Digitale Fotografie Lebensumstände

Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

RE: Lebensumstände
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf Globetrotter vom 08.08.2020, 20:21:03

Du hast vollkommen Recht mit Deinem Beitrag. Ich hätte es anders formulieren müssen und meine Vermutung in eine Frage kleiden müssen.

Für die Art, wie ich meinen ersten Beitrag formuliert habe, bitte ich den Threaderöffner hiermit um Entschuldigung.

Es wäre aber schön, wenn Du meine Entgleisung nun nicht gleich auf das ganze Forum transferieren würdest. Das ist nämlich auch nicht ok.

Drachenmutter

Harry 50
Harry 50
Mitglied

RE: Lebensumstände
geschrieben von Harry 50

Nun, um es vorweg zu nehmen, die beiden Fotos sind im Kosovo entstanden. Was sich dort um die Jahrtausendwende abspielte, dürfte doch einigermaßen bekannt sein. Deswegen bin ich nicht darauf eingegangen.
Aber OK. das Bild mit der älteren Dame ist in einer serbischen Enklave entstanden. Die Bewohner fuhren, wenn sie mal rauswollten, z.B. um ihren Geschäften nachzugehen, zu ihrem Schutz in Bussen, eskortiert vom Militär bis an die serbische Grenze. Viele Bewohner, vor allem die älteren verließen ihr Dorf überhaupt nicht. Insofern stimmte meine Aussage, dass ihre leeren Blicke die Hoffnungslosigkeit symbolisieren.

Die zweite Aufnahme wurde in einem Bergdorf gemacht. Einem Dorf, wo unsere CIMIC-Kompanie (Zivil-militärische-Zusammenarbeit) in der Infrastruktur  betreuerisch tätig war. 

Ich werde mich bemühen, bei den nächsten Bildern aus diesem Bereich etwas genauer darauf einzugehen.

LG und noch einen schönen Sonntag.

Harry

Harry 50
Harry 50
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RE: Lebensumstände
geschrieben von Harry 50

Eine Tracht, die vorwiegend in der Has-Region, eine Region im Nordosten Alaniens und im Südwesten vom Kosovo beheimatet ist. Auf dem Rücken in Taillenhöhe ist eine Art Stock eingenäht deren Bedeutung in der Tradition liegt. Früher mussten die Frauen schwere Lasten tragen. Eine Entlastung fand statt, wenn das Gewicht auf den Stockenden abgestellt wurde.
Die Tracht wir von älteren Frauen auf dem Land getragen.

LG Harry

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Harry 50
Harry 50
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RE: Lebensumstände
geschrieben von Harry 50

Hier ein paar Bilder aus  Gjakova (auf serbisch Dakovica). Ein Roma-Viertelf, für die wir Bekleidung, nach Größen abgestimmt, für die Familien und Schulsachen für die Kinder gebracht haben.
Gut, es ist schon ein paar Jahre her, aber als ich vor drei Jahren das letzte Mal da war sah es auch nicht anders aus.

LG Harry

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Tante Emma-Laden

Hilfe für ein Romaviertel (47).jpg

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Harry 50
Harry 50
Mitglied

RE: Lebensumstände
geschrieben von Harry 50

Schwere Körperliche Arbeit - so bei uns wohl nicht mehr vorstellbar.

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und dann ist man natürlich froh über einen Schluck Wasser
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LG Harry

Harry 50
Harry 50
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RE: Lebensumstände
geschrieben von Harry 50

Auch das gehört zu den Lebensumständen - der Müll vor der Haustür. Und das in einer 40.000 Einwohnerstadt.

Gruß Harry

Darkovica.jpg


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Harry 50
Harry 50
Mitglied

RE: Lebensumstände
geschrieben von Harry 50

Als ich im November 2000 das erste Malin dieses Land kam konnte ich mir das, was sich meinen Augen bot, nicht vorstellen. Wobei, die ersten beiden Bilder stammen aus Albanien.

VG Harry

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hera
hera
Mitglied

RE: Lebensumstände
geschrieben von hera
als Antwort auf Harry 50 vom 02.09.2020, 12:20:46

Herzlichen Dank für die Eindrücke. Da wird man nachdenklich und demütig in einem Land zu leben zu dürfen, wo der Lebensunterhalt und das Dasein das Leben erleichtern. Es gibt soviel Unzufriedenheit in unserem Land und finde es beschämend bei Ansicht solcher Fotos/Bilder.
Hera

RE: Lebensumstände
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Zu anderen Ländern habe auch ich meine Erfahrungen.
Manchmal ist es richtig erschreckend, was Mensch dort sehen kriegt.
Jedesmal wenn ich aus 'dem Osten' wieder heimatlich einreiste, gabs zB in Deggendorf die erste Schweinskopfsülze mit Bratkartoffeln und RemouladenSauce.
Erst dann fiehl der ganze Dreck ab.
Die Welt blühte auch farblich wieder auf.

Je weiter es nach Osten ging, desto fürchterlich wars.
Am Ende der ehem CSSR/Slowakei, Nähe Uschgorod ging die Welt einfach unter.
In Sofia hab ich die schlimmsten Umstände je erlebt.
Die Wohnsituation in Moskau war eigentlich unerträglich. Aber nichts anderes war möglich.
Jedoch öffentliche Plätze waren sauberst, Hinterhöfe in Aussenbezirken kann Mensch nur meiden. In China einfach grausig. Auch Haustiere waren dort ganz fürchterlich dran.
Aber ich habe auch in USA manches Unerfreuliche gesehen.

Lange hab ich mich immer gefragt, warum das so ist.
Ich sehe drei Hauptgründe dafür.
Ud jetzt haut mir nix auf die Mütze, dass ich Rassenhass oder ähnliches hier schreibe.
Ich beschreibe nur die Umstände und die möglichen Ursachen, die ich kenne. Genau kenne..

Zum ersten ist das System an sich als schuldig anzusehen.
Mit schlauen Deklarationen ala *So werden wird leben* ist NICHTS getan.
Aber diese Deklarationen sind im Osten die Hauptsache, sozusagen ein MUSS.
Damit wird eine Unmenge an Arbeitskraft nutzlos vertan. Falls überhaupt etwas getan wird.
Aufstecken der Fahnen, Aufbauen der Tribünen anlässlich Defilierens des Volkes.
Einüben der Zeremonien, Reden, Plakate, ... es gäbe viel zu erwähnen, sehr viel.
Was nutzlos ist, aber durch das System erzwungen wird.

Daraus ergibt sich zum zweiten auch eine sogar unterschwellig fühlbare Lethargie der Menschen dort. Warum soll der Einzelne etwas Sinnvolles machen, wenn es doch nicht honoriert wird? Oder gar Neid beim Nachbarn erzeugt. Der einem dann einen Knüppel ins System wirft. Dann lieber den Ball flach halten. Mit den vorhandenen Zuständen und Möglichkeiten überleben. Dann zerfällt eben das Fäus-chen, der Garten, das evtl vorhandene Auto. Es geht ja immer weiter, man lebt wie gewohnt. Vielleicht blüht aber die Datsche umso besser.

Die Möglichkeiten, die wir hier bei uns als selbstverständlich kennen,
gibt es dort einfach nicht. Nichts. Es gibt keinen Hammer, und falls es einen Hammer gäbe,
dann gäbe es keine Nägel. Das alte Spiel halt. Ist/war im Plan nicht vorgesehen.

Da erstirbt JEDE Initiative.

Hinzu kommt noch Korruption.
Ohne Vitamin-B läuft wenig bis gar nichts.
Was nicht nur Geld (so vorhanden) kostet, sondern auch Zeit verprudelt mit 'Organisieren'.
Und auf der anderen Seite mit 'Beschaffen'.

Ich glaube nicht, dass diese Umstände sich in den nächsten 100 Jahren ändern können;
denn 'die Menschen im Osten' sind in Lethargie festgenagelt.
Sicher gilt das nicht für alle, aber der Großteil der 'Kleinen Leute' hat gar keine Chance.


Überraschend war immer,
dass 'die Menschen' dort zufrieden und zuvorkommend sind. Das führe ich darauf zurück, dass sie nichts anderes kennen, und somit gar nicht unzufrieden sein können. Ähnlich wie bei uns nach dem Krieg.
Mit hat es gezeigt, mit wie wenig ein Mensch existieren kann.
Er braucht zum Leben kein Penthouse mit SwimmingPool.
Er braucht aber vor allem ihm wohlgesonnene Freunde - und die haben 'Östler'.

Der Westler dagegen ist mit nichts zufrieden, hat an allem was zu meckern, schuftet sich die Pelle wund - um festzustellen, dass ihm dennoch das meiste genommen wird. Er damit gar nichts anfangen kann, nicht mal weiss, warum er das eigentlich erwarb.
Frage: was ist das? Das Meiste?

Um das ganz klar zu sagen:
Ich möchte auf keinen Fall in jenen Gefilden jemals auch nicht tot über dem Zaun hängen.
Nicht mal als Bild oder gar Gemälde.

Ich denke, dass das nur der ermessen kann, der mal längere Zeit -nicht nur zwei Wochen am Schwarzen Meer im organisierten Urlaub- dort gelebt hat.
Sonst kann Mensch es nicht ermessen, sich nicht mal illustriert vorstellen.

Die 'Stories/Schoten', die ich dort erleben 'durfte' würden wohl eine dicke Kladde füllen; aber darüber auch noch schreiben? Lieber nicht.

Ob das eine Reise wert ist?
Weiss ich nicht, ich möchte nicht mehr dort hin.
Meine letzte Reise war 1984 im Mai Moskau, danach in den 90ern China/Taiwan ein Jahr.

Harry 50
Harry 50
Mitglied

RE: Lebensumstände
geschrieben von Harry 50

digi,

es ist so wie du es beschreibst. Als wir in das Land kamen gab es keine richtigen Mülldeponien. Wenn die Müllmulden voll waren, hat man den Müll darin über Nacht abgebrannt. Bei den "Müllhaufen" die existierten waren nicht unterlegt, Flüssigkeiten, egal welcher Art, konnten so ins Erdreich einsickern.
Man kümmerte sich nicht um den Müll, brauchte es bis dato auch nicht. Dafür war schließlich der Staat zuständig.
Ich werde sicherlich noch einige Fotos, wie man mit Müll umgeht, nachsteuern.

Was mich allerdings erschreckt ist, dass es auf vielen unserer Autobahnraststätten mittlerweile nicht anders aussieht. Ob das abfärbt?

Es gab keine Wasserwerke. In dem Bereich wo ich tätig war, lagerte Wasser in den Felsenhöhlen. Verbrauchtes Wasser wurden direkt auf die Straße geleitet. Dort lief es bis zu niedrigsten Stelle und das waren in der Regel Bäche. In den Bächen/Flüssen lagen Autowracks,  Kühlschränke u.ä. .

Aber die Menschen waren, egal welcher Ethnie, gastfreundlich und zuvorkommend.

VG Harry

 


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