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Plaudereien Kuschelpädagogik versus Drill

lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Kuschelpädagogik versus Drill
geschrieben von lalelu
als Antwort auf eleonore vom 28.01.2011, 07:47:04
kinder brauchen grenzen und regeln-jedenfalls in meinen augen-, aber genauso brauchen die auch ihre freiräume.



Dieser Auffassung schließe ich mich ohne Einschränkung an, wie ich schon weiter oben sagte. Kinder, die sich bereits in frühester Jugend einem permanenten Drill mit extremer Leistungsanforderung ausgesetzt sehen und niemals nach Lust und Laune einfach Kind sein dürfen, tun mir in tiefster Seele leid. Sie mögen intellektuell Spitzenleistungen erbringen, aber wie sollen sie eine Gefühlswelt aufbauen, wenn die emotionale Ebene bei ihrer Erziehung derartig vernachlässigt wird?

Ebenso falsch ist es natürlich, wenn die lieben Schätzchen überhaupt keine Grenzen respektieren und auch keinerlei Pflichten übernehmen müssen. Sie werden spätestens als Erwachsene erfahren, dass sie nicht der Mittelpunkt der Welt sind und sich das Universum nicht nach ihren Wünschen dreht. Nach meiner Überzeugung gibt es keine gute Alternative zu einem gesunden Mittelweg.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es für die kindliche Entwicklung am besten ist, wenn die lieben Kleinen viel Liebe, Kuschel- und Streicheleinheiten bekommen, dass es aber auch feste Regeln und Pflichten für sie geben muss, die eingehalten werden müssen. Ein Kind muss seinem Alter entsprechend lernen, die Konsequenzen aus seinem Handeln oder Nicht-Handeln zu tragen. Beispiel: Wenn es das Sandmännchen im Fernsehen sehen möchte, muss es zuerst seine Spielsachen wegräumen, sonst bleibt der Fernseher aus. Es darf aber selbst entscheiden, ob ihm das momentane Spiel oder das Sandmännchen wichtiger ist. Wenn Eltern und Erzieher konsequent diese Linie verfolgen, ist die Voraussetzung dafür gegeben, dass sich Kinder zu selbstbewussten Erwachsenen entwickeln, die ihr Leben selbständig und erfolgreich gestalten, die aber neben Leistung und Erfolg auch ein glückliches Gefühlsleben kennen. (Die hohe Selbstmordrate unter chinesischen Jugendlichen sagt doch wohl alles!)

Ein Aspekt des von Amy Chua propagierten Drills wurde bisher noch nicht angesprochen, sollte meiner Meinung nach aber nicht unterschätzt werden: wie sollen mit Drill und Zwang erzogene Kinder sich zu selbständig denkenden Menschen entwickeln, die imstande sind, eigenverantwortlich wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen?

Wer nur als Befehlsempfänger nach den Vorstellungen anderer leben muss und keinerlei eigene Initiative entwickeln darf, wer nur Zuneigung und Zustimmung erfährt, wenn er das Ziel erreicht, das andere für ihn gesteckt haben, wessen eigene Wünsche seit frühester Jugend immerzu im Keim erstickt werden, kann sich doch kaum zu einem selbstbewussten Menschen entwickeln. Aus einem schwachen Kind wird bei einer derartigen Erziehung ein Duckmäuser – aus einem starken im besten Fall ein Rebell, der das Zwangskorsett mit Gewalt sprengt, so wie Amy Chuas Tochter. Auch ich würde mich nicht wundern, wenn diese eines Tages ein Buch schreibt, in dem ihre Mutter eine unrühmliche Rolle spielt.

Lalelu
Re: Kuschelpädagogik versus Drill
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf lalelu vom 28.01.2011, 14:11:49

Ein Aspekt des von Amy Chua propagierten Drills wurde bisher noch nicht angesprochen, sollte meiner Meinung nach aber nicht unterschätzt werden: wie sollen mit Drill und Zwang erzogene Kinder sich zu selbständig denkenden Menschen entwickeln, die imstande sind, eigenverantwortlich wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen?


... ganz genau diese Frage stellt sich

Wenn die Denkungsart der Erwachsenen schon im frühen Alter den Jugendlichen "eingetrichtert" wird, dann sind diese "vorproprammiert" und zu keinerlei selbstständigen Denken mehr offen.

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