Aufgrund meiner derzeitigen Situation gehe ich nur noch zweimal die Woche einkaufen, denn einerseits fällt es mir trotz stützendem Einkaufswagen schwer, die Angebotsflächen abzulaufen, andererseits dürfte es auch nicht spaßig werden, mit meinem heruntergefahrenem Immunsystem dank der Krebsbehandlung und der zweimaligen vorherigen LWS-Versteifung sowie Boosterung eine Corona-Infektion aufzuschnappen und die zu überleben.

Mittwoch war ich dann doch einmal wieder unterwegs. Nach einer Stunde suchen und sammeln landete ich dann an der Kasse. Die zweite Kundin vor mir hatte versehentlich einen Joghurtbecher auf den Boden fallen lassen. Bis die Kassiererin das verstanden und ihre Kollegin gebeten hatte, den Unglücksfall zu entsorgen, damit der Joghurt nicht weiter durch das Geschäft verlaufen würde, dauerte es natürlich etwas. Es war von den nachfolgenden Kunden Geduld gefragt.

Auch der alte Herr vor mir war nicht mehr so beweglich und mit seinem Kopf bei der Sache, so dass sein Zahlvorgang mehr Zeit in Anspruch nahm, als es dem hinter mir wartenden ebenfalls alten Herrn lieb war. Dass auch ich dann Probleme hatte, meine erworbenen Waren zügig zu greifen, sie wieder in meinen Einkaufswagen zu geben, gefiel ihm so ganz und gar nicht mehr! Aber daran konnte ich nichts ändern, denn meine Finger sind noch immer ziemlich gefühllos, es ist oft ein zweites und drittes Zugreifen erforderlich! Ich zahle schon lieber per Karte als das Geld aus meiner Börse einzusammeln …

Die Geduld meines Nachfolgers war mehr als aufgebraucht! Dann fragte die Kassierin mich auch noch, ob ich an den Sammelbildchen, die Kinder in ein Album kleben können, interessiert sei. Beim Umdrehen, weil sie mir die vor die Nase hielt, da ich schon dabei war, mich von der Kasse zu entfernen, machte ich einen kleinen Schritt zurück – und erhielt von dem nachfolgenden alten Herrn dermaßen heftig seinen Einkaufswagen in die Hüfte geknallt, dass mir augenblicklich die Tränen aus den Augen stürzten, ein lauter „Aua“-Schrei mir entfuhr!! "Hau schon endlich ab!" hieß das von hinten, aber ich war nicht imstande, auch nur einen Schritt schmerzfrei wegzugehen, musste erst einmal tief Luft holen!!

Eine Entschuldigung dieses Tuns gab es von hinten nicht! Und so humpelte ich mit fest umklammertem Einkaufswagen bis zu einer Zone, wo ich ein wenig verweilen konnte. Schließlich gelang es mir dann, doch vorsichtig zu meinem geparkten Pkw zu kommen, wo ich sitzenderweise erst mal Erholung brauchte. Ein kleiner blauer Fleck wird mich einige Tage an diesen ungezogenen Alten erinnern ...

 

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Kommentare (13)

ehemaliges Mitglied

es gibt wirklich schreckliche zeitgenossen :(

Mary-Lou99

Oh je, der Kommmentar von mir unter deiner Geshiche "Erfolg", sollte hier stehen. Bin noch neu hier und muß mich erst zurechtfinden. Verzeih bitte...

Ich mag deinen Schreibstil, wollte ich noch sagen.👍

Tejon

Es komm vor, wenn auch selten, dass ich zum Einkaufen losgeschickt werde ( meist hat meine Frau etwas vergessen ) Die Beobachtungen, die ich in den letzten Jahren dabei gemacht habe, entsprechen den Statistiken die aussagen, dass die Menschen rücksichtsloser, gleichgültiger und egoistischer geworden sind.
Die Menschen werden immer älter. Sind nicht mehr so beweglich. Die Sehkraft lässt nach und die Beine wollen auch nicht mehr so recht. Den modernen Zahlungsmitteln steht man auch skeptisch gegenüber. Wenn nun die ältere Dame an der Kasse jeden einzelnen Cent aus ihrer Geldbörse holt um festzustellen, dass das Kleingeld doch nicht reicht, und sie dann für ein Pfund Kaffee einen Hunderter rüberschiebt, dann muss man schon gute Nerven haben, wenn man soeben von der Arbeit kommt und es eilig hat.
Kritisch sind auch die Jungen zu betrachten. Eine Hand mit dem Handy am Ohr, mit der anderen Hand kramt man dann in dem Riesen-Bag nach der Kreditkarte, die schon seit einiger Zeit überzogen ist, um dann doch noch irgendwo in den Weiten der Jackentaschen nach Bargeld zu suchen
Das alles hab ich schon erlebt. Auch die Rempler die mit dem Wagen den anderen Käufern die Rückseite malträtieren und dann auch noch zornig werden, wenn man sich beschwert. Würde man jedoch, wie hier angesprochen, mit dem Po den Wagen zurückschieben, wäre man auch nicht viel besser als der Rempler.
Resümee : Man suche sich die Stunden aus, wo der Andrang im Kaufhaus nicht so groß ist. Die Chancen unbeschädigt nach dem Einkauf ohne Blessuren nach Hause zu kommen erhöhen sich.
 

nnamttor44

@Tejon  
Na ja, ich weiß schon, dass wir im Zeitalter der Egoisten leben!! Ich weiß auch, dass ich mich mit so einem Rempler irgendwie auf die gleiche Stufe stelle, auf der der Rempler steht, wenn ich mein Hinterteil recht plötzlich und unnötig ausstrecke! Aber ich werde es mir dennoch je nach Situation herausnehmen, mir im Fall der Fälle wieder Platz zu verschaffen! Mir würde es genügen, wenn ich von hinten ein "Pardon" zu hören bekäme!

Übrigens durfte ich es jahrelang erleben, wenn ich täglich meine Überstunden hinter mir hatte und es so grade noch geschafft hatte, vor 18 Uhr die Geschäftspost in der Hauptpoststelle abzugeben, dann auch noch im damals 19 Uhr schließenden Discounter meine Einkäufe zu erwischen. Nicht selten waren dann auch junge Mütter noch mit ihrem schreienden Nachwuchs im Laden unterwegs. Und mein Göga war darauf aus, ein vollständiges leckeres Mittagsmahl - abends von mir frisch gekocht - noch um 19 Uhr in sich hinein zu schlingen ...

Doch die anderen Unsinnigkeiten weise ich - noch - von mir!! Dass meine Hände dank einer nachgeschobenen, nicht abgesprochenen Chemo die Taubheit und Gefühllosigkeit beim Greifen leider oft genug das zu Greifende nicht halten, berechtigt noch lange keinen ungeduldigen Kunden hinter mir, sich wie ein Rüpel zu benehmen. Ich gestatte es mir auch im Alter von fast 78 Jahren, mich nicht einfach als "... warum haben die bloß vergessen, diese Alte als Kühlerfigur schon mal zu entsorgen?!" noch etwas - zumindest geistig - beweglich zu benehmen!!

Ich vermute, diese herrschenden egoistischen Fakten werden noch zunehmen, denn was den schreienden Babys im Kinderwagen und ihren Smartphone-Mamas entgeht, haben die dauertelefonierenden jungen Mütter spätestens im Grundschulalter ihrer Kids zu ertragen, zu verantworten - zum Nachteil ihres lernwilligen Nachwuchses!

Meine Einkaufszeiten richten sich einerseits danach, wann es mir gesundheitlich möglich ist, einkaufen zu fahren, andererseits meide ich die Haupteinkaufszeiten schon wegen Corona. Muss ich mir nicht auch noch einfangen ...

Im Übrigen brauchte ich meinen Ex nie einkaufen zu schicken, das hätte der nie geschafft! Und lange Einkaufslisten, um die Hälfte nicht zu vergessen, brauche ich heuute noch nicht!!

Tejon

@nnamttor44  


Spät am Abend ist es und trotzdem muss ich noch einige Zeilen loswerden.

Ich habe den Eindruck, dass mein Bericht Dich irgendwie betroffen gemacht hat. Sei gewiss, das war nicht meine Absicht. Auch ich bin nicht mehr der
Jüngste mit meinen 80 Lenzen. Auch mir blieben nach einer Krebsoperation Bestrahlung und Chemo nicht erspart.

Ich weiß also aus Erfahrung, wie schwer das tägliche Leben für uns sein kann. Denn alt zu werden ist nicht immer schön.

Darum an dieser Stelle noch einmal: Es lag mir fern Kritik an einem Menschen zu üben  den ich nicht kenne und darum auch nicht einschätzen kann.

 

nnamttor44

@Tejon  

Ja, so ist das Alter: nix für Feiglinge!!

Nach meinem oben geschilderten Erlebnis empfand ich Deinen Kommentar als drohenden Zeigefinger. War doch schon - schmerzhaft - der Stoß des Einkaufswagens hinter mir so in etwa möglicherweise gedacht, nun auch noch Deinen Kommentar, den man durchaus verschiedenartig auslegen, verstehen kann, zu lesen.

Mir schien es eine Belehrung zu sein, die ich nötig hätte ...

Mein Leben enthielt genügend Erlebnisse, die ich zu bewältigen hatte. Daher fiel meine Reaktion auf Deinen Kommentar auch etwas harsch aus!

Aber ich nehme Deine Entschuldigung an.

Edit

Sehr bedauerlich, was dir da passiert ist. Hoffe für dich, es war eine Ausnahme.
Ich habe mir fest vorgenommen, wenn es bei uns soweit ist - beauftrage ich den Lieferdienst. 
Glücklicherweise geht das in Berlin. 
Viele Grüße 
Edith

nnamttor44

@Edith 
Auch hier auf dem platten Land kann ich meine Bestellung aufgeben und man liefert mir das Gewünschte nach Hause, liebe Edit.

Doch damit ist mein Bedürfnis, nach draußen zu kommen, Leute zu sehen oder zu sprechen, nicht erfüllt. So ab und zu möchte ich doch 'raus, um mir nicht selber mein "Gefängnis" zu bauen.

Die Situation war eine Ausnahme. Der hiesige Discounter hatte seine Geschäftsräume zehn Tage geschlossen, um sie in modernerer Optik den Kunden wieder zur Verfügung zu stellen. Dafür musste ich dann meinen Bedarf in der nahen Stadt einsammeln. Dass eine Kundin vor mir das Pech mit dem Joghurtbecher hatte, der alte Herr vor mir eben auch nicht mehr DER Sprinter war, hat mich nicht so gestört. Aber die Ungezogenheit meines Nachfolgers schmerzte mein Hüftgebiet ganz schön ...

Trotzem werde ich hier noch längere Zeit meine viel beschäftigte Tochter nicht mit meinen Einkaufswünschen belästigen, auch nicht den ortsansässigen Versorgungsdienst hilfsbereiter Damen.

Vorgenommen habe ich mir für den nächsten "Stoß": ich kann ja auch mit meiner Rückseite dem Ungeduldigen seinen Einkaufswagen heftig zurückschubsen!! Mal sehen, wie sowas gefällt ...

Lieben Gruß von Uschi

ehemaliges Mitglied

Alltagssituation der Behinderten.
Gut beschrieben!

nnamttor44

@Sam0
Im Allgemeinen beachte ich schon, dass um mich herum Menschen Probleme haben könnten. Doch solches Verhalten lässt mich nur noch darauf schließen, dass da jemand unterwegs war, der seine Kinderstube offensichtlich vergessen hat. Niemand greift absichtlich mehrfach nach der Ware, die die Kassierer:in bereits durch die Kasse gezogen hat. Und absichtlich sich langsam wegzubewegen ist mir ebenfalls fremd. Aber wenn's nicht mehr so klappt, vom Nachfolgenden schmerzhaft bestraft zu werden - ist das die heutige Höflichkeit???

Ich hoffe, Du musst nicht täglich solch egoistische Attacken Anderer ertragen!!! wünscht Dir und allen, die sich mehr oder weniger überraschend in der Behindertenrolle zurecht finden müssen

Uschi

Christine62laechel

@nnamttor44  

Liebe Uschi,

da würde ich mir Deiner Vermutung noch weiter gehen: Solche Menschen haben ihre Kinderstube nicht vergessen. Sie haben so etwas nie gelernt, denn man meint oft heutzutage, gute Sitten und Manieren zu erlernen sei für die armen Kinder eine unnötige Qual. Wie falsch...

Ich hoffe, dass es Dir mittlerweile ganz gut geht. :)

Mit herzlichen Grüßen
Christine

nnamttor44

@Christine62laechel  

Früher sagte man bei uns: ... der hat die Kinderstube im Galopp durchquert!

Ich glaube, die Eltern heute denken gar nicht so weit, was sie ihrem Nachwuchs beibringen sollten, wie er sich zu benehmen hat, sie machen es ihm vor!

Ein tolles Beispiel heute: unser zehnjähriger Max hatte dem Papa geholfen, den umgesstürzten alten Apfelbaum im Garten zu entsorgen. Als ich nach draußen kam und mich etwas mit den Beiden unterhielt, begann der Papa, an seinen Hosenbeinen im Wadenbereich Sägespäne abzuschlagen. Max sah das und schon machte er seinen Papa nach. Dabei konnte ich an seinen Hosenbeinen gar keine Holzspäne entdecken ...

Es war kein Erziehungsversuch meines Schwiegersohnes, eigentlich nur eine automatische höfliche Geste, sauber vor mir zu stehen. Und der Junge machte es instinktiv nach. Da niemand darauf einging, wird er das wohl als "gutes Benehmen" im Kopf behalten.

Nochmals herzlichen Gruß von Uschi

nnamttor44

@Christine62laechel  
Ja, liebe Christine, es geht mir wieder ganz gut. Außer Nebenwirkungen der Chemo halten die meisten Schmerzen nicht allzu lange an. Hab heute sogar meinen Rolllator eine Stunde durch die Gegend geschoben. Sonne und wenig Wind taten sooo gut!!

💕lichen Gruß
Uschi


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