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Plaudereien Satire: Schule im Wandel der Zeit

Re: Satire: Schule im Wandel der Zeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sittingbull vom 09.03.2012, 10:16:21
"einzig mit dem stilmittel der übertreibung , kommt diese "satire" daher und untermalt implizit das "gesellschaftliche rollback" , dem wir unterworfen sind ."


Zunächst vielen Dank für die sozialpolitische Aufklärung.
Sie wäre nicht unbedingt nötig gewesen, da ich mich in diesem Metier auskenne und die Entwicklung sowohl als Schüler und Lehrer miterlebt habe.
In den unterschiedlichsten Phasen der Entwicklung der Schullandschaft ist viel Positives geschehen, wie die v. dir angedeuteten Dinge.
Ich meine da Veränderungen der Organisationsstruktur ( z.B. Ganztagsbetreuung...), zunehmende Bedeutung des Verhältn. Lehrer- Schüler - Eltern, Einsatz v. Sozialarbeitern zur Bewältigung und Lösung sozialer Probleme, bessere Einbeziehung der Integrationskinder einschl. der Eltern, ...

Allerdings wurden - schon in den 60-igern und 70-igern beginnend- Fehler gemacht, indem man schlecht vorbereitete Reformen durchpeitschte, bestimmte Dinge übertrieb und dabei immer wieder schulorganisatorische und finanzielle Probleme ignorierte.
Ich erinnere z.B. an die Phase der VÖLLIGEN Abkehr vom Leistungsprinzip in der Schule.
Anstatt vorhandene Erkenntnisse der Motivationspsychologie und der Sozialisationsforschung einzubeziehen, wurde Leistung geradezu verteufelt und als reaktionäres Überbleibsel gebrandmarkt.
Die Folge waren der Rückgang der Unterrichtsstunden bes. in mathemat. naturwiss. Fächern und in Deutsch.
Erst der "Pisaschock" zeigte , wie weit wir vom europäischen Durschnitt weg waren und gleichzeitig ein deutliches innerstaatliches Nord-Süd-Gefälle.

Gleichzeitig wurde aus einer notwendigen Abkehr von der "Prügelpädagogik" mit z.T. unsinnigen Erlassen die "Streichelpädagogik" "geboren".
Ganz nach dem völlig richtigen Spruch von A. Lindgren :"Man kann in ein Kind nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln.” wurden vielerorts Forderungen an Schüler völlig verneint.
Dabei beachtete man nicht, dass in einer Leistungsgesellschaft bestimmte "Lebenstechniken" erlernt werden müssen und das geht nur, wenn ein sinnvolles Verhältnis von Forderungen und Zulassen des "eigenen Willens" gefunden wird.

Die Satire - die du so anprangerst - kommt natürlich mit dem Stilmittel der ÜBERTREIBUNG auf uns "nieder".
Sie soll ja auch nicht das Genannte als Endpunkt der Erkenntnis propagieren, sondern zum Nachdenken anregen.








lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Satire: Schule im Wandel der Zeit
geschrieben von lalelu
als Antwort auf sittingbull vom 09.03.2012, 10:16:21
Niemand hat hier behauptet, früher sei alles richtig gewesen. Leider hat man aber Fehler aus der Vergangenheit nicht mit Augenmaß korrigiert, sondern wie ich oben schon sagte, ist man häufig ins andere Extrem verfallen. Wenn etwas als falsch erkannt wurde, bedeutet das noch lange nicht, dass das Gegenteil davon richtig ist.

Das will diese Satire aufzeigen und benutzt dazu das Stilmittel der Übertreibung, auch wenn dir das nicht passt. Medea hat es richtig formuliert:
Satire legt den Finger in die Wunde, die schwärt.
Satire muß überzeichnen, damit sie wahrgenommen wird.

Nebenbei erwähnt: Du bezeichnest dich selbst als Mediziner. Deshalb bin ich mehr als erstaunt, dass du kein Wort zur heute weit verbreiteten Praxis verlierst, "ADHS-Kinder" medikamentös zu behandeln. Fällt dir dazu nichts ein?

Lalelu

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