Plaudereien Gedankensplitter

chris
chris
Mitglied

Re: Gedankensplitter: G o t t e s d u n k e l
geschrieben von chris
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.04.2007, 07:21:22


Wörtlich schreibt der Papst:
"Sind nicht die Oasen der Schöpfung, die zum Beispiel um die Benediktinerklöster des Abendlandes entstanden sind, Vorgriffe auf diese Versöhnung der Schöpfung, die von den Gotteskindern kommt, wie etwa umgekehrt Tschernobyl erschütternder Ausdruck der im Gottesdunkel verknechteten Schöpfung ist?"


Dies sind die Zeilen von Benedikt dem XVI:

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chris
Re: Gedankensplitter: G o t t e s d u n k e l
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf chris vom 29.04.2007, 07:30:48
Ja, Christ - so hat Franz Alt das Thema aufgenommmen.

*
In seinem als Bestseller gepriesenen "Jesus von Nazareth", in dem Papst Benedikt XVI. nicht als unfehlbarer Papst sprechen will, sondern sich als "Suchender" bezeichnet, der aber keinerlei historisch-kritisch oder psychologische und schon gar nicht konkret kapitalismus- oder technikkritische oder psychoanalytische Deutungen aufgreift oder sich mit ihnen auseinander setzt, gibt es auf Seite 56 diese interessante Gegenüberstellung zwischen "Garten" und "Tschernobyl", die allen christdemokratischen Atomfreunden zu denken geben müsste.

Sein Wahrheitsbeitrag sieht so aus:

"Sind nicht die Oasen der Schöpfung, die zum Beispiel um die Benediktinerklöster des Abendlandes entstanden sind, Vorgriffe auf diese Versöhnung der Schöpfung, die von den Gotteskindern kommt, wie etwa umgekehrt Tschernobyl erschütternder Ausdruck der im Gottesdunkel verknechteten Schöpfung ist?"

Wer aber ist nun gottlos, weil sie im 'Gottesdunkel' verknechtet sind? Alle Atomkraftwerksbauer? Auf der ganzen Welt? Oder die, die solche technischen Super-Dinosaurier explodieren lassen?
Was ist die Konsequenz solch geheimnisvoller Rede?
Dass kein 'demokratischer' oder gar gottgläubiger christdemokratischer Atomkraftwerksbauer (oder gar Atomwissenschaftler?) sich schuldig zu fühlen braucht?
Weil das 'gottlose' Techniker und Politiker waren, die Tschernobyl 'havarieren' ließen, wie es die Russen nannten?

Das 'Gottesdunkel' Tschernobyl vergessen?

--
elfenbein
chris
chris
Mitglied

Re: Gedankensplitter: G o t t e s d u n k e l
geschrieben von chris
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.04.2007, 08:40:19
Wer aber ist nun gottlos, weil sie im 'Gottesdunkel' verknechtet sind? Alle Atomkraftwerksbauer? Auf der ganzen Welt? Oder die, die solche technischen Super-Dinosaurier explodieren lassen?
Was ist die Konsequenz solch geheimnisvoller Rede?
Dass kein 'demokratischer' oder gar gottgläubiger christdemokratischer Atomkraftwerksbauer (oder gar Atomwissenschaftler?) sich schuldig zu fühlen braucht?
Weil das 'gottlose' Techniker und Politiker waren, die Tschernobyl 'havarieren' ließen, wie es die Russen nannten?

Das 'Gottesdunkel' Tschernobyl vergessen?
--


Elfenbein,

es steht mir nicht zu jemand schuldig zu sprechen.

Aber Tschernobyl sollte für alle, egal ob sie gläubig sind oder nicht,
ein Mahnmal sein. Ein eindrückliches Mahnmal für das, was nie mehr
passieren sollte. Schuldig sind m.E. all die, die um die
grausamen Folgen wissen und nichts dagegen tun!

Die Folgen dieses Schadens weiterer Schäden sind ja heute noch gar nicht abwägbar.
Für mich ist erstaunlich, dass Herr Ratzinger dazu Stellung nimmt.
Sein Buch wird nicht nur deswegen gelesen werden.


chris


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Re: Gedankensplitter: G o t t e s d u n k e l
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf chris vom 29.04.2007, 11:38:58
Warum soll denn jemand von dir verlangen, dass du jemanden schuldig spricht... - über den du nicht zu richten hast, weder von der Kompetenz her - noch von der Qualifikation, noch von der gesellschaftlichen Funktion?

Ich richte auch nicht - und fordere niemanden auf, andere zu richten; wenn du das so platt und einfach und trotzdem moralisch betrachtst und abwehrst, was möglich ist - dann verbirgt du allerdings die Möglichkeiten, Stellung zu beziehen - wie z.B. Kant es meinte, als er von "Unmündigkeit" sprach und die antiaufklärerischen Faktoren benannte:

'... Buch, ... Seelsorger, der für mich Gewissen hat, ...Arzt, ..., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen.'

Warum darf man nicht jemanden in seiner alles beherrschenden Institution und seinem liturgischen Gehabe kritisieren und hoffen, so dass auch Einsichten möglich werden, die über mythisch-raunende Wörtereien hinausgehen, wenn es möglich ist, technischen Unglücke und menschheitsgefährdende Idiotien auch dann zu beschreiben und zu kritisch zu bennen, wenn sie nicht im "Gottesdunkel" fabriziert wurden, sondern real überall auf der Welt als wirtschaftliche Abenteuer ablaufen - dem Störfall entgegen?

Nein, das sei politisch?

Beim nächsten Störfall oder beim Atombombeneisatz (kann ja nach 100 Jahren erst sein...) wird auch irgendein Papst - seine "mahnende Stimme" erheben - und "Recht" haben wollen.
Ob es dann wieder "Gottlose" sind, auf die er die S c h u l d abwälzen kann? (Sprachlich raunend wird ihm das gelingen.)

So ein Buch, wie das von Ratzigner wird keinen gesellschaftlichen oder politischen Sinn - z. B. für die Große Koalition in Berlin - haben; es wird ein paar Monate gekauft und irgendwohin gelegt; ja, den wirtschaftlichen Zweck hat es.

Und BILD und WELT und FAZ loben, was sie alles lieber verdrängen wollen.

--
elfenbein

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