Nun habe ich monatelang darauf gewartet, dass die Regierungskoalition das Thema „Rente mit 63“ absegnet, voller Vorfreude darauf, in einigen Monaten endlich meinen Rentenantrag stellen zu können. 45 Beschäftigungsjahre werde ich im Januar 2015 beisammen haben, bald darauf werde ich 63. Also fast geschafft! Ich bin zufrieden.
Oder etwa doch nicht?
Auf einmal kommt mir nämlich ganz überraschend der Gedanke, dass ich dann vielleicht doch noch nicht meinen Arbeitsplatz räumen möchte. Woher kommt dieser plötzliche Gesinnungswandel?
Bisher war es so: Immer dann, wenn ich mich im Büro über eine Person oder ein Vorkommnis heftig aufgeregt habe, kam mir die tröstliche 63er-Möglichkeit in den Sinn, und schnell ging es mir wieder besser. Auch wenn Freundinnen oder Freunde, die bereits ihr Rentnerdasein genießen, von ihren ausgiebigen Freizeitaktivitäten berichteten, dachte ich sogleich: Ich bald auch ...
Und was habe ich mir nicht alles vorgestellt für die Zeit „danach“. Mein künftiges Leben gestaltete ich in meiner Vorstellung absolut perfekt. Länger schlafen. Mehr Zeit für Familie und Freunde. Nur Dinge tun, die mir Spaß machen. Endlich mal den Haushalt auf Vordermann bringen . Ausnahmslos Positives geisterte mir durch den Kopf.
Und nun rückt die Möglichkeit, all das bald erleben zu dürfen, in greifbare Nähe. Doch auf einmal bin ich gar nicht mehr überzeugt davon, dass ich das alles auch so haben will. Kann es wirklich reichen, mich nur noch mit „schönen“ Dingen zu beschäftigen? Werden mir all meine Aktivitäten sinnvoll genug vorkommen und könnte ich mich womöglich sogar unterfordert fühlen?
Und das Geld? Natürlich ist mir klar, dass die zu erwartende Rente längst nicht die Höhe meines aktuellen Gehalts erreichen wird (wobei der Begriff „Höhe“ eine glatte Übertreibung ist). Ich vermute zwar, dass ich, als ohnehin nicht sonderlich anspruchsvoller Mensch, über die Runden kommen kann, aber viele Extras werden nicht drin sein.
Also, was nun?[b][/b] Vielleicht sollte ich mich doch mit der Idee vertraut machen, zunächst mal abzuwarten, wie es in meinem Job weitergeht. Wenn mir mein Berufsleben eines Tages überhaupt nicht mehr zusagt, kann ich ja relativ kurzfristig meine Trumpfkarte ziehen und den Rentenantrag stellen. Mal schauen, wie es kommt.
evelyn52

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Kommentare (5)

Tina1 Liebe Evelyn,
deine Gedanken sind auch schon länger meine Gedanken.
Ich stehe auch kurz vor der Rente aber auch ich kann mir ein Leben ohne Arbeit nicht so richtig vorstellen. Man muss auch sagend das mir mein Job Spaß macht und ich sehr nette Kolleginnen um mich habe, die allein würden mir schon fehlen.
Aber bei mir ist ja nun alles geregelt durch die "Altersteilzeit" wo ich mich für das Modell
"Halbtags" schaffen entschieden habe, daher muss ich sowieso
bis 65 Jahre arbeiten. Jetzt bin ich aber froh das ich mich
so entscheiden habe denn dadurch bin ich jeden Tag
unter lieben Menschen. Man wusste ja damals nicht was einen in der Zeit alles passiert.
Du hast ja nun die Möglichkeit schon mit 63 Jahren in Rente zu gehen. Also dann viel Spaß, glaub mir der Tag vergeht auf alle Fälle trotzdem schnell und man hat doch viele Möglichkeiten sein Leben nun anders zu gestalten.
LG Tina
Hessenmaedel49 inzwischen bin ich auch über 5 Jahre in Rente....ach ja, es soll Un/Ruhestand heißen.-))Klar, nach 45 Jahre Vollzeitberufstätigkeit muss man sich klar machen, dass man die nächste Generation auf die " Matte lässt ". Endlich Zeit für alles, wozu man während sein Berufstätigkeit nicht möglich war. Nach halben Jahr hab mich so richtig dran gewöhnt, es ist herrlich, mal den Wecker ruhen zu lassen und tun und lassen wozu man Lust hat. Lange weile hab ich nie, mein Terminkalender ist voll, mal Gymnastik, mal Schwimmen mal Wandern, usw....so ist jeden Tag etwas auf Programm)
finchen ja, als Rentner hat man Zeit !?!
Dem Irrtum bin ich auch aufgesessen.......und heute frage ich mich, wie habe ich das früher nur gemacht?
Der Tag hatte doch die gleiche Stundenzahl, oder nicht?
Heute läuft alles ruhiger ab...und die Zeit ist somit schon weg.
Ach, wißt ihr was, ich genieße diese Betulichkeit und genieße die ruhige Zeit. Alles Einstellungssache!
mit freundlichen Grüßen
euer Moni-Finchen
Monioma Bei uns kursiert ein Spruch: Rentner haben nie Zeit! Musste darüber immer lachen! Ja, liebe Evelyn, aber es ist wirklich so! Ich bin schon 5 Jahre in Rente, einige Vorhaben konnte ich aus Zeitmangel noch immer nicht verwirklichen! Natürlich sind das jene, die man ohnehin so vor sich herschiebt! Aber trotzdem, ich habe schon nach wenigen Monaten festgestellt, dass ich mein "Rentnerdasein" um nichts in der Welt mehr mit meinem vorherigen Berufsleben tauschen würde, obwohl ich meinen Beruf mit Liebe ausgeübt habe! Es kommt nur darauf an, dass man sich vorher schon darauf einstellt, Aufgaben und Hobbies bereit hat und einfach auch genießen lernt!
Liebe Grüße von einer glücklichen Rentnerin
nnamttor44 die einem durch den Kopf gehen, wenn man die Rentnerzeit auf sich zukommen sieht. Ich hatte eigentlich immer vor, bis 65 zu arbeiten, um ohne "Abschlag" meine Rente zu erhalten. Als ich 61 war, bekam mein Ex seine Kündigung, er könne ja die letzten 2 Jahre vom AA sein Geld bekommen und dann ohne Abschlag in Rente gehen. Er forderte von mir, mit ihm aufzuhören zu arbeiten, unseren Bekannten zu erzählen, wir seien doch schon eher in Rente gegangen ...

Ich habe das Spielchen dann doch mitgemacht, weil ich mich zwei Jahre zuvor bei einer Kollegin beschwert hatte, dass sie in unserem 4-Mann-Büro es für richtig hielt, ausgerechnet mit der anderen "Schreibkollegin" gemeinsam Urlaub zu machen, als in unserer Rehaklinik Patientenwechsel für insgesamt 50 neue Patienten anstand - für mich mit allen Büroarbeiten einfach nicht zu schaffen. Anschließend blockierten mir die Damen sämtliche Urlaubsmöglichkeiten, die ich wie in den vergangenen Jahren für das Folgejahr hätte nehmen wollen, selbst den 1. Mai hatten sie für mich zum Arbeitstag gemacht, indem sie beide gleichzeitig ganz wichtigen Urlaub nehmen mußten!! Mobbing stand nun für mich auf der Tagesordnung! Da habe ich zuerst eine "Kur" eingereicht, die "ausgerechnet am 29.04. anzutreten war, und es dann doch vorgezogen, eher in Rente zu gehen, statt mich gegen die jüngeren gnadenlosen Mobber zur Wehr zu setzen.

Die Gedanken daran sind schon noch immer etwas zwiespältig, aber es ist vorbei. Schade nur, dass es so enden mußte, nachdem ich mich über ein Jahrzehnt dort sehr wohl gefühlt habe.

Liebe Rentnergrüße sendet Uschi

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