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Plaudereien Der erste Eindruck....

gerry
gerry
Mitglied

Der erste Eindruck....
geschrieben von gerry
Der erste Eindruck....so sagt man, sei immer der Beste. Jedenfalls oftmals der Entscheidende.
So ähnlich ist es auch mit dem Beginn von Geschichten oder Artikeln.
Der Autor sollte dem Leser den Artikel oder die Geschichte grob vorstellen, ohne das Wesentliche zu verraten.
Hoffentlich glückt es mir hier, denn es geht um den Eindruck des ersten Satzes.
Wie wichtig dieser erste Satz ist, haben Literaturforscher herausgefunden: Die Wahrscheinlichkeit, daß Leser nach Lesen des ersten Satzes aufhören einen Artikel zu lesen, ist erschreckend hoch. Sie liegt bei etwa 50 Prozent!
Wie leicht haben es da die bildenden Künstler, zB. Bildhauer: Will ein Bildhauer etwa einen Löwen aus Granit herstellen, so muß er nur mit Steinmeißel und Schlägel all das vom Garnitblock abschlagen, was nicht nach einem Löwen aussieht.
Bei uns Schreiberlingen - und da werden mir die Profis sicher recht geben - ist das anders.
Da kommt es oft auf das erste Wort an. Jeder dicke Roman beginnt mit dem ersten Wort, ja mit dem ersten Buchstaben.
Am Anfang - so heißt es - war das Wort. Bloß, welches?
Welches ist das richtige Wort zu Anfang?

Dieses gilt aber nicht nur für Artikel, Geschichten oder gar Bücher.
Nein, es gilt für alle lebensnahe Bereiche, wie für den Beruf, auf Partys, beim Tanzen oder der Partnersuche in Kneipen.
Wie mache ich mich interessant? Wie rede ich mein interessantes Gegenüber an?
Wie fange ich an?
Was sage ich? "Hallo, auch hier?"
Das wäre wohl kaum eine gute Frage.
Oder. "Wenn Du Dich hochschlafen willst, fang mit mir an, ich bin ganz unten." Könnte so richtig ins Auge gehen. Vor allem, wenn die Angesprochene in männlicher Begleitung ist.
Die Kunst des ersten Satzes ist eigentlich zu groß für diesen kleinen Artikel.
Man müßte sich mal bei Könnern umschauen, bei den alten Handwerkern der deutschen Sprache, wie Schiller oder Karl May.
Nur mal einige Beispiele:
Schillers "Taucher" beginnt: "Wer wagt es, Knittersmann oder Rapp'
zu schlauchen in diesen Tund?"
Da ist man doch sofort gespannt, was weiter passiert und liest begierig weiter.
Oder in der "Bürgschaft": "Zu Dionys, dem Tyrannen schlich Möros, den Dolch im Gewande."
Da ist doch soviel Spannung drin, daß man es kaum noch aushält. Da will man doch mehr erfahren.
Und erst Karl May, der setzt noch richtig einen drauf, wenn er schreibt: "Immer fällt mir der Türke ein, wenn ich an Indianer denke."
Da wird man doch neugierig und fragt sich, was hier los ist. Gibt es Döner im Tipi?

Aber, was sagt mir das alles persönlich?
Wer seinen Artikel oder sich selbst interessant machen will, der darf etwas verschweigen, auch mal ganz weglassen, etwas andeuten aber nichts vorwegnehmen, etwas im Unklaren lassen aber das Wichtigste nicht aus den Augen verlieren.
Man kann falsche Fährten legen aber nicht zu sehr verzweigen, damit man sich selbst noch durchfindet.
Man kann Andeutungen machen, im Dunkeln verschwinden lassen und die Spuren verwischen.
Denn Spannung entsteht nicht durch das, was man weiß - ich schreibe ohnehin mehr als ich weiß, weil ich doppelt so wenig kann, wie alle anderen hier - sondern durch das, was man glaubt zu wissen oder was man ahnt.
Ach ja, da fällt mir ein, über die Kunst, einen guten Schlußsatz zu schreiben, muß ich mir wirklich mal Gedanken machen.
Und über vieles Andere auch.

Einen schönen Tag
wünscht Gerry


olga64
olga64
Mitglied

Re: Der erste Eindruck....
geschrieben von olga64
als Antwort auf gerry vom 04.06.2010, 15:23:05
[/indent]Der erste Eindruck....so sagt man, sei immer der Beste. Jedenfalls oftmals der Entscheidende.[indent]


Das stimmt natürlich nicht - der erste Eindruck muss und wird nie immer gut oder schlecht sein - er ist jedoch entscheidend.
In diesen 5 Sekunden assoziiert der Mensch mit seinem Unterbewusstsein, was er mit dieser "Sorte Mensch" evtl. schon mal Positives oder Negatives erlebte.
Ich mache in meinem Leben immer wieder die ERfahrung, auch wenn ich den ersten (schlechten) Eindruck später revidierte - irgendwann bewahrheitete es sich doch, dass mich mein erster Eindruck nicht täuschte - die Person stellte sich dann doch aus negativ heraus. Man sollte seinem ersten Eindruck sehr vertrauen. Olga


heijes
heijes
Mitglied

Re: Der erste Eindruck....
geschrieben von heijes
als Antwort auf gerry vom 04.06.2010, 15:23:05
Schmunzel, das mit dem Schlußsatz ist dir doch schon gut gelungen
Freue mich auf weitere Geschichten von dir
LG heijes

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caya
caya
Mitglied

Re: Der erste Eindruck....
geschrieben von caya
als Antwort auf gerry vom 04.06.2010, 15:23:05
GERRY, mein Kaffee schwappt über vor Lachen...!!!

Wehe, du läßt mal was weg, oder im Dunkel verschwinden oder etwas was du nicht weißt, ungesagt!

Mal unter uns (ich hoffe du hast, oder du verdienst immer noch eine Menge Kohle mit dem was du schreibst!!! Du hättest es verdient!!! Es ist höchst *verjniejlich* was du schreibst, wie der Ostpreusse zu sagen pflegt)

Gruß
Caya
pepa
pepa
Mitglied

Re: Der erste Eindruck....
geschrieben von pepa
als Antwort auf olga64 vom 04.06.2010, 15:27:08
Humor ist, wenn man trotzdem lacht....
(nicht von mir)

pepa
gerry
gerry
Mitglied

Re: Der erste Eindruck....
geschrieben von gerry
als Antwort auf caya vom 04.06.2010, 15:37:31
Nei, mit meine Jeschichten verrdien ich nuscht - wie der Ostrpeuße sagt - ich bin nehmlich sälber einer. Ich schreibe nur aus Spaß an der Freude.
Meine Großmutter sagte immer - eine alte Ostpreußin: "Frieher war scheener, abärr heite is bässär."
benny
benny
Mitglied

Re: Der erste Eindruck....
geschrieben von benny
als Antwort auf gerry vom 04.06.2010, 16:15:33
Danke gerry, wie immer sind deine Erzählungen einfach Spitze

Gruß
benny

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