Inkorrekt

 

Als ich jung und unwissend war, als ich noch nicht wusste, dass ich nie perfekt sein würde, versuchte ich, alles so gut wie möglich zu machen. Fehler zu vermeiden und alle meine Schwächen zu verbergen war mir immer wichtig,. Ich war mir dessen sicher nicht bewusst, doch ich erlaubte mir keinen Moment der Schwäche oder des Versagens. In meinen Augen hätte das all meine Pläne zunichte gemacht, die ich vorhatte. Und ich hasste meine Schwächen, meine Zugeständnisse an das Irrationale, denn alles Unvernünftige war nach meiner Ansicht nach nicht zu rechtfertigen.
   Ich litt auch oft unter den Widersprüchen zwischen dem, was ich fühlte, und dem, was ich tun sollte oder musste. Ich betrachtete alles als das Ergebnis meiner Unwissenheit und Unbeständigkeit. Es war halt mein unvollkomenes Wissen, das als Antrieb leider nicht ausreichte.
    Heute mache ich mir keine Sorgen mehr darüber, ob das, was ich tue oder denke, gegen die Vernunft verstößt. Auch nicht, ob meine Fehler mir schaden oder ob man mich dafür verurteilen kann. Es ist mir auch egal, ob mich das Verlangen beherrscht oder ich die Vernunft an den Rand dränge. Ich habe es satt, für etwas Unwesentliches leiden zu müssen, ich habe es satt, nicht so sein zu können, wie ich sein will. Ich will das sein, was ich sein will und nicht das, was ich sein soll!
   Es mag sein, dass ich das alles unbewusst beeinflusst habe. (Möglicherweise sind die Dinge, die wir unbewusst tun, die uns am meisten bestimmen, oft negativ.) Es ist mir aber nicht mehr wichtig, widersprüchlich zu sein oder tausend Fehler zu haben.
   Ich sorge mich nicht mehr darum, Irrtümer zu produzieren oder lächerlich zu erscheinen. Wer darf mir vorschreiben, was angemessen ist und was nicht? Heutzutage versuche ich, alles auf die einfachste und schmerzloseste Art und Weise zu machen, und es ist mir völlig egal, wenn es nicht die korrekteste ist. Es stört mich nicht - und andere Menschen hat es nicht zu stören!
 
 

Anzeige

Kommentare (4)

chris33

Indem ich mir erlaubte, unvollkommen zu sein, entdeckte ich die Freiheit, wirklich zu leben..... ❤️

"Hier kann ich Mensch sein",

- ein kluger (Werbe) spruch, faellt mir ein und er ist nicht von Goethe.. 😊

Er drückt aus, lieber Pan, dass man sich nicht verstellen oder perfekt sein muss, sondern authentisch und ehrlich sein darf, mit all seinen Staerken und Schwächen. 

Mit Leuten, die aehnlich denken, verbringe ich  gern Zeit, sie vermitteln mir das Gefuehl von Geborgenheit und Akzeptanz. 

Sympathische Grüsse 

Chris33 

Syrdal


Versöhnung
 
Mit allem und sich selbst versöhnen,
bevor die Sonne untergeht
damit man nicht mit schwerem Stöhnen
in tiefe Nachtruhe versinkt,
denn dort im Traumland wirkt es weiter,
was da im Herzen noch rumort,
ist‘s abgelegt, dann wird man heiter
aufwachen an sonnigem Ort.

Syrdal

 

Songeur

"Unter den Widersprüchen zwischen dem, was ich fühlte, und dem, was ich tun sollte oder musste" habe ich seinerzeit auch gelitten. Geändert habe ich das für mich noch bevor ich 50 Jahre alt war. 

Und ärgere mich hin und wieder noch, dass ich das nicht früher geändert habe.

Christine62laechel


Als ob ich über mich selbst gelesen hätte... Die Meisten rebellieren mit 2, 7, oder 15 Jahren, impulsiv und unfreundlich. Andere tun es erst viel, viel später, wenn sie bewusst sind, was sie wollen eben, was ihnen auch zusteht. Deine Art, Horst, gefällt mir.

Mit Grüßen
Christine


Anzeige