Fundstück
Eintrag zu meinem einjährigen Geburtstag von meiner Mutter in meinem Babytagebuch:
Dezember 1953


Zitat: "... Deine Mami dagegen betrachtest Du mitunter kritisch, weil sie dir hin und wieder auf das Händchen oder auf den kleinen Popo einen Klaps geben muß, denn der Papa ist ja den ganzen Tag nicht da, und so muß die Mami strenge sein, wenn das Bübchen nicht folgt."

An diese Klapse meiner Mutter kann ich mich nicht erinnern.
Wohl aber an Schläge im Kindergarten und in der Grundschule.
Als ich 1959 eingeschult wurde, entsinne ich mich noch ganz genau an einen Rohrstock, der furchterregend auf dem Lehrerpult lag.
Ich habe nie Bekanntschaft mit ihm machen müssen, wohl aber einige Klassenkameraden.
1960 wurde die Benutzung des Rohrstockes in Rheinland-Pfalz verboten.
Aber unsere Klassenlehrerin und "Leibeserzieherin" war da sehr erfindungsreich. Neben der klassischen Ohrfeige schlug sie uns auch mit der flachen Hand auf die Innenseite der Unterarme, was äußerst schmerzhaft war und immer Striemen der Finger auf der Haut hinterließ.
Und im Sommer oder im Sportunterricht ( damals Leibeserziehung genannt, im wahrsten Sind des Wortes ), wenn wir kurze Hosen trugen, klatschte sie uns mit der bloßen Hand auf die Oberschenkel.
Das war damals nicht verboten. Doch es war sehr beschämend, wenn Stunden danach noch ein knallroter Handabdruck für andere sichtbar war.

Meist waren es auch die Lehrerinnen, die eine lockere Hand hatten. Die Lehrer warfen eher mit dem Schlüsselbund oder gaben uns Kopfnüsse auf den Hinterkopf mit der Begründung: "Leichte Schläge auf das Hinterhaupt erhöhen das Denkvermögen".

Zumindest hatten wir damals Respekt vor unseren Eltern, Lehrern und Erwachsenen oder alten Menschen.
Wenn ich dagegen die Kinder und Jugendlichen heutzutage beobachte, frage ich mich oft, ob es nicht doch besser wäre, den Lehrern zumindest wieder etwas mehr Erziehungsrechte zurück zu geben.
Nach meiner Einschätzung ist dies jedoch nicht mehr revidierbar.

Ich habe die Gruppe "schlagArtig" hier im ST gegründet und lade am Thema Interessierte ein, der Gruppe beizutreten, um Erlebtes und Gedanken auszutauschen -- Hier gehts zur Gruppe



Das Foto ist in einer heutigen Schulklasse nachgestellt, um den Kindern zu zeigen, wie es früher war, wenn man nicht gehorchte. Ich finde die Idee gar nicht mal so schlecht.
Auch wenn die Kinder lachen, so wird es vielleicht doch einen gewissen Eindruck auf sie hinterlassen haben.

Andi




 

Anzeige

Kommentare (11)

Ruediger

In der Schule wurde ich nicht versohlt, dafür war ich zu brav und angepasst, dafür umso mehr von meiner Mutter!
Bei Fehlverhalten hat sie mir mit dem Teppichklopfer anständig den nackten Bubenhintern versohlt, so, dass ich tagelang nicht richtig sitzen konnte! 
Das vergesse ich bis heute nicht!

VG
Rüdiger

Andi

Hallo, Franz.

Danke dir sehr für deinen Kommentar.

Ein Zwischending der damaligen und der heutigen Erziehungsmethoden wäre sicherlich nicht verkehrt.
Aber selbst dazu darf man sich im heutigen Deutschland nicht mehr äußern, sonst ist man nicht nur als Rechter und Rassist abgestempelt, sondern gleich noch in der Schublade "Kinderschänder".

Ich habe inzwischen ein für mich passenderes, liberaleres Forum gefunden und schaue hier nur noch auf Kommentare zu meinen Blogs rein.

Gruss, Andi

 

effendi

Hallo Andi, danke für deinen Beitrag, ja diese Zeiten kenne ich noch sehr gut, bin auf den Land aufgewachsen, uns hat es auf jedenfalls was Respekt und Anstand vor anderen Menschen betrifft, nicht geschadet, Gruss Effendi

Andi

Hallo, Margit.

Danke für dein feedback auf meinen Blog.

Die Statistik zeigt, dass bei uns jeden dritten Tag ein Kind an den Folgen von Misshandlungen stirbt. Im Jahr 2015 wurden 130 Kinder getötet, im Jahr darauf waren es 133. In 78 Fällen blieb es bei einem Tötungsversuch.
In meinem Blog geht es nicht um Misshandlungen, sondern um Klapse und Ohrfeigen.
Dazwischen liegen Welten!
Angesichts dieser schrecklichen Zahlen ist es gut, dass auch schon dem vermeintlich harmlosen familiären Klaps ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben wurde. Bekanntlich gibt es den Teufelskreis, dass besonders Eltern, die als Kind selbst Gewalt erfahren mussten, diese wiederum bei ihren Kindern anwenden.

Erziehen erfordert Liebe, Einsatz und Zeit. Stattdessen zuzulangen ist ein Armutszeugnis.
Der gesetzliche Riegel im Jahre 2000 ist - wie so viele Gesetze - scheinbar nicht ganz durchdacht worden und wird als Bumerang auf diejenigen, die im Alter diesen "unerzogenen", dann erwachsenen Kindern ausgesetzt sind, zurückkommen.
Es ist schon heute festzustellen, dass es keinen Respekt mehr vor dem Alter gibt und selbst die Politik alte Menschen nicht genügend würdigt. Oder müßten sonst in einem Land wie Deutschland Rentner nach Pfandflaschen suchen?

Ich habe gesehen, dass du "aus gegebenem Anlass" im Forum einen thread über "Körperstrafe" eröffnet hast mit dem gleichen Text, weil du es nicht sogenannten Laien überlassen möchtest, über dieses Thema nachzudenken.

Was soll ich dazu noch schreiben? Du scheinst mich ja wohl schon als "gefährlich" zu betrachten.
Mensch, wo bin ich hier nur herein geraten? Erschrocken
Vielleicht bin ich doch noch zu jung für ein "Senioren-Portal".

Andi



 

Andi

@Loewe

Gute Lehrer kommen auch ohne körperliche Bestrafung aus, es reicht meist schon ein strenger Ton und entsprechende Extra-Aufgaben, wenn ein Kind nicht gehorcht. Damals war das anders wie du schon beschrieben hast. Aber ich hätte ein unruhiges Gefühl wenn ich meine Enkelkinder in eine Schule bringen würde, in der Schläge zur Tagesordnung gehören. So etwas sollte, wenn überhaupt, Erziehungsmittel der Eltern bleiben. Und bitte auch nur in schlimmen Fällen und ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.
Dem widerspreche ich. Früher reichte sogar ein strenger Blick des Lehrers. Heute lachen die Kinder darüber.
Ich sehe das auch anders in Bezug auf "ausschließlich Eltern", denn die Schule bzw der Lehrer hat auch einen Erziehungsauftrag.

Aber da das Gesetz vom Jahr 2000 nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, weil es keine Lobby hierfür in Deutschland und Europa gibt, ist es müßig darüber zu diskutieren.

Lehrer schlagen dann vermehrt aus Notwehr. Und da gab es sogar schon Urteile zugunsten solcher verzweifelten Lehrer.
Wenn ich manchmal sehe, wie Kinder sich heutzutage verhalten, wäre ich auch verzweifelt, wenn ich für solche Kinder einen Erziehungsauftrag hätte.

Andi




 

Andi

@Muscari

Ein einziges Mal bekam ich von meinem Vater Schläge auf das nackte Hinterteil als Folge einer Lüge. Ich hatte die Parfümflasche meiner Mutter benutzt und den Inhalt zur Hälfte übers Nachthemd gekippt. Kein Wunder, dass das ganze Zimmer roch. Aber -- "Ich war das nicht."--
Auch unser jüngster Sohn erntete von mir eine saftige Ohrfeige, nachdem ich in seiner Tasche einen 50 DM-Schein gefunden hatte, der aus dem Opferstock der Kirche geklaut war.

 

Für Lügen oder Diebstahl sollte es meiner Meinung auch erlaubt sein, dass Eltern die "Hand ausrutscht".

Ich kann mich von Seiten meiner Eltern nur an zwei Situationen erinnern.
Einmal, als ich so mit 14, 15 Jahren zu meinem Vater "Du Arschloch" sagte, hat er mir eine gescheuert. Das empfand ich als angebrachte Reflexhandlung und habe es sportlich genommen, ohne ihm deswegen böse gewesen zu sein.

Anders war es, als mich meine Mutter als Sieben- oder Achtjährigen beim Onanieren unter der Bettdecke erwischte, unter die eiskalte Dusche stellte und auf den Po schlug.
Wie schlimm das war, ist mir allerdings erst viel später als Erwachsener bewußt geworden.
Denn Selbstbefriedigung empfand ich im Gegensatz zu Stehlen oder Lügen nicht als verwerflich. Ich wurde durch dieses Erlebnis quasi erst dazu erzogen, das Spielen am eigenen Körper als unanständig zu betrachten.

Ich will hier jetzt nicht weiter ausschweifen, was ich in der Grundschule und bei Nachbarskinder im katholischen Rheinland-Pfalz so alles erlebt habe, dafür habe ich ja eine Gruppe gegründet für die, die das Thema interessiert und die sich darüber austauschen möchten.

Bald kann keiner mehr darüber berichten ....

Liebe Grüße,
Andi


 

Andi

@Christine62laechel
Danke, Christine, für dein Interesse an diesem Thema und deinen Kommentar.

Ich glaube, Prügel mit Gegenständen, oder Prügel, um das Kind oder eine junge Person zu demütigen, ist nicht richtig. Dafür finde ich, ähnlich wie du, Andi, eine potentielle Möglichkeit, verprügelt zu sein, einen Klatsch zu bekommen - einfach in manchen Fällen notwendig.
Zunächst möchte ich anmerken, dass ich keine Kinder habe.
Ich würde auch eine klare Grenze ziehen zwischen Schlagen mit der bloßen Hand und Gegenständen.
Ich denke mal, dass meine Mutter mich als einjähriges Kind nicht verprügelt hat, sondern einen Klaps, Klatscher verpasst hat, ähnlich wie es Hebammen bei der Geburt früher praktizierten. Ob das heute noch üblich ist, weiß ich nicht.
Ob mir diese im Babytagebuch erwähnten Klapse auf den Po oder meine Hand geschadet haben, bezweifel ich.
Und wenn ich auf der Straße, oder in den Filmen, ratlose und traurige Eltern sehe, die mit ihren groben und unfreundlichen Kindern nicht zurecht kommen können, werde ich einfach wütend. Da sollte man einfach zeigen dürfen, dass man - im besten Sinne des Wortes - doch dominiert.
Das sehe ich ähnlich wie du, Christine.
Hier sollte eine Zurechtweisung auch durch einen Stupser, Klaps oder einen leichten "Backenstreich" ( das richtige Wort dafür ) erlaubt sein, und zwar für Erziehungsberechtigte und Lehrer.
Und was deine letzte Anmerkung betrifft: Ja, Liebesentzug kann für ein Kind schlimmer sein, als ein Klatscher mit der flachen Hand.

Grüße von
Andi

margit

Hallo Andi,

in Deiner Kinderzeit galt es als probates Erziehungsmittel, Kinder zu schlagen. Deine Mutter hat sich also dem Mainstream angepasst. Trotzdem sind für mich Schläge in der Erziehung eines gerade Mal einjähriges Kleinkinds völlig unverständlich.

Auch ich habe als Kind meine Erfahrungen mit der "körperlichen Bestrafung" machen müssen.
Zum Glück haben sich die Zeiten geändert und seit November 2000 gibt es den § 1631 Abs. 2 BGB: „Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

Trotzdem müssen auch heute noch  knapp ¼ aller 6 – 16-Jährigen mit Gewalt aufwachsen – das sind fast 3 Millionen Kinder in Deutschland, weil körperliche Gewalt von zu vielen Eltern  als legitimes Mittel zur Erziehung angesehen wird. Unterstützung fanden diese Eltern vor kurzem bei der höchsten Autorität der Katholiken. Pp. Franziskus findet körperliche Züchtigung in Ordnung, so sie denn in Würde geschehe. Für mich ist das ein Widerspruch in sich. Körperliche Strafen sind immer für den, der sie erfahren muss, entwürdigend, ganz egal, ob es sich um ein Kind, einen Jugendlichen oder einen hilflosen Senior handelt.

Die Statistik zeigt, dass bei uns jeden dritten Tag ein Kind an den Folgen von Misshandlungen stirbt. Im Jahr 2015 wurden 130 Kinder getötet, im Jahr darauf waren es 133. In 78 Fällen blieb es bei einem Tötungsversuch.


100 der getöteten Kinder waren zum Zeitpunkt des Todes jünger als sechs Jahre. Die Zahl der körperlichen Kindesmisshandlungen stieg von 3.929 (2015) auf 4.204 Kinder (2016). 1.913 Kinder davon waren unter sechs Jahren.

Angesichts dieser schrecklichen Zahlen ist es gut, dass auch schon dem vermeintlich harmlosen familiären Klaps ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben wurde. Bekanntlich gibt es den Teufelskreis, dass besonders Eltern, die als Kind selbst Gewalt erfahren mussten, diese wiederum bei ihren Kindern anwenden.

Erziehen erfordert Liebe, Einsatz und Zeit. Stattdessen zuzulangen ist ein Armutszeugnis.

In der Schule ist körperliche Bestrafung absolut abzulehnen, weil

- auch Kinder eine Menschenwürde haben,
- weil durch Schläge noch niemand ein besserer Mensch oder Schüler wurde,
- weil wir Kinder nicht zu gewaltfreier Konfliktlösung erziehen können, wenn sie das gegenteilige Beispiel erfahren,
- und weil, wie Loewe unten geschrieben hat, gute Lehrer ohne körperliche Bestrafung auskommen
und die schlechten gottseidank ihre Inkompetenz nicht mehr hinter Prügelorgien verstecken dürfen.

Margit





 

Loewe

Gute Lehrer kommen auch ohne körperliche Bestrafung aus, es reicht meist schon ein strenger Ton und entsprechende Extra-Aufgaben, wenn ein Kind nicht gehorcht. Damals war das anders wie du schon beschrieben hast. Aber ich hätte ein unruhiges Gefühl wenn ich meine Enkelkinder in eine Schule bringen würde, in der Schläge zur Tagesordnung gehören. So etwas sollte, wenn überhaupt, Erziehungsmittel der Eltern bleiben. Und bitte auch nur in schlimmen Fällen und ohne bleibende Schäden zu hinterlassen.

Die besten Wettquoten lasse ich mir aus dutzenden Wettanbietern schnell und unkompliziert über openodds.com anzeigen. So erhöht man seine Wettgewinne langfristig.

Muscari

Erst jetzt komme ich dazu, Deinen interessanten Beitrag zu lesen. Auch ich erinnere mich an diese Situationen, zumal ich ja noch ein ganzes Stück älter bin als Du.
Ein einziges Mal bekam ich von meinem Vater Schläge auf das nackte Hinterteil als Folge einer Lüge. Ich hatte die Parfümflasche meiner Mutter benutzt und den Inhalt zur Hälfte übers Nachthemd gekippt. Kein Wunder, dass das ganze Zimmer roch. Aber -- "Ich war das nicht."--
Auch unser jüngster Sohn erntete von mir eine saftige Ohrfeige, nachdem ich in seiner Tasche einen 50 DM-Schein gefunden hatte, der aus dem Opferstock der Kirche geklaut war.

Ich denke, dass in solchen Fällen auch heute noch eine Ohrfeige rechtens ist, obwohl ich grundsätzlich nichts von Schlägen in der Erziehung halte, weder von Eltern noch Lehrern.


 

Christine62laechel

Ich glaube, Prügel mit Gegenständen, oder Prügel, um das Kind oder eine junge Person zu demütigen, ist nicht richtig. Dafür finde ich, ähnlich wie du, Andi, eine potentielle Möglichkeit, verprügelt zu sein, einen Klatsch zu bekommen - einfach in manchen Fällen notwendig. In welchen? Kinder sind kleine Menschen; manche Menschen verstehen zum Beispiel, warum sie ihre Autos nicht zu schnell fahren dürfen, und beachten die Vorschrifte. Es gibt aber auch solche, die erstmal Bußgeld bezahlen müssen, um die Regelungen zu folgen. So brauchen auch manche junge Leute etwas mehr, als nur "Ich bitte dich, hör doch auf". Und wenn ich auf der Straße, oder in den Filmen, ratlose und traurige Eltern sehe, die mit ihren groben und unfreundlichen Kindern nicht zurecht kommen können, werde ich einfach wütend. Da sollte man einfach zeigen dürfen, dass man - im besten Sinne des Wortes - doch dominiert.
   Und noch eines: Ich selbst war so gut wie nie geprügelt. Aber es gab in meiner Familie Personen, die mir ganz deutlich zeigten, dass sie mich nicht lieben. Da wäre ich viel lieber von gutmütigen Eltern mal geschlagen, wenn nicht gehorsam gewesen, als das ahnen zu müssen.

Mit Grüßen
Christine


Anzeige