Forum Blog-Kommentare Die Kritikaster?

Blog-Kommentare Die Kritikaster?

Lieber Pan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Zum Einen stimme ich dir zu, dass es anmaßend ist, anderen immer ihr Unvermögen vorzuwerfen, vor allem dann, wenn man nicht zum Lyrik-Dozenten in einem germanistischen Seminar bestellt ist. Hier schreiben Laien, von denen man keine Perfektion erwarten kann, und die schreiben nicht, um ständig von einer selbsternannten höheren Lyrik-Autorität belehrt und ermahnt zu werden.
Aber in einem kann ich dir nicht zustimmen: das ist die lezte Strophe Deines Gedichts.
Manche Lyrikformen verlangen eine ganz bestimmte, zum Teil strenge metrische Form, die eingehalten werden sollte, wenn sie ihren Namen verdient.
Wenn man diese Formen nicht beherrscht, steht es einem frei, einfach mit Paar- oder Kreuzreim zu reimen, das ist nicht so schwer, und das kann fast jeder. Denn wenn es allein auf die Inhalte ankommt, genügen die einfachen Formen bzw. eigentlich Prosa, dann sollte man nicht die schwierigsten Lyrikformen vergewaltigen.
Ich weiß nicht, ob ich ein Sonett schreiben könnte, weil ich es noch nie versucht habe, traue es mir aber mit einiger Übung sogar zu, weil ich ein Gefühl für Metrik und Rhythmik habe. Aber ich werde gar nicht erst damit anfangen. Denn ich möchte nicht zu den vielen Stümpern auf diesem Gebiet gehören. Und ich meine, man sollte seine Grenzen kennen. Es gibt genug lyrischen Schrott von verkannten Lyrik-Genies, die sich überschätzen. Damit meine ich nicht Dich, sondern ich meine es ganz allgemein!

Ungeachtet dessen finde ich manche ungefragten arroganten und sich selbst erhöhenden Belehrungen widerwärtig.

Gruß Marina
Mitglied_8586d17
Mitglied_8586d17
Mitglied

Ja, lieber Pan,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
da kann ich Dir nur zustimmen. Gerade in der heutigen Dichtung zählen Regeln nicht mehr viel. Früher hatten sie eine ganz andere Bedeutung und Aussagekraft. Hier im Forum kommt es vor allem auf die Aussagekraft an und nicht auf die Form. Das ist meine Meinung. Wer meint, lieber perfekte Gedichte lesen zu müssen, dem steht die ganze klassische Literatur zur Verfügung.

Liebe Grüße
Traumvergessen
Pan
Pan
Mitglied

Ich
geschrieben von Pan
sehe das auch so. Aber ich erinnere an einige Dichter aus dem 19.Jh.(Ada Christen, Ludwig Pfau u.a.) die schon damals diese kleinen Regeln hinterfragten. So neu ist das Problem also nicht.
Aber das tut auch nichts zur Sache. Ich gebe Dir da Recht: Die Aussagekraft eines Textes ist maßgebend. Was nützt mir ein hervorragendes Sonett, wenn das Herz es nicht nachvollziehen kann.
Danke Euch für die Aussagen.
Abschließend noch ein Text aus dem 19.Jh., vielleicht interessiert er ja? Liebe Grüße von Pan~
------------------------------------------------
Kritikaster.
(Ludwig Pfau, 1821-1894)

1 Da hast du was und freust dich dran,
Meinst du, damit sei’s abgethan?
Pass’ auf! du bist noch nicht am Schluss,
Musst hören erst den Kritikus.

5 Der kommt dir ungebeten ins Haus,
Misst deine Freud’ mit dem Ellmass aus,
Wiegt auf der Goldwag’ haar und scharf,
Wie sehr dein Herz bewundern darf;
Oder rechnet dir gar mathematisch vor,

10 Was massen du ein rechter Thor,
Dich zu ergötzen an solchem Schund,
Dass du erschrickst im Herzensgrund
Und dir fürnimmst mit teurem Schwur,
Mit seiner hohen Erlaubnis nur

15 Inskünftig wieder erbaut zu sein. –
So macht er dich gebildet fein,
Dass du mit Zweifel nur und Grauen
Noch wagst, das Schöne anzuschauen.
Das nenn’ ich einen christlichen Wandel!

20 Nur Eines irrt mich bei dem Handel,
Nur Eines kann ich nicht unterscheiden –
Wer der grösste Narr ist von euch beiden.

Anzeige

uschipohl
uschipohl
Mitglied

Hallo Pan
geschrieben von uschipohl
ob etwas Kunst ist, egal welche, liegt immer im Auge des Betrachters, da kann man sich eigentlich nicht drüber streiten. Bei den geschriebenen Werken, ob einem etwas zusagt oder nicht, das bestimmt am Ende sowieso jeder Leser für sich allein.
Gibt man nun eine bestimmte Versform an, so denke ich, sollte man sich an die Vorgaben halten, denn sonst stimmt die Angabe ja nicht mehr, aber alles andere fällt in die künstlerische Freiheit


~

Gefühl bestimmt die Form

~

kann meine Versform nicht benennen
verstehe nichts von Theorie
denn wenn die Muse mich beglücket
entsteht in mir manch Melodie

die Worte fließen aus der Feder
ganz ohne ~ ach, was mach ich nun
nur die Gedanken ~ Emotionen
die Poesie bestimmt mein Tun

ein jedes Ding braucht einen Namen
das ist mir im Grunde klar
doch meine Kunst beginnt im Herzen
dem vertrau' ich ganz und gar

auch wenn ich es ~ niemals studierte
versteh' ich mich auf die Balance
mein wacher Sinn ~ für alles offen
ergreift zum Dichten jede Chance

~

( Uschi Pohl )


herzliche Grüße
uschi
Pan
Pan
Mitglied

Gefühl bestimmt die Form
geschrieben von Pan
Ja, liebe Uschi, diese deine Verse sind genau das, was ich seit Jahren meine.
Ich kann (und will) einfach nicht verstehen, warum nicht jedermann so schreiben darf, wie er es möchte?
Niemand muss doch lesen, was ich schreibe, wenn es dennoch gelesen wird, bezeugt es, dass diese Art von Lyrik auch seine Anhänger hat. Was kann daran nur so schlimm sein?
Selbsternannte Professoren scheinen nun Hochkonjunktur zu haben. Ich selbst kann da nur milde lächeln - ein Lachen wäre mir schon zuviel Aufwand für unsinnige Angriffe.
(Es stehen hier so viel Schuhe herum, irgend ein Paar passt immer - schon komisch.)
Dir, liebe Uschi, wünsche ich noch einen schönen Tag-
Pan
Lieber Pan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
meinen Nerven zuliebe verkneife ich mir hier und zukünftig und immer wieder etwas über Form und Inhalt zu schreiben.

Doch:
Wenn ein Gedicht hoppelt, lese ich nicht weiter, weil dann auch mein Atem hoppelt, und dazu hat kein Forist meine Genehmigung.

Doch:
Wenn ein Forumsdichterling meint, er könne Hauptwörter klein schreiben, lese ich auch nicht.

Doch:
Wenn ein Gedicht rhythmisch geschrieben ist, ein Hauptwort wichtig genommen wird und auch noch ein Inhalt mich anspricht, dann - ja dann - lese ich ein Gedicht.

Fazit:
ich nehme gern mein altes Gedichtbändchen zur Hand...

lieben Gruss
Ingeborg

Anzeige

Na, dann muss ich doch nochmal meinen Senf dazugeben. :-)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Gedichte schreiben kann doch jeder,
ob Kunst, ob Kitsch, das ist eh gleich.
Geschwind und leicht man zückt die Feder,
auch wenn die Kenner werden bleich.

Man schreibt wie wild und ist sehr froh,
weil man sich gleich als Künstler fühlt,
doch, ach, der Kritikaster roh
im Unperfekten böse wühlt.

Er weigert sich, hier nur zu loben,
wo dies Gesetz und angesagt;
stattdessen will er wütend toben,
weil Kitsch die Kunst oft überragt.

Ihr Kritikaster schweiget stille
und ignoriert, was euch missfällt,
denn wo nur Lob ist Schreiberwille,
ihr Stimmung unnötig vergällt.

Nicht böse sein, Pan, Du bist nicht gemeint. Deine Gedichte gehören sogar zu denen, die mir oft gefallen.

Marina
Pan
Pan
Mitglied

Dat mokt doch gornix,
geschrieben von Pan
auch wenn ich gemeint bin, ziehe ich mir ab und zu auch mal Sachen an, die mir nicht passen, Marina.
Dann habe ich auch etwas zu lachen in dieser bösen, bösen Zeit, und wenn es über mich selbst ist!

Streit um Formen geht schon seit Jahrhunderten. Wird deshalb weniger geschrieben?
Lassen wir es dabei -
ich grüße Dich herzlich,
Pan
Pan
Pan
Mitglied

@Clematis
geschrieben von Pan
Liebe Ingeborg, damit deine Nerven wieder die richtigen Bahnen ziehen können:
ich schrieb dir schon an anderer Stelle (LE)
Gruß von Horst
Lieber Pan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
aber meinen Nerven geht es ausgezeichnet, weil ich mich fast ganz zurückgezogen habe in diesen heiligen Hallen.
Ich dachte nur, dass ein alter Bekannter ... ach, egal.

Beim Puzzle und in der Bildergalerie läufts - noch - friedlich.
Heissa!

Gruss
Ingeborg

Anzeige