...und innerlich mit der Heimat verklebt


Wenn man mit dem, was man innig liebt, so verbunden bleibt- wie verklebt - dann wundert es nicht, daß sentimentale Gedanken, sogar ein Baum, Gefühle aufkommen lassen, die zu Tränen rühren.
Und so einen Urlaub gönnte ich mir - schon ein paar Jahre her.
Ich logierte nicht bei meiner Großcousine, nein, ich mietete mich im Nachbarort in einer Pension ein. Und war mit Fahrrad unterwegs.
Ganz allein durch meine Heimat-Stadt streifend - ohne Fragen, ohne Antworten, ganz allein die Orte besuchen, die mir wichtig waren aus meiner Erinnerung.
Ich sah sie alle an, auch die Krüppeleiche in Törten, die mir keine Furcht mehr einjagte.
Mit Zögern startete ich einen Besuch bei den Eltern eines Kinder-Freundes, ja, das war wieder ein Abenteuer.........er sah verdammt gut aus. Doch dabei blieb es - ich wollte Mich ganz nah bei Mir haben.
Natürlich traf ich auf einige Menschen, die mich nach 7 Jahren nicht mehr erkannten und ich mich auch nicht zu erkennen gab.
Mein Geburtshaus war umgebaut - nicht mehr meins - fuhr weiter zur Schule hin....auch nicht mehr der Bau in Klinkerstein und gelb, nein, hier war ich nicht mehr zu Hause.
Die elend lange Straße zur Straßenbahn-Haltestelle runtergefahren...
Damaschke-Straße hieß sie, eigentlich war es garnicht so weit?!
Die Strecke kamen wohl den Kinderbeinen nur so vor.
Dann nach Haideburg und den Kieferwäldern und dort war der Geruch, den ich kannte...es duftete nach Kien und Heidelbeeren.
Dort blieb ich sitzen im tiefen Sand und krümelte die Erde durch meine Finger, mit Kiefernnadeln und was sich sonst noch fand.
Verdörrtes Heidelbeergesträuch und Kiefernzapfen und eine Handvoll Erde packte ich in eine Tüte und nahm es mit.
Und jedesmal, wenn ich einen Anfall von Heimweh habe, dann öffne ich das Glas und stecke meine Nase rein. Und ich rieche meine Heimat wieder...
ein schönes Gefühl und dann kann es realistisch weitergehen.
Ich habe mir meine Heimat mitgenommen.
Trotzdem muß ich nochmal hin.......es liegen noch Klöpse auf meiner Seele, auch wenn sie nur vor einem Grab ausgesprochen werden können.
Dieses muß ich noch tun....tut auch nicht weh....einfach ein Bedürfnis.
Und die dritte Birke am Grab von meinem Opa und meiner Mutter ist auch der Säge zum Opfer gefallen......wieder einer weniger...der "Baum" von Alexandra...ja, ich brauch "Tapetenwechsel", sprach die Birke...nein, das Finchen in diesem Fall.
Mit schuppernden Grüßen
Euer Moni-Finchen


Anzeige

Kommentare (2)

finchen ...doch die Türen habe ich nicht aufgemacht.
Es ging nicht...ich habe alle Häuser zu denen ich Bezug hatte, nie mehr betreten. Die Realität dahinter, wollte ich nicht erkennen müssen.
Vermutlich hätte ich das ebenso empfunden wie Du.
Ich habe mal eine Geschichte geschrieben: "die Tür, die sich nicht öffnen ließ".
In die Tiefe wollte ich nicht gehen - es wäre mir zu schmerzhaft geworden. Stattdessen bin ich zum Tierheim gefahren und welches Elend mir dort begegnete, daß war noch ernüchternder. Seitdem bin ich dort "Patentante" und das ist alles was ich machen kann. Ein kleiner Betrag jeden Monat - doch kennste Moni?!, auch gleich zur Stadtverwaltung und Tierschutz gegangen.
Aber Hallo - da war was los!! Ich blöder Wessi - abgehauen, statt Aufbau zu leisten und nun kommt die Tussi mit solchen Themen an. Doch irgenwie hat es gefruchtet - es sind neue Zwinger gebaut mit kleinen Häusern drin.
Und deshalb muß ich auch nochmal hin - ohne Ankündigung.
"Tiere suchen ein Zuhause" auf VOX und WDR sind auch verständigt - vielleicht kannst Du mich dann auch im Fernsehen sehen.
Die Menschen können sich helfen - doch Tiere nicht.
Naja, ich will nicht übertreiben, doch sowas regt mich auf.
Und zwar ganz tierisch......wie man in Bayern sagt.
So, lassen wir die Türen der Vergangenheit geschlossen und erinnern uns nur an das Kuschelsofa, das in der Küche stand.
Lang, lang ist's her und verflossen - nur die alten Geschichten zählen noch.
mit ganz würdigen Erinnerungsgrüßen
Dein Moni-Finchen
Traute Wie konnte ich das so lange übersehen, was Du mit Herzblut geschrieben hast?
Nun habe ich es gefunden und ich weiß du ziehst die Mundwinkel nicht nach unten. Stöber ich doch gerne in den Gedichten rum und vergesse mich(Dich) dann..?
Wie Du Deine Heimat besucht hast, lief ich in Gedanken neben Dir und sagte leise, genau wie ich.
Nur die Heimaterde und das Spillenbäumchen und den Fliederspross, packte ich zusammen in Folienbeutel nässte es an und knotete es gut zu, damit es die 1000 km bis nach Sachsen nicht vertrocknet.
Ist nicht alles viel kleiner geworden, als wir größer?
Da staunte ich wie Du, dass die Straßen kurz die Häuser klein und der uralte Klarapfel so krüppelig geworden war?
Selbst den Geruch, ich erkannte ihn draußen auch wieder wie Du, aber als ich den Kopf ins Haus steckte schoss ich fast rückwärts, es war etwas ganz fremdes unangenehmes , nicht mehr die Heimat im Haus, nur draußen.
Der Weite Himmel war wie ich ihn in Erinnerung hatte.
Das Du noch ein paar Sachen richten musst und in Gedanken aus der Welt schaffen, kann ich auch verstehen.
Finchen uns hat das Schicksal einfach herumgeschleudert ohne zu fragen wo soll ich Euch loslassen?
Wir haben es überlebt und wie ich bei Dir sehe, hat auch der Schacher, armes Waisenkind aus dem Osten, ab nach dem Westen auf deren Kosten, nicht die Moral und den Verstand beschädigt.
Ich bin sicher, Du wirst das letzte Stück auch in Ehren absolvieren(ich auch)
Mit ganz freundlichen Grüßen und Dank für die gefühlvolle Zeitreise,
TrauteTraute(Traute)

Anzeige