Medizinischer Cannabis für kranke Senioren?

Vor rund vier Jahren entdeckte die Polizei im Emsland bei einer Hausdurchsuchung 300 Marihuana-Pflanzen, die kurz vor der Ernte standen. Sie gehörten dem Hausbesitzer, einem 76 Jahren alten Senioren. Dieser Fall wirkte auf viele wie ein Einzelfall.
Medizinischer Cannabis
©jcomp | Freepik.com

Schließlich ist die Hauptzielgruppe für Cannabis zwischen 18 und 25 Jahre alt. Solche bekanntgewordenen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz im Seniorenalter haben jedoch eine neue Frage in den Raum gestellt. Können das THC und CBD des Cannabis auch bei Erkrankungen von Senioren eingesetzt werden?

Die typischen Erkrankungen von Senioren

Mit zunehmendem Alter nehmen die Abwehr- und Regenerationskräfte des Körpers ab. Das Immunsystem sowie der gesamte Bewegungsapparat werden schwächer. Zu den typischen Erkrankungen im hohen Alter gehören unter anderem Arthrose und Demenz. Doch auch Inkontinenz, Parkinsons sowie Herzinfarkte und Schlaganfälle sind nicht selten. Bei einigen dieser Beschwerden könnte Cannabis ein hilfreiches Mittel sein und das auch im Senioren-Alter. Einige vielversprechende Studien und Erkenntnisse sorgen für Optimismus. Zumal medizinischer Cannabis schon heute in der Cannabisapotheke erhältlich ist. Hauptsächlich verschrieben wird es im Kampf gegen chronische Krankheiten wie Fibromyalgie.

Dem Suchtsurvey des deutschen Hanfverbandes nach, haben im Jahr 2018 rund 3,7 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren mindestens einmal Cannabis konsumiert. Auch im Jahr 2021 hat sich an dieser Menge von rund 6% der Bevölkerung nicht viel verändert. Medizinischer Cannabis wird gegen eine Vielzahl von gesundheitlichen und körperlichen Beschwerden verschrieben. Doch bei all den öffentlichen Diskussionen und Studien zu diesem Thema stellt sich immer wieder eine Frage – Können auch Senioren von den wohltuenden Kräften der Hanfpflanze profitieren?

Lässt sich mit Cannabis Demenz lindern?

Heute ist es weitläufig bekannt, dass das regelmäßige Rauchen von Cannabis bei Kindern und Jugendlichen große Schäden im Gehirn verursachen kann, da es sich noch im Wachstum befindet. Eine neue Studie an alten Mäusen hat nun jedoch gezeigt, dass das THC die Denkleistung verbessern kann. Andras Bilkei-Gorzo und Andreas Zimmer, zwei Neurowissenschaftler vom Uniklinikum Bonn haben nun im Nature Medicine einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht. Selbstverständlich gilt dies zunächst einmal nur für alte Mäuse, doch die Tests am Menschen sollen bald folgen. Die Forscher sind zuversichtlich, zumal in Israel bereits Cannabis für geriatrische Patienten in klinischer Umgebung untersucht wird.

Cannabis gegen Inkontinenz vielleicht bald Realität

Jeder 10. Deutsche leidet an Inkontinenz. Dabei handelt es sich um eine überaktive Blase. Die Leidtragenden sind ständig auf der Suche nach einer Toilette aufgrund eines deutlich gesteigerten Harndrangs. Vor einigen Jahren haben Münchner Wissenschaftler bereits festgestellt, dass die Extrakte im Cannabis eine überaktive Blase beruhigen können. Zwar wurde die Studie mit synthetischen Cannabionoiden durchgeführt, allerdings sollte der ständige Harndrang auch bei der Behandlung mit echtem Cannabis anschlagen. Die Ergebnisse wurden durch Tests an Laborratten gewonnen und in der Zeitschrift „European Urology“ veröffentlicht.

Wirkt Cannabis positiv bei Parkinson?

Der Cannabis verfügt über 60 verschiedene Cannabionoide, die viele verschiedene positive Effekte auf den menschlichen Organismus haben können. Zu den weitverbreitenden und besonders schlimmen Krankheiten zählt unter anderem Parkinson, weshalb einige Cannabis als Heilmittel in Betracht ziehen. Schließlich konnten bereits mehrere Cannabionoiden-Studien beweisen, dass die motorischen Symptome wie das Zittern vermindert werden. Darüber hinaus hat Cannabis auch einen positiven Effekt auf Schmerzen, Schlafstörungen und Psychosen, welche ebenso bei Parkinson auftreten. Derzeit gibt es jedoch noch keine eindeutigen Ergebnisse durch klinische Studien. Zumal weil Langzeituntersuchungen noch andauern und da bisherige Ergebnisse oftmals durch eine geringe Probandenzahl erzielt wurden.

Wird Senioren bereits medizinischer Cannabis verschrieben?

Medizinischer Cannabis ist seit 2017 in Deutschland gegen Vorlage eines Rezeptes erhältlich. Und gerade jetzt, nach der Bundestagswahl 2021 und den Koalitionsgesprächen zwischen SPD, FDP und Grüne ist eine vollständige Legalisierung wieder in aller Munde. Aktuell erhalten jedoch nur schwerkranke Personen den Zugang zum Cannabis. Erfolgreich eingesetzt wird es gegen allerlei von Schmerzen, bei Schlafproblemen und Psychosen sowie bei Arthritis. Doch auch bei Patienten mit Fibromyalgie, Alzheimer oder Appetitlosigkeit wird es verschrieben. Demnach erhalten nicht nur junge, sondern auch die älteren Bundesbürger diese Behandlung. Und wer weiß, vielleicht auch schon bald im Kampf gegen Demenz, Inkontinenz und Parkinson. Studien zu dieser Behandlungsmöglichkeit laufen und werden schon bald erste Erkenntnisse preisgeben. 

 

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