Problemloses Home Office


Problemloses Home Office
Also, Hannelore war nun doch so langsam sauer. Seit sechs Wochen war sie nun schon im »Home Office« tätig. Anfangs war es ja gut, dass der Chef ihr diese Möglichkeit geboten hatte, andere Mitarbeiterinnen hatten Kurzarbeit oder wurden »freigestellt«. Aber mit der Länge der Zeit ging ihr diese ganze Chose doch gewaltig über die Hutschnur.
      »Ich bin es leid!« schrie sie laut in die Wohnung hinein. Der Computer auf dem Schreibtisch erschrak so, dass er fluchtartig das Netz verließ. Und Mariele, die Jüngste ihrer drei Töchter rief erschrocken: »Hast du Schmerzen, Mama?« Die beiden Älteren verschwanden blitzartig in ihrem Kinderzimmer. Langsam kannten sie diese Ausbrüche ihrer Mutter schon, früher hatte es so etwas nie gegeben. »Nein, meine Süße«, sagte die Mama und strich der Kleinen beruhigend übers Haar, »Mama hat sich nur geärgert. Aber nicht über euch«, fügte sie dann sofort hinzu, um ja keine böse Stimmung aufkommen zu lassen.
        Es war auch wirklich zum Abschalten! Keine Kontakte mehr mit Kolleginnen, Schulen und KiTas nicht mehr vorhanden, selbst das Au-Pair-Mädchen durfte nicht mehr antreten, Oma sowieso nicht, weil sie ja zu den Risiko-Gruppen gehörte. Papa arbeitete auf einer Ölplattform, eine Heimreise war untersagt. So blieb also alles wieder einmal an Hannelore hängen. Zwischen Schreibtisch, Herd und Waschmaschine hin- und herpendelnd, ließ sie sich schließlich kraftlos in einen Sessel fallen, um kurz ihre beste Freundin anzurufen, die sie schon fünf Wochen nicht mehr treffen konnte.
»Ich halte es einfach nicht mehr aus«, rief sie ins Smartphone hinein, Lisa würde sie schon verstehen, dachte sie.
»Was soll ich noch machen?«
Die Freundin dachte kurz nach, dann sagte sie: »Weißt du, ich hab da eine Idee - geh zum Doc, lass dich krankschreiben und bleib doch einfach zu Haus ...


©by H.C.G.Lux

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Kommentare (3)

ladybird

Hier ist ein kleiner Einblick in das "home office"
einer Erzieherin in einer Kita:
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Gruß von ladybird

werderanerin

Ein Thema, was immer ernster wird, je länger es andauert. Was man da den Eltern seit Wochen abverlangt, ist schon hart an jeder Grenze, weiß ich, denn mein Sohn und seine Freundin haben eben auch 4 Kids zu betreuen und das alles "nebenbei".
Sie haben insofern Glück als dass sie sich abstimmen können und somit immer ein Erwachsener zu Hause ist. Man stellt fest, dass die Kinder für ihre Aufgaben eben doch viel Anleitung benötigen, das geht nicht einfach mal so.

Ich glaube schon, dass die meisten Eltern kurz vor einem Kollaps stehen..., weil alles zusammen eben auf Dauer wirklich nicht geht. Hinzu kommt, dass vieles nun wieder an den Frauen hängen bleibt, sie in alte Rollen gedrängt wurden. Hoffen wir mal, dass sich das alles bald entkrampft und ein, halbwegs normaler Alltag Einzug hält.

Kristine

nnamttor44

Ja, lieber Horst, die derzeitige Situation ist für viele Mütter gerade katastrophal!

Eine alleinerziehende Freundin meiner Tochter hat zwei Kinder, die achtjährige Tochter, Zweitklässlerin und Legasthenikerin (wie ihre Mama), sowie den fünfjährigen sehr aufgeweckten Sohn.

Der Kindergarten ist seit Wochen zu, die Tochter soll sie zuhause in den von den Lehrern zugesandten Hausaufgaben in schulischer Art unterrichten, ihre eigene schulische Ausbildung zur Ergotherapeutin muss sie derzeit ebenfalls aussetzen, einerseits, weil auch ihre Schule geschlossen wurde, andererseits niemand ihr ihre zwei Lütten abnehmen kann oder will.

Ihr wurde - weil der Vater des Jungen sich weigert, Unterhalt zu zahlen und zwar deshalb, weil er neu geheiratet hatte und (noch vor Corona) eine Hochzeitsreis nach Hawaii machen "musste"?! Ihre eingereichten Unterlagen fürs Bafög wurde im Amt verschlampt, auch hier die Zahlungen gestrichen. Das Gerichtsverfahren dazu findet wegen Corona (noch) nicht statt, und ihre Mutter lehnt Jungs ab, will den Jüngsten einfach nicht bei sich haben.

Wie soll eine Frau und Mutter ausreichend für sich und ihre Kids so sorgen können? Auch die offiziellen Trainingseinheiten für die legasthene Tochter fallen wegen geschlossener Schulen ebenfalls aus. Auch wenn es eigentlich verboten war: die Freundinnen haben sich zweimal wöchentlich getroffen, so dass die kleine Legathenikerin wenigstens etwas von den verlangten Hausaufgaben mit meiner Tochter begreifen lernte. Da kann ich nur sagen: wie passend und gut, dass "mien Döchting" gerade ihre Diplomarbeit als Legasthenie-Trainerin zu dreiviertel hinter sich hat.

Ich möchte nicht wissen, wie viele betroffene Kinder derzeit diesbezüglich völlig "auf dem Trockenen" sitzen ...!!

Uschi


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