Meine Uromi und das Ferngespräch
Seit einigen Jahren hat fast jeder Mensch ein Handy in der Tasche.
Heute sah ich im Internet einen alten Zeitungsausschnitt von 1958:
„Ferngespräche aus dem Fernsprechhäuschen – 4 Apparate für Oberhausen – Kleingeld vorsichtig einteilen“
Und mir fiel eine Begebenheit dazu ein.
Aufgewachsen bin ich bei meiner Uromi, geboren im April 1893.
Nie in ihrem Leben hat die Omi ein Telefon benutzt. Irgendwann sollte ich für sie ein Telefonat führen, zu der Zeit war ich ungefähr 14 Jahre alt, d. h. es war 1966 oder 1967. Wir gingen also zu einer Telefonzelle, ich bekam das Kleingeld in die Hand gedrückt. Ein recht kritischer Blick der Omi, ich konnte die Frage auf ihrem Gesicht lesen „Kann sie das?“ Dass ich so einen Hörer schon öfter an meinem Ohr hatte, um mit meinem Schwarm zu reden, ahnte sie natürlich nicht.
Ferngespräch von Witten nach Bochum.
Nach der Vorwahl hörte ich ihre Stimme: „Mach doch nicht so viele Zahlen, reicht das denn immer noch nicht?
Nein Omi, es brauchte noch einige Zahlen mehr...
Kommentare (6)
@Rosi65
Liebe Rosi,
das erste Telefon gab es bei mir erst 1976, mein Mann und ich waren mit dem Studium fertig und meine Schwiegereltern (in der Normandie) hatten sich auch eines zugelegt. Sie waren dann froh, so ab und zu am Sonntag mit uns reden zu können...
Dieses grüne Telefon hatten wir auch. Mein ältester Sohn hat mit aller Kraft an der Schnur gezogen... Das Ding knallte auf den Boden, aber nicht ohne vorher den Kopf des Knaben getroffen zu haben. Frédéric heulte, hatte eine Beule...
Wir leben anders, als es die Generation der Omi getan hat. Wir lernen dazu, wollen dazu lernen. Und das ist wichtig.
Viele Grüße
Anita
@IndianSummer1952
Mein (kostenloses) Foto wird nicht akzeptiert. Seltsam, aber das passt ja dann gut zu der Befürchtung meiner Textendung..😣
@Rosi65
Ist doch nicht so schlimm, das kann passieren. Über Deinen lieben Text hab ich mich doch dolle gefreut... Alles gut. 💗
Liebe Anita,
tatsächlich kann ich mich noch gut an meine jugendliche Begeisterung erinnern, als sich meine Eltern endlich ein eigenes Telefon anschafften. Dazu noch, ganz trendy, in einem dunkelgrünen Farbton!
Im passendem Ton gab es noch einen Adressenbehälter mit alphabetischen Schubladen dazu. Ein Knopfdruck reichte, und zack, sprang das Archiv mit dem gewünschten Buchstaben auf. Luxus pur!😄
Doch bei der heutigen modernen Kommunikationstechnik, die immer komplexer wird, kann man kaum noch Schritt halten. Hoffentlich geht es uns nicht auch mal so wie Deiner Omi.
Viele Grüße
Rosi65