Forum Kunst und Literatur Fernsehen und Film Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath

Fernsehen und Film Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath

mane
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Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von mane

Heute Abend kommt im ZDF um 20.15 Uhr der Film "Gefangen - der Fall K." mit Josef Liefers und Julia Koschitz, der an das echte Geschehen um das Justizopfer Gustl Mollath angelehnt ist. Dieser wurde 2006 in Bayern in den psychiatrischen Maßregelvollzug eingewiesen. Mehrere Instanzen bestätigten die Einweisung. "2011 kamen erstmals Zweifel an den Vorwürfen gegen Mollath auf. Doch erst 2014 wurde er in einer neuen Hauptverhandlung freigesprochen. 2018 erhob er Schadenersatzforderungen gegen den Freistaat Bayern.

"Mein Name ist Sebastian Kronach, und ich bin in eine absolut unglaubliche Geschichte geraten", erzählt zu Beginn Wastl Kronach (Jan Josef Liefers), der in einer Münchner Psychiatrie einsitzt, gebrochen und ergraut. Eine Rückblende führt zurück in die 70er Jahre........

Ich bin gespannt auf den Film.

Mane

RE: Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 10.09.2018, 09:53:26

Auf diesen Film bin ich auch sehr gespannt. Der Fall wurde lange in der Süddeutschen Zeitung verhandelt, und wenn ich nicht irre, hat genau diese Zeitung dann auch durch die Aufklärung seines Falls zu seiner Freilassung beigetragen ( Olga weiß das sicher besser, ich lese die SZ nicht jeden Tag).

Die Schauspieler jedenfalls versprechen Hochkarätiges, abgesehen von der spannenden Geschichte, die in der Realität schon wie ein Krimi war.
 

olga64
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RE: Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 10.09.2018, 09:53:26

Ich habe den Film schon vor einiger Zeit auf Arte gesehen, aber auch das Thema hier unmittelber "life" miterlebt. Dieser Herr Mollath war ja nicht ganz so harmlos und verfolgt, wie dies auch der Film darstellt. Nachdem er mit viel Unterstützung aus der Psychiatrie entlassen wurde, gab es seinen Prozess, weil er u.a. ja seine Frau misshandelt hatte. Das Urteil ging für ihn nicht zweifelsfrei aus und das beanstandete er; auch Zeugenaussagen waren zu seinen Gunsten fingiert.

Irgendwann hat er übertrieben und war bei vielen Veranstaltungen, Talkshows, Interviews und bekam fast das Gefühl, der möchte der nächste Ministerpräsident von Bayern werden. Jetzt ist es seit einiger Zeit stiller um ihn geworden, aber nach dem Film dürfte er sicher wieder an die Öffentlichkeit treten. Olga


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RE: Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 10.09.2018, 17:59:45

Aber Olga, selbst wenn das alles so war - dem Mann ist bitter Unrecht geschehen. Dass er danach geschädigt aus seiner Haft (so kann man das sehen) hervorging, das ist nun wirklich nicht verwunderlich. Und selbst, wenn er sich schon vorher einiges hat zuschulden kommen lassen, auch das ist kein Grund, ihn so lange in der Psychiatrie festzuhalten.

olga64
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RE: Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.09.2018, 18:03:02

Der FReistaat Bayern hat Herrn Mollath Schadensersatz in Höhe von 170.000 Euro angeboten; er fordert aber mehr als 2 Mio Euro. DAs Problem ist u.a., dass er sich auch mit allen wirklich guten Anwälten, die ihn vertreten könnte, mittlerweile verkracht hat und sich nicht mehr viele finden,dieses Mandat mit sehr ungewissem Ausgang zu übernehmen. Olga

RE: Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 10.09.2018, 18:31:16

Ja, so kann's gehen, wenn Menschen traumatisiert sind. Wenn ich über so viele Jahre zu Unrecht mit psychisch kranken Menschen zusammen inhaftiert wäre, ohne selber eine solche Krankheit zu haben, dann weiß ich nicht, was ich alles danach machen würde. Vielleicht hätte ich mich schon während der Haft umgebracht, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das ausgehalten hätte.

Das kann mit Geld gar nicht gutgemacht werden, aber wenn schon nur mit Geld, dann muss man hier auch richtig klotzen, da hat der Mann meiner Meinung nach völlig recht bei dem, was man ihm angetan hat von Behördenseite.


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RE: Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.09.2018, 18:37:07

Dieser Film war erschütternd. Und nachdem ich ihn gesehen habe, verstehe ich den Mann noch viel besser als vorher.
Es ist unfassbar, dass ein Mensch jahrelang in der Psychiatrie eingekerkert bleibt, weil Gutachter, die ihn nie gesehen haben, ihr Urteil über ihn fällen, das beeinflusst ist nur von seiner rachsüchtigen Frau.
Und diesem Fall ist nun eine Gesetzesänderung zu verdanken, Gott sei Dank, dass sie auf den Weg gebracht wurde.

„Mollath-Gesetz“ zu § 63 StGB auf den Weg gebracht

wandersmann
wandersmann
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RE: Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.09.2018, 22:59:04

@ marina

Das Erschütternde ist vermutlich die Tatsache, dass dies in der Bunderepublik des 21. Jhr. passierte.
Normalerweise wird das ja heute als DDR-Standart kolportiert, als typischer Ostzonen-Umgang mit Andersdenkenden und "Querulanten". 
Das Gleichnis mit dem  jungen Apfelbäumchen übrigens, das er bei seiner Entlassung mit sich trug, empfand ich als sehr hoffnungsvoll.

RE: Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf wandersmann vom 10.09.2018, 23:17:43

Da sind wir uns völlig einig. Diese Praktiken sind bekannt aus autokratischen Staaten, auch aus Russland, China oder Nordkorea.
Dass so etwas auch hier, in einer Demokratie, im 21. Jhdt. geschah, ist unfassbar. Denn der Film verzerrt ja nichts, ich habe den Fall lange in der SZ verfolgt, wo, wie erwähnt, die Berichterstattung dazu beitrug, dass er bekannt wurde und dem Mann endlich geholfen wurde.

Dieses Apfelbäumchen hatte er ja in der Haft herangezüchtet, gleich am Anfang sah man ja, wie er die Kerne in den Topf steckte und ihn auf die Fensterbank stellte. Das war geradezu rührend, wenn man bedenkt, dass es sein einzigiger kleiner Trost war in seiner Verzweiflung. Etwas, dass er während er ganzen Zeit liebevoll betreut und gepflegt hat und das einzige Lebewesen, das ihm noch blieb.

olga64
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RE: Der Fall des Justizopfers Gustl Mollath
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.09.2018, 18:37:07
 

Das kann mit Geld gar nicht gutgemacht werden, aber wenn schon nur mit Geld, dann muss man hier auch richtig klotzen, da hat der Mann meiner Meinung nach völlig recht bei dem, was man ihm angetan hat von Behördenseite.
Ich bezweifle, dass es irgendeine Geldsumme geben dürfte, die diesen Mann befähigt, ein neues, befriedigendes Leben zu führen. Um solche Summe gerichtlich durchzusetzen, braucht man gute und erfahrene Anwälte. Die hatte er auch ;teilweise hätten die das Mandat sogar kostenlos für ihn übernommen (weil ein Erfolgsfall natürlich ein gutes Image für den Anwalt schafft).
Aber wenn die ihm dann sagten, welche Summen realistisch erscheinen und vor allem welche nicht, gab es Streit und er entzog das Mandat.
Da er irgendwann mal gegen das grosse Kapital zu kämpfen versuchte, wundert es mich auch, warum er jetzt den umgekehrten Weg geht.
Ist aber seine Sache - viel hörte man ja nicht mehr davon;vielleicht nimmt er doch die angebotene Summe an, bzw. versucht, sie noch etwas nach oben zu treiben und gönnt sich ein neues Leben und kommt ein wenig aus seiner (berechtigten) Verbitterung usw. heraus.

Nicht gut finde ich, wenn jetzt gegen die frühere Frau von ihm sehr negativ berichtet wird. Sie trat nie an die Öffentlichkeit (hätte sicher viel zu sagen gehabt), vermutlich auch ,weil sie schon zum Prozess krank war - sie verstarb mit nur 56 Jahren vor einem Jahr. Sie kann sich also nicht mehr wehren, wenn jetzt Unrat über ihr ausgegossen wird. Olga

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