Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?

Religionen-Weltanschauungen Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?

giovanni
giovanni
Mitglied

RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von giovanni
als Antwort auf freddy-2015 vom 30.04.2020, 09:31:46

Ich beschränke die Frage "Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?" nicht auf die Bibel, sondern auch auf die Überlieferungen anderer Religionen. All diesen "Büchern" ist gemein, dass sie erst sehr viel später geschrieben wurden, als die darin geschilderten Begebenheiten sich ereigneten. Es basiert also alles auf Hörensagen, wobei die "stille Post" da sicherlich vieles weggelassen, hinzugefügt und verändert hat, so dass nur sehr begrenzt erkennbar ist, wie groß der Kern der Wahrheit ist, bzw. ob es einen solchen überhaupt gibt. Selbst über Jesus, der ja vor gerade mal etwa 2000 Jahren lebte, weiß man angeblich wirklich sicher nicht mehr, als auf eine Postkarte passt. Alles, was darüber hinaus geht, sei nicht wirklich belegt.

Die hier in einigen Beiträgen aufgeworfenen Fragen, was vor dem Urknall war, werden wir ohne die Hilfe eines Gottes, der das alles erschuf, nie erfahren, da davon keinerlei weiter zurück reichende Spuren mehr existieren.

Man könnte sich einen Gott zum Beispiel als eine Art Programmierer vorstellen, der ein hoch komplexes "Spiel" entwickelt hat, in dem irgendwann auch wir Menschen entstanden sind. Falls er das Spiel mit dem Urknall gestartet haben sollte, gäbe es in der Tat (in diesem System) nichts, was bereits vorher da war.

Unter diesem Aspekt wäre übrigens einerseits erklärbar, dass dieser "Programmierergott" hin und wieder mal rein schaut und manchmal auch eingreift (wobei er selbstverständlich Möglichkeiten hat, die uns wie Wunder erscheinen, weil sie eben nicht an die von ihm programmierten (Natur-) Gesetze gebunden sind). Andererseits lässt er aber, weil das Ganze viel zu komplex geworden ist, die meisten Dinge einfach laufen. Vielleicht hat er auch längst das Interesse verloren und nur vergessen das Programm abzuschalten?

Es gäbe aber auch noch diverse andere vorstellbare Erklärungen. So könnte es beispielsweise sein, dass alles, was wir für Realität halten, in Wirklichkeit nur in der Phantasie stattfindet (vergleichbar mit einem Traum).

Wir wissen es einfach nicht, und wir werden es auch vermutlich nie erfahren, und falls es uns doch dieser Gott verraten würde, werden wir es trotzdem nie begreifen können, weil es außerhalb des uns zur Verfügung stehenden Vorstellungsvermögens liegt, allein schon, weil wir die Unendlichkeit nicht verstehen, also uns dann doch wieder fragen würden, wie denn Gott selber entstanden ist und was vor ihm war. Und spätestens dann kann er selber wieder keine restlos schlüssige Erklärung finden.

Steven Hawking meinte zwar, dass durchaus alles auch aus dem absoluten Nichts entstanden sein könnte, aber auch das war ja nur eines von zahllosen Szenarien, die er ebenfalls für denkbar hielt.

Ob ich selber an Gott glaube?

Sagen wir's mal so: Es wurde mir von klein auf vermittelt, dass es keinen Zweifel an der Existenz Gottes geben darf, und das hat sich derart fest bei mir eingeprägt, dass ich selber es mir gar nicht mehr anders vorstellen mag, als dass da "Jemand" über allem steht. Ich hoffe, ich habe das einigermaßen nachvollziehbar rüber bringen können.

germanus
germanus
Mitglied

RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von germanus
als Antwort auf jacare4 vom 30.04.2020, 09:09:04

Ein Gottes BEWEIS ist das nicht, aber eine Annäherung an die Lösung der Rätsel, die ich anfangs erwähnt habe.
Solche Worte wie "Engel" und "Mann oder Frau" und "Kreuzigung" sind schon Details, die den Blick auf die Grundfrage trüben.

pippa
pippa
Mitglied

RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von pippa
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.04.2020, 23:45:28

Kann der Mensch "Gott" wirklich denken? Wäre "Gott" nicht gerade das, was sich nicht definieren lässt? Oder - wie denkt man "Gott"?
von WurzelFluegel

Für mich ist das jedenfalls so.

Alles, was für mich so unbegreiflich schön ist, dass mir im wahrsten Sinne des Wortes buchstäblich die „Spucke wegbleibt“, ist für mich Gott oder Göttin.
Pippa

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SamuelVimes
SamuelVimes
Mitglied

RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von SamuelVimes

Der gottlose Sam betrachtet das Mal vom Ende her -
da kann man manches leichter erklären.

In 5-7 Milliarden Jahren ist unsere Sonne ausgebrannt.
In 10hoch13 Jahren alle Sterne - das Universum ist dunkel.
Das richtige Ende des Universums folgt aber später.
In 10hoch36 Jahren löst sich die Materie auf weil die Protonen
zerfallen - es gibt nur noch Elektronen, Positronen und langwellige Photonen.
Soweit die gesicherten Erkenntnisse.

Doch nun scheiden sich die wissenschaftlichen Geister:

Eine Gruppe glaubt, dass sich diese "Ursuppe" einfach weiter
ewig/unendlich ausdehnt.

Eine andere Gruppe glaubt, dass das Universum dann anfängt,
sich wieder zusammenzuziehen - bis hin zu einem neuen "Urknall" -
so in 10hoch100 Jahren.

Aber was wäre, wenn die Theorie der  Quantenphysiker Coleman
und  De Luccia zutrifft und der leere Raum des Universums
kein "echtes Vakuum" ist sondern ein falsches (metastabil) ?

Sollte sich  in dem falschen Vakuum eine kleine Blase echtes Vakuum
bilden - dann lebt das Universum noch etwa 3 Minuten - dann wären alle
Protonen verdampft.

Wobei das Vakuum auch ein guter Kandidat für eine zukünftige Erklärung wie Materie/Teilchen
 "aus dem Nichts" entstehen liefern könnte - und die für viele
entscheidende Frage "vor dem Urknall" klärt.

Zitat aus dem Link unten:

Das Vakuum, auf das sie sich beziehen, ist nicht einfach leerer Raum, sondern der Vakuumzustand der Quantenphysik. Das, was uns als vollständige Leere erscheint, strotzt in Wahrheit nur so von kurzlebiger Quantenaktivität, wobei geisterhaft virtuelle Teilchen wie aus dem Nichts auftauchen und ebenso zufällig wieder verschwinden.

https://www.zeit.de/1997/06/titel.txt.19970131.xml/seite-2

Mit Sicherheit kann man aber auch sagen, dass - egal was passiert - im Uni(Multi)versum
kein Grundbaustein verloren geht - sie wechseln nur ihren
Zustand.

LG
Sam

 
RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf germanus vom 30.04.2020, 06:17:36
Zur Antwort genügt der Blick in die Natur.
Das Tier baut sich Aufenthaltsräume, oft sehr kunstvoll (z. B. Storch, Biber). Der Mensch tut das auch. Doch welch ein Unterschied!
Der Mensch plant vor dem Bau und gestaltet nach individueller Vorstellung. "Vorstellung"!!
Das Tier folgt seinem inneren Programm.
Diese menschliche Fähigkeit, sich etwas vorzustellen erkläre ich als die Seele.
Die Seele erfüllt einen Zweck: Nämlich kann der Mensch in Gedanken Kontakt zu Gott knüpfen. Egal, welche Gottes-Vorstellung dabei im Gehirn des Menschen existiert. Es ist eine sittlich höhere Vorstellung, etwas Gutes.
Die Autoren der Bibel haben die gleichen Gedanken wie ich gehabt und haben ein Märchen aus der Verleihung der Seele gemacht. Ein Märchen, das nun als "Religion" im AT festgeschrieben ist.

Natürlich kann sich niemend eine genaue Vorstellung von Gott machen. Beim Lesen im Buch über Astrophysik erkennt man die unendliche Macht und Weisheit, die unser All geschaffen hat. Man kommt der Wahrheit ein Stück näher dabei aber man kann Gott nicht erkennen.
Ganz sinnvoll hat Gott dann Seinen Sohn Jesus Christus zu uns gesandt. Hier wird Gott menschlich fassbar, hier existiert ein Anhaltspunkt um die richtige Richtung der Gottesvorstellung zu gewinnen.
Nämlich die Richtung der unendlichen Liebe!
 
danke für deine Antwort @germanus
für mich reicht der Blick in die Natur dafür leider nicht, aber die Frage ob nun Tiere eine Vorstellungskraft haben oder nicht, führt uns mMn. in der Kernfrage bezügl. Hinweise auf Gott sowieso nicht weiter, oder?

du schreibst:
Die Autoren der Bibel haben die gleichen Gedanken wie ich gehabt und haben ein Märchen aus der Verleihung der Seele gemacht. Zitat Ende

Finde ich ziemlich erstaunlich mit völliger Sicherheit zu behaupten, du hättest die gleichen Gedanken wie die Verfasser der Bibel gehabt.
Soll ich das so verstehen, das auch du uns hier ein Märchen auftischt 😉 oder auf welche gleiche Gedanken mit dir, beziehst du dich da?

und dann ein kleiner Einspruch:
Die Gottesvorstellungen waren keinesfalls immer sittlich hoch und gut - schau dir beispielsweise den Götterhimmel der Antike an, er strotzt von Machtkämpfen und Intrigen. Die jüdisch - christliche Tradition hat eine allmächtige, allwissende, rächende, eifernde Vorstellung von ihrem Gott, der völlig intolerant, aber auch liebend ist.
Und wenn die Götter rund um den Erdball so sittlich und gut wären, warum muss man sie dann über Jahrtausende mit Opfern besänftigen?
Die Gottesvorstellungen waren über lange Phasen (zum Teil bis heute) von Furcht und Angst geprägt, weil man nicht wusste was Zeus und Konsorten wieder vorhatten, um das mal ein wenig plakativ auszudrücken.
Jesus, der Christus hat diese alten Vorstellungen neu interpretiert und insofern gebe ich dir recht, dass er endlich humanere Vorstellungen in die Wege leitete.

Bitte verstehe mich richtig, die Idee des  "Göttlichen" ist auch für mich ein Thema und die Ideen anderer dazu interessieren mich. Deshalb auch meine Fragen an dich.

Wenn du oben schreibst, dass die unendliche Macht und Weisheit, die unser All geschaffen hat anschließend einen Sohn bekommt, frage ich mal wie du dir das vorstellst?
Welche Gottesvorstellung hast du persönlich, dass du zu so einem Ergebnis kommst?

Deine Argumentationen und Hinweise sind für mich noch überhaupt nicht schlüssig, aber vlt. kannst du es noch präzisieren

WurzelFluegel




 
britti
britti
Mitglied

RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von britti
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.04.2020, 14:29:59

Wenn man die Bibel nicht konkret sondern symbolisch versteht, ist sie hilfreich -
z.B. Gottes Sohn als neue, etwas verständlichere Version des Unbegreiflichen
oder die unbefleckte Empfängnis als die immaterielle Entwicklung einer neuen
Sichtweise - oder über das Wasser gehen als Vertrauen in das Nichtrationale.

Für mich ist "Gott" das, was wir mit unserem Verstand nicht verstehen können.
Das äussert sich manchmal als Synchronizität (sinnvoller Zufall). Wir haben aber
nicht nur den Verstand (das Rationale), sondern auch die Intuition...


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RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf britti vom 30.04.2020, 15:30:06

ich sehe das ähnlich wie du,
wenn man sich auf eine Symbol-Ebene begibt, dann zeigen sich völlig andere Möglichkeiten zu "verstehen", aber sind die wissenschaftlich?

germanus hat ja extra den wissenschaftlichen Aspekt hervorgehoben und dafür müsste es dann ja eine schlüssige Argumentationskette geben und deshalb hoffe ich, das er das aus dieser seiner Perspektive noch einmal verdeutlicht

WurzelFluegel

britti
britti
Mitglied

RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von britti
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.04.2020, 15:45:29

Wurzelflügel, nur kurz ein kleiner Einwurf:
Muss es denn immer wissenschaftlich sein?

SamuelVimes
SamuelVimes
Mitglied

RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von SamuelVimes

Der Mensch hat Gott (bzw. die Götter) ge/erschaffen.
So einfach ist das eigentlich - wenigstens für mich.

Warum sollte ein allmächtiger Gott 10 Milliarden Jahre
und 3 Stunden warten und sich langweilen bevor
überhaupt die ersten Einzeller entstehen ?
Überraschung ?
Und dann tritt vor 2000 Jahre ein Prediger vor die
Menschen, erklärt er sei Gottes Sohn und interpretiert
die damals ca. 1000 Jahre (mündlich) bzw. 600 Jahre (schriftlich)
alte Tora neu bzw. um.
Etwa 600 Jahre später betritt ein anderer Mann die Bühne,
und behauptet er empfange Botschaften von Gott.
Beide Geschichten werden aufgeschrieben (NT und Koran)
und es gibt bis heute Milliarden Menschen die - mehr oder weniger - das eine
oder das andere glauben.
In Asien glauben - auch Milliarden Menschen wieder etwas ganz anderes.

Menschen, die an Gott glauben brauchen oder suchen - so glaube ich - in
der Regel keine wissenschaftliche Erklärung.

Sie glauben - und das sollen sie auch ruhig weiter so machen.
Vielen Menschen hilft dieser Glaube. Allein diese Tatsache reicht
für mich aus, um den Glauben dieser Menschen hinzunehmen und
zu akzeptieren.

Nur - alle Versuche, diesen Glauben wissenschaftlich zu untermauern
gehen in die falsche Richtung.

LG
Sam

PS
Frei nach Pterry
Das Universums basiert auf dem Gleichgewicht von vier Elementarkräften:
Zauber, Überzeugungskraft, Ungewißheit und Verdammter Sturheit.

Noch ein PS
Für mich sind die letzten 3 Minuten des Universums wichtiger als die ersten
drei Minuten.
Bei den letzten drei Minuten bin ich vielleicht mit dabei.😁


 

RE: Ist die Bibel der einzige Hinweis auf Gott?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf britti vom 30.04.2020, 16:27:51

nein @britti, gar nicht
aber germanus hat das Thema darauf bezogen (siehe erster Beitrag) und ich fand es interessant seine Sicht der Dinge zu erfahren
Horizonterweiterung kann die eigene Sichtweise vlt erweitern, bereichern....?!

was ich denke, das weiß ich schon....meistens zumindest 😉

WurzelFluegel


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