Es sind die Menschen leider, ach,
gehässig, treulos, eitel, schwach,
undankbar, töricht, jämmerlich.
Zum Glück ist einer anders: Ich.
 
   Wer morgens in den Spiegel schaut,
sieht oft ein Bild, wovor ihm graut;
er kann den Anblick kaum ertragen.
Doch was soll die Familie sagen?
 
   Herr X erklärt mit großer Geste,
er wolle immer nur das Beste.
Sein Gegenüber fragt sich still,
ob er wohl auch das Gute will.
 
   Soll jemand andern ins Gesicht
die Wahheit sagen, tut er´s nicht.
Dagegen hinter ihrem Rücken,
tut er es laut und mit Entzücken.
 
   Herr X, der scharf erkennt und sieht,
wenn Unrecht an ihm selbst geschieht,
will überhaupt nichts sehn und wissen,
wenn andre Unrecht leiden müssen.
 
   Ein Mensch, der schlicht und überhaupt
an nichts, auch nicht an Hexen glaubt,
kommt oft zu einem andern Schluss,
wird er geplagt von Hexenschuss.
 
   Herr X pflegt, wenigstens zuweilen,
von seinem Überfluss zu teilen.
Er fühlt, sobald er dieses tur,
sich erstens wohl und zweitens gut.


Anzeige

Kommentare (2)

Willy

sie wären gern gut – anstatt
so falsch und roh;
doch die Verhältnisse,
die sind nicht so …
Frei nach B.B.

silesio

    Wenn wir alle Engel wären, wär´s zwar einfacher, aber sich auch langweiliger


Anzeige