeben.

Ich klinke mich gern mal als erste ein:
Zu meinem täglichen Augenschein.
Da ich jeden Morgen mit der coolen Jule
meinen ersten Spaziergang des Tages abspule.

Was die Natur so  unermüdlich macht,
Hat mich zum Staunen gebracht.
Da ist es nachhaltig kalt und frostig,
Aber kein Busch, noch Pflanze ist trotzig.

Da wird getrieben und versucht zu blühen. 
Ach, würden alle Menschen sich so bemühen.
Drum sg ich als Eule zur guten Nacht
S'wär gut, wenn Mensch das nachgemacht.

TineEuletine.jpg



 


Anzeige