Eine Aalgeschichte



Eine Aalgeschichte 

Wenn Ihr Aalfans seid, ist dies hier keine Geschichte fuer Euch. Oder vielleicht doch.

Wenn man aus einer kleinen Stadt an der indischen Westkueste kommt und die ersten siebzehn Jahre Vegetarier gewesen ist, kennt man keine Aale. Aber als Kind hat man schon Schlangen gesehen und geschlagen und nicht sehr gerne gehabt.  Es gibt natuerlich Schlangengeschichten in der indischen Mythologie und der Gott Shiva hat eine Schlange um seinen Hals. Aber meine Wenigkeit ist bestimmt kein Schlangenfan!

Aber dann macht man ein Auslandsprojekt und ist ploetzlich in der Hafenstadt Emden fuer 27 Monate als Projektkoordinator. Und Grossprojekte haben natuerlich Torwachen und Sicherheitschefs und alles drum und dran. Unser Sicherheitschef war jedoch kein Emder sondern einer aus Aurich, ein netter und freundlicher Mann. Er war ein echter Profi und ausserdem hatte er eine sehr grosse Sammlung von ostfriesischen Witzen. Wir waren ein gutes Team.

Natuerlich wollte er mir etwas gutes antun. Eines Tages kam er in mein Buero und brachte ein Paeckchen mit.

„Herr Prakash, ich weiss, dass Sie Fisch gerne essen! Hier drin ist eine Spezialitaet fuer Sie!“
„Ja? Was ist denn drin? Zeigen Sie doch!“
Als er das Paeckchen oeffnete, wurde mir richtig uebel und mit grosser Muehe machte ich ein frohes Gesicht, dankte ihm. Er machte das Paeckchen wieder zu und ging raus. Den ganzen Nachmittag habe ich ueberlegt, was ich mit dem Geschenk machen sollte.
Als ich dann zu meiner Wohnung gefahren bin, hatte ich eine Loesung fuer meine Aale. Herr und Frau Gamm hiessen meine Wohnungsbesitzer. Sie waren besonders froh, dass der nette Herr Prakash ein so tolles Geschenk fuer sie gefunden hatte.

Wenn es eine Krise gibt, bin ich genau so rutschig, wie die Aale.


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Kommentare (1)

Rosi65

Das nennt man wohl vollendete Selbstbeherrschung, lieber Prakash, wenn man trotz Ekelschock einen anderen Menschen nicht kränken möchte.👍

Viele Grüße
   Rosi65


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