Sonnabend 6.1.

Was  sollen wir heute unternehmen? Viele Ecken haben wir schon erkundet. Montenegro ist zu weit, bleibt nur nördliche Richtung Split zu fahren. Der nächste Ort Banici bot uns eine Überraschung. Ein grosses Gastanklager, mit der Möglichkeit unsere Gasflaschen aufzufüllen. Es ist ein Problem hier solche Zapfstellen zu finden und die kroatischen Flaschen passen nicht, man muss Adapter haben. Dann spielt auch die unterschiedliche Größe eine nicht unerhebliche Rolle. Wir werden das am Montag auf jeden Fall ausprobieren.

Von der Strasse Nummer acht bogen wir später Richtung Korcula ab und umrunden dieses Mal Mali Ston. Ein Nebenort von Ston. Dort fanden wir am Hafen ein geöffnetes Restaurant der gehobenen Klasse. Alle Tische waren wie für ein großes Dinner eingedeckt. Eigentlich wollten wir nur eine Tasse Kaffee trinken, aber die Einrichtung und das ganze Ambiente machte Lust auf mehr (Meer). Obendrein hatte das Lokal einen Namen der an Austern erinnerte. Ich kenne den Spruch von meinem letzten Kroatienurlaub:  eat oyster, Love longer. Uwe hatte noch nie Austern gegessen so wollte er die verschiedenen Zubereitungen ausprobieren. Hunger hatten wir keinen aber Appetit! Eine grosse mit Eis gefüllte Theke in der verschiedene Fische lagen, die man sich zur Zubereitung aussuchen konnte erregte Uwes Aufmerksamkeit. Er ließe sich die Arten erklären. Seine Bestellung setzte sich aus Austern mit Zitrone und einem Dip, Austern gegrillt mit einer Olivenöl-knoblauchsosse und gebackenen Austern zusammen. Die gebackenen Austern wurden mit Reis serviert.  Ich wählte Spaghetti mit Meeresfrüchten. Alles kam aus der Sparte Vorspeisen. Die Mengen kamen allerdings einer Hauptspeise gleich. Frisch gebackenes Brot wurde auch dazu gereicht.

Ein junges Paar wählte aus der Theke einen frischen Fisch, der für sie zubereitet wurde. Und der wird nicht nur an den Tisch serviert, sondern auch von der Bedienung fachgerecht filetiert und vorgelegt. Während dieser Tätigkeit quatschte ein Gast den Essenden regelrecht zu. Und zwar so, dass auch der Ober sich gestört fühlte. Uwe meinte, die haben hier vielleicht keine Kirmes, aber Kirmesburschen gibt es überall. Wer den Ausdruck kennt, weiss was er damit meinte, mir musste er erst erklären dass ein Kirmesbursch als Frohnatur mit jedem befreundet sein will und alle und jeden zutextet. Und der obendrein nicht merkt, wie nervig das für Anwesende sein kann. Für Uwe war es das erste Mal, dass er Austern gegessen hatte. Auf meine diesbezügliche Frage war sein Kommentar dazu: beim ersten Mal da tut's gewöhnlich weh, hier aber nicht. Es hat geschmeckt. Ich lachte Tränen. Dann verschwand Uwe auf der Toilette und kam mit einer Menge Papiertüchern wieder. Er hat die Angewohnheit überall Zellulosetücher einzustecken. Auch hier meint er, dass man diese immer brauchen kann. Besonders wenn man Feigen isst. Meine Bemerkung, dass man sich allerdings nicht nur in die Hocke setzen sondern auch wieder hochkommen können muss, wurde abgeschmettert. Man muss hochkommen, können und wollen allein genügt nicht. Denn wenn man nach hinten kippt, gäbe es eine ziemliche Sauerei. Wir lachten beide herzhaft, das Kopfkino lief auf Hochtouren.

Nach dem Restaurantbesuch fuhren wir wieder Uferstraßen ab, die normalerweise von Touristen kaum frequentiert werden. Das Meer schillerte wieder in allen möglichen Farben von weiss am Horizont bis dunkelgrün in einer Bucht. Auf dem Weg sahen wir einen sehr gepflegten Friedhof. Wir hielten an um uns dieses Fleckchen Erde  genauer anzusehen. Überall auf den Gräbern Platten auf denen an den vier Ecken Griffe zum anheben angebracht waren. Künstliche Blumen und Grabkerzen schmückten diese Gräber. Dann sahen wir zwei vorbereiteten Gruben, die mit Holzpaletten abgedeckt waren. Wir bemerkten, dass dies alles keine einzelnen Gräber waren, sondern dass der Platz eine riesengrosse Gruft war auf der wir zwischen den Grabplatten herumliefen. Kurz  nach diesem Friedhof sah Uwe einen Granatapfelbusch auf einem herrenlosen Grundstück und holte einen Granatapfel für uns. Wir haben voll tragende Kiwibäume, Orangen- und Zitronenbäume gesehen. Früchte die nicht geerntet werden, wie bei uns manche der Apfelbäume. Vor dem Dunkelwerden waren wir wieder in unserem Camp zurück. Den heutigen Bericht schliesse ich mit Susanne Fröhlich: Wir wünschen allen eine gute Verdauung, denn stimmt die Verdauung passt auch der Rest. Diesen Satz hat mir Uwe diktiert, ich kannte ihn nicht.
 


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