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Aktuelle Themen Die Würde des Menschen....

olga64
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von olga64
als Antwort auf lalelu vom 10.11.2017, 12:46:59

Lalelu - das führt zu nichts. Ich bin nach wie vor eine bekennende Pragmatikerin und erkläre mir auch vieles mit der Logik.Mein Leben hat mich so geprägt, dass ich lernte, Dinge, die man ändern möchte, muss man anpacken und nicht nur über sie reden oder schreiben. 
So denke ich halt, dass keinem der bedauernswerten Menschen z.B. in Afrika (und es gibt sie ja nicht nur dort) durch lange, lange Berichte in einem Forum geholfen wird.
Aber es könnte helfen, dieses freie Zeitfenster darauf zu verwenden, z.B. im nächsten Flüchtlingsheim Kontakt aufzubauen, um dort Frauen und Mädchen auf ihrem schweren Weg in einem fremden Land etwas beizustehen.
Aber dies werden Sie evtl. anders sehen als ich und das ist auch gut so, weil nicht jeder gleich sein muss, was ja mit einschliessen würde, dass "man" nur diejenigen mag und akzeptiert, die "mit einem" einer Meinung sind. Alles Gute. Olga

schorsch
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von schorsch
als Antwort auf lalelu vom 10.11.2017, 12:23:32

@ "....Meine Bewunderung gilt der 17jährigen Fahma Mohamed, die ... Zitat: „eine der erfolgreichsten Menschenrechtskampagnen der letzten Jahre gestartet hat“ (und das, obwohl sie in England lebt und selbst nicht von Genitalverstümmelung betroffen ist). Mit ihren eindringlichen Appellen gegen diese unmenschliche und entwürdigende Praxis hat sie viele Menschen erreicht und schon jetzt eine Menge MitstreiterInnen gewonnen...."

Leider ist es ja so, dass wohl über 99 % der verstümmelten Frauen gar nicht die Möglichkeit hätten, sich öffentlich zu wehren oder gar sich für Leidensgenossinnen einzusetzen.

mane
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 10.11.2017, 16:20:16
Aber dies werden Sie evtl. anders sehen als ich und das ist auch gut so, weil nicht jeder gleich sein muss, was ja mit einschliessen würde, dass "man" nur diejenigen mag und akzeptiert, die "mit einem" einer Meinung sind. Alles Gute. Olga
Das ist ein guter Ansatz, Olga. Manchmal sollte man unterschiedliche Auffassungen auch einfach mal so stehen lassen. Akzeptieren, dass der andere eine andere Meinung hat und dass diese auch richtig sein kann.
Mane

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mane
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von mane

Wie ist  es mit der Würde der Kinder bestellt?

Körperliche Gewalt gehört noch immer zu den Erziehungsmethoden der Eltern. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts. Zwar ist die Gewalt rückläufig, aber vier von zehn Müttern und Vätern bestrafen ihre Kinder immer noch mit einem "Klaps" auf den Po". Die Studie im Auftrag der Zeitschrift Eltern zeigt außerdem, dass Jungen häufiger geschlagen werden und dass es in kinderreichen Familien eher zu Gewalt kommt.

Seit 2000 ist es Eltern in Deutschland - und natürlich auch anderen Personen wie Lehrern und anderen Aufsichts- bzw. Erziehungspersonen - verboten, Kinder psysisch wie psychisch zu verletzen bzw. zu erniedrigen. Denn wer ein Kind verletzt, verletzt auch dessen Würde und gefährdet nicht selten das Kindeswohl.
Leider ist der Schutz des Kindes noch nicht im Grundgesetz verankert. Hier ist ein, in meinen Augen, guter Kommentar im Tagesspiegel dazu:

Kinderschutz als große soziale Baustelle

Gruß Mane

lalelu
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von lalelu
als Antwort auf mane vom 12.11.2017, 13:39:31
Liebe Mane,

du hast ein heikles Thema angesprochen. Zwar ist die Prügelstrafe heute gesellschaftlich verpönt, aber, wie du schon geschrieben hast, halten viele den (leichten) Klaps auf den Po oder auf die Finger noch immer nicht für schlimm.

Meine Einstellung dazu ist eindeutig: Ich verurteile Gewalt grundsätzlich, denn sie ist immer abscheulich und kein Zeichen für Stärke, sondern von Schwäche (im Hinblick auf Argumente) und damit ein Armutszeugnis für den, der sie anwendet.

Trotzdem bedeutet es für mich einen Riesenunterschied, ob das Kind regelmäßig geschlagen wird oder ob es ganz selten einen Klaps im Affekt bekommt, weil die Eltern in diesem Moment selbst gestresst und überfordert sind. Auch ein einziger Klaps sollte natürlich nicht vorkommen, aber Eltern sind keine idealen Übermenschen und die lieben Kleinen nicht immer die reinsten Unschuldsengel. Meistens sind Mama oder Papa selbst geschockt, wenn ihnen irgendwann der Geduldsfaden reißt, so dass ihnen die Hand ausrutscht.

Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Kind, welches sich geliebt fühlt, von einem solchen Klaps keinen Schaden fürs Leben davonträgt, besonders dann nicht, wenn die Eltern ihm anschließend erklären, dass es ihnen selbst leid tut, die Beherrschung verloren zu haben.

Für mich sind Liebesentzug, Gefühlskälte, Vernachlässigung und Gleichgültigkeit schlimmer. Ich halte es auch für bedenklicher, wenn Eltern aus falsch verstandener Liebe ihrem Kind alles durchgehen lassen, ohne dass es jemals Konsequenzen für falsches Handeln tragen muss.

Damit kein Missverständnis entsteht: Ich will den Klaps nicht entschuldigen, ich plädiere nur dafür, die Kirche im Dorf zu lassen und halte es für wenig hilfreich, Eltern mit Vorwürfen zu überschütten, solange es sich beim Klaps um wenige, absolute Ausnahmesituationen handelt. Wenn manche Pädagogen auch in solchen Fällen Eltern als „Gewalttäter“ bezeichnen und horrende Folgen für das Kind für unausweichlich halten, halte ich das für maßlos übertrieben. Kinder sind Weltmeister im Vergeben und haben im Normalfall ein Urvertrauen zu ihren Eltern, das nicht leicht erschüttert werden kann. Auch kleine Kinder, die eine Situation noch nicht rational erfassen können, spüren instinktiv, ob sie geliebt werden oder nicht.

Ich habe vor einiger Zeit einmal die Aussage eines Jugendlichen gehört, der sagte, er beneide seine Freunde, die von ihren Eltern ab und zu eine Gardinenpredigt oder sogar eine Strafe bekämen. Sie wüssten wenigstens, dass ihren Eltern nicht gleichgültig sei, was sie machen. Er hingegen könne tun und lassen, was er wolle, ohne jemals eine Reaktion seiner Eltern zu erhalten, weder im Positiven noch im Negativen; er bedeute ihnen nämlich nichts. Diese Aussage hat mich sehr nachdenklich gemacht.

Meine eigene Erfahrung hat sicher zu meiner Einstellung beigetragen. Meine beiden Geschwister und ich bekamen nicht oft, aber gelegentlich „eins auf den Hosenboden“ - wie es in unserer Kindheit noch üblich war. Ich kann mich noch heute an drei Situationen erinnern. Das hat uns natürlich überhaupt nicht gefallen, aber wir wussten trotzdem, dass unsere Eltern immer für uns da waren und alles in ihrer Macht Stehende taten, um uns zu unterstützen. Im Rückblick ist DAS entscheidend für mich. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar.

Regelmäßige Schläge hingegen verletzen massiv die Würde eines Kindes (auch wenn es sich immer nur um einen leichten Klaps handelt). Außerdem lernt das Kind, dass man stets mit Gewalt versuchen kann, sein Ziel zu erreichen. Die Gefahr besteht, dass es im späteren Leben dieses Verhaltensmuster übernimmt.

Lalelu

 
olga64
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von olga64
als Antwort auf lalelu vom 13.11.2017, 11:03:41
Zwar ist die Prügelstrafe heute gesellschaftlich verpönt, aber, wie du schon geschrieben hast, halten viele den (leichten) Klaps auf den Po oder auf die Finger noch immer nicht für schlimm.


Lalelu
 

geschrieben von lalelu

Na, das ist eine hübsche Umschreibung für die Tatsache, dass die Prügelstrafe in unserem Land gesetzlich verboten ist. Die andere Sichtweise ist vermutlich noch bei Leuten unserer Generation anzutreffen, die ihre Kinder damit erzogen haben (weil sie selbst auch mit Prügeln pädagogisch betreut wurden). Es ist ein klare Tatsache, dass Menschen, die geprügelt wurde, später selbst oft auch prügeln. Das sollten Eltern bedenken, bevor sie die Hand gegen ihnen anvertraute Kinder heben. Olga


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lalelu
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von lalelu
als Antwort auf olga64 vom 13.11.2017, 17:03:29

Zitat von Lalelu
Zwar ist die Prügelstrafe heute gesellschaftlich verpönt, aber, wie du schon geschrieben hast, halten viele den (leichten) Klaps auf den Po oder auf die Finger noch immer nicht für schlimm. 


Antwort von Olga:  

Na, das ist eine hübsche Umschreibung für die Tatsache, dass die Prügelstrafe in unserem Land gesetzlich verboten ist.

@Olga: dass die Prügelstrafe in unserem Land gesetzlich verboten ist, dürfte den meisten bekannt sein; außerdem wurde es von Mane im Eröffnungsbeitrag explizit erwähnt.

Es geht hier darum, dass vier von 10 Müttern/Vätern sich über dieses Verbot hinwegsetzen.

Meistens ist es hilfreich fürs Verständnis, nicht nur einen Satz aus dem Zusammenhang zu reißen, sondern die Quintessenz des gesamten Beitrages bei der Antwort zu berücksichtigen.

Lalelu

 
olga64
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von olga64
als Antwort auf lalelu vom 13.11.2017, 19:11:29

Ich denke, wer diese prügelnden Väter und Mütter kennt und sie bei ihrer Untat beobachtet, hat die Pflicht, dies anzuzeigen. Sonst ändert sich ja nie etwas bei diesem Verhalten. Haben Sie dies gemacht? Olga

mane
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von mane
als Antwort auf lalelu vom 13.11.2017, 11:03:41

Liebe Lalelu,

im großen und ganzen stimme ich dir zu.

"Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie." Dieser Bibelspruch galt bis ins 20. Jahrhundert und wurde nicht hinterfragt. Was die Eltern sagten, wurde gemacht - Widerspruch war verboten. Gehorsamkeit, Bescheidenheit, Ordnung, Fleiß und Disziplin waren wichtige Tugenden, zu deren Befolgung unsere Eltern und Großeltern erzogen wurden. Zuwiderhandlungen wurden meist streng bestraft. Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern war distanziert, was nicht bedeutet, dass sie einander nicht liebten.

Diese Erziehungsziele und -methoden hatten unsere Eltern verinnerlicht und zum Teil auch bei ihren Nachkommen (in der Regel uns, die wir jetzt hier schreiben) angewendet. Die Erziehung war zwar nicht mehr ganz so streng, aber nach wie vor autoritär, denn die Anordnungen der Eltern wurden nicht hinterfragt.

Su wuchsen viele (die meisten?) von uns auf. Es war in den 1950er Jahren immer noch normal, dass bei Ungehorsam, Frechheit, Faulheit usw. der Kinder von den Eltern mehr oder weniger Gewalt ausgeübt wurde. Für uns Kinder (so habe ich es erlebt) war das normal, wie sprachen noch nichteinmal untereinander darüber - den meisten erging es ebenso. Die Erinnerungen an die Prügel von damals trage ich immer noch in mir.

Fühlten sich unsere Eltern und besonders die Großeltern im Recht, solche Methoden bei ihren Kindern anzuwenden, ist das heute anders. Wir versuchten unsere Kinder gewaltfrei zu erziehen und gelang uns das nicht, war es meistens, wie du auch schreibst, oft Ausdruck  der eigenen Überforderung und Hilflosigkeit. Im Grunde wollten wir nicht so handeln, wie unser Eltern und ich habe es weitgehend geschafft und meine Kinder erziehen meine Enkel ganz ohne körperliche Strafen.
Doch das gelingt heuzutage nicht allen Eltern, wie in dem Link, den ich in meinem vorigen Beitrag eingestellt hatte, zu lesen ist. Damit erziehen oft Menschen, die selber von Eltern geschlagen wurden, eine neue Generation von schlagenden Eltern heran.
Gruß Mane

olga64
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 14.11.2017, 17:09:30

Ja, Mane, auch ich komme aus dieser Generation, wo Eltern und übrigens auch Lehrer hemmungslos auf Kinder einprügelten. Aber diese "Erzieher" waren auch alle noch von ihrem Nazitum so stark beeinflusst,d ass sie vermutlich "nicht anders konnten".
Ich erinnere mich auch gut an meine Kindheit (und die von meinen Freunden): wenn wir was anstellten, sagte Mutter sofort drohend: warte nur, bis der Papa heimkommt. Dieser oft frustrierte Mann hatte dann nach seiner Arbeit die ehrenvolle Aufgabe, seine Kinder zu verprügeln, während oft die Mutter danebenstand und diese ungerührt ansah.
Sehr gut in dem Haneke-Film "das weisse Band". So kann man das Verhältnis Kinder und Väter auch kaputtmachen.
Ich vermute, dass dieser "Stil" auch heute noch gepflegt wird und es an uns allen liegt, dagegen vorzugehen, wenn es uns bekannt wird und nicht abtauchen unter dem Motto: geht mich nichts an. Jedes einzelne Kind hat es verdient, prügelfrei aufzuwachsen und nicht den Frust seiner Eltern in dieser Form kompensieren zu müssen. Olga


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