der gemeine Fingerhut....


... silbern sieht er aus, mit kleinen Dellen drin und paßt inzwischen auch.
Und all die Jahre hat er mich in meinem Nähkästchen drin, begleitet.
Einst gehöhrte er meiner Mutter, die ständig aus alten Klamotten was Neues nähte.
Inzwischen hat er einen Ehrenplatz bekommen - in memoriam.
Ich höre machmal meine Mutter noch aufschreien - aua, dieses verflixte Ding.
Jetzt habe ich ihn durchgestochen!
Ja, es ist ein kleines Loch darin, ganz klein und fein, doch mir einer Nähnadel piekst er zurück.
Als ich die Ringe an die Gardinen nähte, erwischte er mich auch.
Und genau wie meine Mutter schrie ich "aua", du Mistding.
Ich glaube fast, ich muß das so haben, denn jedesmal kommen längst vergrabene Erinnerungen zurück.
Dort, in dem kleinen Wohnzimmer, neben der Leselampe mit kleinem Tischchen dran, im grünen Sessel saß sie immer und nähte.
Die Nähmaschine stand aufgeklappt daneben und sie verrichtete die anstehende
Handarbeit.
Ein schönes Bild des Wohlgefühls für mich. Es war so gemütlich, wenn Mutter nähte - wir waren uns so nah. Ich erzählte ihr meine Abenteuer des Tages, manchmal zog sie die Augenbrauen hoch und ein kurzer strafender Blick fiel auf mich.
Aber böse war sie nicht....sie schmunzelte ganz vertieft in ihre Handarbeit hinein.
Dann kam die Stunde des Anprobierens - furchtbare Geschichte - sie zuppelte da und dort. Ich trampelte von einem Fuß auf den anderen - es muß doch passen!
Naja, für mich war es Quälerei........igitt. Manchmal sah ich auch ein, daß ich dringend was Größeres brauchte, doch meine Trainingshosen waren doch flexibel, wozu brauchte ich ein Kleidchen?
Aber alles, was ihr unter die Finger kam, wurde vernäht - für mich.
Einiges gefiel mir auch - und ich war stolz darauf.
Die kleinen "Hängerchen", die fand ich besonders gut. Ein kleines "Blaues" mit weißen Pünktchen drauf, das trug ich, bis der Popo zum Vorschein kam.
Meine Oma erwischte dann mal im HO ein quietschgelbes Kleid mit "tausend" Knöpfen auf dem Rücken. Eine stabile Zellstoffware, die möglichst wenig gewaschen werden durfte.
Was ein Glück für mich - es wurde mein Sonntagskleid.
Mutti saß wieder an der Nähmaschine und suchte und sammelte aus der Verwandtschaft brauchbares Material zusammen. Ein neues Hängerchen kam an den Tag.
Damit war ich dann zufrieden und lief weiterhin mit Trainingshosen rum.
Omama strickte Pullover von anderen aufgetrennten Pullovern - auch noch 'ne Mütze und Handschuhe sprangen dabei raus und Mutter saß zu Hause und nähte mit ihrem Fingerhut und Aua, die Teile säuberlich zusammen.
Das Ende der Geschichte:
vertraue einem Fingerhut nicht unbedingt.
Er könnte giftig sein.
mit behütenden Grüßen
Euer Moni-Finchen




Anzeige

Kommentare (3)

Traute Die Zeiten, die Du schilderst, ich kenne sie und fast alles sehe ich vor mir, was Du in Deiner kleinen süßen Erinnerung beschreibst. Wahr! Es war so und nebenher dudelte das -Radio.
Nur mein Mütterlein war nicht mehr echt. Die Stiefmama und meine Schwester die häkelten und strickten Kunstdeckchen.
Da musste ich staunen, wenn der Hühnerstall sauber war, das Essen gekocht das Schwein gefüttert und das Schaf von der Wiese im Stall war, dann durfte ich Vaters mausgraue Socken stopfen. Es war ja nicht weit her mit meinem handarbeitlichen Fähigkeiten.
Ja wer kann denn nach solchem Rackern noch feine Sachen machen?Ich habe es auch noch gelernt, später.
Was Du mich wieder hast im Hinterstübchen finden lassen, danke Dir, für die Anregung.
Mit ganz herzlichen Grüßen,
Traute
finchen .. an den Muttertag habe ich überhaupt nicht gedacht.
Ich sah einfach nur das Bild in mir, wie sie in dem Sessel saß und nähte.
Eine Puppenstube hatte ich auch - da war der Opa der Konstrukteur - und ob Gardinen an den aufgezeichneten Fenstern hingen? das weiß ich nicht mehr.
Ganz viel später, als ich schon bei Onkel und Tante war - da baute Onkel ein richtiges Puppenhaus und ich saß an der Nähmaschine und nähte Gardinchen, Kisschen, häkelte Deckchen usw. Ach ja und den Wohnzimmerteppich, den habe ich gewebt.
aber dabei dachte ich eher an meine Schwester, als an mich.
Ich war doch schon so groß.......
Ich finde es einfach nett, wie auf einmal bei Stichwort aufkommen....
In diesem Fall ein wirklicher Stich...
Sei ganz lieb gegrüßt und danke für die lieben Worte.
Dein Moni-Finchen
EHEMALIGESMITGLIED63
der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea)

wird eingesetzt um den Herzschlag zu regulieren
doch ich glaube Dein silberner Fingerhut kann das besser auf seine Art...
Zeilen, die eigentlich zum Thema am Ende der kommenden Woche passen dem Muttertag lieben Dank Finchen es ist schön
zwischen den Zeilen zu lesen. Ich sah meine Mutter vor meinen Augen mit Fingerhut als sie in der wenigen Zeit die sie hatte mir ein Puppenhaus benähte nein eine Puppenstube mit Sofa Sessel usw... Lg Elisabeth

Anzeige