Religionen-Weltanschauungen Mach aus Sorgen ein Gebet

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Bias vom 16.03.2022, 07:10:16
Guten Morgen,
heißt es nicht: Glaube kann Berge versetzen? Natürlich nicht im praktischen Sinn, aber es wachsen demjenigen Kräfte zu, um in schwierigen Situationen stark zu sein oder um Unabänderliches hinnehmen zu können ohne daran zu verzweifeln. Ist das nicht der Löwenanteil des Glaubens?
geschrieben von Michiko
Ich ahne, dass es so ist, wie Du schreibst, Michiko.
Glaube auch in meinem Leben Leute kennengelernt zu haben auf welche das zutrifft. Angenehme Menschen, die das authentisch leben und ihren Glauben nicht vor sich her trugen.
Ich vermute, so zu glauben lässt sich von Zweiflern wie mir nicht lernen.
Und so lebe ich halt als Unwissender, der nicht glaubt, dass es Gott gibt, aber auch nicht glaubt, dass es ihn nicht gibt. Das macht mich unfähig, "ihm" Eigenschaften zuzuschreiben.

Es hindert mich jedoch nicht daran, mich darüber zu wundern, dass es mich gibt und dann und wann darüber zu staunen, dass ich nach einer im Schlaf versunkenen Nacht ohne Bewusstsein - oder wie jüngst nach einer Narkose -  wieder aufwache und feststelle, immer noch der zu sein, der am Abend zuvor müde ins Bett ging, bzw. der, welcher ich zuvor war

Komm nach einem solchen Einstieg dennoch gut durch den noch jungen Tag.
geschrieben von Bias
Was für ein Beitrag Bias, danke.  Nach einer Narkose wach zu werden, ist nicht immer angenehm, das kenne ich auch. Erinnere mich daran, im Aufwachraum gefragt zu werden:  Wie hoch schätzen Sie ihr Schmerzlevel ein auf einer Skala zwischen 1 und 10? Aber es wurde wieder, auch wenn es dauerte, man muss nur daran glauben👼. Auch Dir einen schönen Tag.....
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Bias vom 16.03.2022, 06:36:33
 
Guten Morgen, 
ich denke, dass wahrhaft Gläubige durch ihre Zuversicht etwas mehr haben als ich und wahrscheinlich auch als Du - trotz Löwenanteil.
Mach was aus dem Tag.
geschrieben von Bias
Moin,

eine kurze Geschichte dazu: ich war in den 70ern bei einer Tochterfirma von AEG beschäftigt, und es war unübersehbar, dass der in Schieflage geratene Mutterkonzern die Tochter vor die Wand fährt. Das bedeutete, dass plötzlich viele Leute mit gleicher Ausbildung beim Arbeitsamt auftauchen werden. Ganz schlechte Voraussetzungen.
Wir hatten einen gläubigen Kollegen, der bei Diskussionen über die Zukunft immer nur sagte: „Gott wird für mich sorgen.“ und ich war auf seine Gelassenheit neidisch. Mir ist die Fähigkeit einfach nur zu glauben nicht zuteil geworden.
Die Frage ist doch aber, wie man das Gleiche mit den Mitteln des Agnostikers erreicht und das heißt: mache dir ein realistisches Bild von deinen Möglichkeiten und Fähigkeiten, setze dir erreichbare Ziele um dich selbst zu motivieren und dann bekomme den Hintern hoch und tue etwas statt mit deinem Schicksal zu hadern. 
Ich habe mich für einen Job beworben, bei dem ich eine wichtige Einstellungsvoraussetzung nicht erfüllte. Das habe ich beim Gespräch früh deutlich gemacht und hinzugefügt: „wo ist das Problem? man kann alles lernen!“
Später hat mir mein neuer Chef gesagt, dass genau diese Grundeinstellung ihn bewogen hat, mir einen bedingten Arbeitsvertrag zu anzubieten, der gültig wurde, als ich die Voraussetzungen erfüllte. 
Die Gelassenheit, die Gläubige aus ihrem Glauben ziehen, ist doch keine exklusive Eigenschaft, die man nur durch Glauben erreichen kann. Hat man das Prinzip durchschaut, dann funktioniert das auf dem Weg des Agnostikers ebenso gut.
 
Bias
Bias
Mitglied

RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von Bias
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.03.2022, 07:49:40
. . . . . .
Die Gelassenheit, die Gläubige aus ihrem Glauben ziehen, ist doch keine exklusive Eigenschaft, die man nur durch Glauben erreichen kann. Hat man das Prinzip durchschaut, dann funktioniert das auf dem Weg des Agnostikers ebenso gut.
geschrieben von det
Danke, das lässt sich nachvollziehen, Det.
Unbeschadet dessen, meine ich, dass bei jenen Gläubigen, die ich kennengelernt habe, selbst eine andere Entscheidung des Einstellungträgers kaum etwas an ihrer gelassenen Zuversicht geändert hätte.

Ein weites Feld, mit Theodor Fontane geredet.
Auch das, was Du schreibst, erscheint mir unstrittig.

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Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von Michiko
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.03.2022, 07:49:40

Die Frage ist doch aber, wie man das Gleiche mit den Mitteln des Agnostikers erreicht und das heißt: mache dir ein realistisches Bild von deinen Möglichkeiten und Fähigkeiten, setze dir erreichbare Ziele um dich selbst zu motivieren und dann bekomme den Hintern hoch und tue etwas statt mit deinem Schicksal zu hadern. 
Ich habe mich für einen Job beworben, bei dem ich eine wichtige Einstellungsvoraussetzung nicht erfüllte. Das habe ich beim Gespräch früh deutlich gemacht und hinzugefügt: „wo ist das Problem? man kann alles lernen!“
Später hat mir mein neuer Chef gesagt, dass genau diese Grundeinstellung ihn bewogen hat, mir einen bedingten Arbeitsvertrag zu anzubieten, der gültig wurde, als ich die Voraussetzungen erfüllte. 
Die Gelassenheit, die Gläubige aus ihrem Glauben ziehen, ist doch keine exklusive Eigenschaft, die man nur durch Glauben erreichen kann. Hat man das Prinzip durchschaut, dann funktioniert das auf dem Weg des Agnostikers ebenso gut.
 
geschrieben von det
Wohl dem, der das kann in einer vlt. verzweifelten Situation, eingesperrt in einem Lager oder wie aktuell im Krieg. Da ist es völlig egal ob Gläubiger oder Agnostiker, nur Mut zum Weiterleben oder "Hintern hoch" muss er finden. Und von Gelassenheit war - zumindest bei mir - nicht die Rede, sondern von Kraft und Mut.
Ich habe übrigens das Glück gehabt, einen Job zu bekommen, für den ich eigentlich nicht qualifiziert genug war, Erfahrung hatte ich diesbezüglich genug, da war ich 53 Jahre alt. Eine Festanstellung bis zum Renteneinstieg mit einem späteren Angebot des Arbeitgebers, danach bei Bedarf noch stundenweise zur Verfügung zu stehen. Aber 48 ununterbrochene Arbeitsjahre im Leben hielt ich für ausreichend und habe Privatem den Vorzug gegeben.
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Bias vom 16.03.2022, 08:04:52
 
Danke, das lässt sich nachvollziehen, Det.
Unbeschadet dessen, meine ich, dass bei jenen Gläubigen, die ich kennengelernt habe, selbst eine andere Entscheidung des Einstellungträgers kaum etwas an ihrer gelassenen Zuversicht geändert hätte.

Ein weites Feld, mit Theodor Fontane geredet.
Auch das, was Du schreibst, erscheint mir unstrittig.
geschrieben von Bias
Ich kann heute nicht sagen, wie eine andere Entscheidung des Arbeitgebers sich auf mein Selbstvertrauen ausgewirkt hätte. Es ist Teil meiner Biografie, dass ich lernen musste, mich ausschließlich auf meine Kraft zu verlassen und genau das wiederum gibt mir die benötigte Kraft. Ein sich selbst erhaltender Zyklus, die gerade in kritischen Situationen sehr gut funktioniert. Ein Teil davon sind auch innere Scheuklappen, die dafür sorgen, dass ich nur auf das zu erreichende Ziel fokussiert bin. Die hat mir Mutter Natur netterweise mitgegeben. 
Bias
Bias
Mitglied

RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von Bias
als Antwort auf Michiko vom 16.03.2022, 08:10:33
Wohl dem, der das kann in einer vlt. verzweifelten Situation, eingesperrt in einem Lager oder wie aktuell im Krieg. Da ist es völlig egal ob Gläubiger oder Agnostiker, nur Mut zum Weiterleben oder "Hintern hoch" muss er finden. Und von Gelassenheit war - zumindest bei mir - nicht die Rede, sondern von Kraft und Mut.
. . . . .
Mit der Überlegung bist Du nahe bei Viktor Frankl, Michiko.
Die Fähigkeit einer Situation Sinn zu verleihen, das ists, was er für grundlegend hielt.
Kraft und Mut, so verstehe ich das, was er schreibt, erwachsen - wenn es gut geht - daraus und helfen, mit misslichen Lagen umzugehen.
Aus seinen Erfahrungen im KZ, weiß der Begründer der Logotherapie anschaulich darzulegen, was er schreibt, u.a. hier: ISBN: 9783451048593

 

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Bias
Bias
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RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von Bias
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.03.2022, 08:33:05
. . . . .
Ein Teil davon sind auch innere Scheuklappen, die dafür sorgen, dass ich nur auf das zu erreichende Ziel fokussiert bin.
. . . . .
geschrieben von det
Wie gut ich das verstehe, Det!
Ich habe Grund zur Annahme, dass die Fokussierung mich so manch Wichtiges hat übersehen lassen.

Interessant, was sich hier aus Goldschimmers Einstieg entwickelt, was der für Reflexionen weckt, nicht?
 
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.03.2022, 07:49:40

Guten Morgen, det.

So sehe ich das auch. Und jeder Agnostiker, ja, jeder Atheist kann auch lernen, zu meditieren. Selbst die eher einfache "Konzentration auf den Atem" (Anapanasati-Meditation), führt zu einem Gefühl der Gelassenheit. Und es gibt auch andere "nicht-religiöse" Formen der Meditation. "Glauben" braucht es dafür nicht.

Schönen Tag

DW

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von Michiko

Und nun kommt noch, was kommen musste .... allen hier einen schönen Tag mit einem Vers von Dietrich Bonhoeffer:

bonhoefferpostkarte-von-guten-maechten.jpg
RE: Mach aus Sorgen ein Gebet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Bias vom 16.03.2022, 08:39:53
. . . . .
Ein Teil davon sind auch innere Scheuklappen, die dafür sorgen, dass ich nur auf das zu erreichende Ziel fokussiert bin.
. . . . .
geschrieben von det
Wie gut ich das verstehe, Det!
Ich habe Grund zur Annahme, dass die Fokussierung mich so manch Wichtiges hat übersehen lassen.
Da haben wir die Falle unterschiedlicher Definitionen von "Scheuklappen". In meinem Sprachgebrauch bedeutet es, das Ziel samt sämtlicher Rahmenbedingungen im Auge zu behalten. Was du andeutest würde bei mir "nachts mit Sonnenbrille unterwegs" heißen. 

Interessant, was sich hier aus Goldschimmers Einstieg entwickelt, was der für Reflexionen weckt, nicht?
 
geschrieben von Bias
Und wie! Ich kann mich kaum erinnern, noch vor dem zweiten Becher Tee jemals so viel Text produziert zu haben. 

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