Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen "Genitalverstümmelung hat nichts mit Islam zu tun"

Religionen-Weltanschauungen "Genitalverstümmelung hat nichts mit Islam zu tun"

pea
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Re: Bitte an Karl, die Überschrift zu ändern.
geschrieben von pea
als Antwort auf hema vom 07.02.2009, 10:24:42
Bist du der Meinung, dass nur der Islam schuld ist an diesen Praktiken.
geschrieben von hema




Ach, Hema, ich habe mich auf die subtile Kritik von Karl bezogen,
das Thema - auch durch die Negation - überhaupt mit dem Islam zu verknüpfen.

Das dient meiner Meinung nach nicht dem Thema,
auch wenn Du es nicht negativ gemeint haben solltest!

Richtig ist, daß der Islam keine Rechtfertigung für diese Praxis beinhaltet
und das sollte auch immer wieder betont werden, da diese auch
in islamischen Ländern vorkommt. Der Senegal ist da nur ein Beispiel.



--
pea
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Re: Bitte an Karl, die Überschrift zu ändern.
geschrieben von pea
als Antwort auf hema vom 07.02.2009, 10:24:42
Ich stelle mir gerade vor, welche Begeisterung eine Aussage wie "Die Mitgliedschaft in der Partei X hat nichts mit Kinderschändung zu tun" bei Anhängern der Partei X auslösen würde. Sie würden wohl alle "Danke, danke" rufen.
--
karl
geschrieben von karl



Alles klar?

Oder habe ich das etwa falsch verstanden?
pea
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Fatwa gegen FGM
geschrieben von pea
als Antwort auf pea vom 07.02.2009, 10:46:48
Hier noch eine richtungsweise Fatwa von 2006
zum Thema Islam und FGM



Der am 23.11.2006 veröffentlichte Beschluss der Gelehrten-Konferenz von Kairo (22./23.11.2006), der am 24.11.2006 vom Großmufti von Ägypten, Prof. Dr. Ali Gom’a, persönlich unterzeichnet wurde und somit rechtsgültig ist.

*Leider ist der Großmufti wohl nicht unumstritten.
Welche Bedeutung sein Wort in der islamischen Welt hat,
kann ich daher bisher noch nicht beurteilen.*


Weibliche Genitalbeschneidung ist eine ererbte Unsitte, die in einigen Gesellschaften praktiziert wird und von einigen Muslimen in mehreren Ländern in Nachahmung übernommen wurde. Dies ohne textliche Grundlage im Koran, respektive einer authentischen Überlieferung des Propheten.

geschrieben von Fatwa



Islam ächtet Mädchenverstümmelung! Auch in Arabisch!


Ägypten: Ende eines grausamen Brauchs


Prof. Dr. Zakzouk: „Weibliche Genitalbeschneidung ist kein islamischer Ritus“





Betroffene Länder

Weibliche Genitalverstümmelung wird hauptsächlich auf dem afrikanischen Kontinent praktiziert. Die Länder mit der stärksten Verbreitung liegen überwiegend auf der Nordhälfte des Kontinents in einem Gürtel, der sich von Senegal im Westen bis Somalia im Osten erstreckt. In einigen Ländern sind bis zu 99% der Frauen betroffen. Aber auch in südlicheren Regionen Afrikas kommt sie vor; allerdings existieren für die betroffenen Länder keine Statistiken und Studien.

Im Nahen Osten kommt Weibliche Genitalverstümmelung in Jemen, Nordirak, Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar vor. Auch Bahrain, Jordanien und die Palästinensischen Autonomiegebiete im Gaza-Streifen werden erwähnt. In Asien sind Indien, Indonesien und Malaysia betroffen, eventuell auch Sri Lanka.

Durch Migration ist Weibliche Genitalverstümmelung allerdings inzwischen zu einem weltweiten Problem geworden, das auch Europa, Amerika, Australien und Neuseeland berührt.

Zahlen, Statistiken und Studien können Anhaltswerte zur Verbreitung von Genitalverstümmelung liefern. Da sich Datenerhebungen vor Ort in der Regel schwierig gestalten, weichen veröffentlichte Zahlen immer wieder voneinander ab.




geschrieben von Target



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pea

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hema
hema
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Eine ererbte Unsitte!
geschrieben von hema
als Antwort auf pea vom 07.02.2009, 12:02:31
Danke Pea fuer diesen sehr wertvollen Link

Beschlüsse der Konferenz in Kairo – Im Werte einer Fatwa
Im Namen Gottes des Barmherzigen, des Allerbarmers Die Internationale Konferenz der Gelehrten bezüglich des Verbots von Missbrauch des weiblichen Körpers wurde am 1. und 2. der Dhul-Qi'da 1427 nach der Hijdra, entsprechend dem 22. und 23. 11.2006, in den Konferenzräumlichkeiten der Al-Azhar Universität abgehalten.


1. Gott hat den Menschen mit Würde ausgestattet. Im Koran sagt Gott: „Wir haben die Kinder Adams gewürdigt“. Daher wird von Gott jeglicher Schaden verboten, der Menschen zugefügt wird, unabhängig von gesellschaftlichem Status und Geschlecht.

2. Weibliche Genitalbeschneidung ist eine ererbte Unsitte, die in einigen Gesellschaften praktiziert wird und von einigen Muslimen in mehreren Ländern in Nachahmung übernommen wurde. Dies ohne textliche Grundlage im Koran, respektive einer authentischen Überlieferung des Propheten.

3. Die heutzutage praktizierte weibliche Genitalbeschneidung fügt der Frau physische und psychische Schäden zu. Daher müssen diese Praktiken unterbunden werden, in Anlehnung an einen der höchsten Werte des Islams, nämlich dem Menschen keinen Schaden zuzufügen – gemäß dem Ausspruch des Propheten Mohammad, Friede und Segen Gottes sei mit ihm: „Keinen Schaden nehmen und keinem anderen Schaden zufügen“. Vielmehr wird dies als strafbare Aggression erachtet.


Unterschrift:

Prof. Dr. Ali Gom’a
Großmufti Ägyptens
24.11.2006


************************************

Darueber mueßte jetzt ohne Ende und weltweit gesprochen werden, damit diese sehr wertvolle Erkenntnis bis ins letzte Dorf getragen werden kann.

Ich bitte Gott um Hilfe.


--
hema
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Sheikh Ali Gomaa
geschrieben von pea
als Antwort auf hema vom 10.02.2009, 18:56:59
Nun ja, der gute Mufti ist, wie gesagt, nicht unumstritten.


website

wiki




Möge Dein Herr Dich erhören...,
wenigstens in diesem Punkt!




Fußnote:

Was wohl der Großmufti von Saudi-Arabien darüber denkt?

Wir sollten immer im Auge behalten, daß jedes Land seine Besonderheiten hat,
die berücksichtigt werden müssen, wenn man keine pauschalen Werturteile fällen will.





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pea
Mitglied_81b4260
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Re: Sheikh Ali Gomaa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pea vom 11.02.2009, 05:29:16
Die Beschneidung soll bis in pharaonische Zeit zurückgehen.

Also Uralttraditionen in betont patriachalischen Gesellschaften.


Wenn eindeutige Gesetze da sind und wenn sich die überwiegende Zahl von religiösen Autoritäten besonders inklusive der dörflichen sich dagegen aussprechen, würde sich rasch etwas ändern. Dazu müßte allerdings eine entsprechende Ausbildung dieser lokalen Prediger gegeben sein.
In Ägypten dürften nur mehr entsprechend ausgebildete Männer als Imane in der Moschee predigen, nicht mehr jedermann, der von sich nur genügend überzeugt ist.


mart1

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pea
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Äthiopien
geschrieben von pea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.02.2009, 07:54:37

Danke. Mart!

Hier noch ein paar Infos zu Äthiopien und die Arbeit von Karl-Heinz Böhms
Stiftung: Menschen für Menschen





hpd: Sie - und vor allem auch Ihre Frau - setzen sich vehement und mit großem Erfolg für die Abschaffung der Beschneidung von Frauen ein. Welche Rolle spielen die Religionen hierbei? Ist die Beschneidung in Äthiopien ein rein islamisches Problem?

Karlheinz Böhm: Darf ich Ihnen von vorneherein sagen, derjenige - Sie werden mir das verzeihen, wenn ich das sage, weil ich meine Frau ungemein verehre und respektiere für das was sie tut, sie wird Ihnen, wenn Sie mit Ihr sprechen genau das selbe sagen -, derjenige, der angefangen hat, gegen Frauenbeschneidung zu arbeiten, ist nicht meine Frau gewesen, sondern meine Wenigkeit. Ich habe vor mehr als acht Jahren eine Kampagne begonnen, im Erer-Tal, unserem ersten Projektgebiet, die ganz erstaunlich war: da sind ungefähr so 7-8 Tausend Menschen zusammengekommen und ich habe sowohl den Vertreter des Islam, also den Imam, als auch den Patriarchen der Region für den christlich-orthodoxen Glauben dazugebeten. Und ich habe sie vor den Menschen gefragt, ob die Beschneidung irgendetwas mit der Religion, sprich mit dem Koran oder mit der Bibel zu tun hätte. Und beide Religionsführer haben ganz klar vor den Menschen gesagt, es hat nichts damit zu tun, obwohl immer wieder in den Gesellschaftsschichten und in den Regionen Äthiopiens, wo es diese Beschneidung leider noch immer gibt, gesagt wird, es sei aus religiösen Gründen, dass man das machen müsse. Aber es ist ganz klar nachweisbar, dass es das nicht ist. Und ich habe also dann diese Aktion immer weiter ausgeweitet und ich glaube, die Tatsache, dass ich als Mann - und sogar als andersfarbiger Mann - hergegangen bin und darauf hingewiesen habe, dass diese schädliche Tradition alles andere als berechtigt ist und ungerecht ist, sämtlichen Mädchen und Frauen und Kindern gegenüber, mit denen das schon Tausende Jahre gemacht wurde und mit denen das noch immer gemacht wird zum Teil. Das hat dazu geführt, dass so viele Aktionen dagegen entstanden sind. Und dass meine Frau sich natürlich, je mehr sie sich in die Arbeit von „Menschen für Menschen" eingearbeitet hat, als Frau auch ganz ungeheuer gegen diese Beschneidung einsetzt, das ist überhaupt keine Frage und wir dürfen reinen Herzens sagen, dass wenn das so weitergeht, dass wir vielleicht noch erleben werden, zumindest zu Lebzeiten meiner Frau, die ja 36 Jahre jünger ist als ich, dass die Beschneidung in Äthiopien nicht mehr stattfindet.
Die Beschneidung in Äthiopien ist also kein rein islamisches Problem. Im Islam ist die Beschneidung zwar viel grausamer, wie im Christentum: die islamische Beschneidung schneidet einfach alles ab, was zwischen den Beinen von einem Mädchen ist, während bei den Christen „nur" die Spitze der Klitoris, die also das geschlechtliche Vergnügen der Frau zur Folge hat, abschneidet. Aber das sagt sehr viel über das aus, was diese schreckliche Beschneidung eigentlich ist: sie ist von Männern über viele tausende Jahre hinweg in der Vergangenheit bereits erfunden worden, damit Frauen keinen Spaß am Sex haben und sie deshalb abhängig sind von ihren Männern und nicht zu anderen gehen. Das ist der tiefere Grund.

geschrieben von Karlheinz Böhm



Interview mit Karl-Heinz Böhm



Was tut UNICEF?


1. Schlüsselfiguren überzeugen

UNICEF klärt religiöse Führer, Lehrer, Ärzte und Polizisten darüber auf, wie gefährlich die weibliche Genitalverstümmelung und andere althergebrachte Verhaltensweisen für die Mädchen sind. UNICEF ermutigt sie, dieses Wissen an Dorfbewohner, Schüler und Patienten weiter zu geben. An den Fortbildungen nehmen auch Kleinkünstler teil, die in Theaterstücken, Musik und Bildern erzählen, was die Mädchen durchleiden. Sie regen dazu an, Mädchen ernst zu nehmen und ihre Rechte zu achten.

2. Jugendliche stärken

UNICEF fördert die Gründung von Schulclubs und Dorf-initiativen. Die Jungen sind die Männer von morgen, die sich bewusst anders verhalten und so ihren Frauen grausames Leid ersparen können. Die Mädchen werden in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und lernen, sich zu schützen. Mit Radiospots in verschiedenen Sprachen macht UNICEF auf ihre Rechte aufmerksam.

3. Opfern helfen

UNICEF leistet praktische Hilfe für Vergewaltigungsopfer und Mädchen, die gegen ihren Willen verheiratet werden sollen. UNICEF berät sie in rechtlichen Fragen und ermöglicht ihnen eine Berufsausbildung. Mit dem selbstverdienten Geld können die Mädchen zum Familieneinkommen beitragen. Sie schaffen so auch für die Familie eine Alternative zur Zwangsehe.

4. Ehemalige Beschneiderinnen betreuen

Beschneiderinnen verdienen in der Regel vergleichsweise gut. Sie brauchen einen finanziellen Ausgleich, um ihren Beruf aufgeben zu können. UNICEF sucht nach alternativen Einkommensmöglichkeiten für die Frauen. Sie lernen auch, ihr medizinisches Wissen und ihre angesehene gesellschaftliche Stellung für die Information über die Gefahren der Mädchenbeschneidung einzusetzen.
geschrieben von UNICEF



Unicef: - Äthiopien: Nein zur Mädchenbeschneidung
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pea
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Mauretanien
geschrieben von pea
als Antwort auf pea vom 11.02.2009, 08:18:29
Noch ein Link zum Thema...





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pea
cecile
cecile
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Re: Mauretanien
geschrieben von cecile
als Antwort auf pea vom 11.02.2009, 14:24:06

Zu dem Link über Mauretanien, den Pea eingestellt hat, eine (relativ) erfreuliche Nachricht:

Die Ministerin für Sozialfragen, Kinder und Familie hat vor ein paar Tagen erklärt, daß in letzter Zeit in ihrem Land die Prozentzahl der beschnittenen Mädchen von 71% (wie auch auf Peas Grafik zu lesen ist) auf 65% zurückgegangen ist.
Die Kampagne scheint also schon erste Resultate zu erzielen - ermutigend!
In manchen Regionen liegt die Prozentzahl allerdings noch bei 96%.

Ein Unicef-Vertreter sprach von 3 Millionen Mädchen in Afrika und der arabischen Welt, die von der Beschneidung betroffen sind.

Der Linktipp ist leider nur in französischer Sprache, aber vielleicht gibt es doch ein paar Interessenten?

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cecile
pea
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Faduma Korn
geschrieben von pea
als Antwort auf cecile vom 11.02.2009, 15:34:35
Danke, Cecile!


Hier noch der Hinweis auf die Website einer betroffenen Frau aus Somalia
die in Deutschland lebt und ein Buch über ihr Schicksal geschrieben hat






Auf der Website habe ich noch den Hinweis auf einen aktuellen Fall in D gefunden,
wo die dt Behörden wohl überreagiert haben



Verdacht auf
Genitalverstümmelung

Amtsgericht verbietet Ausreise nach Äthiopien

Ein zehnjähriges Mädchen aus Deutschland darf ihre Großeltern in Äthiopien nicht besuchen, weil es das Amtsgericht verbietet. Der Verdacht: Das Mädchen soll dort beschnitten werden. Dabei können die Eltern und auch die Verwandten in Äthiopien glaubhaft belegen, dass sie die genitale Verstümmelung ablehnen
geschrieben von monalisa



monalisa vom 8. 2. 09



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pea

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