Von zufälligen Flugerlebnissen



Von zufälligen Flugerlebnissen

Mein Mann war Optiker von Beruf. Er hatte sich fast zum leitenden Meister hochgearbeitet und war daher dann auch für den Einkauf der neuesten Brillengestelle für den Betrieb, in dem er arbeitete, zuständig. Nach einer Zeit, in der Kontaktlinsen dem Brille tragen Konkurrenz machten, fühlten sich die Hersteller der Brillengestelle aufgerufen, sich den Gesichtern der Brillenträger und der Mode anzupassen. Die Brillen wurden zu einem Modeaufruf für ihre Träger:innen.

Da ich meine Brille brauchte, um überhaupt mit dem Tagesgeschehen klar zu kommen, durfte er mich auf Geschäftskosten als Model mitnehmen. In den ersten Jahren fand die Opti-Messe noch in Neuss statt, wohin wir dann mit unserem Pkw fuhren. Doch dann entschied die Innung, dass die Messe dem internationalen Interesse zufolge besser in München stattfinden sollte. Dort hinzufahren hätte mit dem Pkw viele Stunden gebraucht. Da lag es näher, vom noch recht neu eingerichteten Flugplatz Greven nach München zu fliegen. Das ersparte eine lange Anfahrt, die obendrein vor München die Bewältigung großer Pkw-Staus erfordert und viele Stunden mehr Zeit gebraucht hätte.

Gesagt – getan. Die Geschäftsleitung bewilligte meine Mitfahrt und so landeten wir am entsprechenden Wochenende in München. Es war für uns Beide der allererste Flug überhaupt! Ich konnte mit meiner Neugier diesen Flug sehr genießen und freute mich schon auf den Rückflug. Die Herren lockte dann allerdings das Münchner Weißbier so sehr, dass sie mehr davon schluckten, als ihnen gut tat. Aber die Nachtruhe sorgte für eine gewisse Erholung, so dass anderntags die Messe gut bewältigt wurde.

Es ist schon anstrengend, zwei Tage viele Stunden lang durch die Messestände zu wandern und zu erkennen, wohin der neueste Modetrend zeigte. Immer wieder durfte ich ein Brillengestell aufsetzen, um meinem Mann und seinem Mitarbeiter zu zeigen, wie das ausgewählte Gestell auf meiner Nase saß oder zu meinem Gesicht passte. Am Sonntagmittag füllten sich die Messehallen derart, dass wir beschlossen, unseren Heimflug anzutreten.

Diese Flüge überzeugten meinen Mann, dass das Fliegen „gar nicht so schlimm war“! Ich konnte ihn überzeugen, dass wir (endlich) auch mal nach Mallorca in Urlaub fliegen würden. Der Flug über die Alpen mit noch schneebedeckten Wipfeln war für mich unglaublich schön! Wir genossen eine Woche Mittelmeer-Urlaub sehr. Der Rückflug beinhaltete eine Zwischenlandung auf Menorca.

Wie's der Zufall wollte, trafen wir dort auf dem Flugplatz einen früheren Freund meines Mannes, der mit seiner Frau gerade nach Ibiza unterwegs war. Er lud uns ein, ihn dort bald einmal in seinem Urlaubsquartier zu besuchen. Er hatte uns ja auch schon ein paar mal sein Haus in Altastenberg für Winterurlaube zur Verfügung gestellt. Der Freund hatte eine Baufirma und mit seinem Architekten zusammen ein Urlaubsquartier dort gebaut, wo es ihnen besonders gut gefiel. Doch als Optiker hat man solche Möglichkeiten nicht, es sei denn, man ist Inhaber eines gut gehenden Betriebes, der entsprechende Geldanlange ermöglicht.

Spontan und hocherfreut sagte ich zu. Doch mein Göga mochte sich in den Folgejahren nicht dazu aufraffen, wohl weil wir nichts Gleichartiges als Gegenangebot hatten. Es blieb bei der Einladung, bis sein Freund einige Jahre später an seinem Diabetes verstarb. Seine Frau musste die Urlaubsquartiere verkaufen …

Also blieb es bei einer nicht wahrgenommenen Flugeinladung. Lediglich einmal konnte ich einen Flug über Niedersachsen mit seinem Bremer Umland genießen, den mir meine Tochter zum Muttertag schenkte. Ein guter Bekannter vom Motorbootsverein war auch Besitzer eines Kleinflugzeugs, wo wir – meine Tochter und ich - dann einmal mitfliegen durften … Die Herren aus meiner Familie drängten sich kein bisschen, um unsere Welt auch mal aus der Vogelperspektive zu betrachten, Platz wäre für sie gewesen. Ich habe es sehr genossen!!
 

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