der "Operetten-Baron".............


auf zur Kur...in den Schwarzwald ging's.
Na wunderbar, lange nicht mehr dort gewesen.
Die Bayern sollten wohl mal an die frische Luft.
Dort angekommen - es war recht hübsch - das Essen war in Ordnung, die Zimmer hatten leichte Defizite, etwas gewöhnungsbedürftig.
Es fand sich gleich am zweiten Tag eine gesellige Runde zusammen und die Tage waren jedesmal recht ausgefüllt.
Die "Leiden" wurden erstmal durchgesprochen und das private Umfeld durchgekaut, jedoch nach 3 Tagen, war die Runde so gefestigt, daß wir ständig zusammen klebten.
Unsere Clique bestand aus 4 Frauen und 3 Männern.
Eines Tages kamen wir "Vier" von einem Spaziergang zurück, drückten auf den Aufzugknopf - die Tür ging auf und------oohh, da stand er, der Operettenbaron.
Ein schmaler zarter Herr, perfekt gekleidet.
Mit akurat gezupfter Fliege am Hemdenkragen und im Gesicht einen pomadisierten Oberlippenbart. Leicht ergrauten Haaren, fein gestriegelt und klitzekleinen Mäuseaugen. Deshalb baumelte wohl auch sein Monokel an einem Band am Knopfloch des Revers seines maßgeschneiderten Sakkos griffbereit herunter.
Polierte Schuhspitzen schauten unter den Gamaschen hervor, wohlgemerkt geknöpft, so wie es sich gehörte.
Die linke Hand führte ein schwarzes Spazierstöckchen und den Handschuh seiner rechten Hand.
Wir traten, nach einer einladenden Geste von ihm, in den Aufzug ein.
Steif und sehr galant, stellte er sich jeder einzelnen von uns vor.
" Eberhart Baron von...???".
Er reichte seine Hand und hauchte jeder einzelnen von uns ein Handkuß auf die Oberfläche, machte dabei eine angedeutete Verbeugung und trat einen kleinen Schritt zur nächsten hin. - Wir konnten nicht mehr! Wann kommt der 6.Stock.-
Ich war als letzte mit dem Handkuß dran - und nannte auch brav meinen Namen: Monika von Törten, derer zu Dessau.
Die erste fing an zu husten, die nächste suchte verzweifelt nach einem Taschentuch und die dritte drehte sich zur Wand und machte Atemübungen.
Es machte "pling", der Fahrstuhl war angekommen und wir raus, um die nächste Ecke und erst mal tief durchgeatmet.
Trotzdem wollten wir sehen, in welche Richtung unser "Zigeunerbaron" abgewandert ist. Denkste, der fuhr wieder runter bis zum Erdgeschoß.
Wir konnten nicht mehr vor lachen und hingen auf den Treppenstufen rum. Bis eine Schwester kam, um nach dem Lärm in Treppenhaus zu sehen.
Bis sich noch eine dazugesellte und uns aufklärte, der wohnt überhaupt nicht hier im Haus, der war schon bekannt - er war auf der Suche nach einer Frau.
Und dem Personal war aufgetragen, ihn sofort wieder an die frische Luft zu befördern.
Er schaffte es immer wieder am Empfang vorbei zu schlüpfen und er saß oder stand in der Lobby und hielt Ausschau nach einer geeigneten Dame für sich.
Diese Geschichte hatte sich schnell rumgesprochen und jeder sprach mich nur mit "Freifrau" an bzw. rief so nach mir.
Selbst die Schwestern und die Ärztin gewöhnten sich das an - und ähnlich steht die Geschichte im Gästebuch dieser Reha-Klinik auch drin.
Viel Spaß gehabt und mit neuem Leiden nach Hause gekommen - Muskelkater der Bauchmuskulatur.
liebe Grüße
Moni-Finchen













Anzeige

Kommentare (1)

Traute Na das war ja ein Streich auf eine tragische Komödie gesetzt.
Der Tragische Held hat dem Aufenthalt Ziel und Richtung gegeben.
Solche Erinnerungen leben in einem fort und fort.
Schöne Erinnerungen und Deine Kur war ein Beispiel, wie gut
die Menschen miteinander auskommen können, wenn es kein Wettrennen gibt.
Ganz schmunzeldne Grüße,
Freifrau von der Früchtchentorte,
sendet Traute
Und wartet schon auf das nächste Erlebnis.

Anzeige