Wenn das Ernährungsleben manchmal irrwitzig zuschlägt ...



So hat es mich noch nie gefreut, mich zum Kuchen backen aufgerafft zu haben! Seit der Chemo-Behandlung fällt es mir sehr schwer, so etwas zuzubereiten. Vieles muss ich jetzt im Sitzen erledigen.

Ich weiß ja, dass für meine Lieben fast mein ganzes Hausfrauen-Dasein als Leckerei der selbst gebackene Marmorkuchen galt. Es gibt keine Kuchen dieser Art zu kaufen, bei denen man nicht schmeckt, dass sie Fabrikware sind. Sie schmecken nie wie etwas Selbstgebackenes.

Meine Lieben hatten Samstag volles Programm. Morgens hatte mein Schwiegersohn einen Pkw aus Jerusalem (Ortsteil von Blender, Landkreis Verden) abzuholen, für den meine Tochter eine Werbe-Beklebung angenommen hatte. Sie hat Eddie mitgenommen, da der kleine Hund es längst kennt, dass er dann brav in ihrer Nähe liegen bleiben darf – Hauptsache nahe Frauchen. Ihr Sohnemann sah sich bis 12 Uhr den Film Avatar zuhause an, um dann bei mir zu Mittag zu essen, da er zu 13 Uhr zum Geburtstag bei der Nachbarin eingeladen war. Da wechselten dann der Hund und mein Enkel sich bei mir ab.

Ich hatte vormittags einen Marmorkuchen gebacken. Mein Enkel spielte dann mittags das Versuchskaninchen, ob Omas Kuchen immer noch so gelungen schmeckte wie zuvor. Er konnte das nur bestätigen.

Dann war er zum nachbarlichen Geburtstagskind gegangen und ich verbrachte mit dem kleinen Eddie einen recht langen Nachmittag, denn die Jahresversammlung des Motorbootvereins dauerte länger als geplant. Gegen 19:30 Uhr stürmten zwei völlig ausgehungerte Erwachsene meine Küche und stürzten sich förmlich auf den Kuchen! Ich weiß ja, dass meine Tochter als Diabetikerin auf eine geregelte Ernährung achten muss. Aber heute – so hab ich sie noch nie erlebt! Das war richtig: „Gott sei Dank, da steht etwas Essbares!“

Selbst bin ich keine Diabetikerin. Trotzdem habe ich es irgendwann Anfang der 2000er Jahre erlebt, dass wir eine Tour zu Verwandten gemacht hatten und überall gab es ein Stück Torte und Kaffee. Doch die stark gezuckerten Torten jagten den Blutspiegel hoch und genauso rauschte er dann wieder herunter. Als wir gegen Spätnachmittag wieder ziemlich geschafft zuhause ankamen, saßen wir noch einen Augenblick in meinem Wohnzimmer.

Ohne jeden Grund liefen mir plötzlich Tränen übers Gesicht, ich fühlte mich fast zu schwach auch nur aufzustehen und hatte das Gefühl, jeden Moment vor Schwäche zusammenzubrechen. Ich schleppte mich mit letzter Kraft in die Küche, machte mir eine große Dose Ravioli heiß und verschlang sie – gleich aus dem Topf! Eine dicke Scheibe Brot musste folgen und auch das war noch nicht das Ende einer regelrechten Fress-Orgie! Endlich nix mit Zucker, sondern handfestere Kost!

Seit diesem Erlebnis weiß ich, wie sich meine Typ-1-Diabetiker-Tochter fühlen muss, wenn bei ihr ein Unterzuckerung eintritt.

Samstag jedenfalls hatte ich meinen Spaß, dass die Zwei meinen Kuchen stürmten, der tatsächlich ohne vorherige Absprache bereit stand!! Ja, auch mein Schwiegersohn griff herzhaft zu … Der nahrhafteren Kost konnten sie sich dann in ihrem Zuhause widmen!
Und heute, am Sonntag, kamen alle Drei zur Kaffeezeit herein, um dem Kuchenrest den Garaus zu machen ...

 

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