Geisteswissenschaft / Philosophie Philosophische Betrachtungen

Mareike
Mareike
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2011, 12:12:59
Wenn er damit sagen wollte, dass Wissen automatisch das Gute hervorbringt, ist das allerdings eine sehr dumme „Erkenntnis“......Bildung und Wisssen kann man für das Gute und für das Böse einsetzen, das ist schon fast eine Binsenweisheit. Wissen ist nicht das Allheilmittel für eine bessere Welt.


-Das Gute voranbringen, das Böse vermeiden, durch Wissen- ist nicht seit der Renaissance auch das abendländischen Denkens von dieser Überzeugung bestimmt? Sicherlich nicht "automatisch" wirksam, sondern durch Schulung des Urteilsvermögens und der Urteilskraft. Unter Urteilskraft verstehe ich hier das Vermögen Erkanntes kraftvoll im Handeln zu praktizieren. Nicht immer haben wir Zeit zum Überlegen, die Ge-Wissen-sbildung (Caya)wäre somit das Entscheidende.

Dennoch ist Hobbyradlers Anmerkung durchaus mit in Betracht zu ziehen: Ist Gut und Böse so leicht zu beurteilen?

Und verknüpfen wir unsere Bewertung nicht grundsätzlich mit den Auswirkungen, Folgen des Handelns, somit immer rück-blickend?

Al-Biruni versucht eine Definition auf die Zukunft gerichtet.

Mareike

pippa
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von pippa
als Antwort auf clara vom 31.08.2011, 12:43:49
@ clara

Gerade Hitler ist ein schlechtes Beispiel, denn er hat ja gerade die "unwissende "
Masse verführt.

Meine Eltern und auch meine Großeltern haben mir immer wieder erzählt, dass jeder, ja wirklich jeder vorher hätte wissen können, 1. wes Geistes Kind Hitler war und 2. auch welche Ziele er verfolgte.

Wäre die Masse also nicht so ungebildet und damit auch gleichgültig gewesen, hätte er nicht so ein leichtes Spiel gehabt.
hobbyradler
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von hobbyradler
Die Schuld ausschließlich auf Hitler und vielleicht noch ein kleines Umfeld zu schieben, ist Vogel Strauß Politik. Das Volk war nicht klüger oder dümmer als heute, nicht anders als die hier Diskutierenden, der Zeit angemessen mit ähnlichem Wissen ausgestattet wie heute lebende Deutsche.

Nur weil Al-Biruni solch eine, völlig an der Realität vorbeigehende, These aufstellt ist sie noch lange nicht richtig. Wenn man will findet man genügend Beispiele für das Gegenteil seiner Aussage. Denkt z.B. an Banker die mit ihrem Wissen Kunden zu waghalsigen Anleihen verführt haben.

Ich wiederhole mich:
Das Gute benötigt kein Wissen – es benötigt ein natürliches Einfühlungsvermögen und Menschlichkeit. (Hobbyradler 31.8.2011)

Ciao
Hobbyradler

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Mareike
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Mitglied

Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von Mareike
als Antwort auf hobbyradler vom 31.08.2011, 15:00:25
Das Volk war nicht klüger oder dümmer aber viele waren arm und ohne Arbeit. Aus dieser Schicht haben sich viele eine Verbesserung ihrer Lebenslage erhofft und waren bereit dafür zu kämpfen. Die Bildungsschicht hatte ideale Vorstellungen von einem "gesunden" Volk. Ich weiß, dies alles müßte differenzierter ausgearbeitet werden....

Ist es nicht auch unrealistisch zu glauben, dass der Mensch natürlicherweise nach dem Guten strebt? Was ist denn denn das Kriterium für Menschlichkeit?

Mareike
Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 31.08.2011, 15:16:19
Die Menschen streben natürlicherweise zuerst einmal nach Glück und nicht unbedingt und immer nach dem Guten. Deshalb gibt es auch viele Ideologien, die sie mit Glücksversprechen ködern.
Ich wiederhole mich: Gerade die geistige Elite war es, die der Nazi-Ideologie auf den Leim gegangen ist und sie zum Teil auch mit vorbereitet hat: viele Germanisten z. B., denen die Hervorhebung des Germnanischen und Arischen wichtig war. Und Philosophen wie Heidegger (weiß Gott auch kein ungebildeter und dummer Mensch) fiel auch eine Weile darauf herein.
Auch die medizinische Forschung hat viele Erkenntnisse aus den Menschenversuchen von Mengele et al. bezogen. Gerade die Intelligenzia war also beteiligt.
Ergo: Gerade das Wissen kann zum Bösen missbraucht werden.

Es ist ja nicht so, dass ich das Streben nach Bildung und Wissen prinzipiell nicht auch befürworten und gut finden würde. Ich will nur darauf hinweisen, dass sie kein Garant für das Gute sind.
olga64
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2011, 16:06:06

Ich wiederhole mich: Gerade die geistige Elite war es, die der Nazi-Ideologie auf den Leim gegangen ist und sie zum Teil auch mit vorbereitet hat: viele Germanisten z. B., denen die Hervorhebung des Germnanischen und Arischen wichtig war. Und Philosophen wie Heidegger (weiß Gott auch kein ungebildeter und dummer Mensch) fiel auch eine Weile darauf herein.
Auch die medizinische Forschung hat viele Erkenntnisse aus den Menschenversuchen von Mengele et al. bezogen. Gerade die Intelligenzia war also beteiligt.



Das stimmt m.E. nur bedingt und wenn, war dies nur kurze Zeit so: damals war das intellektuelle und auch kulturelle Leben europaweit fest in jüdischer Hand. Diese sind Hitler wohl nur dergestalt auf den Leim gegangen, als sie Deutschland (und andere europäische Länder) nicht frühzeitig verlassen haben. Immerhin wurden von einem Grossteil der geistigen Elite die Bücher verbrannt; Maler wurden als unwert verunglimpft, andere Wissenschaftler und auch Professoren mussten ihre Lehrstühle räumen usw.usw. Olga

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hobbyradler
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf Mareike vom 31.08.2011, 15:16:19
Das Volk war nicht klüger oder dümmer aber viele waren arm und ohne Arbeit. Aus dieser Schicht haben sich viele eine Verbesserung ihrer Lebenslage erhofft und waren bereit dafür zu kämpfen. Die Bildungsschicht hatte ideale Vorstellungen von einem "gesunden" Volk. Ich weiß, dies alles müßte differenzierter ausgearbeitet werden....
Mareike


das könnte ich mir eher vorstellen, dass dies ein Grund ist um zusammen mit weiteren misslichen Umständen „böse“ zu werden. Damit würdest du von der vorgegebenen, von mir inhaltlich angezweifelten, These auch abweichen.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, auch das ist kein Grund für unsere unselige Vergangenheit. Könnte aber eine Erklärung für die Londoner Zustände sein.

Ciao
Hobbyradler
clara
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von clara
als Antwort auf pippa vom 31.08.2011, 13:57:56
@ clara

Gerade Hitler ist ein schlechtes Beispiel, denn er hat ja gerade die "unwissende "
Masse verführt.



Pippa, ich neige trotzdem eher zu den Ansichten von Mareike und Hobbyradler, denn so dumm waren die "normalen" Leute nicht.
Die äußeren Bedingungen damals waren so, dass dieser Demagoge Hitler mit seinen Argumenten in allen Bevölkerungsschichten Erfolg hatte.
Meine Mutter als eine "einfache" Frau erzählte später, dass sie bei den Reden Hitlers dachte "der kann doch nicht normal sein". So haben viele andere "einfache" Menschen gedacht und ihm trotzdem gehuldigt.
Ob dies wirklich so anders gewesen wäre, wenn Alle hoch gebildet gewesen wären? Eine Antwort zu finden, ist ohnehin müßig.

Clara
Mitglied_bed8151
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Mitglied

Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2011, 16:06:06
ich gehe noch einen schritt weiter... bildung, forschung, wissen haben verheerungen angerichtet, die nicht-bildung, nicht-forschung, nicht-wissen nie zustande gebracht hätten. - anders ausgedrückt: es liegt ein fluch über dem drang des menschen, sich von seinem tier-sein zu entfernen.

--
Wolfgang
olga64
olga64
Mitglied

Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 31.08.2011, 16:17:22
Durch den verlorenen 1. Weltkrieg wurde die mentalitätsbedingte "Grossmannssucht" der Deutschen stark dezimiert. DAnn kam der österreichische Postkartenmaler Hitler, der diesen "gebeutelten" Deutschen (meist Männern) versprach, es würde sich alles ändern und sie würden wieder zu den Herren mutieren.
Wer dann bei den Nazis Karriere machte (dies konnte man später ja gut recherchieren) war oft intellektuell sehr einfach gestrickt, aber extrem autoritätshörig und wollte Herr über andere sein; die involvierten Frauen tobten diese Eigenschaft dann als Kz-Wächterinnen aus oder führten BdM-Gruppen an.
Es kann sicher so sein, dass auch "hochintelligente" Menschen (deren Bildungsgrad sollten wir keinesfalls mit dem heutigen vergleichen) anfangs fasziniert waren von Hitler. Vermutlich kamen sie aber schneller dahinter, welch schlimme Zukunft in diesen 1000 Jahren blühen würde (diese 1000 Jahre waren dann ja kürzer).
All das betraf nicht nur Deutsche, sondern auch viele Österreicher - ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es auch in der Veranlagung dieser beiden Völker zu suchen ist. Olga

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