Aktuelle Themen Wie unabhängig dürfen Journalisten noch arbeiten?
Re: Wie unabhängig dürfen Journalisten noch arbeiten?
Dass so viele User sofort auf dieses Thema eingestiegen sind, zeigt mir doch das Unbehagen oder Misstrauen gegenüber den diversen Berichterstattungen.
Es geht im Prinzip nicht um die Aussage Tilgners allein, denn nicht selten kann man schon aus den Berichten der Medien aus verschiedenen Ländern Vergleiche anstellen. Es spielt auch keine Rolle, wo und wie er lebt. Wesentlich ist, ob und was er zusagen hat.
Gerade bei Tilgner , der zur gleichen Zeit aus dem Nahen oder Mittleren Osten im ZDF und im DRS (Schweizer TV) berichtete, konnte man oftmals eine gewisse Differenz in der Aussage beobachten. Sehr kritische Worte waren zwar im DRS zu hören, im ZDF fehlten diese. (Ich habe das im Forum an anderer Stelle schon einmal erwähnt ).
Aber ich nehme Tilgner auch eher als Symbol für -sagen wir mal- 85 Prozent der Journalisten, die immer wieder gewissen Zäsuren unterworfen werden. Einige widerstehen längere Zeit, andere werfen das Handtuch und unterwerfen sich dem "sanften Diktat" (da haben Karl und Mulde Recht).
Der Druck kommt vom Herausgeber oder ,noch exakter, von jenen , die hinter ihm stehen (Parteien, Industrie oder andere Lobbyisten). Und die überwiegende Anzahl von Journalisten sind genauso karrieregeil, wie man es auch in anderen Berufen findet. Das ist alles nicht neu!
Und doch ist es erschreckend, wie die Medienkonsumenten immer unverhohlener je nach vorgegebener Richtung manipuliert werden oder sich manipulieren lassen. Genaugenommen findet jeder nach seinem Gusto seine " Wissens- und Meinungsquelle" ohne jemals sicher sein zu können, ob das, was er liest oder im TV sieht, so auch richtig ist. Nun ja, zumindest bekommen Diskussionen "Futter".
Die Pressefreiheit, in der Demokratie eine hochgelobte und gerne zitierte Errungenschaft, ist heute nichts weiter als ein sehr zerzauster Vogel, der jedem aus der Hand picken muss, der das grosse Sagen hat.
Und doch: vereinzelt gibt es noch diese Ausnahmen, sowohl bei den Medien als auch bei den Journalisten. Sie sind nur sehr viel leiser, man hört sie oft zu spät!
--
luchsi35
Es geht im Prinzip nicht um die Aussage Tilgners allein, denn nicht selten kann man schon aus den Berichten der Medien aus verschiedenen Ländern Vergleiche anstellen. Es spielt auch keine Rolle, wo und wie er lebt. Wesentlich ist, ob und was er zusagen hat.
Gerade bei Tilgner , der zur gleichen Zeit aus dem Nahen oder Mittleren Osten im ZDF und im DRS (Schweizer TV) berichtete, konnte man oftmals eine gewisse Differenz in der Aussage beobachten. Sehr kritische Worte waren zwar im DRS zu hören, im ZDF fehlten diese. (Ich habe das im Forum an anderer Stelle schon einmal erwähnt ).
Aber ich nehme Tilgner auch eher als Symbol für -sagen wir mal- 85 Prozent der Journalisten, die immer wieder gewissen Zäsuren unterworfen werden. Einige widerstehen längere Zeit, andere werfen das Handtuch und unterwerfen sich dem "sanften Diktat" (da haben Karl und Mulde Recht).
Der Druck kommt vom Herausgeber oder ,noch exakter, von jenen , die hinter ihm stehen (Parteien, Industrie oder andere Lobbyisten). Und die überwiegende Anzahl von Journalisten sind genauso karrieregeil, wie man es auch in anderen Berufen findet. Das ist alles nicht neu!
Und doch ist es erschreckend, wie die Medienkonsumenten immer unverhohlener je nach vorgegebener Richtung manipuliert werden oder sich manipulieren lassen. Genaugenommen findet jeder nach seinem Gusto seine " Wissens- und Meinungsquelle" ohne jemals sicher sein zu können, ob das, was er liest oder im TV sieht, so auch richtig ist. Nun ja, zumindest bekommen Diskussionen "Futter".
Die Pressefreiheit, in der Demokratie eine hochgelobte und gerne zitierte Errungenschaft, ist heute nichts weiter als ein sehr zerzauster Vogel, der jedem aus der Hand picken muss, der das grosse Sagen hat.
Und doch: vereinzelt gibt es noch diese Ausnahmen, sowohl bei den Medien als auch bei den Journalisten. Sie sind nur sehr viel leiser, man hört sie oft zu spät!
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luchsi35
Re: Wie unabhängig dürfen Journalisten noch arbeiten?
Der Druck kommt vom Herausgeber oder ,noch exakter, von jenen , die hinter ihm stehen (Parteien, Industrie oder andere Lobbyisten). Und die überwiegende Anzahl von Journalisten sind genauso karrieregeil, wie man es auch in anderen Berufen findet. Das ist alles nicht neu!
Und doch ist es erschreckend, wie die Medienkonsumenten immer unverhohlener je nach vorgegebener Richtung manipuliert werden oder sich manipulieren lassen. Genaugenommen findet jeder nach seinem Gusto seine " Wissens- und Meinungsquelle" ohne jemals sicher sein zu können, ob das, was er liest oder im TV sieht, so auch richtig ist. Nun ja, zumindest bekommen Diskussionen "Futter".
Die Pressefreiheit, in der Demokratie eine hochgelobte und gerne zitierte Errungenschaft, ist heute nichts weiter als ein sehr zerzauster Vogel, der jedem aus der Hand picken muss, der das grosse Sagen hat.
Und doch: vereinzelt gibt es noch diese Ausnahmen, sowohl bei den Medien als auch bei den Journalisten. Sie sind nur sehr viel leiser, man hört sie oft zu spät!
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luchsi35
Sehr gut formuliert, luchsi. Und was das "richtig sein" anbelangt, haben wir nur noch wenige Möglichkeiten des Vergleichs. Außerdem besteht das Nicht Richtige meistens (wegen der juristischen Konsequenzen) nur in der Art des Weglassens, Zusammenstreichens, Hervorhebens, ohne die kein Journalist auskommt. Die Zugabe von Bildern, die immer eine Suggestivkraft haben, derer man sich aber selten bewusst wird, besorgt den Rest.
--
silhouette
Ein typisches Beispiel von journalistischen Wendehälsen:
Bis vor kurzem schrieben und berichteten die Medien mehrheitlich gegen die SVP. Nun, da diese erstarkt ist - und weil viele Exponenten dieser Partei den Medien keine Werbeaufträge mehr gaben! - schwenken sie um und berichten SVP-schleimig.
Wie anders muss ich es denn verstehen, wenn eine öffentlich-rechtliche schweizerische TV-Anstalt mit dem schlimmsten Rechtsaussen der SVP zusammen ein Konzentrationslager besucht und den Rechtsaussen in möglichst goldigem Lichte zeigt?
--
schorsch
Bis vor kurzem schrieben und berichteten die Medien mehrheitlich gegen die SVP. Nun, da diese erstarkt ist - und weil viele Exponenten dieser Partei den Medien keine Werbeaufträge mehr gaben! - schwenken sie um und berichten SVP-schleimig.
Wie anders muss ich es denn verstehen, wenn eine öffentlich-rechtliche schweizerische TV-Anstalt mit dem schlimmsten Rechtsaussen der SVP zusammen ein Konzentrationslager besucht und den Rechtsaussen in möglichst goldigem Lichte zeigt?
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schorsch
Die Frage sollte eher lauten
Wie unabhängig können Journalisten noch arbeiten?
oder noch besser
Wie wirken sich die derzeitigen Arbeitsbedingungen auf den Qualitätsjournalismus aus?
Denn Hofschreiber hat es immer gegeben und wird es immer geben.
Wie unabhängig können Journalisten noch arbeiten?
oder noch besser
Wie wirken sich die derzeitigen Arbeitsbedingungen auf den Qualitätsjournalismus aus?
Denn Hofschreiber hat es immer gegeben und wird es immer geben.
Pilli
Du hast zweifelsfrei recht
Alfred Neven DU Mont heißt der Eigentümer und Chefherausgeber der Mitteldeutschen Zeitung
Vor 1945 nannte man das gleichgeschaltete Presse
nach 1945 da wurde die Presse "gelenkt und gesteuert
auch daran gibt es keine Zweifel
Es waren ja in der Regel Parteiorgane die zeitungen nur die Lenkung hörte ja bei der Presse bekanntlich nicht auf!!!
Nun im 18 jahr der Vereinigung Deutschlands
hat sich da etwas entscheidendes getan in der Presselandschaft? Kaum!
Sie ist privatisiert worden ist sie deshalb unabhängiger geworden?
Mit nichten die Maulkörbe der Chefredakteure wurden passend gemacht.
Den Rest der Zeitungsleute hat die Angst der Arbeitslosigkeit
längst das geistige Rückgrat gebrochen, nach dem uralten Spruch "Wessen Brot ich esse - dessen Lied ich sing"
Aber getreu Überparteilich- Neutral- unabhängig die
Aushängeschilder deutscher Presseorgane werden wir täglich auf das neue in die Lügen eingestimmt!
--
mulde
Du hast zweifelsfrei recht
Alfred Neven DU Mont heißt der Eigentümer und Chefherausgeber der Mitteldeutschen Zeitung
Vor 1945 nannte man das gleichgeschaltete Presse
nach 1945 da wurde die Presse "gelenkt und gesteuert
auch daran gibt es keine Zweifel
Es waren ja in der Regel Parteiorgane die zeitungen nur die Lenkung hörte ja bei der Presse bekanntlich nicht auf!!!
Nun im 18 jahr der Vereinigung Deutschlands
hat sich da etwas entscheidendes getan in der Presselandschaft? Kaum!
Sie ist privatisiert worden ist sie deshalb unabhängiger geworden?
Mit nichten die Maulkörbe der Chefredakteure wurden passend gemacht.
Den Rest der Zeitungsleute hat die Angst der Arbeitslosigkeit
längst das geistige Rückgrat gebrochen, nach dem uralten Spruch "Wessen Brot ich esse - dessen Lied ich sing"
Aber getreu Überparteilich- Neutral- unabhängig die
Aushängeschilder deutscher Presseorgane werden wir täglich auf das neue in die Lügen eingestimmt!
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mulde
Und doch ist es erschreckend, wie die Medienkonsumenten immer unverhohlener je nach vorgegebener Richtung manipuliert werden oder sich manipulieren lassen. Genaugenommen findet jeder nach seinem Gusto seine " Wissens- und Meinungsquelle" ohne jemals sicher sein zu können, ob das, was er liest oder im TV sieht, so auch richtig ist. Nun ja, zumindest bekommen Diskussionen "Futter".
Könnte sein, daß es sich um ein Wahrnehmungsproblem von besonders gut beobachtenden und kritischen Leuten handelt?
War das früher tatsächlich anders? - (mal abgesehen vom zusätzlich verheerenden Einfluß des Fernsehens)
mart
Re: Wie unabhängig dürfen Journalisten noch arbeiten?
Könnte sein, daß es sich um ein Wahrnehmungsproblem von besonders gut beobachtenden und kritischen Leuten handelt?
War das früher tatsächlich anders? - (mal abgesehen vom zusätzlich verheerenden Einfluß des Fernsehens)
mart
Die Frage ist berechtigt. Meine Antwort ist: ich weiß es nicht, ob es früher anders war. Ich war früher mit Sicherheit anders, weniger misstrauisch, weniger hellhörig, weniger kritisch. Ich sehe es als Entwicklungsprozess, und ich sehe es nicht als mein Problem, sondern als persönlichen Gewinn.
Karl Valentin würde jetzt vielleicht wieder sagen: auch die Zukunft ist nicht mehr das, was sie einmal war.
--
silhouette
Re: Wie unabhängig dürfen Journalisten noch arbeiten?
Silhouette, ich häng mich mal bei Dir dran, meine es aber allgemein.
Es gibt doch den bekannten Spruch: Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst!
Wo also sollen die Medien die Wahrheit suchen und finden? Hier dürfte die crux liegen. Dort wo von "Interessengemeinschaften" jeglicher Art die "Wahrheit" (die den Interessen natürlich nutzt) verkündet wird,da genau bleibt sie auf der Strecke.
Das war aber immer so, ist nichts neues. Was heute anders ist, das ist die Gleichschaltung der Medien. Das Diktat der Interessen dahinter. Und das variert von Land zu Land, je nach Einflussgebiet.
Deshalb ist es auch so spannend, Berichterstattungen zum gleichen Thema in den verschiedenen Ländern zu verfolgen.
Vergleiche den Beruf eines echten Journalisten mit einem Jagdhund, der begierig ist, das Wild aufzustöbern. Und wenn er es gestellt hat, kommt das "Herrchen" nimmt ihn an der Leine und bindet ihm einen Maulkorb vor.
Je öfter das geschieht, je weniger wird der Jagdhund Lust verspüren zu jagen.
Einem Journalisten geht es auch so. Müde vom Zurückgepfiffen werden setzt er sich in eine stille Ecke und lässt alles an sich herantragen, setzt ihm einen wichtigen Stempel auf, färbt ein bisschen hier, korrigiert ein bisschen da, und das war es dann. So entsteht der Einheitsbrei, der über die Ticker in die Redaktionen läuft, wo nur noch vom Chefredakteur geprüft werden muss, ob es in die geforderte Tendenz passt.
Ich habe das jetzt absichtlich stark vereinfacht dargestellt.
Früher waren die Medienschaffenden noch in erster Linie damit beschäftigt, eine gute Hintergrundgeschichte vor der Konkurrenz zu bringen, sich Hinweise und Tipps abzujagen, sich einen guten Namen zu verschaffen, indem ihre Recherchen einer Überprüfung standhielten. Von diesen Journalisten, diesen Dinosauriern auf diesem Gebiet , gibt es heute nur noch ganz wenige. Ulrich Tilgner gehört zu ihnen, so wie auch Scholl-Latour. Sie drückten sich nicht in Hotelhallen die Hintern platt und warteten darauf, was ihnen erzählt wird, sondern waren an den Brennpunkten bei den betroffenen Menschen, seien es Soldaten oder Zivilisten.
Ihr hart erarbeiteter guter Name machte es ihnen einfacher, gehört und akzeptiert zu werden.
--
luchsi35
Es gibt doch den bekannten Spruch: Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst!
Wo also sollen die Medien die Wahrheit suchen und finden? Hier dürfte die crux liegen. Dort wo von "Interessengemeinschaften" jeglicher Art die "Wahrheit" (die den Interessen natürlich nutzt) verkündet wird,da genau bleibt sie auf der Strecke.
Das war aber immer so, ist nichts neues. Was heute anders ist, das ist die Gleichschaltung der Medien. Das Diktat der Interessen dahinter. Und das variert von Land zu Land, je nach Einflussgebiet.
Deshalb ist es auch so spannend, Berichterstattungen zum gleichen Thema in den verschiedenen Ländern zu verfolgen.
Vergleiche den Beruf eines echten Journalisten mit einem Jagdhund, der begierig ist, das Wild aufzustöbern. Und wenn er es gestellt hat, kommt das "Herrchen" nimmt ihn an der Leine und bindet ihm einen Maulkorb vor.
Je öfter das geschieht, je weniger wird der Jagdhund Lust verspüren zu jagen.
Einem Journalisten geht es auch so. Müde vom Zurückgepfiffen werden setzt er sich in eine stille Ecke und lässt alles an sich herantragen, setzt ihm einen wichtigen Stempel auf, färbt ein bisschen hier, korrigiert ein bisschen da, und das war es dann. So entsteht der Einheitsbrei, der über die Ticker in die Redaktionen läuft, wo nur noch vom Chefredakteur geprüft werden muss, ob es in die geforderte Tendenz passt.
Ich habe das jetzt absichtlich stark vereinfacht dargestellt.
Früher waren die Medienschaffenden noch in erster Linie damit beschäftigt, eine gute Hintergrundgeschichte vor der Konkurrenz zu bringen, sich Hinweise und Tipps abzujagen, sich einen guten Namen zu verschaffen, indem ihre Recherchen einer Überprüfung standhielten. Von diesen Journalisten, diesen Dinosauriern auf diesem Gebiet , gibt es heute nur noch ganz wenige. Ulrich Tilgner gehört zu ihnen, so wie auch Scholl-Latour. Sie drückten sich nicht in Hotelhallen die Hintern platt und warteten darauf, was ihnen erzählt wird, sondern waren an den Brennpunkten bei den betroffenen Menschen, seien es Soldaten oder Zivilisten.
Ihr hart erarbeiteter guter Name machte es ihnen einfacher, gehört und akzeptiert zu werden.
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luchsi35
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing...
Journalisten sind - genau wie Advokaten - davon abhängig, jene Meinung zu vertreten, die von den Geldgebern verlangt wird.
--
schorsch
Journalisten sind - genau wie Advokaten - davon abhängig, jene Meinung zu vertreten, die von den Geldgebern verlangt wird.
--
schorsch
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing...
Dieser Satz war mir immer widerlich.
Er traegt alles Unheil in sich.
Ich hab einen anderen Satz lieber: "Ehrlich wehrt am laengsten !"
--
hema
Dieser Satz war mir immer widerlich.
Er traegt alles Unheil in sich.
Ich hab einen anderen Satz lieber: "Ehrlich wehrt am laengsten !"
--
hema