.....stand ich eigentlich schon immer, und der Thales`sche Kreis hatte mich noch nie interessiert. Allenfalls damals schon die Zelte, die jenseits des Tales standen. Ich weiß auch nicht, wieso ich gerade jetzt darauf komme. Aber beim Aufräumen meines Bücherregals fiel mir ein altes Mathematikbuch in die Hand - Jessas! Was kamen da für Erinnerungen hoch - wahrscheinlich träume ich die Nacht wieder davon.

Wie habe ich mich durch Dreiecke, Kreise und Gleichungen gequält, ohne auch nur das Geringste davon zu verstehen. Heute weiß ich, dass das Leben auch quadratisch, praktisch, gut, aber auch rund sein kann, ohne in Depressionen zu fallen, wenn man erkennt, dass das eigene Gehirn auf derartige, angeblich lebensnotwendige, Logik nicht programmiert ist. Als Schüler aber war das schon schwieriger.

Man war ja in einem Alter, wo eben nicht alles gleich war, geschweige denn, dass alles durch Gleichungen oder auch Ungleichungen zu lösen gewesen wäre. Das fing doch damit an, dass man nie die gleichen Freundinnen hatte, und man sich selbst ungleich war. Als sportlicher Junge betrachtete ich den Satz des Pythagoras zunächst als Weltrekord im Weitsprung, bis man mir einbleute, das habe was mit Mathematik zu tun. Na und! Wenn denn A im Quadrat und B im Quadrat C im Quadrat ergibt, ist das bestimmt toll. Und ob ein Dreieck nun gleichschenklig oder ungleichschenklig ist, war mir völlig egal. Irgendwie gab es schönere und wichtigere Schenkel und Dreiecke, da waren einem die Quadratkästchen gleichgültig. Hauptsache man konnte die Hypotenuse spielen. Und überhaupt, seitenweise wurde da gerechnet, mit geheimnisvollen Zeichen und Zahlen, Gleichungen wurden"aufgelöst", und mit Freudensprüngen dann registriert, wenn hinten eine Null rauskam, oder wenn X gleich Y war. Wozu die ganze Anstrengung - das wusste ich doch schon vorher. Aber die Lehrer wollten immer wissen, warum ich das wusste.

Und der Archimedes der hat ja die Flächen berechnet, und wusste, wo er den Hebel ansetzen konnte. Das hatte was mit dem Pi mal Daumen zu tun und das mit dem Radius hat der auch schon gewusst. Und wenn das beim Zeichnen des Radius nicht geklappt hat, mussten wir immer radieren. Daher stammt auch der Radiergummi. Das hing irgendwie mit der Geometrie zusammen, die für mich in höheren Kreisen gemacht wurde. Dazu benötigte man auch Werkzeuge wie Winkelmesser und Zirkel. Gott sei Dank wurde zu unserer Zeit bereits das leicht schadstoffbelastete Geodreieck erfunden, aber ich will nicht verhehlen, dass für mich ein Zirkel allenfalls gut war, um Löcher in das Papier zu stampfen und die Mini-Bleistiftmine immer abzubrechen. Wohin letztlich alle Mathematik führt, zeigen uns ja gerade heutzutage die Griechen. Die Amerikaner können das aber auch nicht besser - höchstens die jeweiligen Manager. Aber die haben einen eigenen "Taschen-"rechner.

Das ging aber dann alles noch weiter in der sogenannten Oberstufe: Mit Algorhythmen und Logorhythmen - da bedurfte ich eigentlich schon einer logopädischen Behandlung. Die Symmetrie meines Symphatikus schaltete völlig ab und fand, dass das Leben viel schönere Rhythmen zu bieten habe. Meine "Fünf" in Mathematik habe ich bekommen, aber dennoch habe ich gelernt in geraden und ungeraden Verhältnissen zu leben, ebenso in logischen und unlogischen Rhythmen. Vor allen Dingen aber habe ich gelernt, dass das Leben unberechenbar ist, und das musste ich irgendwie als junger Mensch schon gespürt haben. Deshalb!


*Kopperni-kuss'*

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Kommentare (7)

ortwin Auch wenn du in Mathe gut bewandert bist, den Notenschnitt von zwei erreichtest, dafür aber die Päpstlich Sprache mit 'ner fünf benotet bekamst, so hattest du doch wohl richtig zu knabbern, ging es um das "i", der vierten Dimension in der Statik. Und da kamen Taschen- und Tischrechner, wollten programmiert werden. Das Abschreiben von Rezepten dazu: du musst eigenes Hirnschmalz zum fließen bringen. Und wenn du dann das ganze Wochenende mit dem Lagrange gekämpft hattest, mit der programmierten Routine zum Kampfplatz zurückkehrtes und das Resultat dem Kameraden zeigtest, war sein "Dieter! You got it!" ein Lob von hohem Wert. Und wenn ich nun ausrechne, wie groß die Tischplatte für die Modellbahn sein müsste, welche Weichen und Steigungen - auch wenn das schnelle Denken schon abbaut: "Dieter! Du kannst es noch!"
Ätsch! Ich liebe alle meine Lehrer, die mir die Mathematik schmackhaft gemacht haben.
Ich durfte mit dem Gelernten mir berufliche Träume (ganz kleine!) erfüllen. Ich fahr nach Thale - das liegt im Harz.

ortwin
Harmonia ...du wärst auch noch in Mathe ein Ass gewesen...nie hättest du es gewagt,diese edle Wissenschaft so zu verballhornen...schade wärs gewesen...DAS WAR SPITZE!!!!Springe grad mal in die Höhe...Lchende Grüsse von Helga,die den Sprung überlebt hat!
ehemaliges Mitglied ...in Mathematik keine Leuchte warst, scheint dir in keiner Weise geschadet
zu haben. Dafür warst du mit Sicherheit in Deutsch und allem was dazu gehört
ein As. Dieser Artikel hier beweist es wieder einmal.
Deine intelligente Schreibweise, die Ideen, deine Fantasie, dein jonglieren
mit der Sprache und den Wörten...ich finde das großartig.
Deine Muse ist sehr fleißig. Sie scheint dich sehr häufig zu küssen
Es macht mir jedesmal Spaß etwas von dir zu lesen.

Ein schönes und ideenreiches Wochenende wünscht dir Martin
ehemaliges Mitglied Mytologische Sichten - Erde auf dem Wasser schwinnend - Antike Geometri - der Satz des Pythagoras - die Quadratur des Kreises - erinnerst du dich der Möndchen des Hyppokrates -
Hast du endlos tief gebuddelt.
Wer soll da folgen können?
Da folge ich doch lieber deinem angestimmten Ton und sing: "Drunten im Tale wächst Haberstroh...."

Liebe Grüße von Alwite
Koperni-kuss Ja, da hast du Recht. Die Aufgaben, die das Leben einem stellt, sind viel schöner und spannender, als wie weiland die des Mathematiklehrers. Und die "Gleichungen" des Lebens gehen in aller Regel während des "Rechenvorganges" nie auf - aber irgendwie "gleicht" das Leben dann doch aus - es ist ausgleichend. Und die vielen Unbekannten, die sich nicht auf X und Y beschränken, ergeben die Spannung, nicht nur im Kreis des Thales, vielmehr im Kreis des Lebens. Wir "kreisen" doch letztlich bis wir greisen.

einen ganz lieben Gruß von
Koperni-kuss
melody ...die "eins" in Mathe doch gar nicht gebraucht. Obwohl dieses Fach nie dein
Ding war und trotz der "fünf", ist schließlich doch etwas aus dir geworden
Du bist mit so vielen Talenten gesegnet...begabt in vielerlei Hinsicht.
Miterleben zu dürfen was du daraus machst ist einfach spannend und schön.

Gruß und Kuss von Christina
stefanie Also,lieber Kopernikus,auf solche Folgerungen muß man ja erst mal kommen.Am besten hat mir gefallen,daß der Satz des Pythagoras eine Bestleistung im Weitsprung war !!!
Ich habe jetzt allerhand dazu gelernt.Man ist ja nie zu alt um noch "weiser" zu werdenGruß stefanie

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