Die Katze

Die Katze war seit Alters her
verbreitet, aber noch viel mehr
erregte und beherrschte sie
Einbildungskraft und Phantasie,
natürlich weil sie Mäuse fing, -
der Nutzeffekt war nicht gering, -
doch galt sie auch zu jeder Zeit
als typische Persönlichkeit:
Selbständig, autonom, apart,
unzähmbar wild, gleichzeitig zart.

Sie liegt so friedlich an der Mauer,
sie hockt so gierig auf der Lauer,
sie schleicht so leise durch die Gegend,
sie faucht so grell und furchterregend,
sie scheint so intellektuell,
sie hat ein weiches warmes Fell,
sie funkelt drohend mit den Augen,
sie lässt die Jungen schnurrend saugen,
sie sättigt sich mit Milch und Blut,
sie leckt sich rein, sobald sie ruht,
sie geht gern ihre eignen Wege,
sie hasst beengende Gehege,
sie sucht verspielt nach Hautkontakt,
sie kratzt, wenn sie ein Fremder packt.

Im Mittelalter sah man sie
als Teufelsspuk und Hexenvieh.
Lebendig wurde sie verbrannt,
man grub sie lebend ein im Sand,
ersäufte sie in Leinensäcken
im Glauben, Satan abzuschrecken.
Es hieß, es seien ihr gegeben
nicht eins bloss, sondern sieben Leben.

So spielt sie eine rätselvolle,
beinahe Außenseiterrolle.
Nicht Kraft, nicht Quantität, nicht Masse,
nein Eleganz und Klasse
mit spitzen Krallen, weicher Tatze,
gefürchtet und verehrt: Die Katze.


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Kommentare (4)

Tulpenbluete13

Hallo Christoph

ich habe im Laufe meines Lebens immmer wieder Katzen gehabt und geliebt. Du hast sie perfekt und toll gereimt beschrieben.
Eine Katze hat Charakter und das muß man respektieren. Ich liebe Katzen..nicht nur deswegen.

Dankeschön für diese gereimte "Charakterstudie" der Katze...ich habe sie gern gelesen.

..hab leider keine Katze mehr
der Abschied der fiel gar zu schwer
meistens kam sie unter die Räder
traurig war das Leben später.....

schnurrende Grüße schickt Dir
Angelika 😄

silesio

@Tulpenbluete13
Da nimmt doch mein Bassgeschnurre als kleinen Ersatz:
Bsfrrrrrr
Ps. Besondere Komposition von mir

Claudine

Einfach wundervoll, deine Darstellung der Katzen! In wenigen Strophen zeichnest du bewundernswert treffend den Charakter dieser Tiere, der bei mir Stoff eines ganzen Romans war.
Gott schuf die Katze, damit der Mensch einen Tiger zum Streicheln hat, schrieb einst Victor Hugo. Wie wahr, denn auch ich liebe diese kleinen eigenwilligen, unberechenbaren Fellwuschel...
Liebe Grüße
Claudine

silesio

@Claudine
Danke sagt ein menschlicher Freiwuschler 


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