Forum Politik und Gesellschaft Diskussion historischer Ereignisse 18 Jahre deutsche Einheit: Erinnerungen an den Anfang

Diskussion historischer Ereignisse 18 Jahre deutsche Einheit: Erinnerungen an den Anfang

hugo
hugo
Mitglied

Re: 18 Jahre deutsche Einheit: Erinnerungen an den Anfang
geschrieben von hugo
als Antwort auf hafel vom 06.10.2008, 11:32:52
wenn nun hier- so hat es zumindest den Anschein- das Begehren nach der DM unter den Ostdeutschen damals so ungeheuer groß, so unbändig war das es kein Bremsen gab, keine noch so ernst gemeinte Drohung, kein noch so großes Versprechen und Hoffen derjenigen die eine andere DDR wollten, den großen Zug gen Westen aufhalten konnte,

könnte man doch allmählich diejenigen etwas zum Kleinlauter formulieren ihrer Meinung auffordern, die hauptsächlich das Eingekerkertsein, die Mauer, die politische Enge das Fehlen von Freiheiten (Reisefreiheit usw.) in den Vordergrund stellen ,,,,

diese hehren Vorstellungen und Behauptungen stellen sich (nach der Lektüre hier beim Thema und anderswo) doch als stark übertrieben wenn nicht sogar als falsch heraus.
Das scheint nur eine Zugabe gewesen zu sein, ein Aufhänger, eine fadenscheiniger Grund um kurzfristig zu einem besseren Leben zu mehr Wohlstand zu gelangen,,,gewesen sein.

ach ja und wenn ich an die Rumänen die Bulgaren die vielen anderen denke die keine Mauer hatten und denen es (bezüglich Lebensstandard) vielfach miserabler erging wie den DDR-Bürgern,,,und die trotzdem weitaus weniger ihr Land verlassen wollten, dann hat der lockende Westen, haben die Wohlstand andeutenden und vorzeigenden Westler doch gewaltigen Anteil an dem was dann kam.

und wenn ich die Welt von heute ansehe und bemerke das fast 2 Millionen Ossis abgehauen sind (und das völlig ohne DDR Regime im Rücken, sondern unter den heutigen sicheren politischen Verhältnissen wie Reisefreiheit usw.) und wenn ich sehe was alles gen Westen drängt aus Osteuropa, aus Afrika usw ,,,und die meisten haben Hindernisse fast so schwer zu überwinden, fast noch schwieriger zu meistern als damals die Mauer ,,,denn wer da einmal drüber war, konnte zumeist mit einem Empfang mit offenen Armen rechnen (siehe Prager und Budapester Botschaftsflüchtlinge usw,)das können die Bootsflüchtlinge vom Mittelmeer heute nicht,,

also fasse ich mal zusammen, es ging und geht und wird auch demnächst hauptsächlich um Wohlstandsfluchten gehen,,wie schon im Mittelalter die Völkerwanderungen, wie bei der Besiedlung Amerikas,,,,,
Das DDR Regime war -so gesehen- nur eine zweite Mauer, eine psychologische Hürde, neben der echten Mauer die es zu überwinden gab,,,,

hätten die damaligen Umstände es erlaubt, den DDR Bürgern einen vergleichbaren Wohlstand zu sichern,,sie wären sicher niemals unter großen persönlichen Gefahren getürmt,,,,es hätte sogar eine gewaltige Gegenströmung geben können,,

aber die Geschichte wurde nun eben anders geschrieben, ärgern wir uns mal nicht mehr, wundern wir uns das alles so schnell, so friedlich ab-lief und freuen uns das wir es hier vielmal besser haben als Menschen in anderen Gegenden dieser Erde,,

hoffentlich klafft dieses Verhältnis, diese Wohlstandsschere zu diesen Anderen nicht kurzfristig noch weiter auseinander, dann hätten wir mit ganz andern ungeahnten Problemen zu kämpfen,,aber momentan sind die Politiker und die Banker gerade dabei dieses Problem zu bearbeiten und unserem Aufstieg einen Dämpfer zu verpassen,,*gg*


--
hugo
hafel
hafel
Mitglied

Re: 18 Jahre deutsche Einheit: Erinnerungen an den Anfang
geschrieben von hafel
als Antwort auf hugo vom 06.10.2008, 12:20:05
@ Hugo:
Ich kann hier nur recht subjektiv aus der zweiten Reihe urteilen und kann die Beweggründe auch nur aus meiner engeren Familie aus leipzig festmachen. Viele Gründe mögen da eine Rolle gespielt haben. Bei meinen Verwandten war es vordergründig die Einschränkung der Reisefreiheit, da sie IMMER in Leipzig wohnen bleiben wollten.

Ich halte diesen Aspekt "wir wollen zur DM" doch für signifikant, da er für den weiteren poltischen Ablauf entscheident war. Die "Ungeduld" nach der DM hat dann alles "Kopf über" ohne Sinn und Verstand zusammen gebracht. In der Hektik sind viele politische Fehler gemacht worden.

Auch denke ich, dass die Einheit nur durch ein schmales Zeitfenster möglich war. Wenige Wochen später bäumte sich in Russland nochmals alles auf und hätte da Jelzin nicht beruhigend auf das Militär eingewirkt, wäre nix aus "ganz Deutschland" geworden.

Alles ist aber "Schnee von gestern". Wichtig ist, dass wir ein gemeinsames Volk sind, was ohne einen Schuss und ohne zu beklagenden Toten zusammen gekommen sind. Ich denke, dass verdanken wir der Besonnenheit der Demonstranten. Hätte dort einer einen einzigen Stein geworfen, hätte die DDR-Staatsmacht einen Grund gehabt einzugreifen. Danke, für die Besonnenheit.
--
hafel
simba
simba
Mitglied

Re: 18 Jahre deutsche Einheit: Erinnerungen an den Anfang
geschrieben von simba
als Antwort auf hafel vom 06.10.2008, 12:43:05
"ach ja und wenn ich an die Rumänen die Bulgaren die vielen anderen denke die keine Mauer hatten und denen es (bezüglich Lebensstandard) vielfach miserabler erging wie den DDR-Bürgern..."

Ich denke die Rumänen und Bulgaren wohnten im Hinterland, hatten kein TV, sie waren die Armut gewohnt, also machte es ihnen nicht soviel aus... aber die Deutschen, die doch mit Westdeutschland viel mehr in Berührung kamen, sahen mehr, wussten mehr und wollten mehr...
--
simba

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hafel
hafel
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Re: 18 Jahre deutsche Einheit: Erinnerungen an den Anfang
geschrieben von hafel
als Antwort auf simba vom 06.10.2008, 13:54:00
@ simba: ich denke mal Deine Bemerkungen galten Hugo. Ich habe nix zu Rumänien und Bulgarien angemerkt ))
--
hafel
eleonore
eleonore
Mitglied

off topic
geschrieben von eleonore
als Antwort auf dutchweepee vom 06.10.2008, 10:49:47
@luchsi + klaus


ansonsten bin ich jedes jahr durch den balkan getrampt. tschechien, ungarn, rumänien, bulgarien und zurück in zwei monaten.


von mir bekommst du nur ein gelbe karte für balkan.
sagst du dass beim gelegenheit in ungarn oder tschechien, dass du auf den *balkan* bist........such dir vorher einen guten dentisten :o)))))
--
eleonore
hafel
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Re: off topic
geschrieben von hafel
als Antwort auf eleonore vom 06.10.2008, 13:58:19
Ach eleonore, das ist doch eine regionale Auslegungssache. Für Norddeutsche beginnt der Balkan gleich hinter Hannover )))
--
hafel

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rolf †
rolf †
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Re: off topic
geschrieben von rolf †
als Antwort auf hafel vom 06.10.2008, 14:11:57
Is da nich Norditalien?
--
rolf
stange
stange
Mitglied

Re: 18 Jahre deutsche Einheit: Erinnerungen an den Anfang
geschrieben von stange
als Antwort auf hafel vom 06.10.2008, 12:43:05
hafel, Deinen letzten Absatz kann ich nur unterstreichen und hervorgehoben wissen. Reisefreiheit, die D-Mark und die Forderung nach anderen begehrenswerten Dinge haben den Anlass gegeben, aber ich bin der Auffassung, niemand kann auf Dauer ein Volk was zusammen gehört, was die Geschichte gefügt hat, auf Dauer trennen. Diese Trennung war ein antagonistischer Widerspruch der auf Lösung drängte. Widersprüche der Gesellschaft können nur die Menschen lösen, die davon betroffen sind. Die Zeit war einfach reif dafür. Das dies ohne Blutvergiessen abgelaufen ist haben wir den besonnenen Menschen auf den Strassen zu verdanken. Andere revolutionäre Ereignisse in der Geschichte sind mit viel Blutvergießen abgelaufen. Die Zusammenführung unserer beiden Staaten war eine Revolution. Alle philosophischen Gesetzmäßigkeiten waren für den Ausdruck einer Revolution erfüllt, wenn auch einige Gestrige das verneinen wollen. Als Ergebnis dieser Revolution ist etwas Höheres entstanden, nämlich ein Staat deutscher Nation.
--
stange
Re: 18 Jahre deutsche Einheit: Erinnerungen an den Anfang
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 06.10.2008, 10:49:47
@dutchweepee,
" wir wollten die DDR reformieren und zu einem demokratischen, sozialistischen staat umbauen"

Ab wann warst du denn im "Neuen Forum"? Sicher nicht schon kurz nach der Gründung.
Du tauchst hier auf keiner Mitgliederliste der ersten Mitgliedergruppen auf, die ich mir Ende 1990 mal aus dienstlichen Gründen aus Berlin besorgt habe.
Also warst du wahrscheinlich auch erst etwas später dabei. Da war von Sozialismus ohnehin keine Rede mehr.
Schon in den Programmen für die Flugblätter kurz nach dem Gründungsaufruf wurde vom Sozialismus nicht gesprochen.
Ich geb zu, dass es sehr viele unterschiedliche Gruppierungen gab, die auch unterschiedliche Programme hatten. In den bekannten Gruppierungen Dresden's , Karl-Marx-Stadt's und Berlin's habe ich keine Hinweise auf einen sozialistischen Staat gefunden.
Ich muss hier vielleicht hinzufügen, dass ich mich Anfang 1991 mit der Geschichte des "Forums" beschäftigt habe - als Zuarbeit für die Unterlagen des neu gegründeten Beamtenbundes in der ehem. DDR.

"erst als schon entscheidende veränderungen herbeigeführt worden waren, keine wasserwerfer die demonstranten von der straße schoben, und die polizei nur noch den verkehr geregelt hat, kamen diese "helden" mit ihren plakaten "Kommt die DM nicht zu uns, dann kommen wir zur DM" auf die straße."

Ich finde es etwas arrogant, wie abwertend du über die Demonstranten schreibst, die das ausdrückten, was zur damaligen Zeit die Forderung der Mehrheit der Menschen war.
Die von dir so abwegig als ""helden" mit ihren plakaten" bezeichneten Demonstranten waren ganz normale DDR-Durchschnittsbürger.
--
klaus
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: 18 Jahre deutsche Einheit: Erinnerungen an den Anfang
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf hugo vom 06.10.2008, 12:20:05
Zitat Hugo:
könnte man doch allmählich diejenigen etwas zum Kleinlauter formulieren ihrer Meinung auffordern, die hauptsächlich das Eingekerkertsein, die Mauer, die politische Enge das Fehlen von Freiheiten (Reisefreiheit usw.) in den Vordergrund stellen ,,,,

ach ja und wenn ich an die Rumänen die Bulgaren die vielen anderen denke die keine Mauer hatten und denen es (bezüglich Lebensstandard) vielfach miserabler erging wie den DDR-Bürgern,,,und die trotzdem weitaus weniger ihr Land verlassen wollten, dann hat der lockende Westen, haben die Wohlstand andeutenden und vorzeigenden Westler doch gewaltigen Anteil an dem was dann kam.

und wenn ich die Welt von heute ansehe und bemerke das fast 2 Millionen Ossis abgehauen sind (und das völlig ohne DDR Regime im Rücken, sondern ,,,,


Na mein lieber hugo, da muß ich doch mal einiges richtigstellen.
Gerade die D mark als frei konvertierbare währung d.h- deren besitz oder zumindest die möglichkeit deren freien erwerbs zu einem erschwinglichen kurs boten erst die möglichkeit die reise und andere freiheiten auch zu nutzen, denn für ddr mark hast du nicht mal in polen oder ungarn ne wurst kaufen können.

Dein schon öfter zitiertes beispiel aus den sozialistischen bruderländern sticht auch nicht.
Angefangen von der eigenen kultur, den eigenen lebensgewohnheiten, der eigenen sprache ist jede auswanderung von dort mit dem verlust der heimat und heimatsprache verbunden.
Der deutsche geht von rostock nach lübeck, hat dort ev. verwandte, spricht die gleiche sprache und die kultur und lebensgewohnheiten sind ähnlich, er behält seinen ausweis und bleibt im lande.

Und deine bemerkung, daß 2 mio ossis nach der vereinigung "abgehauen"
sind ist gelinde gesagt ne frechheit.
Abgehauen sind damals die ddr bürger, durch flucht oder ausreise aus einem für sie nicht lebenswerten staat in einen für sie lebenswerteren.
Wenn heute jemand von d nach d wechselt, dann wegen arbeit, wegen landschaft oder wegen besserer umwelt, aber keiner derer verläßt sein Heimatland.
Wer heute aus seinem wohnort wechselt, macht das freiwillig, er kann das ohne gefahr tun erschossen zu werden und er kann wechseln wohin er möchte und jederzeit zurückkehren an seinen heimatort.

Mir gefällt auch dein abwertender Begriff wohlstandsflucht und die reduzierung des auslösers der deutschen einheit darauf als ursache nicht.
Die menschen sind nicht nur deshalb aus diesem staat geflohen, sondern deshalb weil ihnen fast alles was in der ddr verfassung stand verwehrt wurde, vom besseren leben und wohlstand für alle und überholen ohne einzuholen ganz zu schweigen.




gram

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