Religionen-Weltanschauungen Ein fröhlicher lebensbejahender Pfarrer in München

Olga, ich bin objektiv. Doch kann man die Mißstände in der Kirche nicht auf einen Pfarrer übertragen, der sich wirklich große Mühe gibt und auch die Ungeheuerlichkeiten, die von seinen Amtskollegen verübt worden sind, scharf verurteilt. Mir fällt es nicht schwer diesen Menschen zu achten.

Heigl, Du hast Recht. Aber oft ist es schwer aufgrund eigener schlechter Erfahrungen das Gute im Menschen zu sehen.

LG Sirona

Vor einiger Zeit lenkte ich die Aufmerksamkeit auf diesen Münchner Pfarrer, der durch seine natürliche Ausstrahlung und offene Art Menschen bewegt wieder zum Gottesdienst zu gehen und am Gemeindeleben teilzunehmen.

In diesem Video



findet ein Gespräch zwischen Pfr. Schießler und Michael Krons (deutscher Fernsehjournalist und Moderator) vor einer zauberhaften Kulisse in der Nähe von München statt, das mich sehr angesprochen hat, insbesondere auch deshalb, da sich Schießler in der Nachfolge Jesu und nicht der einer katholischen Hierarchie versteht. Was er über den Zölibat denkt und auch offen ausspricht, sollten sich die „Herren in der Kurie“ zu Herzen nehmen. Zölibat darf kein Gebot, keine Forderung sein sondern sollte von jedem frei entschieden werden können. So hat es auch Paulus im 1. Jahrhundert empfohlen.

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es weniger Kirchenaustritte gäbe, würden alle Priester endlich begreifen dass sie nicht über den Gläubigen stehen sondern auch ganz normale Menschen sind, die nicht zum Herrschen berufen sind sondern zum Dienen. Und auch sollte es jedem Priester bewusst werden, dass er das Amt nicht steif und unnahbar verrichten darf sondern mitten unter die Leute gehen muss, sie in ihren Nöten und Sorgen begleiten und auch ihre Freude teilen sollte.

Wenn ich auch nicht viel mit einer kath. Messe anfangen kann, so habe ich mir doch gestern auf ZDF einen Gottesdienst mit Pfr. Schießler aus München angesehen. Abgesehen von den vielen Ritualen und Kreuzzeichen war diese Messe immerhin einfach und schlicht gestaltet und wurde durch harmonische Musik, die ein jugendlicher Chor dargeboten hat, aufgelockert und untermalt.
Über Pfr. Schießler muss man nicht mehr viel sagen, er ist ein Geistlicher der sein Amt mit vollem Herzen ausführt, da gibt es keine Routine, keine salbungsvollen Worte – nein er spricht wie ein Mensch zu Menschen. Bei ihm merkt man dass er tatsächlich mit Gott eins ist und versucht, diesen Gott den Gläubigen nahe zu bringen und ihn für ihren Lebensweg zu empfehlen.
Er zeigt überdies eine übergroße Menschenfreundlichkeit und auch Gedanken, die eigentlich sehr revolutionär klingen. Ob so mancher kath. Geistliche mit Schießlers Gedanken und Umgang mit „Kirche“ einverstanden ist, insbesondere die Vertreter der Kurie, möchte ich bezweifeln. Bestimmt wird er argwöhnisch beobachtet, lässt ihn aber in Ruhe, da er seine Kirche füllt. Ich habe das Gefühl als ob dieser Vorzeige-Priester Reformen anstoßen möchte, und er erinnert mich etwas an Luther, der auch alles Überflüssige einer verstaubten Tradition abschaffen wollte.
Auf die Frage ob er denn keine Angst habe seinen „Job“ zu verlieren, antwortete Schießler:

Hab ich nicht. Ich bin ein freier Mensch und habe nix verbrochen. Ich kritisiere auch niemanden persönlich. Und wenn ich wirklich Kritik kassiere, dann gibt’s eine Antwort. Außerdem hab ich einen gültigen Taxischein bis 2019 – dann verlänger ich ihn – seit meiner Studentenzeit. Ich bin nicht von der Kirche abhängig. Wenn ein Brief kommt mit einem Lehrverbot, dann bin ich sogar stolz drauf.

Am kommenden Sonntag (25.06.) wird um 9:30 Uhr im ZDF ein Gottesdienst vom Schloßpark Bochum übertragen, der in der Nähe meines Wohnortes liegt und in dem ich oft spazieren gehe. (Natürlich nicht mit Pfr. Schießler)