Plaudereien Gartenträume

gerry
gerry
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Gartenträume
geschrieben von gerry
Nun ist es bald wieder soweit und die Gartensaison beginnt.
Vor vielen Jahren wurde ich Hausbesitzer mit einem dazugehörigen Garten.
Grade der Garten hatte es mir angetan, versprach er doch Bewegung an frischer Luft und damit Gesundheit.
Ich war so optimistisch wie der Aufdruck einer Samentüte.
Von gärtnerischem Schaffensdrang erfüllt, eilte ich in eine Samenhandlung
und stand staunend vor Regalen, die mit knallbunten Bildern üppiger Flora dekoriert waren.
Vor meinem geistigen Auge wuchsen mir die Zukunftsblumen bereits über den Kopf.
Allerdings bekam mein strahlender Optimismus einen Dämpfer, als ich mich genauer umsah:
Minderstens die Hälfte des Ladens, wurde von Schädlingsbekämpfungs - und Pflanzenschutzmitteln eingenommen.
Von den Etiketten der Sprühflaschen und Büchsen lachten mir Totenköpfe entgegen.

Doch an's Werk!
Beim Studium eines Gartenbuch's wurde ich angewiesen, den Boden "einen Spaten tief" umzugraben.
Mein Spaten hatte eine Länge von 1,25 Meter!
Sollte ich mich tatsächlich so tief in die eigene Scholle einarbeiten?

Beim Graben stellte sich dann aber heraus, das der Boden sehr locker war.
Also legte ich erst eine Blumenrabatte an, kaufte Samen und Dünger.
Das Angebot von Blumentreibstoffen war vielfältig. Ich schleppte zwei Sorten Vollkraftdünger nach Hause und las -
vor meinem Beet knieend - die kleingedruckte Gebrauchsanweisung:
"Pro Liter Erde nehme man 1,5 Gramm Dünger und vermische innig:"
An der vorgeschriebenen Innigkeit ließ ich es nicht fehlen, aber das anderthalbgrammweise
Abwiegen und Vermengen mit jeweils einem Liter Erde war doch ziemlich zeitraubend.
So musste ich meinen Beruf eine Zeit stark vernachlässigen.

Morgens, mittags und abends ging ich in den Garten - auch mal zwischendurch - und warf prüfende Blicke in mein Gartenreich.
Wie freute ich mich, als sich das erste Grün zeigte.

Doch als ich eines Tages an die Rabatten trat, blieb mir fast das Herz stehen.
Überall lagen junge Gewächse entseelt am Boden. Die Wurzeln waren abgefressen.
Ich steckte einen Finger ins Erdreich und stieß ins Leere: Wühlmäuse!

Beim Fachhandel riet man mir zu Giftgas und Fallen.
Um diese Mittel richtig einsetzen zu können, mußte die Lage der Laufgänge ermittelt werden.
Mit einem Stock stellte ich Versuchsbohrungen an und wurde ungeheuer fündig.
Mein Garten war restlos unterkellert und ein Wühlmausparadies!

Also setzte ich zu einem Großangriff an! Entzündete etwa vierzig Patronen und schob sie in die Laufgänge.
Innerhalb weniger Minuten lag im Garten ein dichter Bodennebel,der Hustenreiz und Übelkeit verursachte.
Am nächsten Tag stellte ich fest, dass es den Nagern bestens ging.
Sie hatten anscheinend das Gas fröhlich inhaliert, ohne Schaden zu nehmen.

Nun stellte ich die Fallen auf!
Doch nachdem der Hund und die Katze sich an allen vier Pfoten verletzt hatten,
gab mir meine Frau den Auftrag, die Dinger zu entfernen.

Ein Arbeitskollege empfahl mir Karbid.
Da damals in der DDR noch mit Acetylen-Entwicklern geschweißt wurde, war es ein Leichtes, die Karbidbrocken zu besorgen.
Also stopfte ich diese Brocken in die Wühlmauslöcher und verschloss sie mit Erde.
In der Nacht musste es geregnet haben, was ja für die Gasbildung von Vorteil war.
Also ging ich nachschauen.
Meine weggeworfene Zigarettenkippe ließ mit einem Knall der Garten erschüttern.
Der Johannisbeerstrauch machte einen Satz und der Mirabellenbaum legte sich mit
einem leisen Seufzer zu Boden.
Der Garten sah aus wie eine Kraterlandschaft.

Nach langem, vergeblichen Kampf gegen Wühlmäuse bin ich der Überzeugung, dass diese Tiere die intelligentesten und widerstandfähigsten Lebewesen unserer Erde sind.
Sie dürften auch Atomkriege überleben und sind wahrscheinlich dazu ausersehen, eine neue und bessere Zivilation aufzubauen.

Immer noch gibt es Ärzte, die ihren gestressten Patienten den Rat geben:
"Legen Sie sich einen Garten zu. Ziehen Sie Gemüse, pflanzen Sie Blumen.
Es gibt nichts Bessres für die Nerven!"
Diese Ärzte haben ganz sicher keinen Garten.

Ich habe oft mit dem Gedanken gespielt, mein Grundstück völlig asphaltieren
zu lassen.

Ein schönes Wochenende
wünscht Gerry
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
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Re: Gartenträume
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf gerry vom 05.03.2011, 16:01:02
Es ist schade, dass deine Gartenträume in Löcher versanken - aber auch hier, es tut mir nicht leid überheblich zu klingen, geht es nicht nur mit Wollen sondern nur mit Wissen und Wollen .... und Genießen.
Medea
Medea
Mitglied

Re: Gartenträume
geschrieben von Medea
als Antwort auf gerry vom 05.03.2011, 16:01:02
Lieber Gerry,

gab es auch keinen vernünftigen Rat vom
"Gärtner Pötschke?

Der begleitete bereits meinen Großvater, dann meine
Eltern und selbst mich eine Zeitlang gartenmäßig.

Es gibt eine neue Ausgabe -
Pelagia hat die in ihrem "Leseturm" neulich vorgestellt.

Kiek doch mal wedder rin.

Herzlich Medea.




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Re: Gartenträume
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf gerry vom 05.03.2011, 16:01:02

Hallo Gerri,

eine super geschriebene, sehr lustige Story.

Vielleicht legst Du Käse im Haus aus,
damit die Mäuse rein in Haus und raus aus dem Garten kommen.

Deine gärtnerischen Ambitionen ähneln den meinen.
Ob ich Deinen Hinweis beherzige, dass spatentief ja tatsächlich 1,25 m ist,
weiss ich noch nicht so genau.

Herzlich, Margarit


gerry
gerry
Mitglied

Re: Gartenträume
geschrieben von gerry
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.03.2011, 17:00:29
Bisher war ich immer der - gärtnerisch wohl falschen - Annahme dass zum Spaten auch der Stiel gehört
Re: Gartenträume
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf gerry vom 05.03.2011, 17:18:37
... ich auch, lache. 1,25 m Tiefe ist aber nur mit Hilfe von Wühlmäusen zu schaffen,
was nun?

Übrigens, 3 (drei!) Damen haben Dir geantwortet und alle 3 haargenau um 16.01 .
Das ist schon einen Umtrunk wert. Du musst Mart1, Medea und mir einen ausgeben,

Alaaf, Margarit
gerry
gerry
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Re: Gartenträume
geschrieben von gerry
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.03.2011, 17:30:01
Das mache ich doch glatt.
Dann ein herzliches Allaaf zurück,
liebe Margrit
Obwohl mein Laptop ganz andere Zeiten anzeigt.
Ich wohne ja auch weiter weg!

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